Adressierung

Februar 28, 2013

Wie in einem meiner letzten Posts angekündigt, werde ich mir heute einige Gedanken zur ersten Zeile des „Vater unser“ machen.

Nicht, dass ich dazu etwas Neues zu sagen hätte, nein es geht einfach darum, wieder einmal ein wenig zu hinterfragen, was Jesus von uns wollte.

Vater unser im Himmel

So sprechen wir Gott an, wenn wir mit ihm beten. Ansprache – Adressierung – ist etwas ganz Wesentliches in der Kommunikation – und Gebet ist Kommunikation -, das weiss jeder Informatiker.

Wenn Du mit einem Server in Kontakt treten willst, dann brauchst Du zuerst seine Adresse, das ist dieses seltsame http://www.servername.domainname.

Wenn Du den Namen des Servers nicht kennst, dann kannst Du nur „auf gut Glück“ mit Hilfe einer Suchmaschine nach Stichwörtern suchen und findest Tausende oder Millionen von Servern, die alle zu diesem Thema etwas zu sagen haben.

Ob dann wirklich genau der dabei ist, den Du brauchst – Glückssache.

Aber warum „Vater“?

Ich denke, es war Jesus sehr wichtig, dass wir unsere persönliche Beziehung zu Gott aufrecht erhalten, dass wir „im Gespräch bleiben“. Das Bild des „Vaters“ bedeutet eine sehr enge Beziehung zu einem vertrauten Angehörigen, zu dem man immer kommen kann. Kein Problem ist zu klein, kein Ereignis zu nichtig, um damit nicht zum Vater zu gehen.

Und natürlich ist auch kein Problem zu groß.

Wenn wir Gott „ansprechen“, wenn wir ihn „adressieren“, ist das dann ein Monolog? So wie wenn man ein Buch schreibt und es dann nicht veröffentlicht?

Gute Frage.

Ich glaube, dass Gott jedem Beter antwortet.

Aber nicht immer in der Form, die man gerade erwartet. Sondern so, wie er es will.

Da kann man mit Ereignissen und Befindlichkeiten hadern, es bohrt tagelang und nächtelang, und plötzlich, eines Tages, ein unerwartetes Wort von einem Freund oder auch von einem Fremden – und das Problem ist gelöst.

„Du warst jetzt ein Engel für mich“, könnte man diesem Botschafter antworten, der die Lösung des Problems gebracht hat.

War es Zufall?

Hatte Gott seine Hand im Spiel?

Für den gläubigen Menschen hat Gott seine Hand immer im Spiel, sowohl im Guten als auch im Bösen.

Warum aber „Vater unser“?

Nun ja, wenn Gott unser Vater ist, dann sind wir Geschwister.

Grenzziehungen, wie sie im täglichen Leben immer wieder passieren, relativieren sich dadurch zu einer Art von semi-permeablen Membranen.

Ja, ganz gut, dass es Grenzen gibt, und man muss auch immer wieder Grenzen ziehen, wenn die eigene Freiheit sonst beeinträchtigt wäre, aber letzten Endes sind wir Menschen alle Geschwister, weil Söhne und Töchter eines einzigen Vaters.

Tröstlich. Macht Hoffnung auf Frieden.

Warum aber „Vater unser im Himmel“?

Hier ist die Hoffnung auf schnellen Frieden wieder jäh zu Ende. Gott ist ja nicht die alltägliche Wirklichkeit sondern er ist sozusagen „extern“.

Er ist nicht zwingend überall anwesend (um Frieden zu machen), sondern die Geschwister können ihren Vater „ausklammern“, Krieg führen und miteinander streiten.

Er ist eben nicht „von dieser Welt“.

Obwohl, für Christen ist er doch auch(!) von dieser Welt, da er ja in personam Jesu Christi Mensch und einer von uns geworden ist, ein ganzes Menschenleben lang.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Meint
Euer Christoph


Top down, Bottom up

Februar 14, 2013

Vor langer Zeit hat einmal ein dummer Junge folgendes Bild zum Thema „DIGITS und die Anwendungen“ verbrochen:

topbottom

Der Gedanke dahinter war, dass man – ausgehend von einer fiktiven Existenz von DIGITS – sich Gedanken über mögliche Anwendungen machen könnte – sozusagen Top down.

Andererseits ist DIGITS aber eine äußerst kostspielige Angelegenheit und muss sich erst zitzerlweise durch die Anwendungen finanzieren – Bottom up.

Lustig ist in diesem Zusammenhang, dass die Begriffe „Top“ und „Bottom“ hier eigentlich kervehrt verwendet werden, da ja in den üblichen Begriffen von Software- und Netzwerkschichten DIGITS eher einer unteren Schicht zuzuordnen ist und die Anwendungen eher einer oberen Schicht.

Jetzt könnte man trefflich ins Philosophieren kommen, wer hier wen „verursacht“ bzw. „ernährt“. Die Oberschicht die Unterschicht oder die Unterschicht die Oberschicht.

Aus Sicht von DIGITS ist SrrTrains übrigens eine einzige mögliche Anwendung von vielen.

Möchte nur wissen, wie SrrTrains DIGITS ernähren soll, wenn es nicht einmal selber lebensfähig ist 🙂

Aber eigentlich wollte ich ja heute über einen anderen, wenn auch ähnlichen, Kreislauf schreiben

deduktion

In den empirischen Wissenschaften spricht man davon, dass man ausgehend von Erfahrungstatsachen, in einem kreativen Prozess durch sogenannte Induktion ein allgemeines Gesetz (er-)findet, aus welchem man schließlich durch reine logische Schlussfolgerung wieder Einzelfälle vorhersagen kann (Deduktion).

Solange alle Vorhersagen eintreffen, kann man davon ausgehen, dass das allgemeine Gesetz gültig ist, also die „zur Zeit anerkannte Theorie“ darstellt.

Diese Anordnung läßt natürlich jede Menge Schlupflöcher offen für unser allseits beliebtes „kreatives Chaos“.

Denn einerseits können unterschiedliche kreative Köpfe unterschiedliche allgemeine Gesetze zu denselben Tatsachen induzieren (er-finden).

Andererseits hat auch die Deduktion ihre Grenzen.

Wenn man aus einem allgemeinen Gesetz durch „rein logische Schlussfolgerung“ auf einen Einzelfall schliesst, dann heisst das ja, dass man zuvor die „Gesetze der Logik“ als wahr anerkennen muss.

Das ist aber nicht a priori gegeben.

Was ist, wenn jemand der Deduktion keinen Glauben schenkt, weil ihm der Deduzent einfach suspekt ist?

Oder wenn er nicht genügend geistige Kapazität hat, um die „Gesetze der Logik“ überhaupt anzuwenden?

Oder wenn ihm seine Eltern eine „gänzlich andere“ Logik beigebracht haben?

Oder wenn eine Glaubenstatsache dagegen spricht?

Kein ernstzunehmender Atheist würde bezweifeln, dass eine Hostie zwischen Wandlung und Kommunion einfach ein Stück Brot ist.

Aber da gibt es einige unbeugsame Barbaren, die die Gesetze der Logik zum Teufel jagen und darauf bestehen, dass das eben KEIN Brot ist.

Und wie ist das jetzt mit den sogenannten „absoluten“ Wahrheiten? „absolutus“ heißt auf Lateinisch „uneingeschränkt“, „losgelöst“, also sozusagen losgelöst von den Umständen IMMER und ÜBERALL gültig.

Wobei es hier noch eine zusätzliche Feinheit gibt:

Wenn wir nämlich einmal davon ausgehen, dass Wahrheit immer eine Eigenschaft eines Satzes ist, dass man also den Begriff Wahrheit nicht denken kann ohne den Begriff eines Satzes, auf den sich die Wahrheitseigenschaft bezieht,

dann haben wir mit dem Umstand zu tun, dass ein Satz von einem JEMAND entweder GESENDET (gesprochen, geschrieben) oder EMPFANGEN (gehört, gelesen) werden kann.

Von einer ABSOLUTEN Wahrheit müßte man nun fordern, dass der Satz auf den sie sich bezieht, IMMER UND ÜBERALL wahr ist, ganz egal, WER ihn SENDET und/oder WER ihn EMPFÄNGT.

Für einen braven Katholiken ist es jetzt also eine absolute Wahrheit, dass eine Hostie zwischen Wandlung und Kommunion KEIN Brot ist, für einen braven Atheisten hingegen ist das eine absolute Falschheit, denn für ihn ist es definitiv Brot.

Man ist geneigt zu sagen: hoffentlich gibt es bitte nicht allzuviele „brave“ Menschen, denn sonst ist der totale Krieg unausweichlich.

Der Trick ist eben das Wort „für“.

„Für“ einen braven Katholiken ist dies eine absolute Wahrheit, „für“ einen braven Atheisten ist jenes (das Gegenteil) eine absolute Wahrheit.

Ein logischer Widerspruch, den wir nur mit Hilfe von Toleranz, Einfühlsamkeit und Kompromissbereitschaft lösen können.

Denn der brave Katholik muss es halt akzeptieren, dass „seine“ absolute Wahrheit „in Wirklichkeit“ gar keine absolute Wahrheit ist, sondern nur „für ihn“.

Er soll sich selbst nicht für „die Wirklichkeit“ halten, denn auch er lebt nur in „(s)einer Virtuellen Realität (VR)“.

Das muss jetzt nicht heissen, dass es „überhaupt keine Realität“ gibt, nein, ich meine nur, dass wir alle nur „durch unsere voreingenommene VR“ einen Blick auf die „wirkliche“ „Wirklichkeit“ erhaschen, dass wir nur ein „Modell der Wirklichkeit“ in unserem Kopf haben.

Ist übrigens keine neue Erkenntnis, siehe Höhlengleichnis, und auch Kohelet hat ja schon gesagt: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“.

Was wieder einen schönen abgerundeten Schluß ergibt.

Meint
Euer Christoph


Wie findet man sich selbst?

Februar 4, 2013

In zwei meiner letzten Artikel („Der Spiegel und das Ebenbild“ und „Weißt Du, wer Du bist?“) habe ich nach langer Zeit wieder einmal ein bißchen ein religiöses Thema angerissen.

Der Aufhänger ist die Interpretation eines Menschenlebens einerseits als den Verlust Gottes und den Verlust des eigenen Ebenbildes, andererseits als die (hoffentliche) Wiederfindung Gottes und die (hoffentliche) Wiederfindung des eigenen Selbst.

Natürlich hat für Christen insbesondere die Person Jesu Christi eine herausragende Stellung in diesem Wiederfindungsprozess.

Und ich muss auch an meinen Religionslehrer denken, der auf die Frage „Was ist das Wichtigste in einem christlichen Leben?“, weder geantwortet hat: „Brav in die Kirche zu gehen“, noch „Gutes zu tun und die Gesellschaft weiterzuentwickeln“, noch „gehorsam zu sein“, noch sonst eine abstruse Sache, sondern einfach: „das persönliche Gebet, das Gespräch mit Gott“.

Und so ist es für mich naheliegend, beide Antworten, erstens also die „Wichtigkeit Jesu Christi“ und zweitens die „Frage nach dem persönlichen Gebet“ zu verknüpfen, und mir also ein paar Gedanken über „Das Gebet des Herrn“, also das „Vater unser“ zu machen.

Als Einstieg könnte man einmal schauen, was das Internet zu diesem Thema zu bieten hat, und entweder in der Bibel nachlesen:

oder die Kathpedia befragen:

.

Offensichtlich war auch Jesus die persönliche Beziehung zum Vater sehr wichtig, wichtiger als das, was die anderen Leute sagen, also das, was die sogenannte Gesellschaft von uns verlangt.

Ich nehme mir jetzt vor, Satz für Satz einige Gedanken zu den Sätzen des Vater Unser niederzuschreiben, hoffe, dass ich damit niemanden zum Gähnen bringe und verbleibe

Euer Christoph