Die Vertrauenskrise

Februar 25, 2023

Liebe Leser!

Jeder, der einmal einem Systemadministrator bei der Arbeit zugesehen hat, kennt die erschreckende Wahrheit:

Auf unseren modernen Computersystemen besteht alles nur aus Bits und Bytes, die der Besitzer des Computers beliebig manipulieren kann.

Der Systemadministrator, der sogenannte „root user“, kann alles: Dateien löschen, modifizieren, umbenennen, von einem User zu einem anderen verschieben und – mit einem Wort – beliebig manipulieren.

Computer sind die denkbar schlechteste Technologie, um BLEIBENDE WAHRHEIT DARZUSTELLEN, zum Beispiel Finanztransaktionen oder Eigentumsverhältnisse, wie das Grundbuch o.ä.

In meinen letzten beiden Artikeln habe ich nun versucht, die aktuellen Probleme des Urheberrechts und des geistigen Eigentums kurz darzustellen:

Erstens war da die Erfindung der Druckerpresse und letzten Endes eben die Erfindung der Digitaltechnik:

https://letztersein.com/2023/02/04/digitalisierung-und-eigentum/

Zum Schluß habe ich dann angekündigt, dass ich noch ein paar Worte über die Blockchain loswerden möchte.

https://letztersein.com/2023/02/25/der-moderne-katechismus/

Der unabhängige, vertrauenswürdige Dritte

Wenn ich meiner Tochter elektronisches Geld senden möchte, dann benötige ich einen unabhängigen, vertrauenswürdigen Dritten, nämlich meine Bank, die der ganzen Welt bestätigen kann, dass ich das Geld tatsächlich abgesendet habe.

Trotzdem heißt die Buchungszeile auf meinem Kontoauszug noch lange nicht, dass das Geld auch tatsächlich angekommen ist.

Meine Bank könnte ja – natürlich unabsichtlich – einen Fehler gemacht haben.

Deswegen vergewissere ich mich – bei wichtigen Überweisungen – telefonisch, ob das Geld auch tatsächlich angekommen ist (im Idealfall hat meine Tochter dann einen PHYSIKALISCHEN GELDSCHEIN in der Hand).

Das Vertrauen in die großen Institutionen schwindet

Wir haben gesehen: ein Geldschein ist juristisch eine SACHE, die ich TATSÄCHLICH besitzen kann. Die Bits und Bytes auf den Computersystemen haben die SACHEIGENSCHAFT nicht, sie sind literarische Werke, für deren Echtheit der HERAUSGEBER garantieren muss.

Heutzutage schwindet das Vertrauen in die großen Institutionen – man merkt das auch an der Inflation des Euro – deshalb wird auch eher den Kryptowährungen vertraut, bei denen man eigentlich gar nicht so genau weiss, wer EIGENTLICH dahinter steckt.

In der Not frisst der Teufel Fliegen.

Aber ist die Blockchain wirklich etwas Schlechtes?

Eigentlich nicht.

Warum?

Man erspart sich den unabhängigen, vertrauenswürdigen Dritten, man nimmt also eine große Sicherheitslücke aus dem System.

Die große Sicherheitslücke ist nur das Internet an sich, welches kein umfassendes Blackout haben darf. In diesem Falle wäre dann „wirklich alles für die Katz“.

Aber was leistet eine Blockchain?

Eine Gruppe von (natürlichen oder juristischen) Personen kann mit Hilfe einer Block Chain GEMEINSAM eine „stetig wachsende elektronische Wahrheit“ definieren (papierlos!!!), wobei es kein volles gegenseitiges Vertrauen braucht. Und keinen unabhängigen Dritten, dem alle vertrauen MÜSSTEN.

Die GEMEINSAME ELEKTRONISCHE WAHRHEIT wird im Wesentlichen dadurch garantiert, dass jeder eine dynamisch wachsende Kopie der gesamten Wahrheit bekommt, und dadurch Manipulationen an den älteren Buchungen de facto nicht möglich sind.

Jeder Block in dieser Kette von Blöcken wird von genau einem der Mitglieder unbestreitbar angelegt und kann dann nicht mehr verändert oder gelöscht werden. Alle Mitglieder können auf die gesamte, stetig wachsende, Kette zugreifen.

Welche Art von Daten man in den Blöcken speichert, das obliegt jeweils demjenigen der den Block (oder man kann auch sagen, die „Buchung“) anlegt.

Sollten sich einige der Mitglieder entscheiden, Ihre Kopie der gemeinsamen Wahrheit vom Netz zu nehmen, dann wäre das kein Beinbruch, denn die Kopien der anderen Mitglieder blieben davon unberührt.

Und wenn sich ALLE Mitglieder entscheiden, die Blockchain vom Netz zu nehmen? Dann ist die Wahrheit natürlich futsch.

Aber das wird nicht passieren, weil man eine Block Chain nur dann aufsetzen wird, wenn es ein überwiegendes gemeinsames Interesse gibt, diese Wahrheit aufrecht zu erhalten, sodass man davon ausgehen kann, dass immer einige Mitglieder übrigbleiben, die die Wahrheit weiterhin pflegen.

Zum Beispiel könnten sich alle Notare Österreichs entscheiden, gemeinsam eine Block Chain zu betreiben, OHNE dass die Notariatskammer dafür garantieren müsste, dass es diese Block Chain immer geben wird.

In dieser Block Chain könnten sie beglaubigte Dokumente papierlos(!!!) speichern.

Das Urheberrecht

Mit Hilfe dieser Block Chain könnten die Notare auch Urheberrechtsurkunden für digitale Werke speichern. Natürlich müsste der Urheber dem Notar erst einmal beweisen, dass er wirklich der Urheber ist, was auf praktische Probleme stoßen wird.

Und wozu dann die Block Chain, wenn ich erst recht einen Notar brauche?

Na ja, alle Probleme kann ich auch nicht lösen.

Meint

Euer Christoph

P.S.: ich bin KEIN Experte für Blockchain Technologie und habe nur die Information kommentiert, die auf Wikipedia verfügbar ist.

Insbesondere bei dem Beispiel der „Notariats-Blockchain“ bin ich nicht sicher, ob es realistisch ist.


Beispiele 1: Wertschöpfung (Beitrag „B1“)

Februar 7, 2022

In letzter Zeit schreibe ich hin und wieder einige meiner unmaßgeblichen Gedanken zur Wirtschaftstheorie in dieses Blog (siehe vor allem die Einleitung/Zusammenfassung Alles in allem (Beitrag „A“)), bin mir aber selber nicht sicher, warum ich das tue, vielleicht, weil es halt Spaß macht.

Zuallererst mußte ich natürlich definieren, dass sich in meiner Begriffswelt alles um den „Haushalt“ dreht. Laßt mich diese Definition hier ausnahmsweise wiederholen, weil sie mir so wichtig ist:

Ein „Haushalt“
ist eine Gemeinschaft von Personen,
die die gemeinsame „Bewirtschaftung“
von „Gütern“ und „Ressourcen“
betrifft.
(Satz A-1 = Satz B1-1)

Ein Haushalt kann also eine Familie sein (was dem ursprünglichen Begriff am nächsten kommt, und die Familie sei ja auch die „Keimzelle der Gesellschaft“, sagt man), es kann sich aber auch zum Beispiel um einen Staatshaushalt handeln oder um ein Unternehmen, einen Verein, eine Glaubensgemeinschaft oder sogar die Weltwirtschaft an sich (da sind dann halt die Exporte und die Importe gleich Null – solange der Kontakt zu den Außerirdischen noch nicht hergestellt ist 🙂 ).

Den Begriff „Güter“ verwende ich in Einklang mit der üblichen Wirtschaftstheorie als „materielle oder immaterielle Mittel, die der Bedürfnisbefriedigung dienen“.

Den Begriff „Ressource“ verwende ich jedoch nicht genau so, wie ihn die übliche Wirtschaftstheorie (vor allem die Betriebswirtschaftslehre) verwendet, weil ich Menschen nicht als Ressourcen bezeichnen möchte (HR möge mir verzeihen 🙂 ).

Mit dem Begriff Ressource meine ich
die Güter und die Aufnahmefähigkeit für Ungüter,

die von/in der Umwelt
gratis zur Verfügung gestellt werden.
(Satz B1-2)

„Ressourcen“ sind also in meinem Sprachgebrauch einerseits „freie Güter“ bzw. „freie Aufnahmefähigkeiten für Ungüter“, die die durch den Haushalt erreichbare Umwelt im Überfluß bereitstellt, sodass man dafür keinen Preis definieren kann, andererseits sind es „Gemeingüter“ bzw. „gemeinsam zur Verfügung gestellte Aufnahmefähigkeiten für Ungüter“, deren Bereitstellung zwar „externe Kosten“ in der Umwelt verursacht, für den fraglichen Haushalt aber gratis ist.

Anmerkung: die „vom fraglichen Haushalt erreichbare Umwelt“ ist nicht nur Natur. Auch andere Haushalte können Teil dieser Umwelt sein, wenn sie Ressourcen „in dieser Umwelt bereitstellen“.

Ich bezeichne also zum Beispiel auch freie Software (Open Source Software – ein freies Gut) als Ressource.

Man muß aber aufpassen, aus freien Gütern werden manchmal – oft rascher, als man denkt – knappe Güter, was wir aktuell an der Überfischung der Weltmeere oder bei der Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Treibhausgase merken.

Unter dem Begriff „Bewirtschaftung“ verstehe ich – wieder im Einklang mit der üblichen Wirtschaftstheorie – die „planvolle Befriedigung von Bedürfnissen“.

Um was geht es also?

Diesmal möchte ich anhand der oben angeführten Begriffe das eine oder andere Beispiel ausarbeiten, um den Begriff der „Wertschöpfung“ (engl. „added value“) näher zu beleuchten.

Weiters möchte ich auf die beiden Arten der Wertschöpfung eingehen, die mit den Einkunftsarten zu tun haben (siehe auch den Beitrag Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu):

  1. Wertschöpfung durch Überlassung von Vermögen gegen Miete/Pacht/Zins und
  2. Wertschöpfung durch Erwerbstätigkeit (selbständig, unselbständig, gewerblich, Land- und Forstwirtschaft)

Wenn wir nach Karl Marx gehen, dann ist 1. eine „böse“, weil „arbeitslose“ Wertschöpfung, und 2. ist die „gute“, weil „durch ehrliche Arbeit verdiente“ Wertschöpfung. Das wird zu hinterfragen sein.

Beginnen wir mit einem allgemeinen Exkurs, in dem der Begriff der Wertschöpfung noch keine zentrale Rolle spielt:

Beispiel 1-1: Alles ist Dienstleistung

Wie meine ich das?

Nun, wenn für ein Gut bezahlt wird (also genau genommen für ein „knappes“ Gut, „freie“ Güter wären ja gratis), dann wird das Geld immer einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen in die Hand gegeben. Es ist meiner Meinung noch nie vorgekommen, dass wir der Natur (oder irgendeinem Naturgott) Geld geopfert hätten, als Dank für eine Ressource, die wir der Natur entnommen haben.

Wenn wir für ein Gut einen Geldpreis
bezahlen, dann kommt
das Geld immer
Menschen zu gute.

Entsprechend der üblichen Wirtschaftstheorie gibt es folgende Arten von Realgütern (im Gegensatz zu Nominalgütern, also Geld und geldwerten Zahlungsmitteln):

  • Sachgüter
  • Dienstleistungen
  • Rechte

Ich behaupte nun, dass hinter allen Realgütern in Wirklichkeit menschliche Dienstleistungen stecken, also auch hinter Sachgütern und Rechten, die ja bereits an sich einen Nutzen und einen Wert haben, auch wenn wir den „menschlichen Aufwand dahinter“ nicht kennen:

Auch Realgüter außer
Dienstleistungen
(also auch Sachgüter und Rechte)
sind letzten Endes immer gleichbedeutend

mit einer Akkumulation von Dienstleistungen.
(Satz B1-3)

Um diesen Sachverhalt zu ventilieren, denken wir uns die Endmontage eines Autos. Sehr simpel betrachtet nehmen wir

  • ein Chassis,
  • einen Motor und
  • eine Karosserie

und stecken diese zusammen zu einem fertigen Auto (zumindest bei einem Auto von IKEA *) wäre das so einfach 🙂 ).

Abb. B1-1: Endmontage eines IKEA *) Autos

Was in Abbildung B1-1 sofort auffällt, ist die geringe Wertschöpfung bei der Endmontage des Autos.

  • Weil eine qualitativ hochwertige Montageanleitung als freies Gut (im World Wide Web) verfügbar ist und weil die Werkzeuge mit den Einzelteilen mitgeliefert werden, kann jeder mittelbegabte Otto Normalverbraucher solch ein Auto montieren.
  • Deshalb ist die Wertschöpfung bei der Endmontage auch so gering und deswegen wird sich kein Unternehmen finden, das die Montage durchführt.
  • Jeder Käufer muss das Auto in der eigenen Garage selbst zusammenbasteln. Der Brutto-Umsatz (BU) ist nur ein fiktiver Umsatz für den Fall, dass der Käufer des Bausatzes das Auto gleich nach der Montage doch noch weiterverkauft.

Jedenfalls ist klar, dass es sich zumindest bei der Endmontage um eine reine Dienstleistung handelt.

Die Vorleistungen sind nun alle Leistungen, die als Voraussetzung für die Endmontage erbracht worden sind:

  • Die Einzelteile (also Chassis, Motor und Karosserie) müssen hergestellt und geliefert werden:
    • Dahinter stecken unzählige Dienstleistungen, z.B. von der Montage des Motors bis hin zur Schürfung der Erze, die für die Rohstoffe des Motors das Ausgangsprodukt waren, nicht zu vergessen den Transport der jeweils halbfertigen Produkte zum nächsten Glied der Wertschöpfungskette.
      Zu diesen Dienstleistungen zählen anteilig auch die Mannstunden, die für benötigte Investitionsgüter aufgewendet worden sind (z.B. für eine Fabrikshalle, die sich im Eigentum einer der beteiligten Wirtschaftseinheiten befindet)
    • Dazu kommen anteilig auch Dienstleistungen, die in den beteiligten Wirtschaftseinheiten als unterstützende Leistungen erbracht werden (diverse Formen von Management, Führung und Kontrolle, verschiedene Formen von Infrastruktur wie zum Beispiel Wartung der Produktionsmittel und dergleichen)
    • Überlassungen von Produktionsmitteln, Finanzdienstleistungen und dergleichen, z.B.
      • die Vermietung (Überlassung) einer Immobilie für einen Produktionsstandort (das ist zweifelsfrei eine Dienstleistung)
      • die Eigentümer der beteiligten Wirtschaftseinheiten haben Kapital investiert, auch das ist zweifellos eine Dienstleistung (nämlich eine Finanzdienstleistung)
    • Für all das müssen nun auch Steuern und Sozialabgaben entrichtet werden
      • Dass der Staat und die Sozialversicherungsträger Dienstleister sind, ist allgemein bekannt, und dass diese Dienstleistungen guten Gewissens als Vorleistungen gezählt werden können, die unsere Art des Wirtschaftens erst ermöglichen, ist auch leicht einsehbar.
      • Selbst wenn der Staat Teile der Steuern verwendet, um Sozialhilfe auszuschütten oder (andere) marode Firmen als Staatsunternehmen wieder aufzupäppeln, bevor er sie verkaufen kann, ist das eine Dienstleistung an den beteiligten Wirtschaftseinheiten: nämlich die Sicherstellung des sozialen Friedens.
    • Wir nehmen an, dass IKEA *) ein Patent auf eine besondere Art von Motor hat. Deswegen kann IKEA *) für diese Art von Motor eine künstliche Verknappung inszenieren, wodurch die Wertschöpfung für den Motorproduzenten steigt. Der Motorproduzent zahlt eine angemessene Lizenzgebühr, sodaß sich das Patent für IKEA rechnet. Die künstliche Verknappung durch das Patentrecht ist letzten Endes eine Dienstleistung des Rechtsstaats.
    • Bleibt noch die Frage, wie wir die Erstellung der eingangs erwähnten „qualitativ hochwertigen“ Montageanleitung verbuchen. Diese ist als „freies Gut“ in unbegrenzter Stückzahl für jeden Menschen mit Internetanschluß gratis kopierbar, kann also, weil gratis, nicht direkt als Vorleistung verrechnet werden.
      Irgendwann einmal mußte der „Erstling“ jedoch mühsam erarbeitet werden. Da IKEA *) sicher nicht auf diesen Kosten sitzenbleiben will, müssen diese durch eine „Umwegrentabilität“ gedeckt werden (wie bei allen „freien Gütern“, die marktwirtschaftlich produziert werden). Man könnte diese Montageanleitung zum Beispiel als Marketinginstrument verbuchen, das erst die Nachfrage nach derartigen Autos so richtig steigen läßt. Gepaart mit der oben genannten künstlichen Verknappung des Motors (dieser ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Autos), kann sich das rechnen. Auch die Erstellung des „Erstlings“ der Montageanleitung ist natürlich eine Dienstleistung.

*) Der Markenname IKEA wird in diesem Artikel zu satirischen Zwecken verwendet, um durch die satirische Überhöhung klar zu machen, dass man Möbel nicht mit Autos vergleichen kann

Wir sehen also:

Alles, wofür wir Geld ausgeben,
läuft letzten Endes
auf menschliche Dienstleistungen **)
hinaus.

**) Andersherum ist nicht gesagt, dass für jede menschliche Dienstleistung Geld verlangt werden muss, wenn es sich zum Beispiel nicht um eine Dienstleistung im Sinne der üblichen Wirtschaftstheorie handelt

Nun gehen wir medias in res, und werden uns dem Thema der Wertschöpfung nähern:

Beispiel 1-2: Von der Wertschöpfung

Anmerkung: Mehr zur Wertschöpfung bei Wikipedia – Wertschöpfung (Wirtschaft)

In Beispiel 1-1 ist uns bereits eine Wertschöpfung begegnet, die so jämmerlich klein war, dass sich kein Unternehmen ihrer angenommen hätte (weil die Vorleistungen fast den gesamten Produktionswert, also Umsatz, „aufgefressen“ hatten).

Und tatsächlich wird die Wertschöpfung als das Ziel der Produktion in jeder Geldwirtschaft bezeichnet. Immerhin entspricht sie dem Bruttogewinn, mit dem man sinnvolle Sachen machen kann (zum Beispiel das Eigenkapital aufstocken, um krisenfester zu werden, oder auch in Produktionsmittel oder Innovationen investieren), nachdem man den – leider notwendigen – Reingewinn an die Eigentümer ausbezahlt hat.

Definition der Wertschöpfung:

Wertschöpfung = Produktionswert – Vorleistungen

Ob das wirklich immer gilt – dass die Wertschöpfung unser oberstes Ziel sei – möchte ich anhand einiger Beispiele ventilieren. Dazu bediene ich mich wieder – siehe Abbildung B1-2 – unseres Modells von einem beliebigen Haushalt.

Der Haushalt H ist – zu einem bestimmten Zeitpunkt – eine Gemeinschaft von N bestimmten Personen, die ihr produktives Vermögen und ihr gebunkertes Vermögen (inklusive ihrer persönlichen Fähigkeiten) bewirtschaften, um ihre Bedürfnisse möglichst effizient zu befriedigen.

Abb. B1-2: Wirtschaftsuniversum aus Sicht des Haushalts H

Dazu produzieren sie unter Verwendung ihres produktiven Vermögens (inkl. ihrer persönlichen Fähigkeiten) bestimmte Güter, um diese

  • zu konsumieren (Nutzen sofort) bzw. zu investieren (Nutzen später),
  • für schlechte Zeiten einzulagern oder
  • den Überschuß zu exportieren.

Wenn die Produktion hinter dem Bedarf herhinkt, können sie in Ausnahme- (Krisen-)fällen

  • die Produktion aus dem gebunkerten Vermögen (Lager) auffetten.

Für den Export von Realgütern (also Sachgütern, Dienstleistungen und Rechten) erzielt man – zumindest in der Geldwirtschaft – einen Gegenwert an Nominalgütern (Geld und geldwerten Zahlungsmitteln) in Höhe des Umsatzes (Revenue R).

Vom Umsatz R kann man nun

  • Haushaltsmitgliedern einen gerechten Anteil am Exporterfolg zukommen lassen
  • das Geldvermögen vergrößern
  • Importe finanzieren – Kosten (Costs C)
    • um den Konsum aufzufetten
    • um das Lager für Krisenzeiten aufzufüllen
    • um in das produktive Vermögen zu investieren (Produktionsmittel, Innovation, Schulungen, …)

Die Wertschöpfung („added value“ AV) ergibt sich mit diesem Modell also zu

AV = R – C
Wertschöpfung = Umsatz – Kosten(Vorleistungen)
(Satz B1-4)

Wie sieht das nun aus, wenn wir einige konkrete Haushalte durchexerzieren?

Beispiel 1-2-1: der beliebte Jäger und Sammler

Wir wollen den Haushalt H hier als eine Sippe von Jägern und Sammlern interpretieren, der wir unterstellen, dass sie keine externen Kontakte zu anderen Sippen und also auch keine externe Währung habe (eigentlich eine gewagte Unterstellung).

Da wir es also nicht mit einer Geldwirtschaft zu tun haben, ist die Frage nach der Wertschöpfung eigentlich müßig, aber wir könnten zumindest versuchen, eine äquivalente Wertschöpfung nach der Formel

Wertschöpfung = Output – Input

zu beschreiben.

Da die Sippe keinen externen Markt als „menschlichen Widerpart“ hat, aus dessen Sicht diese Differenz bewertet werden könnte, versuchen wir die Sippe eben aus der „Sicht der Natur“ zu bewerten. Welchen Mehrwert könnte eine Sippe von Menschen für den Urwald haben? Was ist der Input? Was ist der Output?

Der Input ist natürlich der Verbrauch natürlicher Ressourcen, der dem Menschen zu eigen ist.

Aber was ist der Output des Menschen? Einfach nur Scheiße? Wos woar mei Leistung?

Was kann der Mensch besonders gut?

  1. Der Mensch hat Hände, er kann „Handlungen setzen“ und damit seine Umwelt „begreifen“
  2. Der Mensch hat ein großes Gehirn, um seine Umwelt zu „verstehen“

Mit diesen beiden Voraussetzungen und mit seiner Vernunft, mit der Fähigkeit zum Zuhören könnte er ein „weiser Landschaftsarchitekt“ sein, durch den auf der Erde vieles schöner, eleganter, vollkommener, man könnte sogar sagen besser würde. Das würde den Ressourcenverbrauch der Menschheit rechtfertigen.

Könnte, würde.

Beispiel 1-2-2: der beliebte Bauernhof

Jetzt wollen wir den Haushalt H als Bauernhof interpretieren, der nach wie vor „ziemlich autark“ agiert, aber aufgrund der effizienteren Produktionsmethoden des sesshaften Menschen einen Überschuß seiner Produkte zum Markt bringen kann.

Vom Umsatz R werden dann Luxusprodukte gekauft, also Produkte, die er selber nicht produzieren kann.

Man könnte eine Wertschöpfung berechnen, aber sie ist Null, weil R = C. Der gesamte Erlös der Überschüsse wird für Luxusprodukte ausgegeben, da der Bauernhof durch eine auf langer Erfahrung basierende Lagerhaltung auch in Krisenzeiten mit Geld eigentlich sonst nichts anfangen kann.

Natürlich könnte der Bauer eine Expansionsstrategie fahren, möglichst viel Geld sparen, und dann weitere Grundstücke dazu kaufen, aber unser Bauer ist eigentlich mit der Gesamtsituation zufrieden.

Beispiel 1-2-3: der beliebte alleinerziehende Software Entwickler

Dieser Angestellte und seine Rumpffamilie leben von seinem Nettogehalt und der Familienbeihilfe, das ist ihr Umsatz R.

Sie hätten gerne eine hohe Wertschöpfung, um sich mehr Manövrierspielraum zu verschaffen, aber sie haben nun mal kein Vermögen und müssen alle Produktionsmittel mieten, leasen oder ähnliches, was ihnen teuer zu stehen kommt.

Auch hier gilt R = C, Wertschöpfung gleich Null, obwohl er durch seine Arbeit bleibende Werte schafft.

Schön langsam zweifeln wir an der Aussagekraft der Maßzahl Wertschöpfung.

Beispiel 1-2-4: endlich der Produktionsbetrieb

Der Produktionsbetrieb hat, wie unser Software Entwickler, eigentlich keine nennenswerten Vermögenswerte vorzuweisen (außer ein paar Patenten und Markenrechten und einem bemerkenswerten Cash Flow). Aber die meisten Produktionsmittel, Gebäude, IT usw. muss er mieten bzw. leasen.

Dadurch behält er sich zwar seine Flexibilität – die er nicht hätte, wenn das alles sein Eigentum wäre – aber es kostet eben zusätzlich eine Lawine.

Er ist jedoch in der glücklichen Lage, dass er diese Kosten an seine Kunden weitergeben kann, weil er dank seiner gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter seinen Kunden eben einen richtigen Mehrwert (einen „added value“, eine „Wertschöpfung“) bieten kann.

Dadurch kommt der Kunde auch nicht in Versuchung diesen Zwischenschritt selber zu machen und direkt zu den Vorleistern zu gehen (so wie es der Endkunde des IKEA *) Autos getan hat, bzw. tun mußte).

Wir sehen, dass der Begriff des Mehrwertes – des „added value“ – insbesondere in der Wertschöpfungskette der Produktionsbetriebe eine wichtige Rolle spielt.

Beispiel 1-2-5: Na ja, der Staatshaushalt

Auch Staaten stehen, ähnlich den Produktionsbetrieben, in einem Wettbewerb zueinander. Große Wertschöpfung heißt, dass man teuer (bzw. wertvoll) exportiert, aber billig (bzw. preisgünstig) importiert. Reine Agrarländer – wenn es sie gäbe – hätten de facto eine Wertschöpfung von 100% (die Vorleistung heißt Wetter, ist gratis, und kommt vom lieben Gott), allerdings sollte man nicht die Abhängigkeit von Saatgut- und Düngerproduzenten unterschätzen, die sehr unangenehm werden könnte.

Je „höherwertig“ die Güter sind, die in einem Staat produziert werden, desto schwieriger wird es, die Kosten für all die Vorleistungen niedrig zu halten und noch eine verträgliche Wertschöpfung „hinzukriegen“. Gut wäre halt in jedem Land ein Mix aus niedrig- und hochwertigen Gütern, sodass man unabhängig bleibt, verteilt auf unterschiedlich fortschrittliche Regionen innerhalb des Staates, sodass die Produzenten mit ihren Lebenshaltungskosten und ihrem Lebensstandard klarkommen.

Ein alter Witz: unsere Regierung hat den Lebensstandard so hoch getrieben, dass ihn niemand mehr erreichen kann.

Beispiel 1-2-6: Ach ja, die Weltwirtschaft

Die Weltwirtschaft hat weder Exporte noch Importe – wie gesagt, solange wir keinen Kontakt mit den kleinen grünen Männchen haben -, sodaß es eine globale Wertschöpfung de facto nicht geben kann. Hier gilt wieder der Versuch einer äquivalenten Wertschöpfung, den wir im Beispiel 1-2-1 im Zusammenhang mit den Jägern und Sammlern bereits gemacht haben.

Nun haben wir – glaube ich – einigermaßen ventiliert, was Wertschöpfung an sich ist. Nun wollen wir noch versuchen, den Unterschied zwischen „guter“ und „böser“ Wertschöpfung (nach Karl Marx) zu behirnen.

Beispiel 1-3: Der „gute“ und der „böse“ Hauseigentümer

Laut Steuerrecht wird ja zwischen 7 Einkunftsarten unterschieden ( https://www.bmf.gv.at/themen/steuern/fuer-unternehmen/einkommensteuer/einkommensbegriff.html ):

  1. Einkünfte aus selbständiger Arbeit
  2. Einkünfte aus Land/Forstwirtschaft
  3. Einkünfte aus Gewerbebetrieben
  4. Einkünfte aus unselbständiger Arbeit
  5. Einkünfte aus Kapitalvermögen
  6. Einkünfte aus Vermietung/Verpachtung
  7. Sonstige Einkünfte

Wenn man ein sehr vereinfachtes Weltbild anstrebt, könnte man also die Menschen in 2 Klassen teilen:

  • Die vermögende Klasse, die hauptsächlich von Einkünften nach 5., 6. und 7. lebt
  • Die erwerbstätige Klasse, die hauptsächlich von Einkünften 1. – 4. lebt

Ich habe Karl Marx nie gelesen, aber man erzählt, er habe die Einkünfte durch Überlassung von Vermögen als „arbeitslose Einkünfte“ gebrandmarkt, die eben deswegen moralisch minderwertig seien, während er die Erwerbsarbeit wegen ihrer „ehrlichen Anstrengung“ als moralisch höherwertig lobte.

Aber wie ist es nun wirklich?

Können wir für diese Untersuchung wieder unser „Modell vom Haushalt H“ verwenden? Ich denke, ja.

Beginnen wir mit der von mir vorgeschlagenen Klassifizierung von Vermögen in „produktives Vermögen“ und „gebunkertes Vermögen“.

Gebunkertes Vermögen:

Der Begriff läßt vermuten, dass man dieses Vermögen in einen Bunker legt, weil man es nicht braucht.

Das stimmt nicht, bzw. nur teilweise.

Gebunkertes Vermögen hat die Eigenschaft, dass man es zur Zeit(!) nicht benötigt, dass man aber mit dem Eintritt von Risiken (Krisen, Produktionsausfällen und dergleichen) rechnet, deren Folgewirkungen mit Hilfe dieser Vermögenswerte gelindert oder gänzlich gut gemacht werden können.

Da die Risiken ja jederzeit eintreten können, kann man dieses „gebunkerte“ Vermögen auch niemandem überlassen (zum Beispiel herborgen oder es anlegen).

Produktives Vermögen:

Produktives Vermögen besteht einerseits aus Produktionsmitteln, die man in der Produktion direkt benötigt – auch diese Vermögensanteile wird man niemandem ohne Not überlassen -, und andererseits aus Werten, die man eigentlich nicht benötigt und deswegen anderen Menschen zeitweise oder dauerhaft überlassen kann.

Einerseits erwartet man sich für diese Überlassung natürlich Pacht, Miete oder Zinsen, die zumindest die Abschreibungen bzw. die Inflation decken, andererseits kann man sich nicht (viel) mehr erwarten, denn Geld ist „institutionalisiertes Dankeschön“, und welches Dankeschön bitte kann man erwarten, wenn man etwas herborgt, was man eh nicht braucht?

Dieser Gedankengang scheint Karl Marx zu unterstützen, aber wir werden noch ein Beispiel ventilieren, das uns näher an die Wahrheit heranführt.

Zuerst ein alter Witz: Ein Kreditinstitut ist wie ein Regenschirmgeschäft, das Regenschirme bei Sonnenschein verleiht, und bei Regen sofort wieder zurückfordert.

Wir stellen uns nun einen – den ersten – Hauseigentümer vor, der die Wohnungen seines Hauses nicht selber braucht (er hat ja eine Villa in Hietzing) und somit an Wohnungssuchende vermieten kann.

Er hat das Haus eben erst von einem entfernten Verwandten geerbt, kennt sich mit diesen Dingen eigentlich gar nicht aus und hat auch kein Interesse daran.

Um Kosten zu sparen, lädt er sich einen Mustervertrag aus dem Internet und fragt einfach im Nachbarhaus, was die Mieter dort an Miete zahlen. Diese Werte setzt er in den Mustervertrag ein und ist eigentlich recht glücklich mit der kosteneffizienten Lösung (er hat keine Beratung gebraucht und auch keinen Verwalter beauftragen müssen). Irgendwelche Mieter haben sich dann eh gefunden.

Beim ersten auftretenden Problem (einem Problem mit einer Eingangstür) stellt er sich taub und wartet, bis der Mieter klagt. Vor Gericht willigt er dann sofort in einen Vergleich ein. Auch wenn das etwas kostet, die Mühen, die er sich erspart hat, machen das alles wieder wett.

Letzten Endes wird er mit dieser Methode nicht so viel „herausquetschen“ wie andere Hauseigentümer, aber er hat ein sorgenfreies Leben, zumindest, was das Haus betrifft.

Ob die Mieter damit glücklich sind, sei dahingestellt.

Der zweite Hauseigentümer ist das aus Leidenschaft. Schon sein Vater und sein Großvater haben Wohnungen in ihren Zinshäusern vermietet.

Natürlich achtet er darauf, dass sich die Mietverhältnisse auch rechnen, aber er kennt die einschlägigen Gesetze aus dem ff. – auch die neuesten Änderungen und Entwicklungen – und hat das alles „ziemlich im Griff“.

Er braucht keinen Hausverwalter, um zu erkennen, wann eine Beschwerde gerechtfertigt ist, und wann es sich um eine Lappalie handelt, der man nicht nachgeben muss. Er kalkuliert „hart, aber gerecht“. Wenn ein Subunternehmer Mist gebaut hat, braucht er keinen Sachverständigen, sondern überzeugt den Handwerker mit fachspezifischen Argumenten, dass hier eine Korrektur angebracht wäre.

Er investiert viel seiner kostbaren Zeit in diese Angelegenheiten, muss aber nur sehr selten „seinen Rechtsanwalt mit juristischen Fragen belästigen“, weil er praktisch alles selber weiß – jahrelange Erfahrung.

Die Mieter haben durchwegs „ein gutes Gefühl“ und zahlen gerne eine leicht erhöhte Miete, weil sie die zusätzliche Dienstleistung, den „added value“, den „Mehrwert“ durch die Person des Vermieters schätzen.

Ist nun der erste Hausbesitzer „böse“ und der zweite „gut“?

So einfach kann man das nicht sagen. Es gibt Mieter, die schätzen die hohe „Lieferqualität“ des zweiten Hausbesitzers und den „Mehrwert“, andere Mieter hätten lieber einen Vermieter, der sich um nichts kümmert, weil sie eh alles selber im Griff haben und lieber im Gegenzug die Miete drücken.

Aber generell möchte ich schon sagen:

Wenn jemandem
gewisse Teile seines Vermögens
keinen Spaß mehr machen,
dann wäre es besser
sich davon zu trennen und
vom Erlös etwas Spaßiges
zu kaufen.

Meint

Euer Christoph


Beschaffenheit und Möglichkeiten (KRB)

Januar 14, 2022

Liebe Leser und -innen!

Zuallererst hoffe ich mal, dass Ihr den Jahreswechsel gut durchlebt habt und wünsche ein gesegnetes Jahr 2022.

Dann habe ich zwei der „Kleinen religiösen Büchlein (KRB)“ ein wenig angepasst.

  1. Im 12. Büchlein „Geist, Sinne, Körper, Seele“ (https://letztersein.com/wp-content/uploads/2022/01/rb12_geistsinnekoerperseele_v0.2.pdf) habe ich die Bilder ein wenig verbessert und den Text minimal überarbeitet. Insbesondere habe ich eine Schicht der „Beschaffenheit“ auch für rein materielle Objekte eingeführt. Das ist sozusagen die „fiktive, universelle Bedienungsanleitung“ eines Objektes. Zwischen den Objekten existiert ein „Informationsfeld von Möglichkeiten“, das ist sozusagen die „konkrete Bedienungsanleitung aus Sicht eines bestimmten anderen Objektes“.
  2. Im 13. Büchlein „Models of the Reality“ (https://letztersein.com/wp-content/uploads/2022/01/rb13_moremodelsofreality_v0.3.pdf) habe ich das Glossar nachgezogen (das ja aus den „Concepts‘ Description“ des SrrTrains v0.01 Projekts herauskopiert ist).

Meint

Euer Christoph


Aktionär der Traumfabrik

Dezember 28, 2021

https://areasharpa.blog/2021/12/28/the-shareholders-of-the-dream-factory/


Weihnachtsputz

November 28, 2021

Fühlte mich frei, meine Blogs aufzuräumen.

  • alte Versionen von PDFs aus dem Medieninventar gelöscht
    (dies sollte nicht sichtbar sein)
  • die unnötigen S&P-ARK- und P&S-ARK-Seiten aus dem Area#A-Blog gelöscht. Sie sind direkt auf GitHub verfügbar

https://www.github.com/christoph-v
https://areasharpa.blog/about (3D-Web)
https://letztersein.com (privater Blog, deutsche Sprache)

meint

euer christoph


Alles in Allem (Beitrag „A“)

November 4, 2021
  • Anmerkung: die Begriffe [1], [2], [3], [4] und [5] werden gegen Ende des Artikels erklärt, [a], [b], [c] und [d] in Abbildung 1.

In letzter Zeit versuche ich manchmal die Welt aus der Sicht eines Ökonomen zu betrachten (der ich ja in Wirklichkeit nicht bin).

Das hat man an zwei Beitragsreihen *) hier auf diesem Blog gemerkt:

  • „Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes“ (Einstieg HIER)
  • „Der Waldmensch ruft“ (Einstieg HIER)

Neues Erkenntnis: Ungleichheit rentiert sich

Den oben verlinkten Beitragsreihen *) muss man hinzufügen, dass ich autodidaktisch arbeite, dass ich mich also der Wahrheit „asymptotisch“ nähere.

Das neueste Erkenntnis zum Beispiel, dass sich nämlich Ungleichheit finanziell rentiert (Vermögen ist ein Wettbewerbsvorteil), ist in diesen Beitragsreihen noch nicht wirklich berücksichtigt (siehe weitere Erklärungen unten in diesem Artikel).

Anmerkung: dieser Artikel wurde am 9. Februar 2022 überarbeitet

Ich weiß ja auch nicht so genau, warum ich das alles tue, vielleicht versuche ich ja die momentane Krise so zu betrachten, wie sie von den Entscheidungsträgern wahrgenommen wird, damit ich dann vielleicht mit ihnen darüber kommunizieren kann.

Na ja. Keine schöne Zukunftsvision – unter Technikern ist es meistens lustiger als unter Krawattingern 🙂 .

Aber irgendjemand muss das ja tun.

Der Haushalt [3]

Eine kleine charmante Eigenheit dieses Blogs: Wir verwenden hier den Begriff Haushalt generell für alle Wirtschaftseinheiten ([3]), also auch für Betriebe und Unternehmen.

Dabei stellen wir nicht so sehr den Gedanken der wirtschaftlichen Selbständigkeit des Haushalts in den Vordergrund, sondern den Gedanken der Gemeinschaft.

Wir definieren also:

Ein Haushalt [3]
ist eine Gemeinschaft von Personen [1],
die die gemeinsame Bewirtschaftung
von Gütern und Ressourcen [4]
betrifft.

(Satz A-1)

Wir hatten bereits HIER einige Beispiele angegeben, was wir unter einem Haushalt verstehen, die ich gerne wiederhole:

  • Eine Religion ist zum Beispiel eine Gemeinschaft, die hauptsächlich ihre GLAUBENSSCHÄTZE bewirtschaftet (um das ewige Ziel zu erreichen).
  • Eine Firma ist eine Gemeinschaft, die hauptsächlich ihr geistiges Eigentum bewirtschaftet (um die Ziele der Eigentümer zu erreichen).
  • Die Wissenschaft ist eine Gemeinschaft, die ihr geistiges Eigentum bewirtschaftet (um den Fortbestand der Menschheit langfristig zu sichern).
  • Eine Familie ist eine Gemeinschaft, die ihr gesamtes VERMÖGEN, insbesondere ihre ZUNEIGUNG, bewirtschaftet (um den Fortbestand der Menschheit für die nächste Generation zu sichern).
  • Ein Bauernhof bewirtschaftet das ACKERLAND, die WÄLDER, GEWÄSSER und WIESEN (um den Fortbestand der Menschheit für die nächsten Jahre zu sichern).
  • Ein Staat ist eine Gemeinschaft, die aus allen Personen besteht, die sich auf dem Staatsgebiet befinden, und alle Ressourcen des Staatsgebietes und das Vermögen des Volkes bewirtschaftet (um die Menschenrechte auf dem Staatsgebiet zu sichern)

Ein Haushalt besteht also (in der Begriffswelt dieses Blogs)

  1. aus einer Gemeinschaft von N in ihren Wirtschaftsprozessen zusammenhängenden Personen [1],
  2. aus ihrem „produktiven“ Vermögen [2] und
  3. aus ihrem „gebunkerten“ Vermögen [2].

Zu den Begriffen „produktiv“ und „gebunkert“ haben wir uns im Beitrag IV (Risiken) und am Anfang des Beitrags V (Daten) nähere Gedanken gemacht.

Diese Begriffe sind ziemlich subjektiv, denn „gebunkertes“ Vermögen ist dadurch gekennzeichnet, dass es JETZT und HIER FÜR DIESEN HAUSHALT keinen Nutzen hat, dass man aber hofft, dass es in der KRISE seinen Wert entfalten wird (weshalb man es also auch nicht herborgen wird, denn die Krise kann ja jederzeit eintreffen).

Von Vermögen, das weder jetzt und hier einen Nutzen hat noch Hoffnungsträger für die Krise ist, wird man sich i.a. trennen, außer man ist ein sogenannter „Messie“.

Zum „gebunkerten“ Vermögen zähle ich auch die sog. „Brache“, die aber nicht auf die plötzliche Krise abzielt, sondern auf Nachhaltigkeit in einem mehrjährigen Produktionszyklus.

Wir benötigen diese Begriffe für die ethische Bewertung von „gebunkertem“ Vermögen (siehe unten, Satz A-2).

Ethik läßt sich nicht objektivieren, weshalb das mit der subjektiven Definition des „gebunkerten“ Vermögens ja „ganz gut zusammen passt“, welche aber in einer objektiven Wissenschaft wie der Ökonomie wohl keinen Platz hat.

In Abbildung 1 sehen wir das „Universum aus Sicht eines Haushalts, wenn man die ‚ökonomische Brille laut Yeti‘ aufsetzt„.

Abbildung 1: „Wirtschaftsuniversum“ aus Sicht des Haushalts H

Die schwarzen Pfeile stellen (vektorielle) Güterströme dar. Die blauen breiten Doppelpfeile sind Ressourcenströme.

Der Haushalt ist dabei eine Gemeinschaft von Personen – das heißt, dass die Personen die Agenden des Haushalts gemeinsam verfolgen, mehr oder weniger abgeglichen mit den eigenen Privatinteressen – und muß nicht unbedingt eine juristische Person sein. Er ist aber oft eine Wirtschaftseinheit [3].

Wie sich die Personen eines Haushalts koordinieren, ob eher chaotisch-emotional (wie in den meisten Privathaushalten) oder streng hierarchisch-faktenbasiert (wie in den meisten Betrieben und Unternehmen), das sei hier dahingestellt.

Ein Haushalt hat also erstens einen inneren Markt (siehe [a] in Abbildung 1),

Solange der Haushalt keine Güter importiert und/oder exportiert, benötigt er auch keine (externe) Währung.

Es wird nur einen kostenlosen Verkehr von Ressourcen mit der für ihn erreichbaren Umwelt geben (siehe [b] in Abbildung 1) und die Personen des Haushalts werden intern Güter tauschen oder verschenken.

Ein Teil des Vermögens kann auch im Sinne einer Gütergemeinschaft gemeinsam verwaltet werden.

Evtl. wird es eine interne Währung geben, die innerhalb des Haushalts ermöglicht, die knappen Güter zu bepreisen.

Innerhalb des Haushalts (bzw. in der erreichbaren Umwelt) kann es auch sog. Gemeingüter geben, das sind eigentlich knappe Güter, die aber gemeinschaftlich bereitgestellt werden, sodass die Mitglieder des Haushalts (bzw. der Haushalt an sich) nicht direkt oder gar nicht dafür bezahlen müssen.

Zum Beispiel berichtet die Bibel von den ersten Christengemeinden: „[…] Apg 4,32 Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.[…]“

Dies ist allerdings ein sehr idealistischer Ansatz, denn meistens etabliert sich so etwas wie eine „interne Währung“ zum Beispiel der „gute Ruf als besonders gläubiger Christ“ oder „die Verpflichtung, sich mit überfließendem Überschwang zu bedanken“ oder „sichtbare Freude/Glücklichkeit“ o.ä.

Die produzierten Güter werden entweder konsumiert oder gelagert oder in der Umwelt abgelagert (letzteres eher nur bei sog. Ungütern, z.B. Abfällen).

Der Konsum und die Investition in das produktive Vermögen geschieht entweder direkt aus der Produktion oder aus dem Lager oder aus den Ressourcen der Umwelt.

Produktion, Konsum / Investition, Einlagerung und Auslagerung (siehe [a]) sowie Ablagerung und Aneignung (siehe [b]) sind die wirtschaftlichen Prozesse des Haushalts H (noch ohne Berücksichtigung des äußeren Marktes).

Weiters wirtschaftet der Haushalt mit Gütern am äußeren Markt

Dabei sind die wirtschaftlichen Prozesse der Export und der Import (siehe [c]).

Für einen modernen städtischen Privathaushalt sind praktisch alle Güter Export- und Importgüter, da er ja praktisch nichts, was er braucht, selbst produzieren kann.

Er ist also gezwungen, Güter hervorzubringen,

  1. die er selbst nicht (dringend) braucht **) und
  2. die in anderen Haushalten (dringend) gebraucht werden,

um durch diese Ungleichheit in die Lage zu kommen diese Güter am Markt rentabel einzutauschen gegen die Güter, die er (dringend) benötigt.

Als kostenlose Ressourcen zählen evtl. noch die Luft, die die Haushaltsmitglieder atmen, die Sonneneinstrahlung und der Erholungswert eines Aufenthalts in der freien Natur (wobei der Transport dorthin schon nur mehr als kostenlos gelten kann, wenn er „auf Schusters Rappen“ möglich ist).

**) Auch ansonsten unnötiges Vermögen zahlt sich immer noch aus, wenn es von anderen Haushalten – dringend – gebraucht wird:

Wenn man mehr als genug Vermögen hat – sodass man es wirklich nicht braucht – dann kann man Teile davon herborgen (gegen Pacht, Miete oder Zins) oder an Haushalte verkaufen, die diese Teile dringender „haben wollen“ bzw. „zu brauchen glauben“ (Spekulation).

Vermögen ist also ein genereller Wettbewerbsvorteil im Leben, für den, der es schon hat (zum Beispiel geerbt).

Natürlich darf nicht ruchbar werden, dass man dieses Vermögen eigentlich nicht braucht – sonst sinkt die Rendite (das erklärt auch, warum viele Millionäre und Milliardäre ein betont dezentes Äußeres pflegen).

Ressourcenumsatz im äußeren Markt (siehe [d] in Abbildung 1)

Der äußere Markt besteht natürlich auch aus Haushalten (woraus sonst), wobei jeder dieser Haushalte einen Ressourcenumsatz hat, also einen „Verkehr von kostenlosen Gütern mit der von ihm erreichbaren Umwelt“.

Die Anteile dieser Ressourcenumsätze, die auf [c] zurückgeführt werden können, also auf die Importe und Exporte des Haushalts H, sind in [d] zusammengefaßt und sind auch diesem Haushalt H anzulasten ***).

An sich gibt es keine Notwendigkeit den Verkehr mit freien Gütern irgendjemandem „anzulasten“, sie sind ja per Definition im Überfluss vorhanden bzw. abzulagern und somit preislos.

Jedoch stellt sich im Laufe der Menschheitsgeschichte heraus, dass immer mehr freie Güter in Wirklichkeit zu knappen Gütern, bestenfalls zu Gemeingütern werden (die sog. „externe Kosten“ verursachen).

Konnte man früher bedenkenlos im Meer fischen, so ist heutzutage ein koordiniertes Vorgehen nötig, um das Meer nicht zu überfischen.

Man muss das Meer also planvoll bewirtschaften.

Der Haushalt, dem das Meer gehört (wer ist das eigentlich?), muss also Regeln erstellen und sanktionieren, die eine Überfischung verhindern.

***) es wurde oft vorgeschlagen, dass die Produzenten und der Handel alle wichtigen Informationen über die Produktion mit dem Produkt mitliefern (sog. „Produktkennzeichnung„), damit der Konsument entscheiden kann, welches Produkt „ethisch korrekt“ ist und welches nicht. Wir halten diese Vorgehensweise für problematisch, da der Konsument nicht das gesamte Know How über die Produktion der Produkte haben kann, und insbesondere, weil dieses Vorhaben mit zunehmender Arbeitsteilung immer komplexer und unmöglicher wird.

Wir schlagen die konsequente Internalisierung externer Kosten vor (siehe auch den Hauptartikel 2b (= 5) – Ressourcen II), wodurch Fachleute – Experten im Auftrag des Gesetzgebers – feststellen, welche Arten von Ressourcenumsätzen mit Steuern zu belegen und welche mit Subventionen zu stützen sind, bzw. durch das Strafgesetzbuch geregelt werden müssen.

Dadurch würden die „externen Ressourcenumsätze [d]“ komplett in den „Preisen am externen Markt [c]“ berücksichtigt. Ethische Produkte wären tendenziell billiger als ansonsten gleichwertige unethische Produkte.

Neue Erkenntnis: Ungleichheit rentiert sich finanziell

Im Artikel „Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – X Zusammenschau“ hatten wir das

Heuristische allzeit gültige Kriterium für „gebunkertes“ Vermögen

formuliert:

Die Einlagerung von Geld- und/oder Sachwerten soll in Summe
der Deckung von unversicherten Risiken
und der Deckung der (Netto-)Inflation dienen.
Sowohl ein Mehr als auch ein Weniger sind unethisch,

da ein Mehr zur Inflation der Vermögenswerte führt,
ein Weniger den Haushalt durch Risiken verletzbar macht.

(Satz A-2)

Nun, dieser Satz A-2 stimmt nur bedingt (er ist irreführend). Es sind nämlich zwei Aspekte zu berücksichtigen. Vermögen bezeichne ich dann und nur dann als „gebunkertes“ Vermögen, wenn

  1. der Haushalt jetzt und hier keinen Nutzen davon hat (wenn es kein aktives Produktionsmittel ist)
  2. der Haushalt realistischerweise plant, damit unversicherte Risiken auszugleichen, sobald sie eintreten

Vermögen, das man eigentlich nicht braucht (weder jetzt und hier noch zur Deckung zukünftiger planbarer Risiken) und deswegen gegen Pacht, Miete oder Zins verborgt oder damit spekuliert, würde ich als produktives Vermögen bezeichnen, weil man damit ja jetzt und hier eine Rendite „produziert“.

Hier noch die Begriffe, die ich verwende

  • Person [1]: siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Person (im folgenden eine knappe Zusammenfassung)

    WAS eine Person wirklich IST, scheint noch nicht geklärt zu sein, der Begriff der Person wird nämlich je nach Kontext unterschiedlich verwendet.
    Wir kümmern uns hier hauptsächlich um den Begriff der Person als Wirtschaftssubjekt oder als Rechtssubjekt (Subjekte agieren), im Gegensatz zum Gegenstand bzw. zum Objekt (Objekte reagieren bzw. entwickeln sich).
    • Das Rechtssubjekt
      Die Rechtswissenschaften unterscheiden zwischen natürlichen Personen und juristischen Personen als Träger von Rechten und Pflichten, neuerdings kommt noch die Diskussion über elektronische Personen hinzu (Roboter, Apps, usw.)
    • Das Wirtschaftssubjekt
      In der Wirtschaftstheorie ist die Person einerseits ein Element, das in Privathaushalten vorkommt (z.B. bei der statistischen Bestimmung von Durchschnittseinkommen, Lebenshaltungskosten und dergleichen), andererseits agiert die Person als Konsument, Unternehmer oder generell als Marktteilnehmer.
      Weiters kommen Personen als Teile des Personals vor. Mit Personal meint man die Gesamtheit der Beschäftigten, die im Auftrag eines Unternehmens agieren. Im Gegensatz dazu steht der Begriff der Privatperson, die im eigenen Interesse und nicht im Auftrag eines Unternehmens oder einer Behörde agiert.
  • Vermögen [2]: siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögen_(Wirtschaft), im folgenden zitiert (am 2.11.2021)

    […]In den Wirtschaftswissenschaften ist Vermögen (englisch assets) der in Geld ausgedrückte Wert aller materiellen und immateriellen Güter [4], die im Eigentum einer Wirtschaftseinheit [3] stehen.[…]

    […] Man unterscheidet grob zwischen Sachvermögen und Geldvermögen, je nachdem, ob Sachwerte oder geldnahe Vermögenswerte im Vordergrund stehen:
    • Sachvermögen: Eigentum an beweglichen Sachen und deren Zubehör, an Immobilien (Wohn- oder Gewerbeimmobilien, Grundstücken, grundstücksgleichen Rechten), an nicht börsennotierten Unternehmensbeteiligungen, an Produktionsmitteln oder Rohstoffen und an Schutzrechten (Patente, Lizenzen).
    • Geldvermögen: Bargeld, Geldanlagen (Bankguthaben), Wertpapiere (Aktien, Anleihen oder Investmentanteile) oder Forderungen.
    • Milton Friedman fügte 1957 noch das Arbeitsvermögen (englisch human capital) als Vermögen in Gestalt menschlicher Kenntnisse und Qualifikationen hinzu.[13] Arbeitsvermögen stellt somit die (abgezinsten) in Geld bewerteten Fähigkeiten einer Arbeitskraft dar, Einkommen zu erzielen.[…]
  • Aus Sicht der Betriebswirtschaft gibt es drei relevante Arten von Wirtschaftseinheiten [3]:

    Wirtschaftseinheiten sind definiert als wirtschaftlich selbständige Entscheidungsträger, das sind:
    • Öffentliche Haushalte,
    • Privathaushalte und
    • Betriebe (das sind
      • Öffentliche Betriebe und Verwaltungen sowie
      • Unternehmen).
  • Güter und Ressourcen [4]: siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Gut_(Wirtschaftswissenschaft), im folgenden zitiert (am 2.11.2021)

    […]Als Gut im Allgemeinen bezeichnet man in der Wirtschaftswissenschaft alle materiellen und immateriellen Mittel, die der Bedürfnisbefriedigung dienen[…]

    Klassifikation von Gütern nach der Verfügbarkeit:

    […] Hier lassen sich freie und knappe Güter unterscheiden.[…]

    […]Freie Güter (Anmerkung: hier auf diesem Blog verwenden wir dafür auch den Begriff Ressourcen, was eigentlich nicht korrekt ist)
    Ein Gut ist frei, wenn es im betreffenden Gebiet zur betrachteten Zeit in so großer Menge vorhanden ist, dass jeder Mensch so viele Einheiten des Gutes konsumieren kann, wie er will, beziehungsweise bis seine Sättigungsmenge erreicht ist.[…]

    […]Da freie Güter in einem ausreichenden Maße zur Verfügung stehen, haben sie keinen Preis.[…]

    […] Freie Güter sind nicht zu verwechseln mit Gemeingütern. Diese sind zwar für alle Nachfrager frei zugänglich, ihre Bereitstellung ist jedoch meistens mit Kosten verbunden. So kann beispielsweise eine Gemeinde oder ein privater Betreiber eines Supermarkts Parkplätze für Autofahrer kostenfrei anbieten. Das Angebot an Parkplätzen ist jedoch naturgemäß begrenzt und kann deshalb knapp sein (→ Tragik der Allmende).[…]

    […]Knappe Güter
    Im Gegensatz zu den freien Gütern stehen knappe Güter (auch ökonomische Güter, wirtschaftliche Güter oder Wirtschaftsgüter) nicht in einem ausreichenden Maß zur Verfügung. Knappe Güter müssen durch die wirtschaftliche Tätigkeit von Menschen erzeugt oder bereitgestellt werden. In einem marktwirtschaftlichen System erfolgt der Ausgleich zwischen dem knappen Güterangebot und der weitaus höheren Nachfrage meist über den Preis. So wird bei einem hohen Preis ein Gut in der Regel weniger nachgefragt als bei einem niedrigeren Preis. Wirtschaftliche Güter werden in Realgüter (Sachgüter, Dienstleistungen und Rechte) sowie Nominalgüter (Geld und geldwerte Zahlungsmittel) eingeteilt.[…]

    Klassifikation nach dem Vorzeichen des Nutzens

    […]Waren und Dienstleistungen, deren Nutzen negativ sind, werden wirtschaftswissenschaftlich als „Ungut“ (teilweise auch „Missgut„, „Last“ oder „Übel„; englisch bad) bezeichnet. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Konsument (entgegen einem „Gut“) möglichst wenig von ihnen haben möchte; der Nutzen also bei steigender Menge abnimmt (statt zunimmt). Klassische Beispiele dafür sind Müll oder Schadstoffe: Man ist bereit, Geld dafür auszugeben, dieses „Ungut“ zu vermeiden, da es einen negativen Nutzen stiftet[…]
  • Wirtschaft [5]: siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft, im folgenden zitiert (am 2.11.2021)

    […]Wirtschaft oder Ökonomie ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen. Zu den wirtschaftlichen Einrichtungen gehören Unternehmen, private und öffentliche Haushalte, zu den Handlungen des Wirtschaftens Herstellung, Absatz, Tausch, Konsum, Umlauf, Verteilung und Recycling/Entsorgung von Gütern. Solche Zusammenhänge bestehen zum Beispiel auf welt-, volks-, stadt-, betriebs- und hauswirtschaftlicher Ebene.[…]

Kleiner Quercheck (BIP vs. Nettoeinkommen)

Oktober 22, 2021

Hallo liebe Leser,

Habe mich letzte Woche gefragt, wohin denn unser ganzes Geld kommt.

Meines Wissens war das BIP in Österreich 2020 knapp über 400 Milliarden EUR, das gesamte Nettoeinkommen der Österreicher aber meiner Meinung unter 100 Milliarden.

Ich, als der Wirtschaftstheorie unkundiger, frage mich natürlich: wo kommen diese 300 Milliarden hin?

  • Versickern die in „dunklen Kanälen“?
  • Ist das das Budget des Staatshaushalts?
  • Bekommen das 1:1 die „Reichen und Mächtigen“?
  • sonstige unangenehme Erkenntnisse

Und so muss ich mir die Arbeit machen, die Zahlen zusammenzugoogeln.

Tabelle 1: Erwerbsstatus der Österreicher

Zuerst einmal beziehe ich mich auf die Statistik Austria, die den Erwerbsstatus der Österreicher (in Österreich ansäßigen Personen) auf folgender Seite minutiös auflistet:
(https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/arbeitsmarkt/erwerbsstatus/index.html) ,

insbesondere in der EXCEL Datei https://www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_NATIVE_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=062859

Wenn man Arbeitslose zu den „Erwerbspersonen“ hinzuzählt (laut ILO Konzept) und Kinder unter 15 Jahren zu den „Nicht-Erwerbspersonen“ addiert (diese Freiheit nehme ich mir, um die Gesamtbevölkerung abzubilden), dann ergibt sich auf Basis Q4/2020 eine Quote (EP = Erwerbspersonen, EW = Einwohner) von


EP (über 15 J.) = 4,575 Millionen
EW = 8,7733 Millionen
EP / EW = 52%

Wenn man nicht die Erwerbspersonen, sondern die Erwerbstätigen rechnet (wenn man also die Arbeitslosen subtrahiert), dann kommt man auf Basis Q4/2020 zu einer Quote (ET = EP – AL, ET = Erwerbstätige, AL = Arbeitslose) von


ET (über 15 J.) = 4,3248 Millionen
(also 0,25 Millionen AL – Arbeitslose)
ET / EW = 49%

Ich werde mir die Freiheit nehmen, und im folgenden mit einer „Effektiven Erwerbsquote (EEQ)“ von 50% rechnen:

EEQ = 50%

OK, nun wissen wir also, mit wem wir es zu tun haben.

Aber wir fragen uns ja, was diese Leute verdienen (Gesamtnettoeinkommen der Inländer) und woher dieses Geld kommt (Bruttosozialprodukt):

Tabelle 2: Einkommenssituation

Die Einkommenssituation der Österreicher behandelt die Statistik Austria auf folgender Seite: https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/personen-einkommen/allgemeiner_einkommensbericht/index.html

insbesondere in folgender Datei (Zahlen leider aus dem Jahr 2017): https://www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_NATIVE_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=021680

Dort findet man folgende Summenwerte (Anzahl Personen / arithmetisches Mittel des Bruttojahreseinkommens):

  • Ausschließlich selbstständig Erwerbstätige: 355.682 / 29.207,-
  • Unselbständig Erwerbstätige und Pensionisten: 6.369.259 / 23.679,-
  • Mischfälle (Schwerpunkt selbstständig): 79.419 / 59.950,-
  • Mischfälle (Schwerpunkt unselbständig): 433.420 / 43.730

Check 1:

  • 355.682 + 6.369.259 + 79.419 + 433.420 = 7.237.780 Personen über 15 Jahre (Basis 2017)
  • In der Tabelle 1 (Erwerbsstatus) steht für diesen Wert 7,496 Millionen Personen über 15 Jahre (Basis Q4/2020)
  • Das passt also in etwa

Check 2: Gesamtes Bruttoeinkommen

  • 355.682 x 29.207,- +
    6.369.259 x 23.679,- +
    79.419 x 59.950,- +
    433.420 x 43.730 =
    ———————–
    = 10.388.404.174,00 € + 150.817.683.861,00 € + 4.761.169.050,00 € + 18.953.456.600,00 €
    ———————–
    = 184.920.713.685,00 €
  • Gesamtes Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit und Pensionen: ~185 Milliarden Euro (Stand 2017)
  • Das wollen wir jetzt mit dem BNE vergleichen.

Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt)

Das Bruttonationaleinkommen BNE ist entsprechend der Seite
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/704703/umfrage/bruttonationaleinkommen-bne-von-oesterreich/
im Jahr 2017

BNE = 365,88 Milliarden Euro

gewesen.

Und das ist jetzt seltsam.

Das BNE ist ja der Gegenwert der Güter und Dienstleistungen, die von in Österreich ansäßigen Personen produziert worden sind, abzüglich der Vorleistungen, die von Nicht-Inländern erbracht worden sind, also die „nationale Gesamtwertschöpfung“.

Man sollte also annehmen, dass sich aus diesen 365,88 Milliarden Euro 1:1 das Bruttoeinkommen ergibt, also – dividiert durch 8 Millionen – ca. 45.000,- Euro pro Mann und Nase, vom Baby bis zum Großvater (arithmetisches Mittel).

Laut Einkommensbericht „verdienen“ aber 7,5 Millionen Personen insgesamt 185 Milliarden Euro. Das sind also durchschnittlich (arithmetisches Mittel) ca. 25.000,- Euro.

Wo ist die andere Hälfte der Beute?

Wir haben hier also das Bild eines Kriegszuges vor uns, dessen halbe Beute an die Soldaten (die selbständig oder unselbständig Erwerbstätigen) ausgeschüttet wird.

Aber wer bekommt die andere Hälfte?

Hier hilft uns folgender Link:

Es wird nämlich zwischen 7 Arten von Einkünften unterschieden ( https://www.bmf.gv.at/themen/steuern/fuer-unternehmen/einkommensteuer/einkommensbegriff.html ) und der „Allgemeine Einkommensbericht“ (Tabelle 2) berücksichtigt eben nicht alle Einkünfte der Inländer.

7 Einkunftsarten

  1. Einkünfte aus selbständiger Arbeit
  2. Einkünfte aus Land/Forstwirtschaft
  3. Einkünfte aus Gewerbebetrieben
  4. Einkünfte aus unselbständiger Arbeit
  5. Einkünfte aus Kapitalvermögen
  6. Einkünfte aus Vermietung/Verpachtung
  7. Sonstige Einkünfte

Der Einkommensbericht berücksichtigt aber nur 1) , 2) , 3) , 4) + Pensionen

Die andere Hälfte des Volkseinkommens ergibt sich aber durch „arbeitsloses Einkommen“ nach 5) , 6) und 7) ( Karl Marx, schau oba ).

D.h. die Hälfte der österreichischen Wertschöpfung wird durch Pacht, Miete, Zinsen oder Spekulation erwirtschaftet, indem Vermögende Teile ihres Vermögens, die sie eigentlich nicht (mehr) brauchen, an Leute überlassen, die diese so dringend brauchen, dass sie dafür eben Pacht, Miete, Zinsen oder einen höheren Preis zahlen.

Meint

Euer Christoph


Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – XII (Externe Effekte)

August 7, 2021

Einleitung – was ist eine Ressource?

Werte Leser und Leserinnen!

Jetzt habe ich seit Anfang Mai den einen oder anderen Artikel zum Thema „Nachhaltigkeit und Regionalität“ geschrieben, bin viele Irrwege gegangen, und zuletzt kamen wir zur Erkenntnis, dass die Begriffe „Ressource“ und „externer Effekt“ sowie „Internalisierung externer Effekte“ näher beleuchtet werden sollten, wenn wir wirklich vorhaben, der Wahrheit je näher zu kommen.

Hier jedenfalls alle Beiträge der Zusammenfassung, für die anderen siehe auch die Liste ganz am Ende dieses Beitrags:

Was also meine ich, wenn ich von „Ressourcen“ spreche?

Meine ich „alles, was gratis ist“?

Oder meine ich „alles, was ich der Natur entnehme“ oder dort „ablagere“?

Warum sprechen Personalabteilungen von „Humanressourcen“?

All dies können wir beleuchten, wenn wir mit folgendem Bild beginnen. Abbildung 1 zeigt einen Haushalt (das ist eine „wirtschaftlich zusammengehörende Gruppe von Personen“), seine Produktion, seinen Konsum, seine Beziehungen zum Markt (Export und Import) und einen geheimnisvollen „Ressourcenumsatz (gratis)“.

Abbildung 1: Ein Haushalt und seine Beziehungen zum und im System (Natur)

Die zur Zeit vorherrschende Wirtschaftstheorie geht davon aus, dass man Ressourcen der Natur entnimmt (Rohstoffe, Primärenergie, kostenlose Dienstleistungen) und auch wieder in der Natur ablagert (Abfallstoffe, Verlustenergie), ohne dafür auch nur irgendeine Gegenleistung zu erbringen oder zu bekommen.

Die Natur wird hier als unendlich geduldige und stabile – ja starre – Basis angesehen, um die man sich nicht kümmern muss, weshalb das Prinzip „Quid pro Quo“ gegenüber der Natur nicht zur Anwendung kommt.

Die Entnahme von Rohstoffen und die Ablagerung von Abfallstoffen wird als Tätigkeit ohne Effekte angesehen, insbesondere ohne Effekte, die wieder auf uns Menschen rückwirken könnten.

Sind wir der Natur egal?

Die klassische Wirtschaftstheorie geht davon aus, dass wir der Natur egal sind. Insoferne brauchen auch wir nichts über die Natur zu wissen, da sie uns auch egal sein kann. Die klassische Wirtschaftstheorie (die ja eine Geisteswissenschaft ist) hält nichts von Naturwissenschaften.

Na gut, jeder Naturwissenschaftler muss hier ein wenig lächeln über die jüngste aller Wissenschaften, über die Wirtschaftswissenschaft, die sich zur Zeit wirklich geriert wie ein Halbstarker.

Und die Warnungen aller anderen Wissenschaften in den Wind schlägt.

Die Natur sei das „Außen“, für das ich kein Modell brauche, wichtig sei das „Innen“, unsere internen Währungen, wie auch immer sie heißen – Taler (Dollar), Mark (Euro), Rubel, …… – seien das einzig wichtige,

die „externe Währung der Natur“ – Lebensbedingungen für die verschiedenen Spezies – aber „in Wirklichkeit“ egal.

„Die Wirklichkeit“ spiele sich am Marktplatz ab – auf der Wall Street. Dort erfahre man „wirkliches“ Glück.

Das ist auch der Grund, warum man von „Humanressourcen“ spricht.

Das moderne Unternehmen geht davon aus, dass gut gebildete Mitarbeiter „einfach so da sind“, dass sich „darum ja eh der Staat kümmert“ und dass das „alles nix kosten darf“.

Lehrlingsausbildung gibt es nur mehr in staatsnahen Betrieben. Diese Verantwortung wird im privaten Sektor ignoriert (wie eigentlich jede Verantwortung).

Doch ich will nicht ungerecht sein.

Auch die junge Wissenschaft der Wirtschaftstheorien hat bereits den „externen Effekt“ entdeckt und die „Internalisierung externer Effekte“.

Nehmen wir das Beispiel vom Fabriksbesitzer und vom Fischer

Um seinen Gewinn zu vergrößern, entläßt ein Fabriksbesitzer das Abwasser UNGEKLÄRT in den Fluß. Der Fischer, der 10 km flußabwärts sein Geschäft betreibt, hat dadurch Produktionseinbußen und eine Umsatzminderung.

Wenn man nun die Umsatzminderung des Fischers dem Fabriksbesitzer in Rechnung stellte, dann käme er dahinter, dass sich eine Kläranlage vielleicht doch rechnen könnte.

Dieses „In Rechnung stellen der Umsatzminderung durch die Verschmutzung des Gewässers“ liegt wohl in der Verantwortung des Flußbesitzers und wird als „Internalisierung externer Effekte“ bezeichnet.

Spannend ist natürlich: wenn man ALLE externen Effekte berücksichtigen möchte, was ist dann mit der Frage:

Wer ist der Besitzer der Natur?

Diese Frage stellt sich, wenn man wissen möchte, wer für die Internalisierung aller externen Effekte „zuständig“ ist.

Oder das Beispiel vom Imker und vom Obstgärtner

Ein Imker stellt seine Bienenvölker in die Nähe einer Obstplantage. Die Bienen des Imkers tragen zur Befruchtung der Obstbäume bei und steigern den Umsatz der Obstplantage.

Eigentlich müsste diese Steigerung an den Imker abgetreten werden.

Das Beispiel vom Imker und von der Obstplantage ist ein Beispiel für einen positiven WIRTSCHAFTLICHEN externen Effekt, wenn man sich an die NATURGESETZE hält.

Nun könnte man also einen externen Effekt – und seine Internalisierung – auch in ein Bild fassen.

Verursacherprinzip

Wenn wir vom Verursacherprinzip ausgehen, wollen wir also die Umsatzeinbuße – so sie objektiv festgestellt werden kann – 1:1 dem Verursacher des externen Effekts in Rechnung stellen:

Abbildung 2: Internalisierung externer Effekte nach dem VERURSACHERPRINZIP

Wir sehen einen Ressourcenumsatz „wegen Haushalt B“ (wegen der Fabrik).

Was ist das? Wie kann man das erklären?

Nun, der Haushalt produziert, konsumiert und lebt ja einerseits innerhalb der „eigenen Mauern“ – den dafür benötigten Ressourcenumsatz für Produktion und Konsum würde ich in dem oberen braunen Pfeil sehen.

Aber auch die Exporte müssen zum Markt und die Importe vom Markt zum Haushalt transportiert werden. Außerdem müssen die Importe ja irgendwo produziert werden. Alle dadurch verursachten Ressourcenumsätze würde ich im unteren braunen Pfeil entdecken.

Beide Pfeile zusammen sind – anteilsmäßig – die Ursache für eine Umsatzeinbuße von Haushalt A (dem Fischer), weshalb der „Besitzer der Natur“ (der Eigentümer des Flusses) dem Haushalt B eine „Ausgleichszahlung“ aufbrummt, die er an Haushalt A zu leisten hat.

Bewertung des Verursacherprinzips

Auf den ersten Blick ist das Verursacherprinzip die gerechteste Art und Weise, wie man mit externen Effekten umgehen könnte.

Aber wenn man näher darüber nachdenkt, dann würde es ja bedeuten, jede noch so kleine Umsatzeinbuße (oder -steigerung) durch externe Effekte objektiv zu bewerten und in einer Art „Umweltgericht“ darüber zu Gericht zu sitzen.

Das erscheint aufgrund der schwierigen Objektivierbarkeit der externen Effekte als ein schier unmögliches Unterfangen und würde dann erst Recht zu Ungerechtigkeiten führen.

Prinzip der Kommunalisierung der Ressourcen

Was ist, wenn wir beim ältesten aller Prinzipien blieben, bei der Res Publica? Bei der Behandlung der „öffentlichen Sache“ durch die Politik?

Haben wir noch genug Vertrauen in die Politik, um ihr die Lösung der Umweltprobleme zuzutrauen?

Na egal, jedenfalls, würde sich das Schaubild vereinfachen.

Hier müßte man auch nicht die interne Kostenstruktur und die Ressourcenströme der Haushalte offenlegen (vor Gericht, welches die Umsatzeinbuße berechnen muß), sondern es würde reichen, die Ressourcenströme der Haushalte offen zu legen (vor dem Finanzamt, welches die Steuern und Subventionen berechnen muss).

Abbildung 3: Ressourcenumsatz wird politisch durch Steuern und Subventionen geregelt

Aber nicht nur eine Regelung durch Steuern und Subventionen ist möglich, wenn man gewisse Ressourcenumsätze wissenschaftlich „gut im Griff“ hat, wenn man alle Auswirkungen und Ursachen gut verstanden hat, dann kann man diese durch Gesetze (Gebote, Verbote und Strafen) auch direkt steuern, ohne auf die Regelungseffekte des Marktes angewiesen zu sein.

Abbildung 4: Ressourcenumsätze werden durch Gesetze direkt gesteuert

Die allseits berühmten „CO2 Zertifikate“, mit denen man des Klimawandels Herr werden will, sind zum Beispiel ein Mittelding:

  1. Einerseits ist die Gesamtmenge an CO2 per Gesetz festgelegt
  2. Andererseits überlässt man es den Mechanismen des Marktes, WER diesen und jenen Anteil dieser Menge ausstoßen darf (dreimal darf man raten, wer dadurch reicher werden wird).

Versuch einer Zusammenfassung

Wir haben diesmal also den Begriff des „Externen Effekts“ kennengelernt und erkannt, dass es einer ÜBERGEORDNETEN Instanz bedarf, die für die „Internalisierung der externen Effekte“ die nötigen Regeln erstellen muss.

Dann braucht man aus Sicht der Betriebswirtschaftslehre KEINE Änderung an den überlieferten Wahrheiten, weil die externen Effekte eben „eingepreist“ werden.

Natürlich entspricht es dann – letzten Endes – einer Wettbewerbsverzerrung.

Die Unternehmen, die sich an die Naturgesetze halten, werden Vorteile haben gegenüber den Unternehmen, die die Naturgesetze missachten.

Meint

Euer Christoph

Alle Artikel der Serie (außer der Zusammenfassung)


Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – X (Zusammenschau)

Juli 25, 2021

Liebe Leser!

In den letzten Wochen und Monaten habe ich hier einige Artikel zu den Themen Nachhaltigkeit und Regionalität geschrieben, die ich nun abrunden möchte, indem ich das ganze Thema nocheinmal revue passieren lasse und versuche, Schlussfolgerungen zu ziehen:

Viele Menschen, und auch Politiker, sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit und Regionalität die beiden Schlüsselbegriffe sind, die uns nicht nur helfen werden, die sogenannte Klimakrise zu bewältigen, sondern auch der Anlaß sein könnten unser gesamtes wirtschaftliches Handeln auf neue Beine zu stellen.

So wie die Erfindung der Druckerpresse und die Landung in Amerika die Symbole für den Aufbruch in die Neuzeit waren, so sollen die Digitalisierung und der Aufbruch zum Mars die Symbole sein für ein neues Zeitalter, welches noch zu definieren sein wird.

Ausserdem möchte ich versuchen, das

Heuristische Kriterium für Nachhaltigkeit und Gleichgewicht

Effektive Erwerbsquote = Nettoeinkommen / Bruttoumsatz (Gl. I.1) = (Gl. X.1)

vom Artikel https://letztersein.com/2021/05/09/der-weg-from-freien-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-i-nomaden/ zu beweisen, zu widerlegen, oder zumindest die Zusammenhänge verständlich zu machen (auch mir selber). Dies wird aber wahrscheinlich noch weiterer Artikel bedürfen.

Die drei großen H – Habitat, Hof und Haushalt

In unseren Beispielen sind wir den drei großen H begegnet:

  1. dem Habitat, das von einer Sippe von Jägern und Sammlern oder von Nomaden durchwandert wird
  2. dem Hof, der von einer (Groß-)Familie und vom Gesinde bewohnt wird
  3. dem Haushalt, der von einer „Rumpffamilie“ bewohnt wird

Die drei großen H sind drei unterschiedliche Grundmengen für unsere Überlegungen gewesen. Alles wirtschaftliche Treiben haben wir entweder auf eine Sippe, auf einen Hof oder auf einen Haushalt bezogen. Das war unsere Basis.

Der Begriff Haushalt läßt sich zudem noch allgemeiner interpretieren, zum Beispiel als Staatshaushalt, als der Haushalt eines Bundeslandes, einer Firma oder einer sonstigen Gruppe von Personen.

Dabei haben wir entdeckt, dass der Nomade zu 100% von seinem Habitat abhängig ist (solange es keinen Markt und kein „externes“ Geld gibt, die den Austausch zwischen unterschiedlichen Sippen ermöglichen).

Bei der Hofwirtschaft hat sich die Großfamilie an einen Hof – an ein Gebiet H – gebunden. Der Bauer war also abhängig von „seinen“ Feldern, Wiesen, Wäldern und Gewässern. Im Gegenzug, dass er sich um sie kümmerte, „gehörten“ sie ihm.

Um aber auch Güter konsumieren zu können, die der „eigene Hof nicht hergab“, wurde der Austausch zwischen den Höfen intensiviert, es kam zu Märkten, zu „externem“ Geld und zu vermehrtem Warentransport.

Der moderne Stadtmensch hat wieder keinen Grundbesitz, obwohl er doch mehr oder weniger sesshaft ist.

Er lebt in einem Haushalt, der nur aufgrund der menschlichen Beziehungen aufrecht erhalten wird, aber nicht aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten.

Familienleben und Produktion sind getrennt und die Rumpffamilie, die ich mit meinem Beruf finanziere, hat keinerlei emotionale Bindung zu ebendiesem Beruf, der sie ernährt.

Da ist man manchmal ganz schön allein gelassen, wenn man „für die Familie“ arbeiten geht und einem trotzdem vorgeworfen wird, dass man „nichts für die Familie tue“.

Vom Schwund zum Kometen

Im Artikel https://letztersein.com/2021/05/11/der-weg-vom-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-ii-zur-hofwirtschaft/ hatten wir uns Gedanken gemacht über die Ethik des Nomaden.

Wie kann das Gütekriterium für Wirtschaft aussehen, wenn es keinen Markt und kein Geld gibt, wenn die einzigen Schrauben, an denen wir drehen können, das Einlagern und das Auslagern von Reserven darstellt. Also zum Beispiel, von haltbar gemachten Lebensmitteln.

Einschub:

Vorher hatten wir noch die Konsumzahl K und den Produktionsvektor P definiert:

  • K = N / PPÄ
  • P = (Produktion / PPÄ) / (Konsum / N)

K / P = Konsum / Produktion (X.1a)

N ist die Gesamtanzahl der – konsumierenden – Personen

PPÄ sind dabei die „Produzierenden Personenäquivalente“, bezogen auf einen Ganztagsjob und bezogen auf eine Durchschnittsperson.

P ist also „das, was eine durchschnittliche produzierende Person produziert, bezogen auf das, was eine Durchschnittsperson konsumiert“, jeweils gemessen als Menge des entsprechenden Typs von Gütern.

K ist also „ein Maß für das Mehr an Konsum, das sich aus der Anwesenheit – teilweise – unproduktiver Personen ergibt“.

Wir „riechen“ schon, dass das Ganze auf P = K hinausläuft (vektoriell), dass also, wenn 50% der Personen unproduktiv sind (K = 2), jeder Produzent durchschnittlich 2 x soviel produzieren muss, wie die Durchschnittsperson konsumiert (P = 2).

So wollen wir über den „Schwund“ argumentieren.

Eine Nomadengesellschaft ist offensichtlich ethisch in Ordnung, wenn „nichts verdirbt“, wenn man immer „brav aufißt“.

Trotzdem gibt es auch einen Schwund, der „durch höhere Gewalt“ verursacht wird. Wenn es zum Beispiel einmal weniger regnet, dann sind die Wiesen nicht so üppig und die Tiere werden weniger hergeben.

Deshalb muss man mehr produzieren, als man konsumiert, um „die Krise zu überstehen“, was zu einem „unvermeidbaren“ Schwund im Lager führt.

Heuristisches Kriterium für die Güte der Nomadenwirtschaft

shg = 1 – K / P (Gl. II.8) = (Gl. X.2)

K < P (Gl. X2a)

Konsum < Produktion (Gl. X2b)

shg ist dabei der auf die Produktion bezogene „Schwund aufgrund höherer Gewalt“ (elementweise vektoriell) mit SHG = shg * Produktion. SHG und Produktion werden als „Menge von produzierten bzw. verdorbenen Gütern im Vergleichszeitraum“ gemessen (vektoriell).

NEQ := (Einlagerung – Auslagerung) / Produktion ist die „Netto-Einlagerungsquote“, bezogen auf die Gesamtproduktion und sollte über einen längeren Zeitraum dem Schwund entsprechen: 1 – K / P = shg = NEQ.

Wenn man nun zur Ethik der feudalen Hofwirtschaft übergeht, dann kommt zu all den Überlegungen noch der Markt hinzu und das externe Geld, wie wir hier https://letztersein.com/2021/05/12/vom-freien-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-iii-arbeitsteilige-konsumgesellschaft/ beschrieben haben.

Jetzt gibt es noch den Export (der externes Geld im Ausmaß R erbringt – Revenue) und den Import (für den man externes Geld im Ausmaß C aufbringen muss – Costs).

Daraus ergibt sich ein Überschuss

Definition von Überschuss

ü := (Export – Import) / Produktion (Gl. X.3),

wobei Export, Import und Produktion immer noch nach Menge der Güter (vektoriell) bemessen werden.

Sehr viel einfacher ist die Bewertung nach dem externen Geld

Definition von Gewinn

profit := R – C (Gl. X.4a)

profit = Revenue – Cost (Gl. X.4)

Es kommt zur Warenwirtschaft also noch die Geldwirtschaft hinzu.

R … Revenue

ist der gesamte mit den exportierten Gütern am Markt erzielte Umsatz

C … Costs

sind die Kosten für alle importierten Güter

  1. Güter, die man aus wirtschaftlichen Gründen von einem anderen Hof importiert hat
  2. Luxusgüter, die auf dem eigenen Hof überhaupt nicht erzeugt werden könnten
  3. Steuern und Abgaben für Dienstleistungen des Fürsten
  4. Zinsen für Finanzdienstleistungen aller Art
  5. Versicherungsprämien
  6. der Reingewinn für den Eigentümer
  7. Löhne und Gehälter in externer Währung für das Gesinde, private Geldentnahme für die Familie
  8. Investitionen in bessere/andere Produktions- und Lagertechnologie
  9. Externe Kosten für die Wartung der Produktionsmittel
  10. usw.

Der profit = R – C

wird also zur Gänze auf die Bank gebracht, um dort

  • die Inflation von KPT abzudecken (abzüglich etwaiger Sparzinsen)
  • KPT aufzustocken, falls es eine neue Risikobewertung erfordert

All das führt uns zum

Heuristischen real- und finanzwirtschaftlichen Gütekriterium für Hofwirtschaft im Feudalsystem

(R – C) = KPT * infl + KAU  (Gl. III.2a) = (Gl. X.5a)

(1 – (K/P + ü)) = shg  (Gl. III.2b) = (Gl. X.5b)

wobei

(1 – (K/P + ü)) = NEQ = (Einlagerung – Auslagerung) / Produktion

die vektorielle „Netto-Sach-Einlagerungsquote“ (bezogen auf Menge der Güter) und

(R – C) / KPT

die skalare „Rendite“ (bezogen auf die externe Währung) ist. KPT ist das eingesetzte Kapital.

Beide – Rendite und Netto-Sach-Einlagerungsquote – sind zusammen dazu da

  1. nicht versicherte Risiken zu decken (shg)
  2. die Inflation (abzügl. Sparzinsen) wieder gut zu machen (infl)
  3. im Falle der Neubewertung von Risiken das Kapital aufzustocken (KAU)

So kommen wir zum

Heuristischen allzeit gültigen Kriterium für „gebunkertes“ Vermögen

Die Einlagerung von Geld- und/oder Sachwerten soll in Summe
der Deckung von unversicherten Risiken
und der Deckung der (Netto-)Inflation dienen.
Sowohl ein Mehr als auch ein Weniger sind unethisch,

da ein Mehr zur Inflation der Vermögenswerte führt,
ein Weniger den Haushalt durch Risiken verletzbar macht.

Die Riesenmengen an Vermögen, die wir derzeit horten, und ich meine hier „gebunkertes Vermögen“, das also keine realen Umsätze generiert, lassen sich also nur dadurch argumentieren, dass wir uns auf eine mögliche Katastrophe vorbereiten, beispielhaft sei der Einschlag eines Kometen genannt.

Ob ich Aktienkapital überhaupt als eine Art Vermögen rechne, muss ich mir noch überlegen. Zumindest sträubt sich in mir etwas, Aktien mit Geldwerten gleichzusetzen.

Das Verhältnis zwischen Inflation und Schwund

Das Kriterium (Gl. X.5) lässt sich auch anschreiben wie folgt:

(R – C) / KPT + (1 – (K / P + ü)) / gau = infl + shg / gau + KAU / KPT

Regel über die „gute Rendite“

rendite = infl + (shg – NEQ) / gau + KAU/KPT (Gl. X.6)

Hier sind wir mit KPT = gau * fBU davon ausgegangen, dass das eingesetzte Kapital genau reichen soll, den größten anzunehmenden Unfall abzudecken.

gau = 3 heisst zum Beispiel, dass 3 Jahre hintereinander ein Totalausfall der Produktion (ohne Verlust an Produktionsmitteln und gebunkertem Vermögen) zu verzeichnen ist.

infl

Inflation des Geldes (abzügl. etwaiger Sparzinsen)

shg

Schwund aufgrund höherer Gewalt = nicht versicherte Risiken im Bezugszeitraum (Gesamtschaden = Vermögensverlust + Produktionsausfall) bezogen auf die geplante Gesamtproduktion im Bezugszeitraum

  1. Umwelteffekte *) (z.B. Wetter, Erdbeben, Umweltverschmutzung)
  2. natürlicher Schwund im Lager (z.B. unvermeidliche Fäulnis)
  3. natürliche Abnützung der Produktionsmittel (z.B. Abschreibungen)
  4. nicht ausgeglichene externe Effekte **)
  5. usw.

*) wenn nicht menschlich verursacht
**) externe Effekte behandeln wir später, sie sind immer menschlich verursacht

NEQ

Netto-Sach-Einlagerungsquote

  1. Lagerung von Konsumgütern für die Mitglieder
  2. Anlagevermögen (z.B. Kunstwerke, Aktien)
  3. Lagerung von Produktionsmitteln (Reservehaltung)
  4. usw.

Wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht

Was haben wir bisher in dieser Schriftenreihe also getan?

Wir haben eigentlich nur den Sinn des „eingelagerten Vermögens“, des „gebunkerten“ Vermögens erforscht.

Dabei sind wir ausgegangen vom Nomaden, dem nach Möglichkeit nichts verderben soll, und haben dann den Begriff des „Schwundes“ ein wenig verallgemeinert, sodass wir als „Schwund aufgrund höherer Gewalt“ (SHG = shg * Produktion) nun den „langfristigen Gesamtschaden (Vermögensverlust + Produktionsausfall) durch unversicherte Risiken, bezogen auf den Bezugszeitraum“ meinen.

Dabei haben wir auch den GAU, den größten anzunehmenden Unfall, definiert, der angibt, wie lange der Totalausfall der Produktion maximal – also nicht im langfristigen Durchschnitt – dauern kann, und wieviel Vermögen dabei vernichtet wird.

Für gau = 2 setzen wir also zum Beispiel ein Kapital KPT = 2 * fBU ein, das es uns ermöglicht den „fiktiven Bruttoumsatz“ fBU – also die Gesamtproduktion – zwei Jahre lang vom Bankkonto zu substituieren.

Da ist natürlich vorausgesetzt, dass es diese Güter am Markt trotz Krise weiterhin zu normalen Preisen zu kaufen gibt (das hängt von Art und Umfang der Krise ab).

Mit der Rendite = (R – C) / KPT wollen wir also eigentlich nur die Inflation wieder gut machen (und eventuell das Kapital aufstocken), während wir den Schwund des Vermögens durch Importe und Eigenproduktion wieder gut machen wollen.

Aber wo bleiben da all die brennenden Probleme unserer Zeit?

  • Müllberge, die ja durch Export nur in zahlungsschwache Länder verschoben werden
  • Überfischung der Meere
  • Klimakrise
  • Endlichkeit der Erdölreserven und anderer wichtiger Stoffe
  • Erosion des Mittelstands
  • Erosion der Demokratie

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ALLE sind sich einig, dass der Fehler darin liegt, dass Ressourcen gratis zu haben sind:

  1. Ausgangsstoffe (aka Rohstoffe) für unsere Stoff- und Energiekreisläufe werden der Natur gratis entnommen
  2. Ergebnisstoffe (aka Abfälle) können gratis in die Natur entlassen werden

Sowohl die Entnahme der Rohstoffe, als auch das Entlassen der Abfälle, bewirkt im Habitat Effekte, die wiederum auf uns Menschen zurückwirken (sonst müssten wir uns keine Sorgen darum machen).

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Dieses Problem wurde schon einmal gelöst, als wir vom Nomadentum übergingen zur Hofwirtschaft.

Als man dahinterkam, dass die natürlichen Ressourcen in den Habitaten für die aktuellen Produktionsmethoden nicht mehr reichten, begann man den Grund und Boden intensiver zu bewirtschaften.

Der einzelne Bauer war unter anderem natürlich auch verantwortlich, „sein“ Gebiet H gegen Ausbeutung und gegen Ablagerungen im Übermaß zu verteidigen.

Und er tat dies freiwillig, denn es war ja „sein“ Gebiet, von dem er und seine Nachkommen abhängig waren.

Aber wie ist das mit einem Fluß, der niemandem und allen gehört? Wer kann dem Fabriksbesitzer verbieten, Abwasser gratis in den Fluß abzuleiten?

Auch hier ist die Frage wieder relativ einfach, denn zumindest innerhalb des Landes kann sich der Souverän dieses Landes darum kümmern – und er wird es tun.

Wenn nun aber Japan radioaktiven Abfall in den Pazifik kippt und die Pazifik-Anrainerstaaten die Probleme damit haben, dann kann diesen Streit nur der „Souverän des Pazifik“, der „Souverän der Natur“ schlichten.

Wer ist der „Souverän der Natur“?

Wie ich in diesem Artikel https://letztersein.com/2021/06/12/vom-waldmenschen-zum-sklaven-des-marktes-vii-aluhut-und-digitalisierung/ versucht habe zu eruieren,

ging es bei der Bildung der Hofwirtschaft um die „Parzellierung der landwirtschaftlichen Ressourcen“.

Später, bei der Industrialisierung, ging es um die „Parzellierung der Humanressourcen“. Leider verwenden die Projektmanager immer noch den Begriff „Ressource“, wenn sie von Menschen reden.

Aber es ist symptomatisch, denn der Arbeitgeber ist ja nicht an Dir interessiert, sondern nur an Deinen „kleinen grauen Zellen“, an Deinem „Know How“, an Deinen „Skills“, das müssen wir ihm und uns ehrlich zugestehen.

Wenn sich nun der Arbeitgeber geriert, als wäre er Dein Eigentümer, dann muss es schon klar sein, dass

Eigentum immer Verantwortung bedeutet.

Weshalb moderne Firmen das Eigentum nach Möglichkeit eigentlich immer vermeiden.

  • Eigentum bindet
  • Es reist sich leichter mit leichtem Gepäck
  • Flexibilität ist alles
  • Cash is King

Wenn man also glaubt, dass die Firmen – die Unternehmen – sich als Souveränen für die Ressourcen der Wirtschaft eignen, dann ist das also ein ziemlicher „Schlag ins Wasser“ (siehe „Almende-Problem“ in Wikipedia – „Freedom in a commons brings ruin to all“).

Aber abgesehen von den Unternehmen:

Woher nehmen eigentlich die G7 und die EU das Recht, CO2-Zertifikate zu versteigern?

CO2 kennt keine Grenzen.

Ist das nicht die Verantwortung der UNO, sich um diese Dinge zu kümmern?

Es dämmert uns, dass die Erde einen Eigentümer braucht, einen Monopolisten, auf den sich ALLE geeinigt haben.

Natürlich ist es leicht für den Theologen und für den Philosophen:

Die Menschheit ist der Souverän der Erde = Humanistan

Aus theologischer Sicht ist sie das in Stellvertretung des Herrn, der der wahre Herrscher des Weltalls ist.
Klar. So steht es im Katechismus.

Aber wer vertritt die Menschheit? Das alte Problem, wenn der Außerirdische kommt und bittet: „Take me to your leader!“. Zu wem würdest DU ihn führen?

Meint

Euer Christoph

Alle Artikel dieser Reihe (außer der Zusammenfassung)


Vom freien Waldmenschen zum Sklaven des Marktes – VIII (Geistiges Eigentum, Ressourcen)

Juli 4, 2021

Replik auf das geistige Eigentum

In einem der letzten Artikel dieser Serie nahmen wir den Faden auf, das industrielle Zeitalter dadurch zu charakterisieren, dass sogenannte „Firmen“ einen „offenen Raum für Know How“ schafften, indem sie den Angestellten einen gewissen Kündigungsschutz boten und im Gegenzug die „Gehirne zu melken“ begannen.

Dadurch, dass die Firma den Angestellten bestärkt – „firmiert“ – sich zu öffnen und die Geheimnisse INNERHALB der Firma preiszugeben, dadurch konnte man die Innovation stärken und eigentlich erst möglich machen.

Wieder einmal war Innovation der Schlüssel, um die Kopfzahl der Menschheit zu vergrößern und effizienter zu wirtschaften.

So wie die Hofwirtschaft den Grund des Fürsten parzelliert hatte, um sich auf gewisse Ressourcenkreisläufe zu spezialisieren, so parzellierte die Industriewirtschaft die Hirne der Untergebenen des Fürsten und spezialisierte sich auf bestimmte Fertigkeiten („Skills“).

Aber immer noch waren Ressourcen gratis.

Die Fabrik entnahm dem Fluss das Wasser gratis und entleerte den Abfall in die Umwelt gratis.

Erst im Zuge verschiedener Katastrophen, dass der mittlere Westen im Kuhmist „erstickte“, dem Waldsterben durch den sauren Regen im 20. Jahrhundert, des großen Plastik“strudels“ im Pazifik anfangs des 21. Jahrhunderts, der drohenden Klimakrise in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts, dem Bienensterben und sonstiger Katastrophen, erinnerten sich die Staaten daran, dass die verschiedenen Ressourcenkreisläufe eine öffentliche Verantwortung waren.

So wie der Bauer selbstverständlich darauf schaute, dass es seinen Wiesen und Feldern, seinen Wäldern und Gewässern gut ging, so mussten die Staaten, die ja meistens von Städtern gelenkt wurden, immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, dass die „Schlacht am Land geschlagen wird.“

Bodenversiegelung, Muren, Bergrutsche, Überschwemmungen, Landwirtschaft, das sind alles essentielle Themen, mit denen der Städter aber nicht so viel anfangen kann.

Aber was hat das mit unserem Gütekriterium zu tun? Ich erinnere:

Heuristisches real- und finanzwirtschaftliches Gütekriterium für Hofwirtschaft im Feudalsystem

(R – C) = KPT * infl + KAU  (Gl. III.2a)

(1 – (K/P + ü)) * fBU = shg * fBU  (Gl. III.2b)

Wenn wir das Kriterium nun in das industrielle Zeitalter transformieren wollen, müssen wir folgende Fakten berücksichtigen:

  1. So, wie wir im Feudalsystem den „Hof“ als Basis unserer Berechnungen genommen haben (sei es der „Bauern“hof oder der „Hof des Fürsten“), so wollen wir jetzt die „Familie“ als Berechnungsgrundlage nehmen.
  2. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass sich Familienleben und Produktion nicht mehr alle auf demselben „Hof“ abspielen, sondern dass eine Familie im Wesentlichen gemeinsam konsumiert, aber an verschiedenen Produktionsstätten („Firmen“) getrennt produziert.
  3. Weiters gibt es in vermehrtem Maße sogenannte „Vorleistungen“.
    D.h. ich entnehme die Ressourcen für mein Produkt nicht mehr alle direkt der Natur, sondern baue auch auf „Vorprodukten“ anderer Leute (oder anderer Firmen) auf, und in den meisten Fällen wird mein Produkt kein Endprodukt für den Konsumenten sein, sondern von wieder anderen Menschen weiter veredelt werden, bevor es letztendlich eine Umsatzsteuer verursacht.
    1. Anmerkung: das heisst, dass für denselben Gesamtumsatz viel mehr Ressourcen und viel mehr Transporte nötig sind, als in der vorindustriellen Hofwirtschaft.
      Die Umsatzsteuer deckt also nicht die – externen – Ressourcenkosten.
    2. Andererseits werden durch die hochgradige Spezialisierung Dinge möglich, die sonst unmöglich wären. Zum Beispiel waren im Apollo Programm der NASA zwischen 1961 und 1972 bis zu 400.000 hochspezialisierte Experten beschäftigt, um nur 12 Menschen das Betreten des Mondes zu ermöglichen.
  4. Im Laufe des industriellen Zeitalters kommt man immer wieder neu zur Erkenntnis, dass es eine Aufgabe des Staates ist, vor der er sich nicht drücken darf, nämlich die externen Kosten zu internalisieren. D.h. für den Ressourcenverbrauch muss ein gerechter Preis gefunden werden, der es dem Markt ermöglicht, ökologische und soziale Aspekte mit Hilfe der üblichen Instrumente des Finanzmarktes zu berücksichtigen.

Bleiben wir beim Beispiel des alleinerziehenden Vaters mit zwei Kindern

Bei der feudalen Hofwirtschaft hatten wir eigentlich nur ein einziges Kriterium für ethisch korrekte Hofführung, nämlich sollte die Einlagerung von Vermögen (von Geld- und Sachvermögen) genau die Risiken abdecken, die sich über längere Zeiträume ja immer wieder manifestierten (also letzten Endes immer als eine Art von Produktionsausfall).

Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Einlagerung wurde als unethisch betitelt.

Um die Ressourcenkreisläufe hatten wir uns keine expliziten Gedanken gemacht, da

  1. der Bauer an seine Scholle durch Eigentum gebunden war – sich also um diese sowieso kümmerte -,
  2. der Fürst durch Leibeigenschaft an seine Leibeigenen gebunden war – sich um diese also sowieso kümmerte.

Nun gibt es keine Leibeigenschaft mehr und der Anteil der Landwirte und der Grundeigentümer an der Gesamtbevölkerung schrumpft und schrumpft, sodass wir uns ernsthaft die Fragen stellen müssen:

  1. Welche Verantwortung(en) hat der „normale“ Mensch noch, wenn er so gut wie kein Eigentum hat?
  2. Welche Verantwortung haben die „Firmen“, die ja immer noch das „Know How“ und die Produktion organisieren?
  3. Welche Verantwortung hat der Staat? Immerhin muss ja irgend jemand die externen Kosten bepreisen, damit sie internalisiert werden können, und das auf eine sozial gerechte Art und Weise.

Ich erinnere an folgendes Bild, welches anschaulich darstellt, wieviel Verkehr und „Ressourcenumsatz“ durch „meine Produktion“ verursacht wird:

  1. 73% des Produktes sind „outgesourced“ in Vorleistungen von anderen Produktionsstätten.
    Den Ressourcenumsatz für die Produktion der Vorleistungen und den Konsum der Vorleister möchte ich nicht „meiner Arbeitsleistung zuordnen“, aber dass die Vorleistungen zu meiner Produktionsstätte transportiert werden müssen, daran bin schon ich schuld. Ich könnte ja auch nach Indien übersiedeln und mit den Vorleistern „gemeinsame Sache machen“.
  2. Das heisst, dass ich alle „ressourcenrelevanten Vorgänge“, an denen „ich schuld bin“, in blauen fetten Buchstaben angebe.
    1. Transport der Vorleistungen (73%) zu meiner Produktionsstätte.
    2. Ressourcenumsatz (RU) wegen meiner Produktion (Wertschöpfung, Nettoeinkommen)
    3. Berufsverkehr (BV), wenn ich zu meiner Arbeitsstätte fahre und wieder zurück
    4. Ressourcenumsatz, den meine Familie in der Wohnung verursacht
    5. Konsumverkehr, den meine Familie verursacht und Ressourcenumsatz an den Konsumstätten
    6. Transport meines Anteiles am Endprodukt vom letzten Erzeuger in der Erzeugerkette über den Markt zum Endkonsumenten. Wenn ich davon ausgehe, dass meine Familie in etwa genauso viel konsumiert, wie sie produziert, dann kann man das als „einen äquivalenten Marktzyklus von 27%“ bepreisen (die restlichen 73% werden von den Vorleistern verursacht).
„Ressourcenrelevante Vorgänge“, die „durch mich verursacht werden)

Es ist also klar, dass Produzenten, Konsumenten und Händler – und insbesondere die „Firmen“, durch die sie sich organisieren – die gemeinsame Verantwortung für „ressourcenrelevante Vorgänge“ tragen, dass diese Verantwortung aber auch in gerechter Art und Weise aufgeteilt werden muss.

Grundprinzip
Je weniger jemand mitentscheiden kann, desto weniger Verantwortung trägt er.

An diesem Punkt wollen wir innehalten und beim nächsten Mal weiter machen.

Meint

Euer Christoph

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