ist das Fest des Hl. Geistes und sozusagen „der Geburtstag der Kirche“. So haben wir es in der Schule gelernt.
Aber auch in meinem Privatleben hat sich – bezüglich meiner Hobbies – einiges getan, was ich HIER AUF MEINEM ANDEREN BLOG dokumentiere.
Trotzdem schulde ich meinem treuen Leser KNI noch weitere Ausführungen zum Gewissen, denn ich habe immer sehr betont, dass es sich beim Gewissen um ein GEFÜHL handelt, laut Definition ist das Gewissen aber eine Eigenschaft der VERNUNFT.
Ist das ein Widerspruch? Können wir diesen Gegensatz auflösen oder müssen wir ihn so stehen lassen?
Weiters wittern wir einen Zusammenhang zwischen der WERTEDISKUSSION und dem Begriff des Gewissens, denn auch das Gewissen beWERTet unsere Taten.
Und dann ist da noch der Unterschied zwischen der Bewertung durch das Gewissen und der TATSÄCHLICHEN Gerechtigkeit, die viel mit unserer Gottesbeziehung zu tun hat.
All dies möchte ich noch im 14. der „kleinen religiösen Büchlein“ unterbringen, die sich ALLE HIER FINDEN.
Jedes Jahr spielen sie bei den Salzburger Festspielen den Jedermann.
Und jedes Jahr denke ich mir, dass die Brisanz dieses Stoffes übertüncht wird durch die vielen kleinen Fragen und Diskussionen, die wir um die Äußerlichkeiten des Stückes herumwinden.
Wer gibt heuer die Buhlschaft?
Haben die beiden hinter der Bühne etwas miteinander?
Wieviel kostet die Ausstattung?
Usw.
Usf.
Dabei geht es eigentlich um eine WERTEDISKUSSION.
Ist all das Vermögen des reichen Mannes etwas WERT, wenn er dereinst vor seinen Richter tritt?
Wie wir alle wissen, geht kein einziger mit ihm den letzten Gang. Nicht einmal die treuesten Gefährten bleiben im Tod bei ihm – und das hat nicht einmal etwas mit seinem Reichtum zu tun, denn auch der Arme tritt alleine vor Gott.
Es gibt nur zwei allegorische Gestalten, die mit ihm gehen könnten.
seine guten Werke
sein Glaube
Die guten Werke unseres Jedermann sind aber zu schwach – er hat sie ein Leben lang vernachlässigt – sodass ihm nur mehr der Glaube bleibt.
Er muss darauf vertrauen, dass Gott gnädig sein wird, er muss um Gnade bitten.
Zumindest diese Tat muss er setzen.
Letzten Endes nützen uns alle unsere Fähigkeiten und Reichtümer gar nichts.
Unsere Fähigkeiten helfen uns, hier auf Erden gut zu leben, für andere nützlich zu sein und uns so gegenseitig das Leben möglichst angenehm zu gestalten, aber vor Gott ist das alles Null und Nichtig. Da zählt nur die gute Absicht und das Vertrauen.
Diese Gedanken wollen wir jetzt abschließen, und zwar mit einem letzten Kapitel, sozusagen einem Resumee.
Existenzangst und Gewissen
Dieses Gewissen, diese „Fähigkeit der Vernunft zu erkennen was recht ist“, muss also im Laufe des Lebens gebildet, weitergebildet, ausgebildet werden, und sie kann natürlich auch VERbildet werden.
In erster Linie ist aber das Gewissen ein Gefühl, ein „ungutes Gefühl“, das uns sagt, wenn etwas, das wir getan, gesagt oder gedacht haben, in unseren Augen „nicht so ganz richtig war“.
Einmal ist es mir passiert, dass ich jemandem ein schlechtes Gewissen gemacht habe, und er hat mir geantwortet: „jetzt hast Du es geschafft, dass ich mich schlecht fühle“. Ein schlechtes Gewissen ist also in erster Linie ein „schlechtes Gefühl“.
Dieser Gedanke führt uns zu der Überlegung, dass „die Mutter aller unguten Gefühle“ natürlich die Angst ist, und die „Mutter aller Ängste“ ist doch die Existenzangst. Ist doch so.
Existenzangst ist der Zweifel daran, dass ICH dieses Leben überstehen werde, der Zweifel an meiner eigenen Konstanz. „Ich werde nicht bestehen“, das ist die Grundaussage der Angst.
Jeden Tag erkenne ich meine Abhängigkeit von anderen Menschen. Wenn meine Mitmenschen mich „aussondern“, dann werde ich bald tot sein. Grunderkenntnis des Menschen, die wir aber im Unterbewusstsein „vergraben“, weil wir diese „nackte Tatsache“ nicht wirklich aushalten.
In Grenzsituationen, im Krieg, auf der Flucht, bei schwerer oder ansteckender Krankheit, oder bei ähnlichen Gelegenheiten, kommt diese Urangst hoch und muss bewältigt werden, aber der „normale, zivilisierte, gut situierte“ Mensch hat diese Angst „gebändigt“ und ersetzt sie zum Beispiel durch eine „Angst vor Armut“, durch eine „Angst vor Arbeitslosigkeit“, eine „Angst vor Faschismus“ oder ähnliche Ängste.
Was haben nun all diese Ängste mit dem Gewissen zu tun?
Nun, es ist einfach.
Stellen wir uns ein Kind im Mutterleib vor. Ich denke doch, dass ein Kind im Mutterleib irgendwie „mitbekommt“, wenn es der Mutter schlecht geht. Das ist vielleicht die erste aller Existenzängste, die wir erleben können.
Trotzdem glaube ich nicht, dass das Kind im Mutterleib sich selbst die Schuld gibt, wenn „es schlecht läuft“. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind im Mutterleib irgend eine Form von „schlechtem Gewissen“ haben könnte. Vielleicht bekommt es sogar eine äußere Ursache dafür mit, wenn es der Mutter schlecht geht, zum Beispiel, weil der Vater mit der Mutter geschrien hat.
Wenn wir dann geboren sind, beginnt das Drama der Bestrafungen.
Wir erkennen, dass uns die anderen manchmal lieb haben, und manchmal nicht, wir erkennen aber auch, dass wir von der Liebe unserer Mitmenschen abhängig sind.
Wir werden also – ganz allgemein gesprochen – die Wertevorstellungen der Menschen, von denen wir abhängig sind, übernehmen, um Existenzängste zu vermeiden.
In dieser an sich aussichtslosen Situation müssen wir unsere eigene Persönlichkeit entwickeln und Selbstsicherheit aufbauen. Ein Drama, das nicht selten in einer Tragödie endet.
Das DU-Gewissen ist also die Abhängigkeit von der Mutter im Mutterleib. Das DU-Gewissen kennt keine Schuldgefühle. Es bezieht sich nicht nur auf die Mutter, sondern auch auf den EWIGEN VATER, das EWIGE DU, das wir ein Leben lang suchen und im Tod – hoffentlich – finden werden.
Das WIR-Gewissen kennt auch keine Schuldgefühle, denn WIR SIND DIE GUTEN. Jede brauchbare Familie entwickelt ein WIR-Gefühl und ein WIR-Gewissen. Aber auch andere Gemeinschaften können ein WIR-Gewissen entwickeln. Sowohl im guten Sinne – zum Beispiel bei ethisch wertvollen Gruppierungen – als auch im schlechten – bei ethisch fragwürdigen Ansammlungen von Menschen.
Das ES-Gewissen, bzw. SIE-Gewissen entspringt der Existenzangst und macht uns Gewissensbisse. Ich „muss doch“ mein Leben danach ausrichten, „was die anderen wollen“. „Es wäre gut“, wenn ich mich nahtlos in die Gesellschaft einfüge. „Man sollte doch“ ein braver Mensch sein, und so weiter, und so weiter.
Der fortgeschrittene Beter kann auch ein IHR-Gewissen erleben, wenn er nicht mit dem EWIGEN DU in Kontakt tritt, sondern mit dem dreifaltigen Gott, den man tatsächlich auch in der Mehrzahl ansprechen kann. Das führt dann aber meistens zu Gelächter.
Tatsächlich feiern wir morgen Christi Himmelfahrt und tatsächlich beschert uns das ein „langes Wochenende“.
Was spricht also dagegen, meinen lange gehegten Vorsatz einzulösen und die Fragen meines treuen Lesers KNI zu beantworten?
Ich hatte nämlich HIER die erste Version meines neuen „kleinen religiösen Büchleins“ über den Sinn und Unsinn des Gewissens in Kopie abgedruckt.
Es fehlt aber ein letztes Kapitel, sozusagen ein „Resumee“, in dem ich die verschiedenen angesprochenen Arten des Gewissens (das ICH-Gewissen, das ES-Gewissen, das WIR-, IHR- und DU-Gewissen) noch einmal Revue passieren lasse und gleichsam „wissenschaftlich definiere“.
Weiters hat KNI vorgeschlagen, einige positive Beispiele für das WIR-Gewissen zu nennen, das in meinem bisherigen Text nicht so positiv davongekommen ist. Denn eine Gemeinschaft kann mein Gewissen auch in positiver Hinsicht formen, nicht nur vergewaltigen.
Nun, das möchte ich an diesem langen Wochenende erledigen, und mit diesem Vorsatz gehe ich heute zu Bett.
Weiters hatte ich wieder – aus wirtschaftlicher Sicht – über den Begriff der „Werte“ nachgedacht, und hier ist es tatsächlich so, dass wir Werte im Alltagsgebrauch nach ihrer NÜTZLICHKEIT reihen. Alles, was nützlicher ist, betrachten wir als wertvoll, die unnützen Sachen hingegen betrachten wir als wertlos.
Aber, was IST Nützlichkeit? Kann nicht etwas, das ICH als nutzlos betrachte, in den Augen Gottes unendlich WERTVOLL sein? Das wird zu ventilieren sein.
Nun, wenn etwas wertVOLL ist, dann hat es einen hohen Wert, Güter mit niedrigem Wert sind hingegen eher wertLOS.
Wenn es um die Bestimmung von Werten geht, so geht es also letzten Endes um die Bestimmung von Gut und Böse.
Also, flapsig formuliert, um das Begriffspaar Wir und die Anderen.
Werte sind ein ideologisches Konstrukt, sie sind Vorstellungen, die eine Gesellschaft zusammenhalten sollen, indem sie das gemeinsame immaterielle Volksvermögen erhöhen, das man im Wettbewerb der Werte einsetzen kann.
Es sind zum Beispiel die Menschenrechte immaterielle Werte einer Gesellschaft, die den gesamten Wert des Volksvermögens heben, wenn sie TATSÄCHLICH verfügbar und einklagbar sind.
Eine angstbesetzte Gesellschaft wie die im Dritten Reich kann sich auf Dauer nicht durchsetzen, da sie einfach nicht genug Vermögen besitzt. Die Angst wirkt mindernd auf das Volksvermögen. Nur einige wenige profitieren davon und unterstützen das natürlich.
Achtung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Minderheiten
Man hofft also, dass diese Werte sich positiv im immateriellen Volksvermögen niederschlagen.
Das Christentum
Eingangs (in DIESEM Artikel) hatte ich erwähnt, dass ich mich dem Christentum verpflichtet fühle.
Nun, da die Europäischen Werte zweifellos vom Christentum herrühren – auch wenn sich die Kirche selbst nicht immer daran gehalten hat – kann ich getrost meinen Kompass nach dem Berg Horeb ausrichten, und werde damit den Europäischen Werten nicht widersprechen.
Aber was ist jetzt mit dem Verhältnis von Christentum und anderen Kulturen und Religionen?
Ist der christliche Absolutheitsanspruch nicht ein Hindernis beim friedlichen Zusammenleben?
Der Absolutheitsanspruch
Erstens: nach jeder Messe werden die Christen mit den Worten „Gehet hin in Frieden“ entlassen und nicht mit den Worten „Gehet hin in Wahrheit“.
Der Auftrag an den Christen ist also nicht in erster Linie, allen zu zeigen, wie gescheit er ist, sondern mit allen Menschen möglichst in Frieden zu leben.
Zweitens: ich muss ja sowieso davon ausgehen, dass ich meinen Sinnen trauen kann.
Wenn ich dauern davon ausginge, dass ich nicht recht habe, dann würde ich im Leben nicht viel weiterbringen.
Es hat also jeder Mensch – mit Recht – einen gewissen Absolutheitsanspruch, weil er ja in erster Linie davon ausgehen muss, dass er nicht in irgendwelchen Wahnvorstellungen lebt.
Wenn dem so wäre, dann wäre es krankhaft und müsste vom Psychiater behandelt werden.
Wenn ich mir meiner selbst sicher bin, dann kann ich auch mit Andersgläubigen auf Augenhöhe kommunizieren, und vielleicht wird sogar ein ernsthaftes theologisches Gespräch daraus.
Allerorten hört man Klagen, dass in unserer Gesellschaft ein sogenannter „Werterelativismus“ einreiße.
Alles sei richtig, alles sei wahr und man könne sich auf nichts mehr verlassen (am wenigsten auf die Jugend), liest man allenthalben in traditionsreichen Medien.
Wir müssen uns wieder auf die „Europäischen Werte“ rückbesinnen, heißt es da meistens, und die guten alten Traditionen würden uns den Weg in die Zukunft zeigen.
Nun.
Auch ich selbst würde mich aus Sicht meines „Wertekorsetts“ als „guten alten katholischen Christen“ bezeichnen und ich fühle mich den zehn Geboten verpflichtet (auch wenn ich kein „vorbildlicher“ Christ bin, der wirklich jeden Sonntag in die Kirche geht).
Aber werde ich deswegen in den Chor der Ewiggestrigen einstimmen, die ihr Heil immer in der Vergangenheit suchen?
Haben wir das Recht, über unser Gewissen zu urteilen?
Sinn und Unsinn des Gewissens festzustellen?
Ist es nicht das Gewissen, das über uns urteilt, statt umgekehrt?
Ist nicht das Gewissen die allerletzte Instanz, die über Gut und Böse entscheidet?
Nun, diesen Fragen sollten wir auf den Grund gehen.
Beginnen wir mit der Definition, die wir in der Schule gelernt haben:
Das Gewissen ist jene Fähigkeit der Vernunft, die es dem Menschen ermöglicht zu erkennen, was recht ist, und es ist der Antrieb nach dieser Erkenntnis zu handeln.
Und da haben wir schon den Schlamassel:
Die Vernunft des Menschen ist irrtumsfähig.
Das heißt also, dass auch das Gewissen irrtumsfähig ist.
Wenn wir uns jetzt also in unseren moralischen und ethischen Bewertungen irren können, was ist nun der Maßstab, den wir anlegen können?
Wonach sollen wir uns richten?
Wo ist unser Leuchtturm, unser Kompass, unser Navi?
Was ist die Wahrheit, der wir folgen sollen?
Ich möchte versuchen, diese Fragen in diesem „kleinen religiösen Büchlein“ ein wenig zu ventilieren.
Lieber Leser, liebe Leserin, Du mußt mir nicht glauben, trotzdem wünsche ich Dir, daß Dich das Büchlein anrege und begleite.
Das ES-Gewissen
Wenn ein Kind geboren wird, dann lernt es die Leiden des Lebens am eigenen Leib kennen:
ICH habe Hunger
ICH fühle mich kalt
ICH fühle mich einsam
Am Anfang sind es diese ICH-bezogenen unangenehmen Gefühle, die uns sagen, was gut und was böse ist.
Und in den meisten Fällen müssen wir nur ein bisschen weinen – eventuell schreien –, damit unsere unangenehmen Gefühle beseitigt werden. Wir werden ge“stillt“, damit wir eben still sind.
Irgendwann dann beginnen wir zu denken, wir lernen, dass die Mutter, der Vater auch Menschen sind, und dass wir von ihnen abhängig sind.
Der Mensch fürchtet eigentlich nur zwei Dinge:
den physischen Tod,
den sozialen Tod.
Diese Furcht vor dem sozialen Tod, dass die, von denen wir abhängig sind, uns nicht mehr mögen, diese Furcht führt zum ES-Gewissen.
ES wäre gut, wenn mich meine Eltern mögen
ES wäre gut, wenn meine Eltern reich und angesehen sind
ES wäre gut, wenn auf der Welt Frieden ist
Und so wird unser Gewissen von der Umwelt geformt, durch die Menschen, von denen wir abhängig und auf die wir angewiesen sind.
Das ist die Basis für den Unsinn des Gewissens.
Die Liebesfalle
Wie ich bereits im siebenten Büchlein erörtert habe, wollen wir Menschen geliebt werden.
Die Liebe ist die größte Stärke des Menschen, aber auch seine größte Schwäche.
Weil wir Angst vor dem sozialen Tod haben, haben wir Angst davor nicht geliebt zu werden.
In unserer Angst tun wir dann die verrücktesten Sachen – das ist der Unsinn des Gewissens.
Und eigentlich ist es auch der Ursprung des Bösen.
Wie meine ich das?
Nun, man sagt das grundlegendste, das ursprünglichste und das erste Bedürfnis jedes Menschen sei es, angenommen zu sein, wie man ist. Also geliebt zu werden, ohne sich anbiedern zu müssen.
Wenn dieses Bedürfnis nicht befriedigt wird, zuallererst von den Eltern, aber auch von anderen Autoritäten, von denen wir abhängig sind, dann reiten wir in unserer Verzweiflung von einer Trotzphase in die nächste.
Wir machen verrückte Purzelbäume, schneiden uns nicht die Haare, waschen uns nicht und fangen an zu stinken, nehmen Drogen, schwänzen die Schule und drohen damit unser Leben wegzuwerfen, solange, bis dieses grundlegendste aller Bedürfnisse erfüllt wird.
Aber ich darf nicht ungerecht sein. Die Strategie, die ich soeben beschrieben habe, die „Strategie des Trotzes“, wird nicht von jedem Kind oder Jugendlichen verfolgt.
Manche, vor allem schwache Charaktere, wählen zum Beispiel1 auch den „Weg der Anpassung“. Sie erkaufen sich die Anerkennung, indem sie sich selbst verbiegen. Und bringen sich selbst um die Befriedigung des grundlegendsten aller Bedürfnisse.
Das sind die wirklich unglücklichen, manchmal auch bösen Charaktere.
Die Mitläufer, die Denunzianten, die mit den Wölfen heulen und die das „Fahrradfahren“2 beherrschen.
Das ist der „Unsinn des Gewissens“ in Reinkultur.
Das ist die Grundlage aller Neurosen und Psychosen und davon leben die Psychiater und Beichtväter seit Generationen.
Meint
Euer Christoph
Zurück zum ICH-Gewissen
Aber dieses ES-Gewissen, das ich in den letzten Kapiteln beschrieben habe, es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Denn ist es nicht unsere Aufgabe, das Leben zu nützen und vom ständigen REA-gieren loszukommen, hin zu einer agileren Lebensweise des A-gierens?
Wir alle kennen das, wenn wir bereits beim Frühstück uns vor all dem INPUT fürchten, der in der Mailbox auf uns lauert.
Und vor all dem Streß, den es uns bereiten wird, im Laufe des Tages auf diesen INPUT zu REA-gieren?
Wäre es nicht schön, wenn wir aus der Ruhe heraus A-gierten? Wenn wir in uns hineinhörten, bevor wir Aktionen setzten?
Wäre es nicht schön, wenn unser Antrieb in die Welt hinaus zu gehen wieder unsere ureigenste NEUGIER wäre? Der Wunsch, neues kennenzulernen und nicht andauernd von Außen zu leben, sondern wieder von Innen?
Wäre es nicht schön, vom ES-Gewissen zum ICH-Gewissen zu kommen?
Meint
Euer Christoph
Das DU-Gewissen
Aber eigentlich ist auch das ICH-Gewissen nur ein Schritt in die richtige Richtung und noch nicht das Ziel.
Denn wie war es im Mutterleib?
Hatten wir dort nicht das ewige DU verspürt?
Haben wir im Mutterleib nicht den ersten unserer Sinne erlernt, das MITGEFÜHL?
Und hatten wir dort nicht noch eine enge Beziehung zum EWIGEN DU, zu Gott?
Fühlten wir uns dort nicht noch geborgen und zuhause und ist es nicht der Mutterleib, in den wir uns ein ganzes Leben lang zurücksehnen?
Viele Fragen werden hier aufgemacht, und eigentlich sollten wir ein Leben lang versuchen, zu diesem Gott ZURÜCK zu finden, von dem wir durch die Umstände des Lebens ja nur getrennt worden sind.
Und wir sind auf dieser Suche nach diesem Gott nicht alleine.
Viele Menschen vor uns haben schon tragbare Literatur geschrieben und Lehre verbreitet – in der Bibel und in der Kirche – in der gute Vorschläge gemacht worden sind, darüber was denn dieser Gott eigentlich von uns will:
Die Richtschnur für unser Gewissen sind immer noch die zehn Gebote Mose, die Jesus dann in zwei Gebote zusammengefasst hat.
Das ist das eingangs erwähnte Navi, unser Leuchtturm und unser Kompass.
Meint
Euer Christoph
WIR und SIE
Boshafte Menschen behaupten, der Mensch hätte den Schritt vom „homo sapiens“ zum „homo connectus“ bereits hinter sich.
Aber das ist gar nicht mal so unrichtig, denn das alte Erkenntnis, wonach der Mensch ein „ens sociale“ sei, ein „soziales Wesen“, das nicht für sich allein sein könne und die Gemeinschaft brauche, hat etwas durchaus Richtiges.
Aus dem ICH-Gewissen und dem DU-Gewissen wächst also auch so etwas wie ein WIR-Gewissen.
„Wir sind die Guten“, das ist ein Satz, den wohl keine Gemeinschaft der Welt verneinen wird.
Und es hat schon seine Berechtigung, dass man seine eigene Familie, seine Klassengemeinschaft, sein eigenes Land, seinen eigenen Ort und auch seinen eigenen Kontinent gegenüber anderen bevorzugt.
Die Gemeinschaft hilft uns – durch die sogenannte „soziale Kontrolle“ – auf dass wir die guten Vorsätze auch tatsächlich einhalten können. Das ist durchaus etwas Gutes.
Dieses Gewissen, das WIR-Gewissen, ist aber auch die gefährlichste Form des Gewissens, weil sie im Laufe der Geschichte immer wieder in die „gemeinsame Gewissenlosigkeit“ umgeschlagen ist.
Die unrühmlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts, die sich zum Beispiel im Stalinismus und im Nationalsozialismus manifestiert haben, waren solche „Ausformungen des gewissenlosen WIR-Gewissens“, und wir müssen sehr gut aufpassen, dass uns das nicht wieder passiert.
Meint
Euer Christoph
Die kontinuierliche Entwicklung
Wie gesagt, meiner Meinung beginnt alles gleich nach der Geburt mit dem ES-Gewissen.
Aber sobald der Mensch zu denken beginnt, ist es sein Intellekt, der das Gewissen stetig formt.
Formt, indem man sich Vorbilder sucht.
Formt, indem man über die früheren Erfahrungen der Menschheit lernt.
Formt, indem man gute und schlechte Erfahrungen macht.
Und formt, indem man die Erfahrungen in die Zukunft extrapoliert – sei es durch Nachdenken oder durch Meditation und Versenkung.
Und so kommt man von einer rein bewussten Einhaltung der Gebote Gottes hin zu einer guten Gewohnheit, einer Tugend.
Die Tugend ist bekanntlich die erworbene – geübte – Leichtigkeit in der Ausübung des Guten.
Meint
Euer Christoph
1Außer dem Revoltieren und dem sich Anpassen gibt es zum Beispiel auch noch das sich Vertschüssen, so man dazu in der Lage ist. Eigentlich sind wir wieder bei den drei Möglichkeiten „leave it“, „love it“ or „change it“, die immer dann zutreffen, wenn man „mit der Gesamtsituation unzufrieden ist“, wenn man also „im Mangel lebt“, wenn also „die Bedürfnisse nicht erfüllt sind“
2Fahrradfahren = nach oben buckeln und nach unten treten
In meinem letzten Beitrag hatte ich behauptet, dass unser Umgang mit geistigem Eigentum der entscheidende Faktor in diesem Jahrtausend sein wird.
Dieser Umgang mit dem Urheberrecht und mit den kreativen Köpfen unserer Welt wird entscheiden, ob die Digitalisierung uns zum Vorteil gereichen wird, oder ob sie nur ein weiterer Schritt in den Untergang ist.
Denn im Anfang war geistiges Eigentum ein gemeinsames Gut, und das Pflegen von Ideen und Innovationen war eine Aufgabe der Führungsschicht, die dafür keinen Sold einfordern brauchte, sondern höchstens einen „Ehrenlohn“, ein sogenanntes Honorar bekam, je nach Qualität der Idee.
Dann später, so etwa in den Zeiten der Industrialisierung Europas, vielleicht auch verursacht durch die Erfindung der Druckerpresse zum Beginn der Neuzeit, wurden die Ideen knapp und man begann ein verbrieftes Urheberrecht für geistige (literarische) Werke zu definieren. Das Urheberrecht ist die Grundlage dessen, was wir als „geistiges Eigentum“ bezeichnen.
Ideen sind ein knappes Gut?
Schaut nicht so aus.
Denn seit Web2.0 kann jeder Möchtegern einen Blog anlegen und seine Ideen in die Welt hinausposaunen – ich nehme mich da gar nicht aus.
Und ich meine auch nicht die Menge der Ideen, Ideen gibt’s eigentlich zum Saufüttern.
Ich meine die Qualität der Ideen und den Umgang mit den Ideen.
Eine Idee hat eigentlich nur dann einen Wert für mich, wenn ich sie geheim halte. In der Schule lernen wir: „Wer die Antwort als erster heraussagt, der hat gewonnen“. Das ist grundverkehrt und im echten Leben unbrauchbar. Auch ich muss das immer noch lernen.
Eine Idee hinauszuposaunen, kann ein legitimes Mittel des Marketing sein, wenn ich die Welt davon überzeugen möchte, wie gut ich bin, aber nur, um NACH dieser Idee noch Folgeaufträge für andere – geheimgehaltene – Ideen zu bekommen.
Um hier einen Kompromiss zwischen Hinausposaunen und Ausfruchten einer Idee zu ermöglichen, gibt es das staatlich sanktionierte Patentwesen. In einer Patentschrift muss ich ein Verfahren offenlegen, bekomme dafür aber vom Staat ein Exklusivitätsrecht für die Umsetzung des Verfahrens auf die nächsten etwa zwanzig Jahre.
Die Digitaltechnik
Mit dem Urheberrecht, dem Patentrecht und dem Markenrecht konnte man die vorhandenen Ideen trefflich bewirtschaften, was dringend notwenig war, da die Menschen immer mehr wurden und man dauernd neue Ideen benötigte, damit diesen Massen nicht fad wurde*). Satz 2
*) das ist ein Euphemismus für Arbeitslosigkeit
Nun wurde aber die Digitaltechnik erfunden, die für das Urheberrecht eine neue Herausforderung brachte.
Denn bei einem digitalen Werk ist es so, dass man erstens das Weiterkopieren nicht sinnvoll unterbinden kann*), und dass Kopie und Original nicht voneinander unterschieden werden können.
*) Alle Versuche, digitale Raubkopien technisch zu unterbinden, enden letzten Endes im Überwachungsstaat.
Wenn man aber Kopie und Original nicht voneinander unterscheiden kann, wie soll ich dann beweisen, dass ich der Urheber bin?
Ich müsste beweisen, dass ich der erste war, der eine Kopie in seinem Besitz hatte. Früher hatten sich Buchautoren weitergeholfen, indem sie sich ein eingeschriebenes Paket mit der ersten – ausgedruckten – Kopie selber zusendeten und dann ungeöffnet aufhoben.
In einem Zeitalter, in dem man Papierausdrucke vermeiden möchte – die Bäume wollen ja auch leben – hilft uns hier
der digitale Katechismus?
Was meine ich damit?
Nun, die Kirche ist – da es sich um eine Glaubensgemeinschaft handelt – darauf bedacht, ihre Wahrheit – ihre Sicht der Welt – in Buchform festzuhalten. Damit wird der Glaube, zumindest der Buchglaube, objektivierbar. Dazu entwickelt sie über die Jahrhunderte und Jahrtausende den sogenannten Katechismus.
Auch Unternehmen müssen eine Wahrheit mit sich herumschleppen, nämlich die Buchhaltung.
Seit Beginn der Computertechnik hat man auch Technologien entwickelt, um die Buchhaltung papierlos durchführen zu können, das heisst:
die Buchungen werden linear, eine nach der anderen abgespeichert
bei jeder Buchung ist eindeutig beweisbar, wer sie durchgeführt hat
ältere Buchungen können weder gelöscht noch geändert werden, man kann sie nur durch neuere Buchungen ergänzen
Genau das leistet die moderne Technologie der Blockchains auch: Das digitale Kerbholz
Inwiefern kann uns die Blockchain helfen? Dazu später mehr, hier auf diesem Blog.
Nun habe ich mir also vorgenommen, ein paar Gedanken zum Thema „Geistiges Eigentum“ zu spinnen. Weil das meiner Meinung ein Schlüsselbegriff bei der Digitalisierung sein wird (bzw. schon ist).
Ich bin nun – wieder einmal – kein Fachmann zu diesem Thema und kann nur meine Gedanken schweifen lassen, in der Hoffnung, Dir lieber Leser ein wenig Kurzweil zu bieten.
Wenn wir den Begriff „Geistiges Eigentum“ in unser Gehirn sickern lassen, und wenn wir uns einige hundert oder gar tausend Jahre in unseren Gedanken zurückversetzen, was kommt uns in den Sinn?
Da sind einmal die Alchemisten des Königs, die ihre Rezepte in einer gut verschlossenen Kiste, auf haltbarem Pergament abgelegt haben
Dann sind da auch die Kräuterhexen und irgendwelche verdächtigen Bücher mit Zaubersprüchen
Außerdem muss ich an die „großen religiösen Bücher“ denken, an die Bibel, an den Koran, die Tora
Nicht zuletzt muss ich an die Phrase denken „es steht geschrieben“, die gleichzusetzen war mit der Phrase „es ist wahr“
An die Vertrauensstellung des „Dorfschreibers“, den man für alle „offiziellen“ Wege brauchte
Wir sehen also, dass diese „Schriften“, diese „Rezepte“ und diese „Berichte“, auch die „Gesetze“, immer einen Beigeschmack von Macht haben und von Geld.
Eine Schrift, die sich in meinem Besitz befand, bedeutete immer auch Macht und Geld für mich. So wie jedes andere Eigentum auch.
Denn jedes wertvolle Eigentum – jedes Vermögen – ist dadurch gekennzeichnet, dass es eben eine Rendite abwirft, oder zumindest einen direkten Nutzen.
Gewerbe und Industrie
Wodurch begannen Unternehmen, immer größer zu werden?
Warum wurde aus „Meister Eders Schreinerwerkstatt“ dann ein multinationaler Konzern wie IKEA?
Nun, über das „Warum“ zu schreiben, dazu fühle ich mich nicht berufen, aber ich kann ein Schlaglicht auf das WIE werfen.
Denn eine wichtige Änderung bestand darin, dass man das geistige Eigentum sozusagen der Einzelperson entriß. Man betrieb eine sogenannte Standardisierung, indem man die Vorgehensweisen, die Rezepte und Baupläne, die verwendet wurden, um die Produkte herzustellen, in das Vermögen des Unternehmens einverleibte, unabhängig von irgendwelchen „Meistern“ oder „Gurus“.
Nein, die Kunden sollten nicht mehr dem „Meister Eder“ vertrauen, sondern der unpersönlichen „Marke IKEA“.
Aber überhaupt die Tatsache, dass der Urheber eines schöpferischen Werkes ein Urheberrecht hat, war gar nicht so selbstverständlich, wie man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Urheberrechts nachlesen kann. Im Altertum gab es so etwas wie ein Urheberrecht überhaupt nicht, auch nicht im Mittelalter, und erst durch die Erfindung der Druckerpresse wurde so etwas wie ein Urheberrecht – bzw. seine Vorgänger – nötig.
Erst im 18./19. Jahrhundert – also während der Industrialisierung Europas – gab es dann erste Gesetze, die ein generelles Urheberrecht – zumindest an literarischen Werken – dem Autor zusprachen.
Das läßt mich – auf Verdacht – folgenden Satz formulieren:
So, wie vor der Sesshaftwerdung des Menschen Grund und Boden von einem freien Gut zu einem knappen Gut wurde, so wurde vor der Industrialisierung das geistige Eigentum von einem freien Gut zu einem knappen Gut und man begann, es systematisch zu bewirtschaften. Satz 1
Oder, für Dummies: nachdem die Menschen immer mehr wurden, mussten die Wissenschaftler und Techniker immer neue Dinge erfinden, mit denen man die Menschen beschäftigen konnte. Dieser Wettlauf gegen die Langeweile hält bis heute an.
Einige male schon habe ich Euch belästigt mit dem Begriff der „Internalisierung externer Kosten“, bekanntlich einem roten Tuch für Neoliberalisten.
Aber worum geht es eigentlich?
Einerseits ist da die Philosophie des Liberalismus, die von der Freiheit des Individuums ausgeht.
Das Individuum dürfe tun und lassen, was es wolle, denn durch den Widerstreit der Kräfte, durch die Evolution (survival of the fittest) und durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage, also durch alle diese weisen Naturgesetze, die man normalerweise als „der freie Markt“ bezeichnet, werde sich sowieso ein Gleichgewicht einstellen, welches für eine leidliche Weiterexistenz der Menschheit sorge, soweit diese im Interesse des Planeten liege.
Wenn es für den Planeten besser sei, dass die Menschheit aussterbe, auch gut, sagt der Neoliberalist, dann ist das eben unser Schicksal. Eigentlich ist das die Philosophie des Materialismus, die dem Geist keinerlei Entscheidungskompetenz einräumt.
Andererseits ist da die Philosophie, die davon ausgeht, dass es immer einen Souverän gebe, der die Freiheit des Individuums aufgrund seiner Eigenschaft als Souverän beliebig einschränken dürfe. Meist wird diese Einschränkung durch einen Verweis auf das Gemeinwohl gerechtfertigt.
Eigentlich ist das die Philosophie des Idealismus, die davon ausgeht, dass der Geist dazu in der Lage sei, die Umstände so zu beeinflussen, dass sich eine Verbesserung ergebe.
Die „Internalisierung externer Effekte“ ist nun ein Eingriff in die Freiheit des Individuums, den der Souverän anordnet, weil die externen Kosten eben nicht der Allgemeinheit angelastet werden – so wie es der Neoliberalismus fordert – sondern dem Verursacher – so wie es das Verursacherprinzip fordert.
Wir sehen schon, wir kommen hier in die alte Diskussion zwischen dem Begriff der Vorsehung und dem Begriff der Willensfreiheit, die noch immer nicht endgültig entschieden ist – und hoffentlich im Leben nicht endgültig entschieden werden wird.
Und wir kommen zu der Frage, ob das Individuum Verantwortung tragen kann, und inwieweit die Verantwortung dem Individuum vom Souverän abgenommen wird.
Alles alte – uralte – Streitfragen, die nie im Leben endgültig entschieden werden, aber wir können meditieren, wie wir uns den Souverän denn vorstellen.
Dazu hatte ich vor einiger Zeit schon einen Beitrag geschrieben:
Aus christlicher Sicht kann es nur einen einzigen wirklichen, absolut herrschenden, Souverän geben, und das ist Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.
Trotzdem machen wir im Leben die Erfahrung, dass die Souveränität im Sinne einer Hierarchie auf viele Instanzen aufgeteilt ist:
auf die Engel und Dämonen, die nicht so furchterregend sind wie ER
auf die Naturgesetze, deren Erforschung sich die Naturwissenschaft widmet
auf besonders begabte Menschen, die sich einer NATÜRLICHEN Autorität bedienen
auf die Kirche, der ER seinen Hl. Geist gesandt hat
auf Eltern und Ehepartner
auf Lehrer
auf Persönlichkeiten der Politik, der Iurisdiktion, des Managements und sonstiger Haushaltsführung
Manchen meiner Leser wird nicht gefallen, dass ich Politik und Management erst an die letzte Stelle setze, anderen Lesern wird nicht gefallen, dass ich Engel und Dämonen über die Naturgesetze stelle, wieder anderen Lesern wird nicht gefallen, dass ich besonders begabte Menschen (sog. Propheten) ÜBER die Kirche stelle, und den Lehrern unter meinen Lesern wird nicht gefallen, dass ich die Eltern höher setze.
Na ja,
Jedenfalls eine schöne neue Woche
Euer Christoph
P.S.: ich glaube, dass meine Liste ziemlich vollständig ist, bin aber für Anregungen immer noch dankbar