Wenn wir uns umsehen – in unserem Leben, in der Familie, in der Wirtschaft, usw. – dann kommen wir meistens auf folgendes Ergebnis:
Es ist NICHT GUT so, wie es ist.
Es könnte BESSER sein.
Und oft haben wir auch so ein unbestimmtes Gefühl, dass FRÜHER ALLES BESSER GEWESEN SEI.
Auch die Autoren des Buches Genesis, des ersten Buches der Bibel, haben das erkannt und haben eine weltbekannte Geschichte daraus gemacht: Die Erzählung vom Paradies, welches Gott als SEHR GUT erschaffen hatte, und von der Vertreibung des Menschen aus ebendiesem Paradies, weil er die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hat, obwohl Gott genau das verboten hatte.
Und so sind die Bücher der Bibel voll von Aufbrüchen.
Immer wieder sind Menschen aufgebrochen, um das HIER UND JETZT zu verlassen und dem Willen Gottes zu folgen, um an ein BESSERES ZIEL zu gelangen.
Bei Noah ging es um das NACKTE ÜBERLEBEN, da er eine große Flut herankommen sah.
Bei Abraham ging es UM MACHT, da ihm Nachfahren versprochen worden waren, zahlreich wie der Sand am Meer und wie die Sterne am Himmel.
Moses kämpfte um die FREIHEIT DES VOLKES von Sklaverei, um das GELOBTE LAND.
Jesus macht im Gleichnis vom verlorenen Sohn klar, um welche Art von Aufbruch es IHM geht:
Der verlorene Sohn macht sich auf den Weg nach Hause, weil er MIT DER GESAMTSITUATION UNZUFRIEDEN IST und sich MIT DEM VATER VERSÖHNEN möchte.
Aber interessanter weise spricht Jesus nicht davon, dass WIR in ein gelobtes Land aufbrechen müssten, sozusagen in ein neues Paradies, sondern im Vater unser lehrt er uns zu beten:
- Vater unser im Himmel,
- geheiligt werde Dein Name,
- Dein Reich komme,
- Dein Wille geschehe,
- wie im Himmel, so auch auf Erden,
- usw.
Das Reich Gottes, der Himmel, ist also bei Jesus schon etwas, das sich AUSSERHALB befindet, dort wo der VATER wohnt.
Aber wir sollen nicht versuchen, zum Vater – in den Himmel – zu kommen, sondern wir sollen bitten, dass sein Reich ZU UNS KOMME.
Wir brauchen also nicht wie die Israeliten und andere Asylanten physisch aufzubrechen und ins gelobte Land zu wandern. Jesus geht es in erster Linie um einen INNEREN AUFBRUCH.
Am deutlichsten sieht man das im Dialog mit Pontius Pilatus, knapp bevor Jesus hingerichtet wurde:
Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.
Aber eigentlich hatte ich ja vorgehabt, die Weisheiten des christlichen Glaubens aus der Sicht der Wirtschaftstheorie zu betrachten.
Was können wir aus Jesu Lehre vom Reich Gottes lernen? Vom Ziel des Menschen?
Welche Ziele verfolgen wir denn mit unserer Arbeit?
Was ist das Ziel unserer wirtschaftlichen Tätigkeit?
Eigentlich, wenn man es von der Definition her betrachtet, ist Wirtschaft nichts anderes als „die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse dienen“.
Und wann bedarf es eines „Aufbruchs“? Sei es nun ein „innerer“ Aufbruch oder ein „äußerer“?
Nun, wenn wir im Mangel leben, wenn HIER UND JETZT nicht mehr alle unsere Bedürfnisse adäquat erfüllt werden können, dann bedarf es einer Änderung, eines Aufbruchs.
Genau genommen lassen sich alle Möglichkeiten eines Aufbruchs, die wir dann haben, nur nach den drei Buchstaben L-L-C aufzählen:
- Love it,
- Leave it or
- Change it.
Wir können erkennen, dass unsere Bedürfnisse nicht gerechtfertigt waren, und (in engen Grenzen) UNSERE BEDÜRFNISSE REDUZIEREN (Love it), damit wir wieder zufrieden sind. Kurzfristig ist das oft die einzige Möglichkeit und auch die einfachste Möglichkeit, die wir haben, trotzdem würde ich sie als „Plan C“ bezeichnen, weil sie eigentlich immer zu langfristiger Unzufriedenheit führt.
Sodann haben wir die Möglichkeit, das HIER UND JETZT ZU VERLASSEN (Leave it), uns also physisch oder geistig an einen anderen Ort zu versetzen. Wenn ein besseres DRÜBEN für mich (physisch oder geistig) erreichbar ist, zum Beispiel bei einer Flucht in die Literatur oder in den Konsum von Kulturgütern (Musik, Ausstellungen, ……), ist das ein einigermaßen gangbarer Weg, er ist aber auf jeden Fall mit Kosten und Mühen verbunden. Ich würde diese Möglichkeit als „Plan B“ bezeichnen.
Alle Helden von heute folgen dem „Plan A“. Sie bleiben TEILE DES SYSTEMS und sorgen für einen AUFBRUCH DES SYSTEMS. So, wie Moses das ganze Volk mitgenommen hat ins gelobte Land, so nehmen diese Helden ihre Familien, alle ihre Kollegen und sogar ganze Völker mit in eine bessere Zukunft. Auch dieser Aufbruch muss kein physischer Aufbruch sein. Es kann sich auch hier um einen „inneren Aufbruch“ handeln.
Meint
Euer Christoph