Der Berg Horeb

April 29, 2023

Standortbestimmung

Allerorten hört man Klagen, dass in unserer Gesellschaft ein sogenannter „Werterelativismus“ einreiße.

Alles sei richtig, alles sei wahr und man könne sich auf nichts mehr verlassen (am wenigsten auf die Jugend), liest man allenthalben in traditionsreichen Medien.

Wir müssen uns wieder auf die „Europäischen Werte“ rückbesinnen, heißt es da meistens, und die guten alten Traditionen würden uns den Weg in die Zukunft zeigen.

Nun.

Auch ich selbst würde mich aus Sicht meines „Wertekorsetts“ als „guten alten katholischen Christen“ bezeichnen und ich fühle mich den zehn Geboten verpflichtet (auch wenn ich kein „vorbildlicher“ Christ bin, der wirklich jeden Sonntag in die Kirche geht).

Aber werde ich deswegen in den Chor der Ewiggestrigen einstimmen, die ihr Heil immer in der Vergangenheit suchen?

Wagen wir eine Analyse.

Also eine Analyse

Diese Analyse folgt im nächsten Beitrag.

Meint

Euer Christoph


Der moderne Katechismus

Februar 25, 2023

Liebe Leser!

In meinem letzten Beitrag hatte ich behauptet, dass unser Umgang mit geistigem Eigentum der entscheidende Faktor in diesem Jahrtausend sein wird.

Dieser Umgang mit dem Urheberrecht und mit den kreativen Köpfen unserer Welt wird entscheiden, ob die Digitalisierung uns zum Vorteil gereichen wird, oder ob sie nur ein weiterer Schritt in den Untergang ist.

Denn im Anfang war geistiges Eigentum ein gemeinsames Gut, und das Pflegen von Ideen und Innovationen war eine Aufgabe der Führungsschicht, die dafür keinen Sold einfordern brauchte, sondern höchstens einen „Ehrenlohn“, ein sogenanntes Honorar bekam, je nach Qualität der Idee.

Dann später, so etwa in den Zeiten der Industrialisierung Europas, vielleicht auch verursacht durch die Erfindung der Druckerpresse zum Beginn der Neuzeit, wurden die Ideen knapp und man begann ein verbrieftes Urheberrecht für geistige (literarische) Werke zu definieren. Das Urheberrecht ist die Grundlage dessen, was wir als „geistiges Eigentum“ bezeichnen.

Ideen sind ein knappes Gut?

Schaut nicht so aus.

Denn seit Web2.0 kann jeder Möchtegern einen Blog anlegen und seine Ideen in die Welt hinausposaunen – ich nehme mich da gar nicht aus.

Und ich meine auch nicht die Menge der Ideen, Ideen gibt’s eigentlich zum Saufüttern.

Ich meine die Qualität der Ideen und den Umgang mit den Ideen.

Eine Idee hat eigentlich nur dann einen Wert für mich, wenn ich sie geheim halte. In der Schule lernen wir: „Wer die Antwort als erster heraussagt, der hat gewonnen“. Das ist grundverkehrt und im echten Leben unbrauchbar. Auch ich muss das immer noch lernen.

Eine Idee hinauszuposaunen, kann ein legitimes Mittel des Marketing sein, wenn ich die Welt davon überzeugen möchte, wie gut ich bin, aber nur, um NACH dieser Idee noch Folgeaufträge für andere – geheimgehaltene – Ideen zu bekommen.

Um hier einen Kompromiss zwischen Hinausposaunen und Ausfruchten einer Idee zu ermöglichen, gibt es das staatlich sanktionierte Patentwesen. In einer Patentschrift muss ich ein Verfahren offenlegen, bekomme dafür aber vom Staat ein Exklusivitätsrecht für die Umsetzung des Verfahrens auf die nächsten etwa zwanzig Jahre.

Die Digitaltechnik

Mit dem Urheberrecht, dem Patentrecht und dem Markenrecht konnte man die vorhandenen Ideen trefflich bewirtschaften, was dringend notwenig war, da die Menschen immer mehr wurden und man dauernd neue Ideen benötigte, damit diesen Massen nicht fad wurde*).
Satz 2

*) das ist ein Euphemismus für Arbeitslosigkeit

Nun wurde aber die Digitaltechnik erfunden, die für das Urheberrecht eine neue Herausforderung brachte.

Denn bei einem digitalen Werk ist es so, dass man erstens das Weiterkopieren nicht sinnvoll unterbinden kann*), und dass Kopie und Original nicht voneinander unterschieden werden können.

*) Alle Versuche, digitale Raubkopien technisch zu unterbinden, enden letzten Endes im Überwachungsstaat.

Wenn man aber Kopie und Original nicht voneinander unterscheiden kann, wie soll ich dann beweisen, dass ich der Urheber bin?

Ich müsste beweisen, dass ich der erste war, der eine Kopie in seinem Besitz hatte. Früher hatten sich Buchautoren weitergeholfen, indem sie sich ein eingeschriebenes Paket mit der ersten – ausgedruckten – Kopie selber zusendeten und dann ungeöffnet aufhoben.

In einem Zeitalter, in dem man Papierausdrucke vermeiden möchte – die Bäume wollen ja auch leben – hilft uns hier

der digitale Katechismus?

Was meine ich damit?

Nun, die Kirche ist – da es sich um eine Glaubensgemeinschaft handelt – darauf bedacht, ihre Wahrheit – ihre Sicht der Welt – in Buchform festzuhalten. Damit wird der Glaube, zumindest der Buchglaube, objektivierbar. Dazu entwickelt sie über die Jahrhunderte und Jahrtausende den sogenannten Katechismus.

Auch Unternehmen müssen eine Wahrheit mit sich herumschleppen, nämlich die Buchhaltung.

Seit Beginn der Computertechnik hat man auch Technologien entwickelt, um die Buchhaltung papierlos durchführen zu können, das heisst:

  • die Buchungen werden linear, eine nach der anderen abgespeichert
  • bei jeder Buchung ist eindeutig beweisbar, wer sie durchgeführt hat
  • ältere Buchungen können weder gelöscht noch geändert werden, man kann sie nur durch neuere Buchungen ergänzen

Genau das leistet die moderne Technologie der Blockchains auch: Das digitale Kerbholz

Inwiefern kann uns die Blockchain helfen? Dazu später mehr, hier auf diesem Blog.

Meint

Euer Christoph


Was kann ich tun?

Januar 21, 2023

Nein, ich will mich – hier – nicht mit den Grundfragen der Philosophie beschäftigen, die man etwas flapsig angeben könnte, wie folgt:

  • Was kann ich glauben?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was soll ich tun?,

sondern ich möchte mich mit der Frage beschäftigen, die in uns hochkommt, wenn wir betrachten, dass alle Reichen und Mächtigen dieser Welt sich darauf geeinigt zu haben scheinen, dass (Werbung für) Nachhaltigkeit und Regionalität die Lösung aller Probleme sei(en).

Fast schon jedes Lebensmittel macht damit Werbung, dass es „regional erzeugt“ sei, fast jedes Unternehmen schreibt die „Nachhaltigkeit“ auf seine Fahnen (man ist geneigt, an umfassendes, globales „Greenwashing“ zu glauben) und fast jeder Normalbürger hat ein schlechtes Gewissen und Angst.

Die Rechnung des Diabolos scheint aufzugehen. Angst überall. Keine Wahrheit. Nur Verwirrung. Kein Glaube, kein Vertrauen, maximaler Egoismus. Keine Liebe.

Was kann ich anhand dieser maximalen Verwirrung tun? Was kann ICH tun? Habe ich überhaupt eine Möglichkeit, diesen Rahmenbedingungen etwas Gutes abzugewinnen? Ist nicht eh alles vertan, verwirkt, verloren?

Nun, zuerst einmal würde ich mich zurückbesinnen auf das, was ich schon vor langer Zeit als wahr erkannt habe. Ist es nicht nur im Laufe der Zeit verschüttet worden? Habe ich es nicht nur vergessen? Wurde es überdeckt von der Geschäftigkeit des Alltags?

Bei mir persönlich sind das zum Beispiel folgende zwei Sätze:

  • Zeit spielt keine Rolle
  • Nie alleine

Ich kann jetzt nicht im Detail erklären, was mir diese beiden Sätze bedeuten, aber ich stelle Dir diese Frage:

Was ist es, das Du in Deiner frühen Zeit, in Deiner Jugend als richtig erkannt hast, aber die Zeit, der Alltag, die „Randbedingungen“ haben Dich von diesen Zielen „abgedrängt“, haben Dich „abgelenkt“ oder Dich mit „sonstigem Müll zugeschüttet“?

Denk‘ drüber nach!

Bittet

Euer Christoph


Noch einmal Regionalität

Januar 4, 2023

Liebe Leser!

Tatsächlich hatte ich versucht, die Begriffe Nachhaltigkeit und Regionalität aus meiner Sicht zu definieren.

Siehe dazu den Artikel: Nachhaltigkeit und Regionalitat

Doch bei der Definition des Begriffs Regionalität hatte ich mich darauf beschränkt, ein paar Beispiele anzugeben, welche Dinge es denn seien, die wir in der Region pflegen möchten:

  1. Sitten und Gebräuche, Kultur, Dialekte
  2. Die Wertschöpfung in der Produktionskette
  3. Das regionale Know How der Menschen
  4. Transportwege
  5. usw.

Am offensichtlichsten sind es die Transportwege, deren Kurzhaltung mit dem Umweltschutz und mit der Nachhaltigkeit zu tun hat, doch auch die anderen Beispiele möchte ich diesmal ein wenig ventilieren.

Aber zuerst muss ich noch eine Kleinigkeit bezüglich des

Begriffs der Nachhaltigkeit

klarstellen.

Meine Definition, wonach es sich bei Nachhaltigkeit um die „Ausdauer bei der Verfolgung von guten Zielen“ handelt, ist eine heuristische, auch ethisch-moralische und eigentlich psychologische Definition und hat sehr wenig mit der üblichen wirtschaftlichen Definition zu tun:

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (vor allem von Lebewesen und Ökosystemen) gewährleistet werden soll.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit

Der Begriff Nachhaltigkeit ist als wirtschaftliches Handlungsprinzip also klar definiert, wenngleich es für den Konsumenten nicht einfach ist, nachhaltige Güter von solchen zu unterscheiden, die nicht nachhaltig produziert werden.

Wem es also um sein gutes Gewissen geht, der sollte sich lieber an meine Definition und an die zehn Gebote halten 🙂

Doch nun zurück zur

Regionalität,

welche leider ÜBERHAUPT NICHT DEFINIERT ist. Jeder Produzent darf seine Produkte als regionale Produkte bezeichnen und wird das auch tun, wenn es einen marketing-technischen Vorteil bedeutet.

Der Begriff „regionales Produkt“ vermittelt uns, insbesondere bei Lebensmitteln, ein „heimeliges Gefühl von Vertrautheit“, denn sind wir uns ehrlich: zu den „anderen“ dort draussen, jenseits unseres geistigen Horizonts, haben wir einfach kein Vertrauen. „Wer weiss schon“, denken wir uns, wer weiss denn schon, „was die uns für grausliche Sachen ins Essen mischen“? Den Großbauern aus dem Dorf kenn‘ ich aus der Kirche, da hab‘ ich alles unter Kontrolle.

So denken wir.

Leider.

Dabei ist uns nicht bewußt, dass zum Beispiel (das ist jetzt ein frei erfundenes Beispiel) der gute regionale Schinken von Schweinen stammen kann, die mit südamerikanischem Genmais gemästet und im Ausland geschlachtet worden sind.

Auch ist Regionalität kein hinreichendes Kriterium für Nachhaltigkeit. Ein regionaler Paradeiser aus dem Glashaus kann einen größeren ökologischen Fußabdruck haben, als die Freiland-Tomate aus Italien.

Aber,

Abseits aller Polemik,

was ist es, das vom Begriff „Regionalität“ als Quintessenz übrig bleibt?

Nun, einerseits ist es die Heimat und das Vertraute.

Ich habe das jetzt nicht überprüft, aber ich könnte mir vorstellen, dass unser „globalisierter Speiseplan“ mit ein Grund sein könnte, warum die Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien immer häufiger werden.

Unser Immunsystem und unsere Verdauung können mit unserer polyglotten Lebensweise nicht mit, die zusätzlich zu anderen Streßfaktoren auf uns einprasselt.

Das Andere macht uns auch Angst. Angst tut uns nie gut. Da ist natürlich der Stadtbewohner ausnahmsweise einmal derjenige, der einen sehr hohen Angstumsatz gewohnt ist, und also mit Angst vor dem fremden Menschen besser umgehen kann, als der Dorfbewohner. In den meisten anderen Disziplinen ist ja der Dorfbewohner der robustere.

Dann sind es die Transportwege. Lange Transportwege sind natürlich Verursacher für Verkehrslärm, Abgase, Erdölverbrauch, Kohleverbrauch et cetera.

Aber gerade diese Frage ist eine sehr komplexe Frage, die man für die verschiedenen Lieferketten und Produkte getrennt betrachten müsste.

Es ist sicher nicht nachhaltig, wenn jede Region eine eigene Fabrik für Festplattenlaufwerke baut, die dafür nur geringe Stückzahlen in die Region liefert.

Es ist auch sicher nicht nachhaltig, wenn jeder Mensch in einem Einfamilienhaus mit Gemüsegarten, einem Schwein und einer Schar Hühner lebt. Insbesondere könnte man die vorhandene Anzahl von Menschen nicht nachhaltig aufrecht erhalten.

Gerade bei dieser Frage sollten wir a) die externen Kosten (behutsam) internalisieren und b) den Rest den Markt machen lassen. Denn auch, wenn die Lebensmittel dadurch teurer werden, kann man immer noch die Unterschicht mit einem Essenszuschuß direkt subventionieren („Brot und Spiele“). Das birgt natürlich den Keim der Sklaverei in sich und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

Meint

Euer Christoph


Besitz, Macht, Ruhm und Ehre

Januar 2, 2023

Liebe Leser!

Eigentlich wollte ich ja die reine Herumphilosophiererei über wirtschaftliche Grundlagen jetzt sein lassen (siehe auch die Übersicht über alle Beiträge HIER: Wirtschaftsgedanken).

Einer meiner Leser hat mich auch schon in einer privaten Nachricht darauf hingewiesen, dass ich mich offensichtlich im Kreis drehe, nämlich um den Begriff der Externen Kosten, der mich offensichtlich aus irgendwelchen Gründen besonders fasziniere.

Habe das jetzt ein paar Nächte auf mich wirken lassen, und eigentlich hat er recht: ich könnte all das einfach so stehen lassen, eben als unfertige Philosophiererei.

Aber ich möchte Euch, liebe Leser, zumindest ein letztes Mal teilhaben lassen an den Gründen, WARUM ich mich um diesen Begriff so sehr herumgewunden habe. Soweit man halt die Ursachen des eigenen Handelns erforschen kann.

Gerechtigkeit und Wahrheit

Im vorigen Beitrag (siehe hier: Verursacherprinzip und Sozialismus) haben wir uns jetzt Gedanken über das Prinzip „quid pro quo“ gemacht, das man lapidar auch das Verursacherprinzip nennen könnte.

Man könnte auch „Gerechtigkeit“ dazu sagen.

Wie meine ich das?

Nun, erstens habe ich erst jetzt „entdeckt“, dass es offensichtlich die Frage nach der Gerechtigkeit ist, die mich derart lange über die Probleme mit den externen Kosten nachdenken hat lassen.

Diese Einsicht verdanke ich unserem verehrten Herrn Kardinal Schönborn, der uns letzten Sonntag in einem Interview in Erinnerung gerufen hat, dass Papst Benedikt zwar ein begnadeter Brückenbauer war, dass er dies aber immer unter Berücksichtigung der „Brückenpfeiler“ Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit getan hat.

Zweitens ist es die Prominenz der Fragen nach Nachhaltigkeit und Regionalität, die mich angetrieben hat. Wieder einmal geht es darum, dass in der Medienlandschaft mit diversen Nebelgranaten gearbeitet wird, um die Wahrheit vor uns zu verbergen.

Deswegen möchte ich noch einmal zusammenfassen, wie ich – in meiner Logik – den Begriff der

Gerechtigkeit

im Zusammenhang mit der Wirtschaftstheorie sehe.

Wie kommen wir zum Begriff des gerechten Preises, bzw. zum Begriff des gerechten Lohnes (Lohn ist nichts anderes als der Preis für die Arbeit eines Menschen, wenn er sie im Rahmen eines Unternehmens einsetzt)?

Hmmmmmmmmm. Wenn wir einmal ganz blauäugig an die Sache herangehen, dann wäre mein erster Ansatz für Gerechtigkeit, dass der Preis für eine Dienstleistung genau 100% der Kosten decken soll (entsprechend dem Prinzip „quid pro quo“).

Hier sind aber alle, wirklich alle, Kosten gemeint, von all den Investitionen, die bereits getätigt worden sind, über Betriebsmittel, Werkstoffe und so weiter, bis hin zur Pensions- und Krankenvorsorge, zu Produktionsausfällen, Naturkatastrophen und auch zum Reingewinn für den Eigentümer.

Da aber der Dienstleister seine Kostenrechnung nicht offenlegen wird – Kostenrechnung ist auch heute noch das geheimste aller Unternehmensgeheimnisse, mit Recht – und weil es eigentlich technisch gar nicht möglich ist Kosten absolut zu beziffern (wie soll ich vergangene Investitionen oder zukünftige Kosten echt/real/ehrlich jetzt(!) bewerten?), muss man den Preis anders festlegen.

Hiezu dient das Verkaufsgespräch. Im Prinzip darf der Dienstleister für seinen Dienst jeden beliebigen Preis verlangen, der Käufer hingegen (bzw. der Dienstgeber), darf sich frei entscheiden, ob er den Dienst in Anspruch nimmt oder nicht:

  • im Idealfall gibt es einen freien Markt mit lauter gleich starken Marktteilnehmern, die es tatsächlich zustande bringen sollten, in ihren offen geführten Verkaufsgesprächen einen gerechten Preis zustande zu bringen (das ist also eigentlich die „invisible hand“ von Adam Smith)
  • in Wirklichkeit werden die Marktteilnehmer aber unterschiedlich mächtig sein, und auch der Markt wird nicht komplett transparent sein. Deswegen gibt es neben dem Verkaufsgespräch weitere Mechanismen, um Preise festzulegen:
    • schwächere Marktteilnehmer dürfen sich organisieren und – durch ihre Vertreter – gemeinsame Preise bzw. Löhne festlegen bzw. verhandeln, zumindest im Sinne von Mindestpreisen bzw. -löhnen
    • im schlechtesten Fall können Preise bzw. Löhne auch vom Souverän festgelegt werden (hoffentlich nach gesellschaftspolitischer, umfassender Diskussion)
    • Preisabsprachen mächtiger Marktteilnehmer sind des Bösen, Marktmacht ist generell politisch zu kontrollieren
    • Auch Monopole (in manchen Fällen sind solche notwendig – siehe die „Tragik der Allmende“) sind politisch zu installieren und zu kontrollieren
  • die Politik ist vom Volk zu kontrollieren, was am besten in einer Demokratie funktioniert

Wir sehen, dass auf den ersten Blick eigentlich nur ein Grund existieren kann, wegen dessen das Verursacherprinzip ausgehebelt wird: Macht.

Genau genommen Marktmacht.

Marktmacht ist begründet in großen Vermögen, die in einer oder nur sehr wenigen Händen liegen.

Um Gerechtigkeit zu sichern, müssen Vermögen, die in sehr wenigen Händen liegen, und Marktmacht also vom Souverän beschränkt werden.

Das Kartellrecht sollte sich also nicht nur auf die Marktmacht beziehen, sondern auf jedwedes Vermögen ausgedehnt werden.

Gerechtigkeit und externe Kosten

Externe Kosten, die also nicht der Konsument direkt im Zusammenhang mit seinem Konsum trägt, sondern von der Menschheit in indirekter Weise getragen werden, sind – nach dem Prinzip „quid pro quo“ – ungerecht.

Dies gilt vordergründig wegen dem Ding, das wir als „Eigentum“ bezeichnen, es gilt aber eigentlich deswegen, weil dadurch der Gesamtkonsum der Menschheit nicht kostenoptimal abgewickelt wird, was der Evolution nicht zuträglich ist.

Nun kann man sich natürlich streiten, ob die weitere Evolution des Planeten unser Ziel sein soll oder nicht, aber das würde jetzt zu weit führen. Dazu erinnere ich nur an den Imperativ „Adapt or die!“

Gerechtigkeit und Moral

Hier wollte ich noch Überlegungen anstellen, die damit beginnen, dass der Mensch ja vordergründig nicht nach Gerechtigkeit strebt, sondern nach Besitz, Macht, Ruhm und Ehre, ich werde diese Überlegungen aber diesmal auslassen, weil ich eigentlich schon zu faul bin.

Auch einige Überlegungen über das christliche Doppelgebot im Zusammenhang mit den Prinzipien „quid pro quo“ und „do ut des“ werden vertagt.

Meint

Euer Christoph


Verursacherprinzip und Sozialismus

Dezember 30, 2022

Liebe Leser!

Einen seltsamen Titel habe ich mir diesmal ausgesucht, findet Ihr nicht auch?

Aber eigentlich dreht es sich in den Beiträgen, die ich seit Frühling 2021 zu wirtschaftlichen Themen geschrieben habe, doch immer wieder um das Verursacherprinzip (siehe die Links auf der Seite Wirtschaftsgedanken/). Denn eine konsequente Internalisierung externer Kosten nach dem Verursacherprinzip würde einen Großteil – wenn nicht alle – unserer Umweltprobleme lösen.

Aber würde das nicht auch bedeuten, dass all die „bösen“ Sachen, die wir jetzt so beschimpfen – Autofahren, Flugreisen, Fleisch, usw. – so teuer würden, dass sie sich nur mehr die Oberschicht leisten könnte?

Stimmt! Und wäre das schlecht?

Aber lasst mich das Problem von vorne durchleuchten.

„Quid pro Quo“ – „Was wofür“?

Jede Dienstleistung verursacht Kosten. Das ist ein Naturgesetz (es heißt Energieerhaltungssatz bzw. Masseerhaltungssatz).

Ob nun mein Fleischkonsum dem Tier das Leben kostet, oder ob mein Elektroauto eine Wasserverschmutzung in Südamerika bewirkt, oder ob meine Flugreise zur Klimaveränderung beiträgt, immer sind mit meinem Konsum Kosten verbunden, die jemand Anderer zu tragen hat.

Diese Kosten sollten nun dem Dienstleister möglichst direkt ersetzt werden, bzw. sollte der Dienstleister eine adäquate Gegenleistung dafür bekommen.

Das ist das Prinzip „quid pro quo“ und es ist die Grundlage allen Wirtschaftens.

Dieses Prinzip hilft der Menschheit dabei, mit minimalen Kosten durchs Leben zu kommen. Denn natürlich wird man eher diejenigen Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die weniger Kosten verursachen, wenn man die Wahl hat (bei sonstiger Gleichwertigkeit der Dienstleistungen), und wenn man dem Dienstleister die Kosten eben direkt ersetzen muss. Dadurch wird die Wirtschaft in die Richtung minimaler Kosten „gelenkt“.

Minimale Kosten heißt aber auch minimale Kosten für die Umwelt, oder? Oder nicht?

Dieser Frage wollen wir im nächsten Kapitel nachgehen.

„Externe Kosten“ und „Lenkungseffekt“

Erstens – und das liegt mir schon seit Beginn dieses Artikels auf der Zunge – ist es eine der schwierigsten Fragestellungen des menschlichen Lebens: wie wird eine Leistung beWERTet?

  • Wenn ich Kühlschränke verkaufe, dann wird der WERT der Kühlschränke ein anderer sein, je nachdem ob ich sie am Nordpol verkaufe, oder in der Sahelzone. Oder es wird einen Unterschied machen, wenn vor mir schon ein anderer Vertreter dort Kühlschränke verkauft hat.
  • Mit dem GELD haben wir uns zwar prinzipiell eine Möglichkeit geschaffen, den Wert eines Gutes ABSOLUT*) zu beziffern, trotzdem wird es immer noch einen Unterschied machen, WANN und WO ich diese Ware verkaufen möchte, und es wird auch einen Unterschied machen, WEM ich sie verkaufen möchte, bei ansonsten gleichen Kosten.

Das sind die banalen Gesetze von Angebot und Nachfrage, über die wir in der Schule leider viel zu wenig lernen in Österreich.

*) Zu diesem prinzipiellen Unterschied zwischen Tauschwirtschaft und Geldwirtschaft möchte ich beizeiten noch einen Beitrag schreiben

Der Preis eines Gutes, das ich verkaufen möchte, wird also nicht nur von meinen tatsächlichen Kosten abhängen, sondern auch davon, wie viele andere Marktteilnehmer ansonsten gleichwertige Ware anbieten bzw. nachfragen.

Na gut, warum wiederhole ich derart primitive Gesetzmäßigkeiten?

Nun, auch wenn wir davon ausgingen, dass der Preis einer Ware immer zu 100% den Kosten entspräche, so wäre zweitens der Lenkungseffekt doch nie 100%-ig, denn es wird immer „versteckte“ Kosten geben, die der Lieferant nicht tragen muss, sondern jemand Anderer (deshalb bezeichnen wir sie als „externe“ Kosten).

Folgende Beispiele sollen uns zeigen, dass solche „externen Kosten“, die also ein anderer Haushalt oder die Allgemeinheit trägt, keinen Lenkungseffekt in sich tragen – oder zumindest nur einen sehr indirekten -, weil eben der Konsument für diese Kosten nicht DIREKT aufkommen muss:

  • Bis vor kurzem waren Parkplätze sogar in Großstädten gratis, das heißt, die Allgemeinheit hat die Kosten für die Parkplätze getragen, ganz egal, wie viele Autos herumgestanden sind.
    Parkplätze waren also ein sogenanntes „Gemeingut“, welches gratis genutzt werden konnte, bis zur maximalen Grenze der Verfügbarkeit.
    Solange es weniger Autos gibt als Parkplätze, kann das gut gehen, aber wenn die Zahl der Autos steigt, dann muss man beginnen den Parkraum zu bewirtschaften. Damit bewegt man die Leute Garagenplätze für ihre Autos zu schaffen.
    Die Alternative wäre bestimmte Autos, zum Beispiel die Autos von Besuchern, komplett aus den Städten zu verbannen.
  • Der Bau von Straßen und Autobahnen, auch von Wegen – zum Beispiel im Gebirge – wird meist durch Steuergelder oder durch gemeinnützige Vereine finanziert.
    Die Straßenmaut hat sich in letzter Zeit zwar für Autobahnen durchgesetzt, alle anderen Straßen kann man im allgemeinen aber gratis benützen. Wir betrachten den Straßenverkehr generell als etwas Positives, dem menschlichen Leben Zuträgliches, sodass auch Menschen, die gar kein Fahrzeug besitzen, bei der Finanzierung in die Pflicht genommen werden.
    Ein gewisser Lenkungseffekt ergibt sich über die Mineralölsteuer.
  • Normalerweise dürften nur reiche Menschen und Menschen der Mittelschicht Kinder bekommen, weil arme Menschen die Ausbildung der Kinder nicht finanzieren könnten. Da wir ungebildete Kinder nicht brauchen können, und weil Menschen nun mal das Recht haben eine Familie zu gründen (laut allgemeiner Deklaration der Menschenrechte), subventioniert der Staat die Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen.
    Auch Bildung und Ausbildung sind also Gemeingüter, die weniger kosten, als sie wert sind.
    Diese Kosten holt sich der Staat indirekt später über die Lohn- und Einkommensteuer zurück.

Durch diese Beispiele sehen wir, dass es sehr viele Gemeingüter gibt, bei deren Zurverfügungstellung die sogenannte „Kostenwahrheit“ eben nicht gegeben ist, weil nicht der Konsument direkt für alle Kosten aufkommt, sondern die Allgemeinheit viele der Kosten übernimmt. Dadurch sind diese Güter auch für Menschen verfügbar, die sich diese Güter nicht leisten könnten (was positiv klingt), andererseits müssen Menschen die Kosten tragen, die diese Güter eigentlich gar nicht (in dieser Menge) brauchen.

Man kann aber so argumentieren, dass diese Vorgehensweise für den „sozialen Frieden“ sorgt, der dann doch wieder auch für die Mittelschicht und für die Oberschicht von Interesse ist. Der „soziale Frieden“ ist also sozusagen eine Dienstleistung des Sozialstaats an der Mittelschicht und an der Oberschicht.

„Freie Güter“

Nach der Theorie sind freie Güter also Güter, die keinerlei Kosten verursachen. Allerdings sind damit nur Kosten bei menschlichen Wirtschaftssubjekten gemeint. Die Kosten, die sozusagen die Natur „trägt“, werden nicht mitgerechnet.

Wenn man also die Natur, die Wesen des Pflanzenreichs und des Tierreichs, als unsere Brüder und Schwestern betrachtet – ganz im Sinne des Hl. Franziskus – dann gibt es so etwas wie „freie“, also kostenlose Güter eigentlich überhaupt nicht, weil jede Dienstleistung bei irgendeinem Wesen Kosten verursacht – siehe Energieerhaltungssatz und Massenerhaltungssatz.

Wo also das Verursacherprinzip nicht zieht

Wir haben also nun das Verursacherprinzip nochmals genauer hinterfragt (wir erinnern uns, zum ersten Mal hatten wir es hier auf diesem Blog am 15. September 2021 genauer hinterfragt: „Das Verursacherprinzip“ und am 18. September mit dem siebten Gebot Gottes in Verbindung gebracht: „Sind Umweltschäden einfach Umsatzeinbußen woanders?“) und sind jetzt dahinter gekommen, dass manche der Kosten verstaatlicht (bzw. kommunalisiert) werden, um Güter preisgünstiger anzubieten, als es den tatsächlichen Kosten entspricht.

Bleibt zu überlegen, unter welchen Umständen ein Konsument seine Güter günstiger bekommt, als es den tatsächlichen Kosten entspricht.

Na ja, eigentlich gibt es dafür nur einen Grund: Macht.

  1. Einerseits die versteckte Macht der (dünnen) Oberschicht, die die Gesetze so „drehen“ kann, dass es ihren Wünschen entspricht
  2. Zweitens die „Macht der Straße“, die es der Unterschicht er1aubt, nach dem Motto „Brot und Spiele“ von der Politik subventioniert zu werden

Und wer bezahlt es?

Natürlich die Mittelschicht, denn diese ist

  1. weder mächtig
  2. noch arm

„Do ut des“ – „Ich gebe, damit Du gibst“

Zu einer christlichen Unterscheidung der beiden Prinzipien „quid pro quo“ und „do ut des“, die sich hauptsächlich im Gewissen des Menschen abspielt, komme ich nächstes Mal

Meint

Euer Christoph


Nachhaltigkeit und Regionalität

Dezember 27, 2022

Liebe Leser!

Wie Ihr wisst, beschäftige ich mich seit einiger Zeit mit wirtschaftlichen Fragen (alle diese Beiträge sind auf der Seite Wirtschaftsgedanken verknüpft).

Der Grund war eigentlich, dass ich mich mit den Fragen der Nachhaltigkeit und der Regionalität beschäftigen wollte.

Ich hatte dabei weit ausgeholt, habe mir Gedanken über den Nomaden, den Jäger und Sammler, sowie über die feudale Hofwirtschaft gemacht, auch über den modernen Haushalt ohne nennenswerte Eigenproduktion.

Nichtsdestotrotz bin ich jetzt an einem Punkt angelangt, wo ich versuche, die Begriffe Nachhaltigkeit und Regionalität aus meiner Sicht zu definieren.

Also:

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit heißt eigentlich Ausdauer, genau genommen ist es die Ausdauer bei der Verfolgung von Zielen.

Aber ist Nachhaltigkeit immer etwas Gutes?

Was ist, wenn der Mensch zum Beispiel die Biosphäre des Planeten nachhaltig zerstört? Wäre das – genau genommen – nicht auch eine Form der Nachhaltigkeit?

Wir sehen schon: wenn wir vom nachhaltigen Agieren eines Haushalts reden, dann müssen wir nicht nur von seiner Ausdauer reden, sondern auch von seinen Zielen.

Werden die Ziele nachhaltig verfolgt UND sind die Ziele gute Ziele?

Weiters stellt sich dann natürlich die Frage, WIE verfolgt man diese Ziele, WAS muss man tun bzw. unterlassen, um diese Ziele zu erreichen? Hier sind zum Beispiel die zehn Gebote eine große Hilfe.

Lasst mich einige Beispiele nennen, welche Haushalte man betrachten könnte, und welche Ziele diese Haushalte haben könnten.

Die Ziele eines einzelnen Menschen

Nun, das nachhaltigste aller Ziele ist die ewige Heimat. Diese zu erreichen, sollte das Ziel jedes Menschen sein.

Die Ziele der Kirche

Gott hat uns die Kirche zur Seite gestellt, dass sie uns helfe die ewige Heimat zu erreichen. Diese Hilfestellung sollte nachhaltig angelegt werden, auch für die nächsten und alle folgenden Generationen.

Die Ziele eines Staates

Ein Staat sollte in nachhaltiger Weise daran arbeiten die Menschenrechte auf seinem Staatsgebiet zu sichern

Die Staatengemeinschaft

Die Staatengemeinschaft sollte in nachhaltiger Weise daran arbeiten die Menschenrechte global zu sichern.

Was ist nun Regionalität

Auch Regionalität ist kein absoluter Wert, denn wenn man Regionalität absolut nimmt, dann wird sie zum dummen Nationalismus.

Wir müssen uns immer fragen, WAS es ist, das wir in der Region halten möchten?

  • Die Kultur – regionale Sitten und Gebräuche, Dialekte?
  • Die Wertschöpfung in der Produktionskette?
  • Das regionale Know How der Menschen?
  • Die Transportwege?
  • Usw.

Alle diese Ziele der Regionalität müsste man getrennt diskutieren.

Um einige dieser Ziele wird man sich aktiv, politisch bemühen müssen, andere dieser Ziele werden automatisch erreicht, wenn man nur eine konsequente Internalisierung externer Kosten anwendet.

Ich lasse das für jetzt mal gut so sein.

Meint

Euer Christoph


Für Anna – IV

Dezember 26, 2022

Liebe Leser, Liebe Anna,

Ich war also so frei, und habe für Dich nochmal die allerwichtigsten Gedanken zusammengefaßt, die mich seit dem Frühjahr 2021 „umgetrieben“ haben, als ich Blogbeiträge zu den Themen NACHHALTIGKEIT und REGIONALITÄT geschrieben habe.

Bitte finde diese an den Links:

Am Ende des heutigen Beitrags kommen noch einmal ein paar nicht ganz so wichtige Gedankengänge hinzu. Insbesondere möchte ich den Begriff der externen Kosten nochmal ventilieren und ich möchte klar machen, was ich unter Ressourcen verstehe.

Außerdem möchte ich definieren, was ich unter Nachhaltigkeit und Regionalität nun endgültig verstehe (das wird auch für meine anderen Leser neu sein).

Eigentlich findet man ALLE Beiträge verlinkt auf der Seite https://letztersein.com/wirtschaftsgedanken, die man auch oben über das Menü aufrufen kann.

Besonders möchte ich auf folgende beiden Artikel verweisen:

  1. Beitrag A (Gesamtzusammenfassung)
    https://letztersein.com/2021/11/04/alles-in-allem-beitrag-a/
  2. Beitrag B1 (Beispiele zur Wertschöpfung)
    https://letztersein.com/2022/02/07/beispiele-1-wertschopfung-beitrag-b1/

Aber nun laßt mich auf die Einzelthemen eingehen.

Was sind Ressourcen? Was sind externe Kosten?

Definition:

  1. Die Für mich erreichbaren Ressourcen sind aus meiner Sicht alle Güter, die in der für mich erreichbaren Umwelt gratis zur Verfügung stehen.
  2. Diese Güter sind in erster Linie freie Güter (die von der Natur ohne jegliche Kosten für irgendein Wirtschaftssubjekt zur Verfügung stehen) und Gemeingüter (die von einem externen Haushalt allgemein zur Verfügung gestellt werden).
  3. Unter einer Ressource verstehe ich auch eine kostenfreie Aufnahmefähigkeit für Ungüter, z.B. Abwässer

Hinweis: eigentlich gibt es – das ist ein Naturgesetz – gar keine freien Güter, denn jeder Nutzen ist mit Kosten verbunden, und wenn mein Brathuhn nur dem Huhn das Leben kostet. Als Wirtschaftssubjekt wird aber im Allgemeinen nur der Mensch anerkannt, weshalb die Kosten für andere nicht-menschliche Marktteilnehmer nicht als externe Kosten gelten.

Hinweis: es gibt viele Gemeingüter. Zum Beispiel ist die Zurverfügungstellung gut ausgebildeter Mitarbeiter ein Gemeingut, welches den Unternehmen a priori gratis zur Verfügung steht und nur indirekt über die Lohnsteuer wieder bezahlt wird.

Hinweis: auch Open Source Software (zum Beispiel nach der GPL) ist ein Gemeingut, welches beim Hersteller Kosten verursacht, jedoch kostenfrei zur Verfügung gestellt wird.

In meiner Nomenklatur sind also sowohl die Bildung/Ausbildung der Mitarbeiter bis zum Eintritt als auch zum Beispiel Open Source Software etwas, das ich als Ressource bezeichnen würde.

Externe Kosten sind also Kosten, die die Zurverfügungstellung der Ressource in der Umwelt bei einem anderen Haushalt verursacht und mir höchstens indirekt (oder gar nicht) in Rechnung gestellt werden.

Was ist Nachhaltigkeit? Was ist Regionalität?

Erstens: Nachhaltigkeit ist KEIN ABSOLUTER WERT.

Zweitens: Regionalität ist KEIN ABSOLUTER WERT

Warum?

Nun, wenn wir uns zum Beispiel das dritte Reich vorstellen, dann ist Nachhaltigkeit wohl das Letzte, das wir uns wünschen. Diesem Reich wünschen wir ein rasches Versinken in den Akten der Geschichte.

Warum? Weil das dritte Reich für uns das Paradigma des Bösen ist.

Mit dem Begriff Nachhaltigkeit meinen wir also eigentlich eine „Ausdauer im Guten“.

  • Wann ist ein Staat ein guter Staat?
  • Wann ist ein Verein ein guter Verein?
  • Wann ist eine Firma eine gute Firma?
  • Wann ist ein Mensch ein guter Mensch?

Die Antwort auf diese Fragen ist sehr individuell, darum wird auch die Antwort auf die Frage nach der Nachhaltigkeit, nach der „Ausdauer im Guten“ eben, sehr individuell sein.

Die Regionalität hat auf den ersten Blick auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. Denn mit Regionalität meinen wir unter anderem den Verzicht auf lange Transportwege.

Verzicht? Sind lange Transportwege denn etwas Angenehmes?

Hmmmmmmmmm.

Da werde ich noch einen Artikel schreiben müssen, sobald ich das behirnt habe 🙂

Meint

Euer Christoph


Für Anna – III

Dezember 26, 2022

Liebe Leser, Liebe Anna,

Nun habe ich behauptet, dass die Geschichte der Menschheit – so man sie durch eine ökonomische Brille betrachte – nichts anderes sei als eine Geschichte des Wandels von freien Gütern, hin zu knappen Gütern.

Freie Güter seien also Güter, die im betrachteten Zeitraum und im betrachteten Gebiet in der erreichbaren Umwelt derart ausreichend vorhanden sind, sodass sich jeder Konsument so viel von diesen Gütern aneignen kann, dass er wirklich genug davon hat.

Aus diesem Grund müssen freie Güter nicht bewirtschaftet werden und sie haben auch keinen Preis.

Wir haben im letzten Beitrag die Geburtsstunde der Land- und Forstwirtschaft und der geordneten Jagd ventiliert.

Diese Geburtsstunde hatte nämlich geschlagen, als die Menschen derart zahlreich wurden, dass das Leben als Jäger und Sammler, bzw. als Nomaden nicht mehr möglich war.

Die Lösung bestand darin, den Grund und Boden aufzuteilen auf Eigentümer. Zu jedem Grundstück „konnte es nur einen geben“, der das letzte Wort hatte und der über das Nutzungsrecht sowie das Fruchtgenussrecht verfügte.

Aus Grund und Boden wurde also ein knappes Gut, und der Mensch begann, dieses knappe Gut systematisch zu bewirtschaften. Es war nun nicht mehr gratis verfügbar.

Aber es gibt in bezug auf Ressourcen – also in bezug auf gratis in der Umwelt erhältliche Güter – zwei grundsätzlich verschiedene Prozesse: erstens die kostenlose Aneignung von herrenlosem Gut und zweitens die kostenlose Ablagerung von Ungut. Das wollen wir heute analysieren:

Beispiel 2 – Fäkalien in der Stadt

Diesmal wollen wir das Gegenteil der Aneignung von freien Gütern betrachten, nämlich die freie Ablagerung von Ungütern.

Ungüter sind Güter, deren Nutzen negativ ist, bzw. deren Nutzen mit sinkender Menge steigt. Man wird also geneigt sein, einen gewissen Aufwand zu betreiben, um diese Güter loszuwerden.

Ein Beispiel sind Fäkalien in der Stadt: der Wohnungseigentümer in einer mittelalterlichen Stadt hat seinen Nachttopf z.B. einfach beim Fenster auf die Straße entleert. „Was auf der Straße damit passiert, geht mich nichts an“, hat er gesagt, und: „Hauptsache draußen aus der Wohnung“.

In der Stadt gab es ja auch keine Wiesen und Felder, die man sinnvoll mit der Jauche düngen konnte.

Am Land war das anders. Da war die Aufnahmefähigkeit der Landschaft für Fäkalien ein freies Gut, da diese Aufnahmefähigkeit im Übermaß vorhanden war. Der Mist konnte sogar nutzbringend als Dünger auf den Wiesen und Feldern aufgebracht werden.

Da sich in der Stadt die Wohnungseigentümer nicht von selbst koordinierten, um sich um das „Mistproblem“ zu kümmern, musste sich der Souverän darum kümmern, diesmal in Form der Stadtverwaltung.

Auch hier gibt es wieder die drei Optionen:

Love it

Man könnte sich damit „arrangieren“, dass die Stadt „halt dreckig sei“ und dass „halt“ immer wieder Seuchen ausbrechen. Auch hier gab es sicher mächtige Lobby-Gruppen, die dafür waren, alles „beim Alten zu lassen“.

Leave it

„Wenn Dir das Stadtleben nicht gefällt, kannst Du ja aufs Land ziehen“, hat man den „innovativen Kanalbauern“ sicher immer wieder vorgeworfen.

Change it

Die „innovativen Kanalbauer“ mussten sicher viel durchmachen, bevor die ersten Kanäle gebaut wurden. „Wos des wieder kost'“, „Wir habn des immer so gmocht“, „Willst Du dem Pfarrer seinen Job wegnehmen?“

Beispiel 3 – Die Grenzen des Wachstums

Der Bericht des Club of Rome, aus den 70er Jahren, war also eigentlich für die Menschheit „nichts prinzipiell Neues“. Die Menschheit ist es eigentlich „gewohnt“, an allen Ecken und Enden immer wieder an die Grenzen des Wachstums zu stoßen.

Wir müssen nur stur bleiben, wenn es darum geht, Innovation gegen all die beharrenden Kräfte des „Love it“ durchzusetzen. Das sind die wirklichen Kriegstreiber und Krankheitsanbeter.

Wir dürfen uns auch nicht vom „Leave it“ verlocken lassen. Bis unsere Raumfahrt soweit sein wird, dass wir in nennenswerter Anzahl zu fremden Planeten auswandern können, vergehen sicher noch viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte.

Das einzige, was wirklich neu ist, das ist die globale Dimension des Problems.

Was die systematische Bewirtschaftung des Weltklimas, der Weltmeere und des erdnahen Weltraums betrifft – so wir dazu überhaupt in der Lage sind – darf es „wirklich nur einen geben“, nämlich eine Art Weltregierung und ein Weltparlament, sowie ein Weltgerichtshof, die sich um diese Fragen kümmern müssen.

Meint

Euer Christoph


Für Anna – II

Dezember 26, 2022

Liebe Leser, Liebe Anna,

Zum Schluss meines letzten Beitrags „Für Anna – I“ hatte ich ganz lapidar geschrieben, dass halt aus freien Gütern im Laufe der Menschheitsgeschichte knappe Güter werden, und dass das halt auf immer mehr Güter zutrifft, je mehr Menschen wir werden.

Auch die drei Optionen „love it“, „leave it“ und „change it“ hatte ich ganz unspektakulär aufgeschrieben.

Aber in diesen Gesetzen steckt das gesamte Drama der Menschheit, die Sache ist nämlich so dramatisch, dass man ihr durchaus mehr Text widmen sollte, als nur ein paar Wörter in einem verstaubten Blogbeitrag.

Beginnen wir mit dem

Beispiel 1 – Grundeigentum

Stellen wir uns die beste aller Welten vor, wie sie von nomadisierenden Clans durchstreift wird.

Die Clans finden immer genügend Jagdwild, und Flächen zum Grasen für die Weidetiere gibt es auch ausreichend.

So ist es kein Wunder, dass die Menschen in den Clans fruchtbar sind und immer mehr werden.

Es läßt sich also nicht vermeiden, dass die Menge an Grund und Boden eines Tages nicht mehr ausreicht, und dass die Clans in Bedrängnis geraten. Aus dem freien Gut „Jagdwild“ und aus dem freien Gut „Weidefläche“ sind knappe Güter geworden, die man systematisch bewirtschaften müsste.

Aber was tut der Mensch primär, wenn er in Bedrängnis gerät? Die einen rutschen in die Depression, und verhungern, die andern werden aggressiv und bringen ihre Mitmenschen um.

Prima, sagt der Technokrat, das Grundproblem hat sich ganz von selbst gelöst. Die Zahl der Menschen reduziert sich wieder. Solange, bis der Schweinezyklus von vorne losgeht.

Und nun tritt unser zweites Gesetz in Kraft.

Neben der unbewussten Reaktion, also dem Abrutschen in die Depression und in die Agression, hat der Mensch die Möglichkeit der Intelligenz, der bewussten Aktion.

Er kann sich bewusst entscheiden für eine seiner drei Optionen, Love it, Leave it or Change it.

Love it

Diese Option werden wohl hauptsächlich die Waffenhändler und die Waffenproduzenten wählen, denn sie profitieren ja von der Situation, so wie sie ist. Aber auch die Religionsgemeinschaften profitieren von der Krise, da ihre Mitgliederzahlen steigen.

Leave it

Dieser Weg ist gangbar, solange es noch Plätze auf der Erde gibt, in die man auswandern kann. Auf diesem Weg hat es die Menschheit bis in die entlegensten, kältesten und heißesten Plätze der Erde geschafft.

Change it

Dieser Weg ist der Weg der Innovation, und er ist der härteste.

Menschen mit neuen Ideen müssen sich erst einmal durchsetzen. Erst, wenn der Erfolg der Innovation auf der Hand liegt, wird die Menschheit diese Dinge schlagartig und flächendeckend nachmachen. Der Mißerfolg gehört Dir allein! Der Erfolg hat viele Väter!

So hat der Mensch gelernt, Ackerbauer und Viehzüchter zu sein, das Grundeigentum wurde erfunden, die Jagdrechte und es musste eine Form von Rechtssicherheit geben, sodass die Jagdrechte auch DURCHGESETZT werden konnten.

Das Jagen von Wildtieren wurde durch den Grundeigentümer, bzw. durch den Souverän streng reguliert, und bis heute ist Fleisch von Wildtieren selten und teuer, eben weil es nicht genug davon gibt (das gilt mittlerweile sogar für Meereswildtiere).

Beispiel 2 – Die Scheiße in der Stadt

Dieses Beispiel für unser Gesetz, wie aus freien Gütern schlußendlich knappe Güter werden, wird beim nächsten Mal ausgearbeitet. Für diesmal lassen wir es gut sein.

Meint

Euer Christoph