Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – XI (Nachschlag)

Juli 28, 2021

Wer wird die Welt retten?

Ich weiß es nicht. Halt! Doch! O ja!

Die Welt ist ja schon gerettet, der wichtigste Kampf ist ausgefochten – ein für alle mal.

Jesus Christus hat uns vom Bösen gerettet durch sein Leiden und Kreuz, und durch seine Auferstehung.

Na gut.

Vielleicht sollte ich nicht fragen „Wer wird die Welt retten?“, sondern „Wie sollen wir den nächsten Schritt angehen?“

Ja, das ist vernünftiger.

Das klingt bescheidener – nächster Schritt. Ein Schritt von vielen, aber der wichtigste, weil der nächste.

Also, man ist sich einig, die nächsten Schritte heissen Nachhaltigkeit und Regionalität. Was das heißt, habe ich in den letzten Wochen und Monaten ausgearbeitet und hier

noch einmal zusammengefasst.

Doch da ist größtenteils die Rede von einem Nomaden, von einem Bauern und von einem Fürsten. Alles das sind Role Models, mit denen wir heute nicht viel anfangen können.

Versuchen wir also, das alles in die heutige Tagesrealität umzusetzen:

Deshalb noch einmal Rumpffamilie

Wir versuchen nun die Begriffe, die wir bisher nur im Zusammenhang mit der feudalen Hofwirtschaft verwendet haben, auf den Angestellten der modernen R&D Abteilung und seine Rumpffamilie anzuwenden.

Abbildung 1: Ressourcenrelevante Vorgänge, an denen meine Rumpffamilie „schuld“ ist

Produktion

Was produziert meine Familie? Nun, einerseits ist da meine Erwerbstätigkeit (ET = 1), mit der ich unser Geld verdiene. Aus Sicht der Familie ist es eigentlich egal, WAS ich in der Firma tue, solange nur der Saldo stimmt.

Das ist sehr traurig, dass sich weder meine ex-Frau noch meine Kinder für meine – absolut interessante – Arbeit interessieren, da sie doch von ihr finanziert werden, aber mit diesem Defizit muss ich leben.

Andererseits studieren meine Kinder (Erwerbslose EL = 2), was von der Anstrengung und vom Zeitaufwand je einem 40 Stunden Job gleichkommt, dennoch würde ich nie behaupten, dass meine Kinder „produktiv“ seien.

Eine Ausbildung ist eben keine produktive Tätigkeit, das ist so. So ist das definiert.

Außerdem wird der Haushalt geführt, was noch einem 40 Stunden Job entspricht (das ist in Abbildung 1 NICHT eingezeichnet).

Wir haben also zu dritt vier Jobs.

Wie geht sich das aus? Eigentlich eh nicht.

Zum Glück gehört unsere professionelle Arbeit nach der 8:8:8 Regel des Hl. Benedikt eher zur Muße (Lesen, Schreiben, Denken, Meditieren und Beten) und der Haushalt gehört eher zur körperlichen Arbeit, darum geht sich das aus.

Wir haben also insgesamt 3 Personen, davon 2 Produzenten (PPÄ) und davon 1 Erwerbstätigen.

Der Erwerbstätige verdient per Jahr einen Umsatz (Revenue) R = 17 * 40 * 52 = 35.360,- vom Nettoeinkommen NE = 17.

Das entspricht einem Export von 40 * 52 = 2.080 lokalen Mannstunden.

Die Familie exportiert außerdem eine gesellschaftliche Leistung – nämlich die Erziehung zweier Kinder – und bekommt dafür als kleine Anerkennung des Staates Familienbeihilfe in der Höhe von 2 * 200 * 12 = 4.800,- (auch das nicht eingezeichnet).

Da die Haushaltsführung denselben Aufwand bedeutet wie ein Ganztagesjob (2.080 lokale Mannstunden), bewerten wir die Haushaltsführung „in meiner Familie“ ebenfalls mit 35.360,- („in meiner Familie“ hat jede Mann-/Fraustunde denselben fiktiven Wert 17,- netto) und haben damit die

Erwerbsquote EQ = 50% ( = ET / PPÄ)

und den fiktiven Bruttoumsatz fBU = R / EQ = 70.720,- (sozusagen die „Gesamtproduktion der Rumpffamilie“ mit einem Aufwand von 4.160 lokalen Mannstunden, bewertet in Euronen)

sowie die Konsumzahl K = 3 / 2 = 150% (statistisch ist 1/3 der Personen unproduktiv).

Konsum

Die Hälfte der Gesamtproduktion – nämlich die Führung des Haushaltes – wird sofort und ohne finanzielle Gegenleistung konsumiert – es handelt sich um Dienstleistungen.

Das Einzige, was hier als Gegenleistung angewendet werden kann, sind „interne Werte“ (z.B. „Danke“ sagen oder „Blumen schenken“), sodaß es vielen Haushalten sehr schwer fällt, hier ein gerechtes Procedere zu finden.

Letzten Endes muß man akzeptieren, dass innerhalb einer Familie das einzige, was funktioniert, der reine Kommunismus ist, wenn nämlich „alle ein Herz und eine Seele sind“, und wenn „allen alles gehört“.

Auch Taschengeld ist eine Sache, die man eigentlich ohne Gegenleistung bekommt (das also dem Prinzip „Quid pro Quo“ zuwider läuft).

Alles Andere ist Import, der vom Export bezahlt werden muss.

Da ich in meiner Wohnung keine Plantage habe – der Boden ist ziemlich unfruchtbar – und da ich – noch – keine private Photovoltaik besitze, muss ich alles ausgenommen die Haushaltsführung importieren.

In Abbildung 1 gehen wir davon aus, dass der Import dem Geldwert nach dem Nettoeinkommen entspricht (Sparquote = 0), also 27% vom Bruttoumsatz, den der Arbeitgeber mit mir erwirtschaftet (BU = 80 = 100%).

Schwund / Risiko / gebunkertes Vermögen

Wenn wir die Regel über „gebunkertes“ Vermögen auf unsere Rumpffamilie anwenden, dann kommen wir auf folgende Gleichung:

(R – C) + NEQ * fBU = infl * KPT + shg * fBU

Nehmen wir mal an, der GAU – der größte anzunehmende Unfall – sei ein Totalschaden am Auto. Alle anderen größeren Risiken seien durch Versicherungen gedeckt.

Dann wird ein gespartes Kapital von KPT = 30.000,- wohl reichen.

Die Netto-Sach-Einlagerung NEQ ist hingegen eine schwierige Sache.

Einerseits ist die Einlagerung von Marmelade u. dgl. heutzutage gegen Null gehend, andererseits habe ich als Industriearbeiter nur ein einziges Produktionsmittel, das sich in meinem Eigentum befindet, nämlich

  • meine kleinen grauen Zellen (mein Gehirn).

Zu meinem Vermögen zählt also auch das, was mein Gehirn vermag (schönes Wortspiel 🙂 ).

Das ist aber eben genau KEIN „eingelagertes“ Vermögen, weil ich eben mein „geistiges Eigentum“, meine „Skills“, meine „kleinen grauen Zellen“, aktiv für die erwerbsmäßige Produktion bei meinem Arbeitgeber benütze.

Es ist also ein „Produktionsmittel“, das ich 40 Stunden pro Woche an meinen Arbeitgeber „verleihe“ – zusammen mit meiner Arbeitskraft – im Gegenzug für ein Gehalt (das niemals angemessen ist 🙂 ).

Arten von Vermögen / Produktionsmittel

Wenn man Vermögen klassifiziert, dann muss man unbedingt unterscheiden zwischen

  1. „gebunkertem“ Vermögen und
  2. Produktionsmitteln.

(1) „Gebunkertes“ Vermögen sind „eingelagerte“ Waren und/oder Daten – die die Sacheigenschaft haben – und die man nicht unmittelbar für die Produktion benötigt, sondern eingelagert hat, um sie im Krisenfall statt anderer Waren und/oder Daten zu konsumieren oder sie am Markt gegen andere Waren, Daten und/oder Dienstleistungen einzutauschen.

Dadurch kann man den krisenbedingten Produktionsausfall ausgleichen.

(2) Produktionsmittel sind Waren und/oder Daten, die als notwendige Voraussetzung für die Produktion von anderen Waren, Daten und/oder Dienstleistungen benützt werden müssen, um eben diese Waren, Daten und/oder Dienstleistungen produzieren zu können.

Du gehörst als Produktionsmittel der Firma und Du gehörst Deinem/r Partner/in

Es klingt negativ, aber in gewisser Weise „besitzt“ Dein Chef Deine „kleinen grauen Zellen“ und Deine „Skills“ als Produktionsmittel. Er hat sie für 8 Stunden pro Tag gemietet und zahlt Dir ein Gehalt dafür.

Auch in der Familie bekommst Du eine Gegenleistung für Deinen Input, z.B. die – evtl. anteilige – Führung des Haushaltes.

Weiters muss man bei Gütern bzw. Werten generell unterscheiden zwischen Waren, Daten und Dienstleistungen.

Waren haben die „Sacheigenschaft“, das heißt

  1. sie lassen sich nicht oder nur schwer kopieren (der Replikator aus dem Raumschiff Enterprise ist noch Science Fiction)
  2. sie lassen sich mehr oder weniger gut lagern (abgesehen von einem unvermeidbaren Schwund)
  3. jedes Stück dieser Ware hat in sich einen Nutzen und einen Wert

Eine besondere Ware ist Geld. Auch Geld läßt sich nur schwer kopieren und sehr gut lagern, aber der Nutzen und der Wert des Geldes ist reine Vereinbarungssache. Alle glauben an den Wert des Goldes, deshalb ist es wertvoll und eignet sich zum Einlagern von Vermögen, worin auch schon sein einziger Nutzen besteht.

Daten haben im allgemeinen nicht die „Sacheigenschaft“, das heißt

  1. Daten lassen sich leicht kopieren, das gilt insbesondere für digitale Daten, manchmal muss man dabei zwischen „Original“ und „Kopie“ unterscheiden, was bei digitalen Daten schwierig ist.
  2. sie lassen sich gut lagern, digitale Daten müssen aber, um nicht zu „verblassen“, immer wieder weiterkopiert werden, „in Bewegung bleiben“, was Zusatzkosten verursacht.
  3. Der Wert der Kopien ist oft sehr viel kleiner als der Wert des „Erstlings“, je nach verwendeter Technologie und Herangehensweise („offener“ Erstling oder „geschlossener“ Erstling).
    Ein geschlossener Erstling kann sogar die „Sacheigenschaft“ besitzen.

Dienstleistungen sind immer einmalig, ereignishaft flüchtig und nicht kopierbar. Sie lassen sich nicht speichern. In dem Moment, wo eine Dienstleistung erbracht wird, wird sie auch schon konsumiert.

Hier einige Beispiele:

Kohle ist sicher eine Ware. Sie läßt sich gut lagern und nicht kopieren, und sie hat zumindest den Heizwert.

Haare schneiden ist sicher eine Dienstleistung.

Ein Buch ist schon ein Streitfall. Zumindest bei einem e-book stellt sich die Frage nach der Kopierbarkeit und nach der Sacheigenschaft. Es besteht also eher nur aus Daten, während ein Buch in Papierform eher noch eine Ware ist.

Elektrische Energie ist keine Ware, da sie sich nicht speichern läßt. Sie ist aber auch keine Software (besteht nicht aus Daten), am ehesten kann man elektrische Energie als Dienstleistung beschreiben. Nämlich als den Dienst, Energie von A nach B zu transportieren. Sie ist nämlich eine Sekundärenergie, die beim Erzeuger aus Primärenergie gewonnen und fast gleichzeitig beim Verbraucher in Nutzenergie und Verluste umgewandelt wird. Sie selbst existiert nur für die Dauer eines Augenzwinkerns.

Software: Die Erzeugung des Erstlings einer Software ist sicher eine Dienstleistung, die entsprechend abgegolten werden sollte. Die einzelnen Kopien der Software sind nur mehr Daten, die mehr oder weniger gut kopiergeschützt sind (je nach Herangehensweise).

Kunstwerke: können alles sein. Waren, Dienstleistungen oder Daten.

Geistiges Eigentum / Big Data

Die Ursache meines Nettoeinkommens – meiner Exporte – ist also der Inhalt meines Gehirns – meine Fähigkeiten („skills“).

Blöd wäre ich also, anderen Menschen meine Geheimnisse beizubringen.

Wissenschaftler und Lehrer sind Volksverräter, weil sie die Schätze der Wissenschaft den Säuen zum Fraß vorwerfen, der nächsten Generation und – viel schlimmer – dem Ausland.

Zum Glück halten wir die Lehrer in einer geschlossenen Regelschleife Schule – Matura – Universität – Schule, sodaß sie kaum Möglichkeiten haben, mit der Wissenschaft je in Berührung zu kommen. Unsere Wissensschätze sind also davor geschützt, je mit Lehrern in Kontakt zu kommen.

„Wer es nicht kann, der lehrt es“, ist ein alter und bekannter Spruch.

Ist mein Denken realistisch? Ist es wirklich so?

Ich weiß nicht, jedenfalls sitzen die Unternehmen auf großen Datenbeständen, die mit zunehmender Digitalisierung immer größer werden.

Auch die Speicherung von Daten kostet Geld, und so muss man versuchen, aus den gespeicherten Daten Umsätze zu generieren. Aus Abfall werden sozusagen wieder Rohstoffe.

So wie Software einen Computer benötigt, auf dem sie laufen kann, so benötigt der Datenhaufen eine Intelligenz, oder viele Intelligenzen, die aus den Daten nützliche Informationen und damit Umsätze machen.

Genau das ist das momentan vorherrschende Denkmuster:

Internet of Things (Sensoren) generiert neue riesige Datenbestände, die das Universum beschreiben

–>

Künstliche Intelligenz beherrscht diese Datenbestände, damit wir das Universum noch weiter auslutschen können.

Das ist mit Digitalisierung in Wirklichkeit gemeint.

Internalisierung der externen Effekte

Haben wir hier irgendwo das zentrale Thema angesprochen?

Nämlich die Kostenfreiheit von Ressourcen? Von Humanressourcen und natürlichen Ressourcen?

Die Internalisierung externer Effekte?

Wer hat das Recht, die Quoten für die Ressourcen festzulegen?

Fragen über Fragen, sie sollen im nächsten Artikel beantwortet werden.

Meint

Euer Christoph

Alle Artikel der Serie (außer der Zusammenfassung)


Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – X (Zusammenschau)

Juli 25, 2021

Liebe Leser!

In den letzten Wochen und Monaten habe ich hier einige Artikel zu den Themen Nachhaltigkeit und Regionalität geschrieben, die ich nun abrunden möchte, indem ich das ganze Thema nocheinmal revue passieren lasse und versuche, Schlussfolgerungen zu ziehen:

Viele Menschen, und auch Politiker, sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit und Regionalität die beiden Schlüsselbegriffe sind, die uns nicht nur helfen werden, die sogenannte Klimakrise zu bewältigen, sondern auch der Anlaß sein könnten unser gesamtes wirtschaftliches Handeln auf neue Beine zu stellen.

So wie die Erfindung der Druckerpresse und die Landung in Amerika die Symbole für den Aufbruch in die Neuzeit waren, so sollen die Digitalisierung und der Aufbruch zum Mars die Symbole sein für ein neues Zeitalter, welches noch zu definieren sein wird.

Ausserdem möchte ich versuchen, das

Heuristische Kriterium für Nachhaltigkeit und Gleichgewicht

Effektive Erwerbsquote = Nettoeinkommen / Bruttoumsatz (Gl. I.1) = (Gl. X.1)

vom Artikel https://letztersein.com/2021/05/09/der-weg-from-freien-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-i-nomaden/ zu beweisen, zu widerlegen, oder zumindest die Zusammenhänge verständlich zu machen (auch mir selber). Dies wird aber wahrscheinlich noch weiterer Artikel bedürfen.

Die drei großen H – Habitat, Hof und Haushalt

In unseren Beispielen sind wir den drei großen H begegnet:

  1. dem Habitat, das von einer Sippe von Jägern und Sammlern oder von Nomaden durchwandert wird
  2. dem Hof, der von einer (Groß-)Familie und vom Gesinde bewohnt wird
  3. dem Haushalt, der von einer „Rumpffamilie“ bewohnt wird

Die drei großen H sind drei unterschiedliche Grundmengen für unsere Überlegungen gewesen. Alles wirtschaftliche Treiben haben wir entweder auf eine Sippe, auf einen Hof oder auf einen Haushalt bezogen. Das war unsere Basis.

Der Begriff Haushalt läßt sich zudem noch allgemeiner interpretieren, zum Beispiel als Staatshaushalt, als der Haushalt eines Bundeslandes, einer Firma oder einer sonstigen Gruppe von Personen.

Dabei haben wir entdeckt, dass der Nomade zu 100% von seinem Habitat abhängig ist (solange es keinen Markt und kein „externes“ Geld gibt, die den Austausch zwischen unterschiedlichen Sippen ermöglichen).

Bei der Hofwirtschaft hat sich die Großfamilie an einen Hof – an ein Gebiet H – gebunden. Der Bauer war also abhängig von „seinen“ Feldern, Wiesen, Wäldern und Gewässern. Im Gegenzug, dass er sich um sie kümmerte, „gehörten“ sie ihm.

Um aber auch Güter konsumieren zu können, die der „eigene Hof nicht hergab“, wurde der Austausch zwischen den Höfen intensiviert, es kam zu Märkten, zu „externem“ Geld und zu vermehrtem Warentransport.

Der moderne Stadtmensch hat wieder keinen Grundbesitz, obwohl er doch mehr oder weniger sesshaft ist.

Er lebt in einem Haushalt, der nur aufgrund der menschlichen Beziehungen aufrecht erhalten wird, aber nicht aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten.

Familienleben und Produktion sind getrennt und die Rumpffamilie, die ich mit meinem Beruf finanziere, hat keinerlei emotionale Bindung zu ebendiesem Beruf, der sie ernährt.

Da ist man manchmal ganz schön allein gelassen, wenn man „für die Familie“ arbeiten geht und einem trotzdem vorgeworfen wird, dass man „nichts für die Familie tue“.

Vom Schwund zum Kometen

Im Artikel https://letztersein.com/2021/05/11/der-weg-vom-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-ii-zur-hofwirtschaft/ hatten wir uns Gedanken gemacht über die Ethik des Nomaden.

Wie kann das Gütekriterium für Wirtschaft aussehen, wenn es keinen Markt und kein Geld gibt, wenn die einzigen Schrauben, an denen wir drehen können, das Einlagern und das Auslagern von Reserven darstellt. Also zum Beispiel, von haltbar gemachten Lebensmitteln.

Einschub:

Vorher hatten wir noch die Konsumzahl K und den Produktionsvektor P definiert:

  • K = N / PPÄ
  • P = (Produktion / PPÄ) / (Konsum / N)

K / P = Konsum / Produktion (X.1a)

N ist die Gesamtanzahl der – konsumierenden – Personen

PPÄ sind dabei die „Produzierenden Personenäquivalente“, bezogen auf einen Ganztagsjob und bezogen auf eine Durchschnittsperson.

P ist also „das, was eine durchschnittliche produzierende Person produziert, bezogen auf das, was eine Durchschnittsperson konsumiert“, jeweils gemessen als Menge des entsprechenden Typs von Gütern.

K ist also „ein Maß für das Mehr an Konsum, das sich aus der Anwesenheit – teilweise – unproduktiver Personen ergibt“.

Wir „riechen“ schon, dass das Ganze auf P = K hinausläuft (vektoriell), dass also, wenn 50% der Personen unproduktiv sind (K = 2), jeder Produzent durchschnittlich 2 x soviel produzieren muss, wie die Durchschnittsperson konsumiert (P = 2).

So wollen wir über den „Schwund“ argumentieren.

Eine Nomadengesellschaft ist offensichtlich ethisch in Ordnung, wenn „nichts verdirbt“, wenn man immer „brav aufißt“.

Trotzdem gibt es auch einen Schwund, der „durch höhere Gewalt“ verursacht wird. Wenn es zum Beispiel einmal weniger regnet, dann sind die Wiesen nicht so üppig und die Tiere werden weniger hergeben.

Deshalb muss man mehr produzieren, als man konsumiert, um „die Krise zu überstehen“, was zu einem „unvermeidbaren“ Schwund im Lager führt.

Heuristisches Kriterium für die Güte der Nomadenwirtschaft

shg = 1 – K / P (Gl. II.8) = (Gl. X.2)

K < P (Gl. X2a)

Konsum < Produktion (Gl. X2b)

shg ist dabei der auf die Produktion bezogene „Schwund aufgrund höherer Gewalt“ (elementweise vektoriell) mit SHG = shg * Produktion. SHG und Produktion werden als „Menge von produzierten bzw. verdorbenen Gütern im Vergleichszeitraum“ gemessen (vektoriell).

NEQ := (Einlagerung – Auslagerung) / Produktion ist die „Netto-Einlagerungsquote“, bezogen auf die Gesamtproduktion und sollte über einen längeren Zeitraum dem Schwund entsprechen: 1 – K / P = shg = NEQ.

Wenn man nun zur Ethik der feudalen Hofwirtschaft übergeht, dann kommt zu all den Überlegungen noch der Markt hinzu und das externe Geld, wie wir hier https://letztersein.com/2021/05/12/vom-freien-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-iii-arbeitsteilige-konsumgesellschaft/ beschrieben haben.

Jetzt gibt es noch den Export (der externes Geld im Ausmaß R erbringt – Revenue) und den Import (für den man externes Geld im Ausmaß C aufbringen muss – Costs).

Daraus ergibt sich ein Überschuss

Definition von Überschuss

ü := (Export – Import) / Produktion (Gl. X.3),

wobei Export, Import und Produktion immer noch nach Menge der Güter (vektoriell) bemessen werden.

Sehr viel einfacher ist die Bewertung nach dem externen Geld

Definition von Gewinn

profit := R – C (Gl. X.4a)

profit = Revenue – Cost (Gl. X.4)

Es kommt zur Warenwirtschaft also noch die Geldwirtschaft hinzu.

R … Revenue

ist der gesamte mit den exportierten Gütern am Markt erzielte Umsatz

C … Costs

sind die Kosten für alle importierten Güter

  1. Güter, die man aus wirtschaftlichen Gründen von einem anderen Hof importiert hat
  2. Luxusgüter, die auf dem eigenen Hof überhaupt nicht erzeugt werden könnten
  3. Steuern und Abgaben für Dienstleistungen des Fürsten
  4. Zinsen für Finanzdienstleistungen aller Art
  5. Versicherungsprämien
  6. der Reingewinn für den Eigentümer
  7. Löhne und Gehälter in externer Währung für das Gesinde, private Geldentnahme für die Familie
  8. Investitionen in bessere/andere Produktions- und Lagertechnologie
  9. Externe Kosten für die Wartung der Produktionsmittel
  10. usw.

Der profit = R – C

wird also zur Gänze auf die Bank gebracht, um dort

  • die Inflation von KPT abzudecken (abzüglich etwaiger Sparzinsen)
  • KPT aufzustocken, falls es eine neue Risikobewertung erfordert

All das führt uns zum

Heuristischen real- und finanzwirtschaftlichen Gütekriterium für Hofwirtschaft im Feudalsystem

(R – C) = KPT * infl + KAU  (Gl. III.2a) = (Gl. X.5a)

(1 – (K/P + ü)) = shg  (Gl. III.2b) = (Gl. X.5b)

wobei

(1 – (K/P + ü)) = NEQ = (Einlagerung – Auslagerung) / Produktion

die vektorielle „Netto-Sach-Einlagerungsquote“ (bezogen auf Menge der Güter) und

(R – C) / KPT

die skalare „Rendite“ (bezogen auf die externe Währung) ist. KPT ist das eingesetzte Kapital.

Beide – Rendite und Netto-Sach-Einlagerungsquote – sind zusammen dazu da

  1. nicht versicherte Risiken zu decken (shg)
  2. die Inflation (abzügl. Sparzinsen) wieder gut zu machen (infl)
  3. im Falle der Neubewertung von Risiken das Kapital aufzustocken (KAU)

So kommen wir zum

Heuristischen allzeit gültigen Kriterium für „gebunkertes“ Vermögen

Die Einlagerung von Geld- und/oder Sachwerten soll in Summe
der Deckung von unversicherten Risiken
und der Deckung der (Netto-)Inflation dienen.
Sowohl ein Mehr als auch ein Weniger sind unethisch,

da ein Mehr zur Inflation der Vermögenswerte führt,
ein Weniger den Haushalt durch Risiken verletzbar macht.

Die Riesenmengen an Vermögen, die wir derzeit horten, und ich meine hier „gebunkertes Vermögen“, das also keine realen Umsätze generiert, lassen sich also nur dadurch argumentieren, dass wir uns auf eine mögliche Katastrophe vorbereiten, beispielhaft sei der Einschlag eines Kometen genannt.

Ob ich Aktienkapital überhaupt als eine Art Vermögen rechne, muss ich mir noch überlegen. Zumindest sträubt sich in mir etwas, Aktien mit Geldwerten gleichzusetzen.

Das Verhältnis zwischen Inflation und Schwund

Das Kriterium (Gl. X.5) lässt sich auch anschreiben wie folgt:

(R – C) / KPT + (1 – (K / P + ü)) / gau = infl + shg / gau + KAU / KPT

Regel über die „gute Rendite“

rendite = infl + (shg – NEQ) / gau + KAU/KPT (Gl. X.6)

Hier sind wir mit KPT = gau * fBU davon ausgegangen, dass das eingesetzte Kapital genau reichen soll, den größten anzunehmenden Unfall abzudecken.

gau = 3 heisst zum Beispiel, dass 3 Jahre hintereinander ein Totalausfall der Produktion (ohne Verlust an Produktionsmitteln und gebunkertem Vermögen) zu verzeichnen ist.

infl

Inflation des Geldes (abzügl. etwaiger Sparzinsen)

shg

Schwund aufgrund höherer Gewalt = nicht versicherte Risiken im Bezugszeitraum (Gesamtschaden = Vermögensverlust + Produktionsausfall) bezogen auf die geplante Gesamtproduktion im Bezugszeitraum

  1. Umwelteffekte *) (z.B. Wetter, Erdbeben, Umweltverschmutzung)
  2. natürlicher Schwund im Lager (z.B. unvermeidliche Fäulnis)
  3. natürliche Abnützung der Produktionsmittel (z.B. Abschreibungen)
  4. nicht ausgeglichene externe Effekte **)
  5. usw.

*) wenn nicht menschlich verursacht
**) externe Effekte behandeln wir später, sie sind immer menschlich verursacht

NEQ

Netto-Sach-Einlagerungsquote

  1. Lagerung von Konsumgütern für die Mitglieder
  2. Anlagevermögen (z.B. Kunstwerke, Aktien)
  3. Lagerung von Produktionsmitteln (Reservehaltung)
  4. usw.

Wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht

Was haben wir bisher in dieser Schriftenreihe also getan?

Wir haben eigentlich nur den Sinn des „eingelagerten Vermögens“, des „gebunkerten“ Vermögens erforscht.

Dabei sind wir ausgegangen vom Nomaden, dem nach Möglichkeit nichts verderben soll, und haben dann den Begriff des „Schwundes“ ein wenig verallgemeinert, sodass wir als „Schwund aufgrund höherer Gewalt“ (SHG = shg * Produktion) nun den „langfristigen Gesamtschaden (Vermögensverlust + Produktionsausfall) durch unversicherte Risiken, bezogen auf den Bezugszeitraum“ meinen.

Dabei haben wir auch den GAU, den größten anzunehmenden Unfall, definiert, der angibt, wie lange der Totalausfall der Produktion maximal – also nicht im langfristigen Durchschnitt – dauern kann, und wieviel Vermögen dabei vernichtet wird.

Für gau = 2 setzen wir also zum Beispiel ein Kapital KPT = 2 * fBU ein, das es uns ermöglicht den „fiktiven Bruttoumsatz“ fBU – also die Gesamtproduktion – zwei Jahre lang vom Bankkonto zu substituieren.

Da ist natürlich vorausgesetzt, dass es diese Güter am Markt trotz Krise weiterhin zu normalen Preisen zu kaufen gibt (das hängt von Art und Umfang der Krise ab).

Mit der Rendite = (R – C) / KPT wollen wir also eigentlich nur die Inflation wieder gut machen (und eventuell das Kapital aufstocken), während wir den Schwund des Vermögens durch Importe und Eigenproduktion wieder gut machen wollen.

Aber wo bleiben da all die brennenden Probleme unserer Zeit?

  • Müllberge, die ja durch Export nur in zahlungsschwache Länder verschoben werden
  • Überfischung der Meere
  • Klimakrise
  • Endlichkeit der Erdölreserven und anderer wichtiger Stoffe
  • Erosion des Mittelstands
  • Erosion der Demokratie

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ALLE sind sich einig, dass der Fehler darin liegt, dass Ressourcen gratis zu haben sind:

  1. Ausgangsstoffe (aka Rohstoffe) für unsere Stoff- und Energiekreisläufe werden der Natur gratis entnommen
  2. Ergebnisstoffe (aka Abfälle) können gratis in die Natur entlassen werden

Sowohl die Entnahme der Rohstoffe, als auch das Entlassen der Abfälle, bewirkt im Habitat Effekte, die wiederum auf uns Menschen zurückwirken (sonst müssten wir uns keine Sorgen darum machen).

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Dieses Problem wurde schon einmal gelöst, als wir vom Nomadentum übergingen zur Hofwirtschaft.

Als man dahinterkam, dass die natürlichen Ressourcen in den Habitaten für die aktuellen Produktionsmethoden nicht mehr reichten, begann man den Grund und Boden intensiver zu bewirtschaften.

Der einzelne Bauer war unter anderem natürlich auch verantwortlich, „sein“ Gebiet H gegen Ausbeutung und gegen Ablagerungen im Übermaß zu verteidigen.

Und er tat dies freiwillig, denn es war ja „sein“ Gebiet, von dem er und seine Nachkommen abhängig waren.

Aber wie ist das mit einem Fluß, der niemandem und allen gehört? Wer kann dem Fabriksbesitzer verbieten, Abwasser gratis in den Fluß abzuleiten?

Auch hier ist die Frage wieder relativ einfach, denn zumindest innerhalb des Landes kann sich der Souverän dieses Landes darum kümmern – und er wird es tun.

Wenn nun aber Japan radioaktiven Abfall in den Pazifik kippt und die Pazifik-Anrainerstaaten die Probleme damit haben, dann kann diesen Streit nur der „Souverän des Pazifik“, der „Souverän der Natur“ schlichten.

Wer ist der „Souverän der Natur“?

Wie ich in diesem Artikel https://letztersein.com/2021/06/12/vom-waldmenschen-zum-sklaven-des-marktes-vii-aluhut-und-digitalisierung/ versucht habe zu eruieren,

ging es bei der Bildung der Hofwirtschaft um die „Parzellierung der landwirtschaftlichen Ressourcen“.

Später, bei der Industrialisierung, ging es um die „Parzellierung der Humanressourcen“. Leider verwenden die Projektmanager immer noch den Begriff „Ressource“, wenn sie von Menschen reden.

Aber es ist symptomatisch, denn der Arbeitgeber ist ja nicht an Dir interessiert, sondern nur an Deinen „kleinen grauen Zellen“, an Deinem „Know How“, an Deinen „Skills“, das müssen wir ihm und uns ehrlich zugestehen.

Wenn sich nun der Arbeitgeber geriert, als wäre er Dein Eigentümer, dann muss es schon klar sein, dass

Eigentum immer Verantwortung bedeutet.

Weshalb moderne Firmen das Eigentum nach Möglichkeit eigentlich immer vermeiden.

  • Eigentum bindet
  • Es reist sich leichter mit leichtem Gepäck
  • Flexibilität ist alles
  • Cash is King

Wenn man also glaubt, dass die Firmen – die Unternehmen – sich als Souveränen für die Ressourcen der Wirtschaft eignen, dann ist das also ein ziemlicher „Schlag ins Wasser“ (siehe „Almende-Problem“ in Wikipedia – „Freedom in a commons brings ruin to all“).

Aber abgesehen von den Unternehmen:

Woher nehmen eigentlich die G7 und die EU das Recht, CO2-Zertifikate zu versteigern?

CO2 kennt keine Grenzen.

Ist das nicht die Verantwortung der UNO, sich um diese Dinge zu kümmern?

Es dämmert uns, dass die Erde einen Eigentümer braucht, einen Monopolisten, auf den sich ALLE geeinigt haben.

Natürlich ist es leicht für den Theologen und für den Philosophen:

Die Menschheit ist der Souverän der Erde = Humanistan

Aus theologischer Sicht ist sie das in Stellvertretung des Herrn, der der wahre Herrscher des Weltalls ist.
Klar. So steht es im Katechismus.

Aber wer vertritt die Menschheit? Das alte Problem, wenn der Außerirdische kommt und bittet: „Take me to your leader!“. Zu wem würdest DU ihn führen?

Meint

Euer Christoph

Alle Artikel dieser Reihe (außer der Zusammenfassung)


Vom freien Waldmenschen zum Sklaven des Marktes – IX (Steuern, Subventionen)

Juli 14, 2021

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Frage der Nachhaltigkeit und mit der Frage der Regionalität.

Ist dieses Zwillingspärchen wirklich der „goldene Weg in die Zukunft“?

Jedenfalls hat uns die Pandemie gelehrt, dass „die Wirtschaft“ nicht alles ist. Im Krisenfall schart man sich dann ja doch hinter Väterchen Staat und seinen schier unerschöpflichen Geldquellen. Und lässt sich beschützen und subventionieren.

Aber ist das wirklich gerechtfertigt?

Ist der Staat wirklich unbesiegbar? Können Staaten nicht auch in Konkurs gehen?

Was sind denn eigentlich die Aufgaben des Staates?

Was ist der Staat?

In den Beiträgen über den Waldmenschen und über den Nomaden ist uns der Staat in Form des „Häuptlings“ begegnet. In der Sippe ist es relativ klar, dass letzten Endes nur einer das letzte Wort haben kann, und wir haben uns gefragt, was denn die Aufgaben, die Pflichten, des Häuptlings seien.

  • Wir sind dahinter gekommen, dass es die Pflicht jedes Stammesmitglieds ist, einfach entsprechend seiner selbst zu leben.
    Das heisst, man soll in einer Art und Weise leben, lernen, produzieren und konsumieren, die dem eigenen Wesen und der eigenen Gesundheit enstpricht, soweit das in diesem Stamm halt möglich ist.

    Wenn man „nicht ganz in den Stamm passt“, wenn es „irgendwie hakt“, dann hat man die drei Möglichkeiten: „love it, leave it or change it“.
  • Die Verantwortug des Häuptlings ist es auch, die Einhaltung des Gütekriteriums zu überwachen. Im Wesentlichen heisst das, er soll sich darum kümmern, dass nichts verdirbt und dass die Ressourcen effizient genützt werden. Zu diesem Zweck hat der Häuptling die Verfügungsgewalt über die eingelagerten Reserven des Stammes, also über sein „Vermögen“.

    Auch hier gibt es die berühmten drei Möglichkeiten „love it, leave it or change it“, wenn der Stamm mit den Ressourcen des Habitats nicht zurande kommt.
  • Letzten Endes, und hier gehen die Meinungen auseinander, ist es die Aufgabe des Häuptlings, für einen sozialen Ausgleich zu sorgen.

    Manche Wirtschaftstheorien – zum Beispiel die Theorie vom reinen „Nachtwächterstaat“ – negieren diese Aufgabe, aber wir – als christliche Wirtschaftstheoretiker – stellen folgende Forderung:

    Der Häuptling soll dem Schwachen helfen – ihn aber nicht nur subventionieren, sondern auch ertüchtigen, falls möglich – und er soll den Starken loben und besteuern, denn von wem soll man das Geld sonst nehmen, wenn nicht vom Tüchtigen?

Als wir uns dann mit dem Feudalsystem beschäftigten – und mit der Hofwirtschaft -, kam noch das externe Geld und die externe Verteidigung hinzu.

  • Es war also die Pflicht des Fürsten, das Gebiet und die gemeinsame Währung des Fürstentums zu verteidigen
    • a) durch Anlage und Beschützen einer Schatzkammer
    • b) durch Waffengewalt – Militär

Letzten Endes haben wir uns mit dem geistigen Eigentum beschäftigt und mit dem Unterschied zwischen „geschlossenem Erstling“ und „offenem Erstling“.

  • Je öffentlicher Kunstwerke hergezeigt werden (und Kunstwerke sind immer öffentliche Werke, sonst verfehlen sie ihren Zweck) und je leichter Kunstwerke kopiert werden können, desto mehr ist es die Aufgabe des Staates für die Erstellung der Erstlinge das notwendige Geld aufzutreiben.

    Der Staat hat also auch eine Verantwortung für Kunst und Kultur (wozu auch Technologien und Wissenschaft zählen).

Gibt es auch unethische Steuern und Subventionen?

Natürlich!

So hart es ist, und so unchristlich es klingt, im Wirtschaftsleben hat die christliche Großzügigkeit, zu der uns Jesus mahnt, keinen Platz.

Solange ich nur mein eigenes Geld und Vermögen verschleudere, darf ich mich nach Jesus richten.

Aber wenn ich als Häuptling das Vermögen des Stammes verwalte, dann muss ich nach der „Verantwortung des Quid pro Quo“ leben.

D.h., neben dem genannten sozialen Ausgleich für Nebochanten darf es Subventionen nur im Sinne von Investitionen in die Zukunft geben.

Wenn Bergbauern die Landschaft für den Touristen pflegen -> dann haben sie sich ihre Subvention verdient.

Wenn arbeitslose Programmierer Open Source Software schreiben, die an unterster Stelle in der Infrastruktur des Internet gute Dienste leistet, ohne jemals Lizenzgebühren zu bekommen -> dann haben sie sich ihre Subvention verdient.

Aber wenn Schweinebauern mit 5000 Schweinen noch eine Fabrikshalle bauen -> dann brauchen sie KEINE Subvention.

Klaro?

Meint

Euer Christoph

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Vom freien Waldmenschen zum Sklaven des Marktes – VIII (Geistiges Eigentum, Ressourcen)

Juli 4, 2021

Replik auf das geistige Eigentum

In einem der letzten Artikel dieser Serie nahmen wir den Faden auf, das industrielle Zeitalter dadurch zu charakterisieren, dass sogenannte „Firmen“ einen „offenen Raum für Know How“ schafften, indem sie den Angestellten einen gewissen Kündigungsschutz boten und im Gegenzug die „Gehirne zu melken“ begannen.

Dadurch, dass die Firma den Angestellten bestärkt – „firmiert“ – sich zu öffnen und die Geheimnisse INNERHALB der Firma preiszugeben, dadurch konnte man die Innovation stärken und eigentlich erst möglich machen.

Wieder einmal war Innovation der Schlüssel, um die Kopfzahl der Menschheit zu vergrößern und effizienter zu wirtschaften.

So wie die Hofwirtschaft den Grund des Fürsten parzelliert hatte, um sich auf gewisse Ressourcenkreisläufe zu spezialisieren, so parzellierte die Industriewirtschaft die Hirne der Untergebenen des Fürsten und spezialisierte sich auf bestimmte Fertigkeiten („Skills“).

Aber immer noch waren Ressourcen gratis.

Die Fabrik entnahm dem Fluss das Wasser gratis und entleerte den Abfall in die Umwelt gratis.

Erst im Zuge verschiedener Katastrophen, dass der mittlere Westen im Kuhmist „erstickte“, dem Waldsterben durch den sauren Regen im 20. Jahrhundert, des großen Plastik“strudels“ im Pazifik anfangs des 21. Jahrhunderts, der drohenden Klimakrise in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts, dem Bienensterben und sonstiger Katastrophen, erinnerten sich die Staaten daran, dass die verschiedenen Ressourcenkreisläufe eine öffentliche Verantwortung waren.

So wie der Bauer selbstverständlich darauf schaute, dass es seinen Wiesen und Feldern, seinen Wäldern und Gewässern gut ging, so mussten die Staaten, die ja meistens von Städtern gelenkt wurden, immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, dass die „Schlacht am Land geschlagen wird.“

Bodenversiegelung, Muren, Bergrutsche, Überschwemmungen, Landwirtschaft, das sind alles essentielle Themen, mit denen der Städter aber nicht so viel anfangen kann.

Aber was hat das mit unserem Gütekriterium zu tun? Ich erinnere:

Heuristisches real- und finanzwirtschaftliches Gütekriterium für Hofwirtschaft im Feudalsystem

(R – C) = KPT * infl + KAU  (Gl. III.2a)

(1 – (K/P + ü)) * fBU = shg * fBU  (Gl. III.2b)

Wenn wir das Kriterium nun in das industrielle Zeitalter transformieren wollen, müssen wir folgende Fakten berücksichtigen:

  1. So, wie wir im Feudalsystem den „Hof“ als Basis unserer Berechnungen genommen haben (sei es der „Bauern“hof oder der „Hof des Fürsten“), so wollen wir jetzt die „Familie“ als Berechnungsgrundlage nehmen.
  2. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass sich Familienleben und Produktion nicht mehr alle auf demselben „Hof“ abspielen, sondern dass eine Familie im Wesentlichen gemeinsam konsumiert, aber an verschiedenen Produktionsstätten („Firmen“) getrennt produziert.
  3. Weiters gibt es in vermehrtem Maße sogenannte „Vorleistungen“.
    D.h. ich entnehme die Ressourcen für mein Produkt nicht mehr alle direkt der Natur, sondern baue auch auf „Vorprodukten“ anderer Leute (oder anderer Firmen) auf, und in den meisten Fällen wird mein Produkt kein Endprodukt für den Konsumenten sein, sondern von wieder anderen Menschen weiter veredelt werden, bevor es letztendlich eine Umsatzsteuer verursacht.
    1. Anmerkung: das heisst, dass für denselben Gesamtumsatz viel mehr Ressourcen und viel mehr Transporte nötig sind, als in der vorindustriellen Hofwirtschaft.
      Die Umsatzsteuer deckt also nicht die – externen – Ressourcenkosten.
    2. Andererseits werden durch die hochgradige Spezialisierung Dinge möglich, die sonst unmöglich wären. Zum Beispiel waren im Apollo Programm der NASA zwischen 1961 und 1972 bis zu 400.000 hochspezialisierte Experten beschäftigt, um nur 12 Menschen das Betreten des Mondes zu ermöglichen.
  4. Im Laufe des industriellen Zeitalters kommt man immer wieder neu zur Erkenntnis, dass es eine Aufgabe des Staates ist, vor der er sich nicht drücken darf, nämlich die externen Kosten zu internalisieren. D.h. für den Ressourcenverbrauch muss ein gerechter Preis gefunden werden, der es dem Markt ermöglicht, ökologische und soziale Aspekte mit Hilfe der üblichen Instrumente des Finanzmarktes zu berücksichtigen.

Bleiben wir beim Beispiel des alleinerziehenden Vaters mit zwei Kindern

Bei der feudalen Hofwirtschaft hatten wir eigentlich nur ein einziges Kriterium für ethisch korrekte Hofführung, nämlich sollte die Einlagerung von Vermögen (von Geld- und Sachvermögen) genau die Risiken abdecken, die sich über längere Zeiträume ja immer wieder manifestierten (also letzten Endes immer als eine Art von Produktionsausfall).

Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Einlagerung wurde als unethisch betitelt.

Um die Ressourcenkreisläufe hatten wir uns keine expliziten Gedanken gemacht, da

  1. der Bauer an seine Scholle durch Eigentum gebunden war – sich also um diese sowieso kümmerte -,
  2. der Fürst durch Leibeigenschaft an seine Leibeigenen gebunden war – sich um diese also sowieso kümmerte.

Nun gibt es keine Leibeigenschaft mehr und der Anteil der Landwirte und der Grundeigentümer an der Gesamtbevölkerung schrumpft und schrumpft, sodass wir uns ernsthaft die Fragen stellen müssen:

  1. Welche Verantwortung(en) hat der „normale“ Mensch noch, wenn er so gut wie kein Eigentum hat?
  2. Welche Verantwortung haben die „Firmen“, die ja immer noch das „Know How“ und die Produktion organisieren?
  3. Welche Verantwortung hat der Staat? Immerhin muss ja irgend jemand die externen Kosten bepreisen, damit sie internalisiert werden können, und das auf eine sozial gerechte Art und Weise.

Ich erinnere an folgendes Bild, welches anschaulich darstellt, wieviel Verkehr und „Ressourcenumsatz“ durch „meine Produktion“ verursacht wird:

  1. 73% des Produktes sind „outgesourced“ in Vorleistungen von anderen Produktionsstätten.
    Den Ressourcenumsatz für die Produktion der Vorleistungen und den Konsum der Vorleister möchte ich nicht „meiner Arbeitsleistung zuordnen“, aber dass die Vorleistungen zu meiner Produktionsstätte transportiert werden müssen, daran bin schon ich schuld. Ich könnte ja auch nach Indien übersiedeln und mit den Vorleistern „gemeinsame Sache machen“.
  2. Das heisst, dass ich alle „ressourcenrelevanten Vorgänge“, an denen „ich schuld bin“, in blauen fetten Buchstaben angebe.
    1. Transport der Vorleistungen (73%) zu meiner Produktionsstätte.
    2. Ressourcenumsatz (RU) wegen meiner Produktion (Wertschöpfung, Nettoeinkommen)
    3. Berufsverkehr (BV), wenn ich zu meiner Arbeitsstätte fahre und wieder zurück
    4. Ressourcenumsatz, den meine Familie in der Wohnung verursacht
    5. Konsumverkehr, den meine Familie verursacht und Ressourcenumsatz an den Konsumstätten
    6. Transport meines Anteiles am Endprodukt vom letzten Erzeuger in der Erzeugerkette über den Markt zum Endkonsumenten. Wenn ich davon ausgehe, dass meine Familie in etwa genauso viel konsumiert, wie sie produziert, dann kann man das als „einen äquivalenten Marktzyklus von 27%“ bepreisen (die restlichen 73% werden von den Vorleistern verursacht).
„Ressourcenrelevante Vorgänge“, die „durch mich verursacht werden)

Es ist also klar, dass Produzenten, Konsumenten und Händler – und insbesondere die „Firmen“, durch die sie sich organisieren – die gemeinsame Verantwortung für „ressourcenrelevante Vorgänge“ tragen, dass diese Verantwortung aber auch in gerechter Art und Weise aufgeteilt werden muss.

Grundprinzip
Je weniger jemand mitentscheiden kann, desto weniger Verantwortung trägt er.

An diesem Punkt wollen wir innehalten und beim nächsten Mal weiter machen.

Meint

Euer Christoph

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