Wie in einem meiner letzten Posts angekündigt, werde ich mir heute einige Gedanken zur ersten Zeile des „Vater unser“ machen.
Nicht, dass ich dazu etwas Neues zu sagen hätte, nein es geht einfach darum, wieder einmal ein wenig zu hinterfragen, was Jesus von uns wollte.
Vater unser im Himmel
So sprechen wir Gott an, wenn wir mit ihm beten. Ansprache – Adressierung – ist etwas ganz Wesentliches in der Kommunikation – und Gebet ist Kommunikation -, das weiss jeder Informatiker.
Wenn Du mit einem Server in Kontakt treten willst, dann brauchst Du zuerst seine Adresse, das ist dieses seltsame http://www.servername.domainname.
Wenn Du den Namen des Servers nicht kennst, dann kannst Du nur „auf gut Glück“ mit Hilfe einer Suchmaschine nach Stichwörtern suchen und findest Tausende oder Millionen von Servern, die alle zu diesem Thema etwas zu sagen haben.
Ob dann wirklich genau der dabei ist, den Du brauchst – Glückssache.
Aber warum „Vater“?
Ich denke, es war Jesus sehr wichtig, dass wir unsere persönliche Beziehung zu Gott aufrecht erhalten, dass wir „im Gespräch bleiben“. Das Bild des „Vaters“ bedeutet eine sehr enge Beziehung zu einem vertrauten Angehörigen, zu dem man immer kommen kann. Kein Problem ist zu klein, kein Ereignis zu nichtig, um damit nicht zum Vater zu gehen.
Und natürlich ist auch kein Problem zu groß.
Wenn wir Gott „ansprechen“, wenn wir ihn „adressieren“, ist das dann ein Monolog? So wie wenn man ein Buch schreibt und es dann nicht veröffentlicht?
Gute Frage.
Ich glaube, dass Gott jedem Beter antwortet.
Aber nicht immer in der Form, die man gerade erwartet. Sondern so, wie er es will.
Da kann man mit Ereignissen und Befindlichkeiten hadern, es bohrt tagelang und nächtelang, und plötzlich, eines Tages, ein unerwartetes Wort von einem Freund oder auch von einem Fremden – und das Problem ist gelöst.
„Du warst jetzt ein Engel für mich“, könnte man diesem Botschafter antworten, der die Lösung des Problems gebracht hat.
War es Zufall?
Hatte Gott seine Hand im Spiel?
Für den gläubigen Menschen hat Gott seine Hand immer im Spiel, sowohl im Guten als auch im Bösen.
Warum aber „Vater unser“?
Nun ja, wenn Gott unser Vater ist, dann sind wir Geschwister.
Grenzziehungen, wie sie im täglichen Leben immer wieder passieren, relativieren sich dadurch zu einer Art von semi-permeablen Membranen.
Ja, ganz gut, dass es Grenzen gibt, und man muss auch immer wieder Grenzen ziehen, wenn die eigene Freiheit sonst beeinträchtigt wäre, aber letzten Endes sind wir Menschen alle Geschwister, weil Söhne und Töchter eines einzigen Vaters.
Tröstlich. Macht Hoffnung auf Frieden.
Warum aber „Vater unser im Himmel“?
Hier ist die Hoffnung auf schnellen Frieden wieder jäh zu Ende. Gott ist ja nicht die alltägliche Wirklichkeit sondern er ist sozusagen „extern“.
Er ist nicht zwingend überall anwesend (um Frieden zu machen), sondern die Geschwister können ihren Vater „ausklammern“, Krieg führen und miteinander streiten.
Er ist eben nicht „von dieser Welt“.
Obwohl, für Christen ist er doch auch(!) von dieser Welt, da er ja in personam Jesu Christi Mensch und einer von uns geworden ist, ein ganzes Menschenleben lang.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Meint
Euer Christoph