Nun, wenn etwas wertVOLL ist, dann hat es einen hohen Wert, Güter mit niedrigem Wert sind hingegen eher wertLOS.
Wenn es um die Bestimmung von Werten geht, so geht es also letzten Endes um die Bestimmung von Gut und Böse.
Also, flapsig formuliert, um das Begriffspaar Wir und die Anderen.
Werte sind ein ideologisches Konstrukt, sie sind Vorstellungen, die eine Gesellschaft zusammenhalten sollen, indem sie das gemeinsame immaterielle Volksvermögen erhöhen, das man im Wettbewerb der Werte einsetzen kann.
Es sind zum Beispiel die Menschenrechte immaterielle Werte einer Gesellschaft, die den gesamten Wert des Volksvermögens heben, wenn sie TATSÄCHLICH verfügbar und einklagbar sind.
Eine angstbesetzte Gesellschaft wie die im Dritten Reich kann sich auf Dauer nicht durchsetzen, da sie einfach nicht genug Vermögen besitzt. Die Angst wirkt mindernd auf das Volksvermögen. Nur einige wenige profitieren davon und unterstützen das natürlich.
Achtung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Minderheiten
Man hofft also, dass diese Werte sich positiv im immateriellen Volksvermögen niederschlagen.
Das Christentum
Eingangs (in DIESEM Artikel) hatte ich erwähnt, dass ich mich dem Christentum verpflichtet fühle.
Nun, da die Europäischen Werte zweifellos vom Christentum herrühren – auch wenn sich die Kirche selbst nicht immer daran gehalten hat – kann ich getrost meinen Kompass nach dem Berg Horeb ausrichten, und werde damit den Europäischen Werten nicht widersprechen.
Aber was ist jetzt mit dem Verhältnis von Christentum und anderen Kulturen und Religionen?
Ist der christliche Absolutheitsanspruch nicht ein Hindernis beim friedlichen Zusammenleben?
Der Absolutheitsanspruch
Erstens: nach jeder Messe werden die Christen mit den Worten „Gehet hin in Frieden“ entlassen und nicht mit den Worten „Gehet hin in Wahrheit“.
Der Auftrag an den Christen ist also nicht in erster Linie, allen zu zeigen, wie gescheit er ist, sondern mit allen Menschen möglichst in Frieden zu leben.
Zweitens: ich muss ja sowieso davon ausgehen, dass ich meinen Sinnen trauen kann.
Wenn ich dauern davon ausginge, dass ich nicht recht habe, dann würde ich im Leben nicht viel weiterbringen.
Es hat also jeder Mensch – mit Recht – einen gewissen Absolutheitsanspruch, weil er ja in erster Linie davon ausgehen muss, dass er nicht in irgendwelchen Wahnvorstellungen lebt.
Wenn dem so wäre, dann wäre es krankhaft und müsste vom Psychiater behandelt werden.
Wenn ich mir meiner selbst sicher bin, dann kann ich auch mit Andersgläubigen auf Augenhöhe kommunizieren, und vielleicht wird sogar ein ernsthaftes theologisches Gespräch daraus.
Allerorten hört man Klagen, dass in unserer Gesellschaft ein sogenannter „Werterelativismus“ einreiße.
Alles sei richtig, alles sei wahr und man könne sich auf nichts mehr verlassen (am wenigsten auf die Jugend), liest man allenthalben in traditionsreichen Medien.
Wir müssen uns wieder auf die „Europäischen Werte“ rückbesinnen, heißt es da meistens, und die guten alten Traditionen würden uns den Weg in die Zukunft zeigen.
Nun.
Auch ich selbst würde mich aus Sicht meines „Wertekorsetts“ als „guten alten katholischen Christen“ bezeichnen und ich fühle mich den zehn Geboten verpflichtet (auch wenn ich kein „vorbildlicher“ Christ bin, der wirklich jeden Sonntag in die Kirche geht).
Aber werde ich deswegen in den Chor der Ewiggestrigen einstimmen, die ihr Heil immer in der Vergangenheit suchen?
Einige male schon habe ich Euch belästigt mit dem Begriff der „Internalisierung externer Kosten“, bekanntlich einem roten Tuch für Neoliberalisten.
Aber worum geht es eigentlich?
Einerseits ist da die Philosophie des Liberalismus, die von der Freiheit des Individuums ausgeht.
Das Individuum dürfe tun und lassen, was es wolle, denn durch den Widerstreit der Kräfte, durch die Evolution (survival of the fittest) und durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage, also durch alle diese weisen Naturgesetze, die man normalerweise als „der freie Markt“ bezeichnet, werde sich sowieso ein Gleichgewicht einstellen, welches für eine leidliche Weiterexistenz der Menschheit sorge, soweit diese im Interesse des Planeten liege.
Wenn es für den Planeten besser sei, dass die Menschheit aussterbe, auch gut, sagt der Neoliberalist, dann ist das eben unser Schicksal. Eigentlich ist das die Philosophie des Materialismus, die dem Geist keinerlei Entscheidungskompetenz einräumt.
Andererseits ist da die Philosophie, die davon ausgeht, dass es immer einen Souverän gebe, der die Freiheit des Individuums aufgrund seiner Eigenschaft als Souverän beliebig einschränken dürfe. Meist wird diese Einschränkung durch einen Verweis auf das Gemeinwohl gerechtfertigt.
Eigentlich ist das die Philosophie des Idealismus, die davon ausgeht, dass der Geist dazu in der Lage sei, die Umstände so zu beeinflussen, dass sich eine Verbesserung ergebe.
Die „Internalisierung externer Effekte“ ist nun ein Eingriff in die Freiheit des Individuums, den der Souverän anordnet, weil die externen Kosten eben nicht der Allgemeinheit angelastet werden – so wie es der Neoliberalismus fordert – sondern dem Verursacher – so wie es das Verursacherprinzip fordert.
Wir sehen schon, wir kommen hier in die alte Diskussion zwischen dem Begriff der Vorsehung und dem Begriff der Willensfreiheit, die noch immer nicht endgültig entschieden ist – und hoffentlich im Leben nicht endgültig entschieden werden wird.
Und wir kommen zu der Frage, ob das Individuum Verantwortung tragen kann, und inwieweit die Verantwortung dem Individuum vom Souverän abgenommen wird.
Alles alte – uralte – Streitfragen, die nie im Leben endgültig entschieden werden, aber wir können meditieren, wie wir uns den Souverän denn vorstellen.
Dazu hatte ich vor einiger Zeit schon einen Beitrag geschrieben:
Aus christlicher Sicht kann es nur einen einzigen wirklichen, absolut herrschenden, Souverän geben, und das ist Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.
Trotzdem machen wir im Leben die Erfahrung, dass die Souveränität im Sinne einer Hierarchie auf viele Instanzen aufgeteilt ist:
auf die Engel und Dämonen, die nicht so furchterregend sind wie ER
auf die Naturgesetze, deren Erforschung sich die Naturwissenschaft widmet
auf besonders begabte Menschen, die sich einer NATÜRLICHEN Autorität bedienen
auf die Kirche, der ER seinen Hl. Geist gesandt hat
auf Eltern und Ehepartner
auf Lehrer
auf Persönlichkeiten der Politik, der Iurisdiktion, des Managements und sonstiger Haushaltsführung
Manchen meiner Leser wird nicht gefallen, dass ich Politik und Management erst an die letzte Stelle setze, anderen Lesern wird nicht gefallen, dass ich Engel und Dämonen über die Naturgesetze stelle, wieder anderen Lesern wird nicht gefallen, dass ich besonders begabte Menschen (sog. Propheten) ÜBER die Kirche stelle, und den Lehrern unter meinen Lesern wird nicht gefallen, dass ich die Eltern höher setze.
Na ja,
Jedenfalls eine schöne neue Woche
Euer Christoph
P.S.: ich glaube, dass meine Liste ziemlich vollständig ist, bin aber für Anregungen immer noch dankbar
In letzter Zeit schreibe ich hin und wieder einige meiner unmaßgeblichen Gedanken zur Wirtschaftstheorie in dieses Blog (siehe vor allem die Einleitung/Zusammenfassung Alles in allem (Beitrag „A“)), bin mir aber selber nicht sicher, warum ich das tue, vielleicht, weil es halt Spaß macht.
Zuallererst mußte ich natürlich definieren, dass sich in meiner Begriffswelt alles um den „Haushalt“ dreht. Laßt mich diese Definition hier ausnahmsweise wiederholen, weil sie mir so wichtig ist:
Ein „Haushalt“ ist eine Gemeinschaft von Personen, die die gemeinsame „Bewirtschaftung“ von „Gütern“ und „Ressourcen“ betrifft. (Satz A-1 = Satz B1-1)
Ein Haushalt kann also eine Familie sein (was dem ursprünglichen Begriff am nächsten kommt, und die Familie sei ja auch die „Keimzelle der Gesellschaft“, sagt man), es kann sich aber auch zum Beispiel um einen Staatshaushalt handeln oder um ein Unternehmen, einen Verein, eine Glaubensgemeinschaft oder sogar die Weltwirtschaft an sich (da sind dann halt die Exporte und die Importe gleich Null – solange der Kontakt zu den Außerirdischen noch nicht hergestellt ist 🙂 ).
Den Begriff „Güter“ verwende ich in Einklang mit der üblichen Wirtschaftstheorie als „materielle oder immaterielle Mittel, die der Bedürfnisbefriedigung dienen“.
Den Begriff „Ressource“ verwende ich jedoch nicht genau so, wie ihn die übliche Wirtschaftstheorie (vor allem die Betriebswirtschaftslehre) verwendet, weil ich Menschen nicht als Ressourcen bezeichnen möchte (HR möge mir verzeihen 🙂 ).
Mit dem Begriff Ressource meine ich die Güter und die Aufnahmefähigkeit für Ungüter, die von/in der Umwelt gratis zur Verfügung gestellt werden. (Satz B1-2)
„Ressourcen“ sind also in meinem Sprachgebrauch einerseits „freie Güter“ bzw. „freie Aufnahmefähigkeiten für Ungüter“, die die durch den Haushalt erreichbare Umwelt im Überfluß bereitstellt, sodass man dafür keinen Preis definieren kann, andererseits sind es „Gemeingüter“ bzw. „gemeinsam zur Verfügung gestellte Aufnahmefähigkeiten für Ungüter“, deren Bereitstellung zwar „externe Kosten“ in der Umwelt verursacht, für den fraglichen Haushalt aber gratis ist.
Anmerkung: die „vom fraglichen Haushalt erreichbare Umwelt“ ist nicht nur Natur. Auch andere Haushalte können Teil dieser Umwelt sein, wenn sie Ressourcen „in dieser Umwelt bereitstellen“.
Ich bezeichne also zum Beispiel auch freie Software (Open Source Software – ein freies Gut) als Ressource.
Man muß aber aufpassen, aus freien Gütern werden manchmal – oft rascher, als man denkt – knappe Güter, was wir aktuell an der Überfischung der Weltmeere oder bei der Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Treibhausgase merken.
Unter dem Begriff „Bewirtschaftung“ verstehe ich – wieder im Einklang mit der üblichen Wirtschaftstheorie – die „planvolle Befriedigung von Bedürfnissen“.
Um was geht es also?
Diesmal möchte ich anhand der oben angeführten Begriffe das eine oder andere Beispiel ausarbeiten, um den Begriff der „Wertschöpfung“ (engl. „added value“) näher zu beleuchten.
Weiters möchte ich auf die beiden Arten der Wertschöpfung eingehen, die mit den Einkunftsarten zu tun haben (siehe auch den Beitrag Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu):
Wertschöpfung durch Überlassung von Vermögen gegen Miete/Pacht/Zins und
Wertschöpfung durch Erwerbstätigkeit (selbständig, unselbständig, gewerblich, Land- und Forstwirtschaft)
Wenn wir nach Karl Marx gehen, dann ist 1. eine „böse“, weil „arbeitslose“ Wertschöpfung, und 2. ist die „gute“, weil „durch ehrliche Arbeit verdiente“ Wertschöpfung. Das wird zu hinterfragen sein.
Beginnen wir mit einem allgemeinen Exkurs, in dem der Begriff der Wertschöpfung noch keine zentrale Rolle spielt:
Beispiel 1-1: Alles ist Dienstleistung
Wie meine ich das?
Nun, wenn für ein Gut bezahlt wird (also genau genommen für ein „knappes“ Gut, „freie“ Güter wären ja gratis), dann wird das Geld immer einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen in die Hand gegeben. Es ist meiner Meinung noch nie vorgekommen, dass wir der Natur (oder irgendeinem Naturgott) Geld geopfert hätten, als Dank für eine Ressource, die wir der Natur entnommen haben.
Wenn wir für ein Gut einen Geldpreis bezahlen, dann kommt das Geld immer Menschen zu gute.
Entsprechend der üblichen Wirtschaftstheorie gibt es folgende Arten von Realgütern (im Gegensatz zu Nominalgütern, also Geld und geldwerten Zahlungsmitteln):
Sachgüter
Dienstleistungen
Rechte
Ich behaupte nun, dass hinter allen Realgütern in Wirklichkeit menschliche Dienstleistungen stecken, also auch hinter Sachgütern und Rechten, die ja bereits an sich einen Nutzen und einen Wert haben, auch wenn wir den „menschlichen Aufwand dahinter“ nicht kennen:
Auch Realgüter außer Dienstleistungen (also auch Sachgüter und Rechte) sind letzten Endes immer gleichbedeutend mit einer Akkumulation von Dienstleistungen. (Satz B1-3)
Um diesen Sachverhalt zu ventilieren, denken wir uns die Endmontage eines Autos. Sehr simpel betrachtet nehmen wir
ein Chassis,
einen Motor und
eine Karosserie
und stecken diese zusammen zu einem fertigen Auto (zumindest bei einem Auto von IKEA *) wäre das so einfach 🙂 ).
Abb. B1-1: Endmontage eines IKEA *) Autos
Was in Abbildung B1-1 sofort auffällt, ist die geringe Wertschöpfung bei der Endmontage des Autos.
Weil eine qualitativ hochwertige Montageanleitung als freies Gut (im World Wide Web) verfügbar ist und weil die Werkzeuge mit den Einzelteilen mitgeliefert werden, kann jeder mittelbegabte Otto Normalverbraucher solch ein Auto montieren.
Deshalb ist die Wertschöpfung bei der Endmontage auch so gering und deswegen wird sich kein Unternehmen finden, das die Montage durchführt.
Jeder Käufer muss das Auto in der eigenen Garage selbst zusammenbasteln. Der Brutto-Umsatz (BU) ist nur ein fiktiver Umsatz für den Fall, dass der Käufer des Bausatzes das Auto gleich nach der Montage doch noch weiterverkauft.
Jedenfalls ist klar, dass es sich zumindest bei der Endmontage um eine reine Dienstleistung handelt.
Die Vorleistungen sind nun alle Leistungen, die als Voraussetzung für die Endmontage erbracht worden sind:
Die Einzelteile (also Chassis, Motor und Karosserie) müssen hergestellt und geliefert werden:
Dahinter stecken unzählige Dienstleistungen, z.B. von der Montage des Motors bis hin zur Schürfung der Erze, die für die Rohstoffe des Motors das Ausgangsprodukt waren, nicht zu vergessen den Transport der jeweils halbfertigen Produkte zum nächsten Glied der Wertschöpfungskette. Zu diesen Dienstleistungen zählen anteilig auch die Mannstunden, die für benötigte Investitionsgüter aufgewendet worden sind (z.B. für eine Fabrikshalle, die sich im Eigentum einer der beteiligten Wirtschaftseinheiten befindet)
Dazu kommen anteilig auch Dienstleistungen, die in den beteiligten Wirtschaftseinheiten als unterstützende Leistungen erbracht werden (diverse Formen von Management, Führung und Kontrolle, verschiedene Formen von Infrastruktur wie zum Beispiel Wartung der Produktionsmittel und dergleichen)
Überlassungen von Produktionsmitteln, Finanzdienstleistungen und dergleichen, z.B.
die Vermietung (Überlassung) einer Immobilie für einen Produktionsstandort (das ist zweifelsfrei eine Dienstleistung)
die Eigentümer der beteiligten Wirtschaftseinheiten haben Kapital investiert, auch das ist zweifellos eine Dienstleistung (nämlich eine Finanzdienstleistung)
Für all das müssen nun auch Steuern und Sozialabgaben entrichtet werden
Dass der Staat und die Sozialversicherungsträger Dienstleister sind, ist allgemein bekannt, und dass diese Dienstleistungen guten Gewissens als Vorleistungen gezählt werden können, die unsere Art des Wirtschaftens erst ermöglichen, ist auch leicht einsehbar.
Selbst wenn der Staat Teile der Steuern verwendet, um Sozialhilfe auszuschütten oder (andere) marode Firmen als Staatsunternehmen wieder aufzupäppeln, bevor er sie verkaufen kann, ist das eine Dienstleistung an den beteiligten Wirtschaftseinheiten: nämlich die Sicherstellung des sozialen Friedens.
Wir nehmen an, dass IKEA *) ein Patent auf eine besondere Art von Motor hat. Deswegen kann IKEA *) für diese Art von Motor eine künstliche Verknappung inszenieren, wodurch die Wertschöpfung für den Motorproduzenten steigt. Der Motorproduzent zahlt eine angemessene Lizenzgebühr, sodaß sich das Patent für IKEA rechnet. Die künstliche Verknappung durch das Patentrecht ist letzten Endes eine Dienstleistung des Rechtsstaats.
Bleibt noch die Frage, wie wir die Erstellung der eingangs erwähnten „qualitativ hochwertigen“ Montageanleitung verbuchen. Diese ist als „freies Gut“ in unbegrenzter Stückzahl für jeden Menschen mit Internetanschluß gratis kopierbar, kann also, weil gratis, nicht direkt als Vorleistung verrechnet werden. Irgendwann einmal mußte der „Erstling“ jedoch mühsam erarbeitet werden. Da IKEA *) sicher nicht auf diesen Kosten sitzenbleiben will, müssen diese durch eine „Umwegrentabilität“ gedeckt werden (wie bei allen „freien Gütern“, die marktwirtschaftlich produziert werden). Man könnte diese Montageanleitung zum Beispiel als Marketinginstrument verbuchen, das erst die Nachfrage nach derartigen Autos so richtig steigen läßt. Gepaart mit der oben genannten künstlichen Verknappung des Motors (dieser ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Autos), kann sich das rechnen. Auch die Erstellung des „Erstlings“ der Montageanleitung ist natürlich eine Dienstleistung.
*) Der Markenname IKEA wird in diesem Artikel zu satirischen Zwecken verwendet, um durch die satirische Überhöhung klar zu machen, dass man Möbel nicht mit Autos vergleichen kann
Wir sehen also:
Alles, wofür wir Geld ausgeben, läuft letzten Endes auf menschliche Dienstleistungen **) hinaus.
**) Andersherum ist nicht gesagt, dass für jede menschliche Dienstleistung Geld verlangt werden muss, wenn es sich zum Beispiel nicht um eine Dienstleistung im Sinne der üblichen Wirtschaftstheorie handelt
Nun gehen wir medias in res, und werden uns dem Thema der Wertschöpfung nähern:
In Beispiel 1-1 ist uns bereits eine Wertschöpfung begegnet, die so jämmerlich klein war, dass sich kein Unternehmen ihrer angenommen hätte (weil die Vorleistungen fast den gesamten Produktionswert, also Umsatz, „aufgefressen“ hatten).
Und tatsächlich wird die Wertschöpfung als das Ziel der Produktion in jeder Geldwirtschaft bezeichnet. Immerhin entspricht sie dem Bruttogewinn, mit dem man sinnvolle Sachen machen kann (zum Beispiel das Eigenkapital aufstocken, um krisenfester zu werden, oder auch in Produktionsmittel oder Innovationen investieren), nachdem man den – leider notwendigen – Reingewinn an die Eigentümer ausbezahlt hat.
Definition der Wertschöpfung:
Wertschöpfung = Produktionswert – Vorleistungen
Ob das wirklich immer gilt – dass die Wertschöpfung unser oberstes Ziel sei – möchte ich anhand einiger Beispiele ventilieren. Dazu bediene ich mich wieder – siehe Abbildung B1-2 – unseres Modells von einem beliebigen Haushalt.
Der Haushalt H ist – zu einem bestimmten Zeitpunkt – eine Gemeinschaft von N bestimmten Personen, die ihr produktives Vermögen und ihr gebunkertes Vermögen (inklusive ihrer persönlichen Fähigkeiten) bewirtschaften, um ihre Bedürfnisse möglichst effizient zu befriedigen.
Abb. B1-2: Wirtschaftsuniversum aus Sicht des Haushalts H
Dazu produzieren sie unter Verwendung ihres produktiven Vermögens (inkl. ihrer persönlichen Fähigkeiten) bestimmte Güter, um diese
zu konsumieren (Nutzen sofort) bzw. zu investieren (Nutzen später),
für schlechte Zeiten einzulagern oder
den Überschuß zu exportieren.
Wenn die Produktion hinter dem Bedarf herhinkt, können sie in Ausnahme- (Krisen-)fällen
die Produktion aus dem gebunkerten Vermögen (Lager) auffetten.
Für den Export von Realgütern (also Sachgütern, Dienstleistungen und Rechten) erzielt man – zumindest in der Geldwirtschaft – einen Gegenwert an Nominalgütern (Geld und geldwerten Zahlungsmitteln) in Höhe des Umsatzes (Revenue R).
Vom Umsatz R kann man nun
Haushaltsmitgliedern einen gerechten Anteil am Exporterfolg zukommen lassen
das Geldvermögen vergrößern
Importe finanzieren – Kosten (Costs C)
um den Konsum aufzufetten
um das Lager für Krisenzeiten aufzufüllen
um in das produktive Vermögen zu investieren (Produktionsmittel, Innovation, Schulungen, …)
Die Wertschöpfung („added value“ AV) ergibt sich mit diesem Modell also zu
AV = R – C Wertschöpfung = Umsatz – Kosten(Vorleistungen) (Satz B1-4)
Wie sieht das nun aus, wenn wir einige konkrete Haushalte durchexerzieren?
Beispiel 1-2-1: der beliebte Jäger und Sammler
Wir wollen den Haushalt H hier als eine Sippe von Jägern und Sammlern interpretieren, der wir unterstellen, dass sie keine externen Kontakte zu anderen Sippen und also auch keine externe Währung habe (eigentlich eine gewagte Unterstellung).
Da wir es also nicht mit einer Geldwirtschaft zu tun haben, ist die Frage nach der Wertschöpfung eigentlich müßig, aber wir könnten zumindest versuchen, eine äquivalente Wertschöpfung nach der Formel
Wertschöpfung = Output – Input
zu beschreiben.
Da die Sippe keinen externen Markt als „menschlichen Widerpart“ hat, aus dessen Sicht diese Differenz bewertet werden könnte, versuchen wir die Sippe eben aus der „Sicht der Natur“ zu bewerten. Welchen Mehrwert könnte eine Sippe von Menschen für den Urwald haben? Was ist der Input? Was ist der Output?
Der Input ist natürlich der Verbrauch natürlicher Ressourcen, der dem Menschen zu eigen ist.
Aber was ist der Output des Menschen? Einfach nur Scheiße? Wos woar mei Leistung?
Was kann der Mensch besonders gut?
Der Mensch hat Hände, er kann „Handlungen setzen“ und damit seine Umwelt „begreifen“
Der Mensch hat ein großes Gehirn, um seine Umwelt zu „verstehen“
Mit diesen beiden Voraussetzungen und mit seiner Vernunft, mit der Fähigkeit zum Zuhören könnte er ein „weiser Landschaftsarchitekt“ sein, durch den auf der Erde vieles schöner, eleganter, vollkommener, man könnte sogar sagen besser würde. Das würde den Ressourcenverbrauch der Menschheit rechtfertigen.
Könnte, würde.
Beispiel 1-2-2: der beliebte Bauernhof
Jetzt wollen wir den Haushalt H als Bauernhof interpretieren, der nach wie vor „ziemlich autark“ agiert, aber aufgrund der effizienteren Produktionsmethoden des sesshaften Menschen einen Überschuß seiner Produkte zum Markt bringen kann.
Vom Umsatz R werden dann Luxusprodukte gekauft, also Produkte, die er selber nicht produzieren kann.
Man könnte eine Wertschöpfung berechnen, aber sie ist Null, weil R = C. Der gesamte Erlös der Überschüsse wird für Luxusprodukte ausgegeben, da der Bauernhof durch eine auf langer Erfahrung basierende Lagerhaltung auch in Krisenzeiten mit Geld eigentlich sonst nichts anfangen kann.
Natürlich könnte der Bauer eine Expansionsstrategie fahren, möglichst viel Geld sparen, und dann weitere Grundstücke dazu kaufen, aber unser Bauer ist eigentlich mit der Gesamtsituation zufrieden.
Beispiel 1-2-3: der beliebte alleinerziehende Software Entwickler
Dieser Angestellte und seine Rumpffamilie leben von seinem Nettogehalt und der Familienbeihilfe, das ist ihr Umsatz R.
Sie hätten gerne eine hohe Wertschöpfung, um sich mehr Manövrierspielraum zu verschaffen, aber sie haben nun mal kein Vermögen und müssen alle Produktionsmittel mieten, leasen oder ähnliches, was ihnen teuer zu stehen kommt.
Auch hier gilt R = C, Wertschöpfung gleich Null, obwohl er durch seine Arbeit bleibende Werte schafft.
Schön langsam zweifeln wir an der Aussagekraft der Maßzahl Wertschöpfung.
Beispiel 1-2-4: endlich der Produktionsbetrieb
Der Produktionsbetrieb hat, wie unser Software Entwickler, eigentlich keine nennenswerten Vermögenswerte vorzuweisen (außer ein paar Patenten und Markenrechten und einem bemerkenswerten Cash Flow). Aber die meisten Produktionsmittel, Gebäude, IT usw. muss er mieten bzw. leasen.
Dadurch behält er sich zwar seine Flexibilität – die er nicht hätte, wenn das alles sein Eigentum wäre – aber es kostet eben zusätzlich eine Lawine.
Er ist jedoch in der glücklichen Lage, dass er diese Kosten an seine Kunden weitergeben kann, weil er dank seiner gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter seinen Kunden eben einen richtigen Mehrwert (einen „added value“, eine „Wertschöpfung“) bieten kann.
Dadurch kommt der Kunde auch nicht in Versuchung diesen Zwischenschritt selber zu machen und direkt zu den Vorleistern zu gehen (so wie es der Endkunde des IKEA *) Autos getan hat, bzw. tun mußte).
Wir sehen, dass der Begriff des Mehrwertes – des „added value“ – insbesondere in der Wertschöpfungskette der Produktionsbetriebe eine wichtige Rolle spielt.
Beispiel 1-2-5: Na ja, der Staatshaushalt
Auch Staaten stehen, ähnlich den Produktionsbetrieben, in einem Wettbewerb zueinander. Große Wertschöpfung heißt, dass man teuer (bzw. wertvoll) exportiert, aber billig (bzw. preisgünstig) importiert. Reine Agrarländer – wenn es sie gäbe – hätten de facto eine Wertschöpfung von 100% (die Vorleistung heißt Wetter, ist gratis, und kommt vom lieben Gott), allerdings sollte man nicht die Abhängigkeit von Saatgut- und Düngerproduzenten unterschätzen, die sehr unangenehm werden könnte.
Je „höherwertig“ die Güter sind, die in einem Staat produziert werden, desto schwieriger wird es, die Kosten für all die Vorleistungen niedrig zu halten und noch eine verträgliche Wertschöpfung „hinzukriegen“. Gut wäre halt in jedem Land ein Mix aus niedrig- und hochwertigen Gütern, sodass man unabhängig bleibt, verteilt auf unterschiedlich fortschrittliche Regionen innerhalb des Staates, sodass die Produzenten mit ihren Lebenshaltungskosten und ihrem Lebensstandard klarkommen.
Ein alter Witz: unsere Regierung hat den Lebensstandard so hoch getrieben, dass ihn niemand mehr erreichen kann.
Beispiel 1-2-6: Ach ja, die Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft hat weder Exporte noch Importe – wie gesagt, solange wir keinen Kontakt mit den kleinen grünen Männchen haben -, sodaß es eine globale Wertschöpfung de facto nicht geben kann. Hier gilt wieder der Versuch einer äquivalenten Wertschöpfung, den wir im Beispiel 1-2-1 im Zusammenhang mit den Jägern und Sammlern bereits gemacht haben.
Nun haben wir – glaube ich – einigermaßen ventiliert, was Wertschöpfung an sich ist. Nun wollen wir noch versuchen, den Unterschied zwischen „guter“ und „böser“ Wertschöpfung (nach Karl Marx) zu behirnen.
Beispiel 1-3: Der „gute“ und der „böse“ Hauseigentümer
Wenn man ein sehr vereinfachtes Weltbild anstrebt, könnte man also die Menschen in 2 Klassen teilen:
Die vermögende Klasse, die hauptsächlich von Einkünften nach 5., 6. und 7. lebt
Die erwerbstätige Klasse, die hauptsächlich von Einkünften 1. – 4. lebt
Ich habe Karl Marx nie gelesen, aber man erzählt, er habe die Einkünfte durch Überlassung von Vermögen als „arbeitslose Einkünfte“ gebrandmarkt, die eben deswegen moralisch minderwertig seien, während er die Erwerbsarbeit wegen ihrer „ehrlichen Anstrengung“ als moralisch höherwertig lobte.
Aber wie ist es nun wirklich?
Können wir für diese Untersuchung wieder unser „Modell vom Haushalt H“ verwenden? Ich denke, ja.
Beginnen wir mit der von mir vorgeschlagenen Klassifizierung von Vermögen in „produktives Vermögen“ und „gebunkertes Vermögen“.
Gebunkertes Vermögen:
Der Begriff läßt vermuten, dass man dieses Vermögen in einen Bunker legt, weil man es nicht braucht.
Das stimmt nicht, bzw. nur teilweise.
Gebunkertes Vermögen hat die Eigenschaft, dass man es zur Zeit(!) nicht benötigt, dass man aber mit dem Eintritt von Risiken (Krisen, Produktionsausfällen und dergleichen) rechnet, deren Folgewirkungen mit Hilfe dieser Vermögenswerte gelindert oder gänzlich gut gemacht werden können.
Da die Risiken ja jederzeit eintreten können, kann man dieses „gebunkerte“ Vermögen auch niemandem überlassen (zum Beispiel herborgen oder es anlegen).
Produktives Vermögen:
Produktives Vermögen besteht einerseits aus Produktionsmitteln, die man in der Produktion direkt benötigt – auch diese Vermögensanteile wird man niemandem ohne Not überlassen -, und andererseits aus Werten, die man eigentlich nicht benötigt und deswegen anderen Menschen zeitweise oder dauerhaft überlassen kann.
Einerseits erwartet man sich für diese Überlassung natürlich Pacht, Miete oder Zinsen, die zumindest die Abschreibungen bzw. die Inflation decken, andererseits kann man sich nicht (viel) mehr erwarten, denn Geld ist „institutionalisiertes Dankeschön“, und welches Dankeschön bitte kann man erwarten, wenn man etwas herborgt, was man eh nicht braucht?
Dieser Gedankengang scheint Karl Marx zu unterstützen, aber wir werden noch ein Beispiel ventilieren, das uns näher an die Wahrheit heranführt.
Zuerst ein alter Witz: Ein Kreditinstitut ist wie ein Regenschirmgeschäft, das Regenschirme bei Sonnenschein verleiht, und bei Regen sofort wieder zurückfordert.
Wir stellen uns nun einen – den ersten – Hauseigentümer vor, der die Wohnungen seines Hauses nicht selber braucht (er hat ja eine Villa in Hietzing) und somit an Wohnungssuchende vermieten kann.
Er hat das Haus eben erst von einem entfernten Verwandten geerbt, kennt sich mit diesen Dingen eigentlich gar nicht aus und hat auch kein Interesse daran.
Um Kosten zu sparen, lädt er sich einen Mustervertrag aus dem Internet und fragt einfach im Nachbarhaus, was die Mieter dort an Miete zahlen. Diese Werte setzt er in den Mustervertrag ein und ist eigentlich recht glücklich mit der kosteneffizienten Lösung (er hat keine Beratung gebraucht und auch keinen Verwalter beauftragen müssen). Irgendwelche Mieter haben sich dann eh gefunden.
Beim ersten auftretenden Problem (einem Problem mit einer Eingangstür) stellt er sich taub und wartet, bis der Mieter klagt. Vor Gericht willigt er dann sofort in einen Vergleich ein. Auch wenn das etwas kostet, die Mühen, die er sich erspart hat, machen das alles wieder wett.
Letzten Endes wird er mit dieser Methode nicht so viel „herausquetschen“ wie andere Hauseigentümer, aber er hat ein sorgenfreies Leben, zumindest, was das Haus betrifft.
Ob die Mieter damit glücklich sind, sei dahingestellt.
Der zweite Hauseigentümer ist das aus Leidenschaft. Schon sein Vater und sein Großvater haben Wohnungen in ihren Zinshäusern vermietet.
Natürlich achtet er darauf, dass sich die Mietverhältnisse auch rechnen, aber er kennt die einschlägigen Gesetze aus dem ff. – auch die neuesten Änderungen und Entwicklungen – und hat das alles „ziemlich im Griff“.
Er braucht keinen Hausverwalter, um zu erkennen, wann eine Beschwerde gerechtfertigt ist, und wann es sich um eine Lappalie handelt, der man nicht nachgeben muss. Er kalkuliert „hart, aber gerecht“. Wenn ein Subunternehmer Mist gebaut hat, braucht er keinen Sachverständigen, sondern überzeugt den Handwerker mit fachspezifischen Argumenten, dass hier eine Korrektur angebracht wäre.
Er investiert viel seiner kostbaren Zeit in diese Angelegenheiten, muss aber nur sehr selten „seinen Rechtsanwalt mit juristischen Fragen belästigen“, weil er praktisch alles selber weiß – jahrelange Erfahrung.
Die Mieter haben durchwegs „ein gutes Gefühl“ und zahlen gerne eine leicht erhöhte Miete, weil sie die zusätzliche Dienstleistung, den „added value“, den „Mehrwert“ durch die Person des Vermieters schätzen.
Ist nun der erste Hausbesitzer „böse“ und der zweite „gut“?
So einfach kann man das nicht sagen. Es gibt Mieter, die schätzen die hohe „Lieferqualität“ des zweiten Hausbesitzers und den „Mehrwert“, andere Mieter hätten lieber einen Vermieter, der sich um nichts kümmert, weil sie eh alles selber im Griff haben und lieber im Gegenzug die Miete drücken.
Aber generell möchte ich schon sagen:
Wenn jemandem gewisse Teile seines Vermögens keinen Spaß mehr machen, dann wäre es besser sich davon zu trennen und vom Erlös etwas Spaßiges zu kaufen.
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen.
Das Verursacherprinzip
Derjenige, der durch seinen – unausgeglichenen – Ressourcenumsatz – bei jemand anderem eine Umsatzeinbuße (oder eine Umsatzsteigerung) bewirkt, hat dafür gerade zu stehen (oder belohnt zu werden).
Wie war das mit dem Lenkungseffekt und der Internalisierung externer Effekte (siehe HIER)? Wenn man die Ausgleichszahlung dem Haushalt aufbrummt, der den Umweltschaden VERURSACHT hat, dann wird, kann und darf er sich entscheiden, statt der Ausgleichszahlung ein umweltfreundlicheres Verhalten an den Tag zu legen.
Dieser sogenannte Lenkungseffekt hat nur einen Fehler: gerade die Menschen, die einen besonders großen ökologischen Fußabdruck haben (die Reichen und Mächtigen), können sich diese Ausgleichszahlungen sozusagen „aus der Portokassa leisten“, ohne ihr Verhalten ändern zu müssen.
Wir werden also sehen, ob die CO2-Steuer wirklich etwas bewirkt, außer dass die Armen wieder ärmer und die Reichen wieder reicher werden.
Die Machbarkeit unserer Umweltgelüste ist also – so sehr ich das Engagement der Greta Thunberg und der Fridays for Future und aller anderen Umweltaktivisten schätze – trotzdem fraglich.
Solange unsere Pläne und Hoffnungen nicht im Einklang sind mit dem, der der wirkliche Souverän ist, werden wir keinen Erfolg haben (und wer das ist, das hatte ich HIER geschrieben).
Meint
Euer Christoph
Nachwehen
Nachdem wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende geführt haben, wollen wir noch ein paar Details aus der Serie VOM FREIEN NOMADEN ZUM SKLAVEN DES MARKTES (ZUSAMMENFASSUNG HIER) nachbessern, die sich im Prinzip mit demselben Thema beschäftigt hatte wie DER WALDMENSCH RUFT, jedoch sozusagen der VORLÄUFER ist, bei dem ich mir der Dinge noch nicht so recht bewußt war.
Hier also jetzt eine Liste von Themen, die in Zukunft evtl. noch bearbeitet werden.
Allerdings möchte ich meine Leser nicht langweilen und werde es wahrscheinlich von Eurem Feed Back abhängig machen, ob ich auf diese Themen noch einmal zurück komme.
Hier also die Liste:
1.) Kopfzahl:
möglichst viele Kinder haben / die Welt verändern,
Wachstum aus Geselligkeit,
N vergrößern wegen Macht des Fürsten,
sich ausbreiten „wie ein Ölfleck“.
—> die Grenzen des Wachstums
Was genau ist Wachstum? Angebot und Nachfrage? Die drei Arten, zu einem Preis zu kommen?
Sollen wir N reduzieren? Wie könnte das gehen? Verschiedene verrückte Ansätze. Stadt versus Land. Die Schlacht wird am Land geschlagen.
Nachhaltigkeit – Sustainability – Größe der Menschheit (wachsen oder schrumpfen) – einschneidende Ereignisse (notwendig oder nicht?)
2.) Erstes Kriterium: die Geheimnisse der Wertschöpfung. Erstes Kriterium. Möglichst wenig Transport? Unendliche Wertschöpfung.
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen.
Das Verursacherprinzip
Derjenige, der durch seinen – unausgeglichenen – Ressourcenumsatz – bei jemand anderem eine Umsatzeinbuße (oder eine Umsatzsteigerung) bewirkt, hat dafür gerade zu stehen (oder belohnt zu werden).
In den zuletzt geschriebenen Artikeln war einige Male die Rede davon, dass Gesetze oder Entscheidungen „im Namen des Souveräns“ exekutiert bzw. getroffen werden.
Nun herrscht heutzutage in den Medien eine gewisse „Nebelgranatenstimmung“, die immer wieder so tut, als wären
die Regierung,
die Unternehmen,
die Wirtschaft oder gar
das Individuum
der Souverän, der anderen Leuten beliebige Vorschriften machen könnte.
Also: Wer ist der Souverän?
Antwort: Der einzige wirklich und absolut regierende Souverän ist Gott der Herr (darum ist er ja auch „der Herr“). (Satz 5-3-1)
Aber:
Jede Autorität kommt von Gott, aber ER selbst läßt sich hier im Universum offensichtlich von den Dienern vertreten, die er sich nach Belieben erwählt (mit Ausnahme der 33 Jahre, die SEIN SOHN in Palästina anwesend war, und der Kommunion).
Zum Beispiel:
1.) Von den Engeln und Dämonen, die nicht so furchterregend sind wie ER
2.) Von den Naturgesetzen, deren Erforschung sich die Wissenschaften verschrieben haben.
3.) Von erwählten Menschen, die sich einer NATÜRLICHEN AUTORITÄT bedienen
4.) Von seiner Hl. Kirche, der er den HEILIGEN GEIST gesandt hat
5.) Von Lehrern
6.) Vom Ehepartner und von den Eltern
7.) Von den Richtern, Parlamenten, Vorsitzenden und Regierenden der Staaten und anderer Haushalte *)
*) es gibt verschiedene – auch fehlerhafte – Methoden, wie die Haushalte ihre Vorsitzenden und Regierenden „feststellen“, aber „erwählt“ werden sie von GDH, machmal auch als Gottes Strafe für ein sündiges Volk. „Jedes Volk hat die Regierenden, die es verdient“, sagt man. Auch die fehlerhaften Methoden führen zu dem Ziel, welches GDH vorgesehen hat.
Umwelt / Haushalt / Markt
In dieser Beitragsreihe dreht sich alles um den „Haushalt H“, um seine Beziehungen zur Umwelt und um seine Beziehungen zum Markt.
Ich kann immer nur aus meiner Perspektive denken, fühlen und handeln. In „meinen Haushalten“ gibt es also immer ein ICH.
Anmerkung: natürlich kann ich in mehreren Haushalten Mitglied sein:
Ich bin Mitglied meiner Rumpffamilie
Ich bin noch verbunden mit meiner Herkunftsfamilie
Ich bin Mitarbeiter in einem bestimmten Unternehmen
Ich bin Wiener
Ich bin Österreicher
Ich bin Europäer
Ich bin Einwohner der Erde (ich nenne sie „Humanistan“ 🙂 )
Ich gehöre zur Milchstraße
Ich bin katholisch und somit rückwärtskompatibel zur christlichen Orthodoxie
Auch zu Moses, zum Judentum, zu Abraham und zu Noah
Ich bin sogar rückwärts kompatibel mit dem Agnostizismus und wohl so mancher Naturreligion*))
Allerdings bin ich nicht rückwärts kompatibel mit Muslimen, da Mohammed die Ergänzungen, die nach Abraham hinzugefügt wurden, wieder entfernt (verboten) und durch eigene Ergänzungen ersetzt hat.
Auch die Protestanten haben Sachen verboten, an die ein Katholik eigentlich glauben darf
Zum Atheismus bin ich auch nicht kompatibel, da dort generell verboten wird an Gott zu glauben
*)) nur, dass ich das, was die alten Naturreligionen als „Götter“ bezeichnet haben, eher als „Engel und Dämonen“ bezeichnen würde.
Natürlich kann ich versuchen – und soll das auch – die Probleme der anderen Menschen mitzudenken, mitzufühlen und in meinen Handlungen zu berücksichtigen, aber auf die Menschen in fremden Haushalten Rücksicht zu nehmen, fällt schwer, insbesondere, wenn Interessen der eigenen Haushalte in Gefahr sind.
Jesus Christus hat aber sogar die Feindesliebe angeordnet, ich muss also sogar Islamisten gegenüber mich wohlwollend verhalten, auch wenn es schwer fällt (das schließt eine Notwehr nicht aus).
Ich muss Muslime aber nicht unbedingt als „Teil meines Haushaltes“ bezeichnen / bewerten / behandeln, in ihrer Eigenschaft als Muslime werden sie für mich immer Gäste bleiben.
In meinen Haushalten gibt es also jeweils ein ICH und ein WIR.
Jeder Mensch – auch aus fremden Haushalten – ist ein DU, aber er gehört nicht unbedingt zum WIR.
Wenn DU ein Muslim bist, kann ich sagen: „WIR sind Menschen“, „WIR sind Wiener“, „WIR sind Österreicher“, „WIR sind Europäer“, „WIR sind Erdenbürger“, „WIR sind Einwohner der Milchstraße“, aber ich kann NICHT sagen: „WIR haben kompatible Religionen“, so sorry.
Beziehungen zu Umwelt und Markt
Jetzt ist einigermaßen klar, dass ein Haushalt eine Gruppe von Menschen ist, eine Gemeinschaft.
Und zwar eine Gemeinschaft, die die gemeinsame Bewirtschaftung von Gütern und Ressourcen betrifft.
Ein Haushalt besteht also
aus einer Menge von in ihren Wirtschaftsprozessen zusammenhängenden menschlichen Personen,
aus ihrem produktiven Vermögen – Eigentum und Besitz -, das bezeichne ich als „Produktionsmittel“
aus ihrem unproduktiven Vermögen – das ist üblicherweise Eigentum – im Lager / in den Lagern des Haushalts
Einige Beispiele:
Eine Religion ist zum Beispiel eine Gemeinschaft, die hauptsächlich ihre GLAUBENSSCHÄTZE gemeinsam bewirtschaftet (um das ewige Ziel zu erreichen).
Eine Firma ist eine Gemeinschaft, die hauptsächlich ihr geistiges Eigentum gemeinsam bewirtschaftet (um die Ziele der Eigentümer zu erreichen).
Die Wissenschaft ist eine Gemeinschaft, die ihr geistiges Eigentum gemeinsam bewirtschaftet (um den Fortbestand der Menschheit langfristig zu sichern)
Eine Familie ist eine Gemeinschaft, die ihr gesamtes VERMÖGEN, insbesondere ihre ZUNEIGUNG, gemeinsam bewirtschaftet (um den Fortbestand der Menschheit für die nächste Generation zu sichern).
Ein Bauernhof bewirtschaftet das ACKERLAND, die WÄLDER, GEWÄSSER und WIESEN (um den Fortbestand der Menschheit für die nächsten Jahre zu sichern)
Ein Staat ist eine Gemeinschaft, die aus allen Bewohnern des Staatsgebiets besteht und alle Ressourcen des Staatsgebietes und das Vermögen des Volkes bewirtschaftet (um die Menschenrechte auf dem Staatsgebiet zu sichern)
usw.
Die Beziehungen zum Markt äußern sich durch Exporte und Importe, die Beziehungen zur Umwelt äußern sich durch Ressourcenumsätze „RU“.
Dabei ist klar, dass die Exporte die Importe finanzieren (ob es sich um bezahlte Güter oder um Tauschgeschäfte handelt, spielt hier keine Rolle) und dass der Ressourcenumsatz a priori gratis ist.
Ist Umwelt gleich Natur?
Nein!
In ganz Europa gibt es nur mehr einige Quadratkilometer naturbelassene Wälder, Urwälder, alles andere ist durch menschliche Forstwirtschaft beeinflußt.
Trotzdem ist es in vielen Staaten per Gesetz erlaubt, frei die Wälder zu durchstreifen, obwohl sie einen Eigentümer haben.
In diesem Beispiel versorgt mich ein anderer Haushalt mit einer gratis Ressource – dem Erholungserlebnis im Wald – die ich in einem Urwald – der vor Dickicht nur so strotzt – nicht hätte.
Zählt dieser Wald jetzt zum „Markt“ (das Erholungserlebnis hat ein anderer Haushalt zur Verfügung gestellt) oder zählt er zur „Umwelt“ (das Erlebnis ist gratis)?
Ich möchte die Begriffe „Umwelt“ und „Markt“ über ihre Beziehungen zum Haushalt H definieren:
Der Gütertransfer zwischen „Haushalt H“ und „seiner Umwelt“ ist frei (kann jedoch vom Souverän sanktioniert werden)
Der Gütertausch zwischen „Haushalt H“ und „seinem Markt“ folgt dem Prinzip „Quid pro Quo“
Das heisst letzten Endes, dass es für mich auch Haushalte gibt, die in „meiner Umwelt“ liegen, da wir uns gegenseitig Geschenke machen. Andere Haushalte liegen in „meinem Markt“, da wir einander Rechnung legen.
Open Source Software ist z.B. in vielen Fällen ein „Geschenk an die Gesellschaft“, welches nur durch „Umwegrentabilität“ finanziert werden kann.
Arbeitsplatz vs. Arbeit
In der allgemeinen Deklaration der Menschenrechte kann man im Artikel 23 lesen:
Artikel 23 (Recht auf Arbeit, gleichen Lohn)
Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
Jeder Mensch, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Jeder Mensch, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und der eigenen Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.
Jeder Mensch hat das Recht, zum Schutz der eigenen Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.
Nun, dem ist nichts hinzuzufügen. Außer…… Ja, ich weiß ich bin ein i-Tüpferlreiter, aber eigentlich will ich kein „Recht auf Arbeit“, sondern ein „Recht auf einen Arbeitsplatz“.
Warum?
Der Arbeitgeber ist eigentlich kein Arbeitgeber, sondern ein ArbeitsPLATZgeber. Der ARBEITgeber bin schon ich, weil ich ja meine Arbeit hergebe – und dafür einen Lohn bekomme.
Den ArbeitsPLATZ gibt aber der Unternehmer, und ich muss dafür bezahlen!
Warum muss ich für meinen ArbeitsPLATZ bezahlen?
Nun, als unselbständig Angestellter verdiene ich – z.B. 17,- EUR netto, d.s. ca. 34,- EUR brutto.
Ein Selbständiger, z.B. mein Installateur, bekommt für eine Arbeitsstunde aber an die 100,- EUR.
Ich gebe zu, dass der Vergleich zwischen Software-Entwickler und Installateur hinkt, aber es sieht so aus, als würde mich mein ArbeitsPLATZ, den ich vom ArbeitsPLATZmarkt importiert habe, an die 60,- EUR pro Stunde kosten.
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen.
Das Verursacherprinzip
Derjenige, der durch seinen – unausgeglichenen – Ressourcenumsatz – bei jemand anderem eine Umsatzeinbuße (oder eine Umsatzsteigerung) bewirkt, hat dafür gerade zu stehen (oder belohnt zu werden).
Sind Umweltschäden einfach Umsatzeinbußen woanders?
Ja!
Und ich kann das auch begründen.
Es erscheint ja auf den ersten Blick seltsam, dass man eine ethisch-moralische Angelegenheit, was eine „Umweltsünde“ ja ist, mit rein finanziell-wirtschaftlichen Mitteln wieder gut machen möchte (siehe oben „Das Verursacherprinzip“).
Nehmen wir wieder das Beispiel vom Fabriksbesitzer, der die Abwässer seiner Fabrik ungeklärt in den Fluß leitet.
Durch diese Abwässer sinkt der Fischbestand und der Fischer, der 10 km flußabwärts sein Geschäft betreibt, erleidet eine Umsatzeinbuße.
Nun verurteilt ein Richter den Fabriksbesitzer im Namen des Souveräns, dass er dem Fischer diese Umsatzeinbuße ausgleichen soll.
Abb. 5-2-1: Internalisierung externer Effekte durch ein UMWELTGERICHT
Ich habe mir den Spaß erlaubt im Katechismus der katholischen Kirche (KKK) nachzulesen.
Dort finden wir die „Achtung vor der Unversehrtheit der Schöpfung“ in dem Kapitel, das sich mit dem siebenten Gebot des Mose beschäftigt, welches da lautet: „Du sollst nicht stehlen“.
[…]2401 Das siebte Gebot verbietet, fremdes Eigentum unrechtmäßig an sich zu nehmen oder zurückzubehalten und dem Nächsten auf irgendwelche Weise an Hab und Gut Schaden zuzufügen. Es schreibt Gerechtigkeit und 1807 Liebe in der Verwaltung der irdischen Güter und der Früchte der menschlichen Arbeit vor. Es verlangt, im Hinblick auf das Gemeinwohl, die allgemeine Bestimmung der Güter und das Recht auf Privateigentum zu achten. Der Christ ist in seinem Leben bestrebt, die Güter dieser Welt auf Gott und 952 die Bruderliebe hinzuordnen.[…]
[…]2415 Das siebte Gebot verlangt auch, die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten. Tiere, Pflanzen und leblose Wesen sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt [Vgl. Gen 1,28-31]. Die Bodenschätze, die Pflanzen und die Tiere der Welt dürfen nicht ohne Rücksicht auf sittliche Forderungen genutzt werden. Die Herrschaft über die belebte und die unbelebte Natur, die der Schöpfer dem Menschen übertragen hat, ist nicht absolut; sie wird gemessen an der Sorge um die Lebensqualität des Nächsten, wozu auch die künftigen Generationen zählen; sie verlangt Ehrfurcht vor der Unversehrtheit der Schöpfung [Vgl. CA 37-38].[…]
Auch hier wird also der Umweltschutz über den Umweg der Nächstenliebe definiert.
Umweltschutz ist Menschenschutz und Menschennutz. (Satz 5-2-1)
Weiters müssen wir uns klar werden, was wir unter dem Begriff „Umsatz“ verstehen.
Zu diesem Zweck hatten wir im Artikel II – Zur Hofwirtschaft einen „fiktiven Bruttoumsatz fBU = R / EQ“ definiert.
D.h. wir hatten den Gesamtaufwand im Haushalt – gemessen in Personenstunden – in Beziehung gesetzt zum Aufwand für den Export (und damit eine Erwerbsquote EQ definiert), sowie den Erlös für den Export (Revenue R) hochgerechnet auf die Gesamtproduktion.
Damit ist fBU ein fiktiver Wert für die „wirtschaftliche Größe“ des Haushalts, in der aber auch die interne Eigenproduktion für den internen Eigenverbrauch mit berücksichtigt ist, also zum Beispiel die Führung des Haushalts, die Eigenproduktion von Marmelade und dergleichen.
Wenn nun der Fischer aus dem o.g. Beispiel eine Umsatzeinbuße hat (eine Reduktion von R), dann wird er auch weniger Geld haben, um die Materialien und Produktionsmittel für die Eigenproduktion zu importieren. Die Eigenproduktion wird also auch Einbußen erleiden, der Haushalt „läuft nicht mehr so rund“, die Familie ist unglücklich und hadert.
Mit einem Wort, diese Einbuße an Lebensqualität sollte ebenfalls über die Ausgleichszahlung „eingepreist“ werden, sozusagen als „Schmerzensgeld“.
Ist nun dem Fischer geholfen?
Eigentlich nicht, denn die wahre Ursache, der Schmutz im Fluß, ist immer noch nicht beseitigt.
Aber nun wird der Fabriksbesitzer seinen Rechenstift hervorholen und wird abwägen, was ihn weniger kostet. Die Ausgleichszahlungen für die geschädigten Mitmenschen oder der Einbau einer Kläranlage.
Und ich wette, wenn man wirklich ALLE Umsatzeinbußen der Mitmenschen berechnete, dann würde sich eine Kläranlage hundertmal rentieren.
Man könnte natürlich einfach den Einbau einer Kläranlage durch ein Gesetz des Souveräns vorschreiben. Dann würde man sich das komplizierte Gerichtsverfahren um die Ausgleichszahlungen ersparen. So wird es auch in vielen Fällen gemacht (die Unternehmer jammern dann natürlich über einen Vorschriftendschungel, aber sollen sie jammern, mich störts nicht).
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen:
Das Verursacherprinzip
Solange sich alles im Haushalt H oder am Markt abspielt, ist das Prinzip „Quid pro Quo“ üblicherweise garantiert.
Natürlich kann man das Prinzip „Quid pro Quo“ hinterfragen – Jesus Christus hat das zum Beispiel getan -, und auch Mutterliebe wird nie fragen, ob sie „etwas zurückbekommt“, bevor sie dem Kind alles gibt.
Dieses Prinzip, dass also jede Leistung entweder direkt oder auf Umwegen wieder durch eine Gegenleistung „begründet“ bzw. „bedankt“ werden sollte, ist also eine der Grundsäulen des menschlichen Wirtschaftslebens.
Darauf baut die Tauschwirtschaft und – später – die Wirtschaft mit Geld als universellem Tauschmittel.
Trotzdem gibt es einen Player, dem gegenüber wir dieses Prinzip meist nicht anwenden, nämlich die Umwelt.
Wer bedankt sich bei dem Schwein, das er ißt? Wer bedankt sich für die Luft, die er atmet? Wer bedankt sich für den Tag und die Nacht, den Wechsel von Licht und Dunkelheit, die uns erst den richtigen Rhythmus geben? Wer bedankt sich für den Ozean, der uns Nahrung gibt und das Festland, das uns Heimat gibt?
Wer bedankt sich für das Leben?
Und so habe auch ich in Abbildung 5-1-1 die Umwelt als „allumfassenden Hintergrund“ eingezeichnet, lasse aber die konkreten Beziehungen zwischen Haushalt H und Umwelt sowie zwischen Markt und Umwelt offen.
Abb. 5-1-1: Güterströme im Haushalt und zwischen Haushalt und Markt
Das, was mit der Umwelt ausgetauscht wird, – das sind natürlich auch Güter*) – bezeichne ich als Ressourcen. (Satz 5-1-1)
*) Als Güter bezeichnen wir nach dem derzeitigen Erkenntnisstand Waren, Dienstleistungen und Daten
Leider ist der „Austausch“ von Ressourcen mit der Umwelt meist eben KEIN Tausch, sondern eine Einbahnstraße – eine Ausbeutung.
Kann sich die Natur wehren? Wir werden sehen. (Satz 5-1-2)
Wie können wir die Ausbeutung der Umwelt in Worte fassen, feststellen, dingfest machen?
Einen allerersten Ansatz hatten wir HIER (XII – Externe Effekte) gemacht, indem wir den Schaden, den die Ressourcenumsätze verursachen, an der Umsatzeinbuße der anderen Haushalte messen wollten.
Abb. 5-1-2: Internalisierung externer Effekte nach dem VERURSACHERPRINZIP
In Abb. 5-1-2 sehen wir (in den braunen Pfeilen) den „direkten“ Ressourcenumsatz eines Haushaltes B und seinen „indirekten“ Ressourcenumsatz durch die Importe und Exporte vom/zum Markt.
Diese Ressourcenumsätze – die an sich kostenlos sind – verursachen im Haushalt A einen „externen Effekt“ und damit eine Umsatzeinbuße (oder auch -steigerung).
Der Souverän des Systems verurteilt Haushalt B zu einer Ausgleichszahlung genau in Höhe der verursachten Umsatzeinbuße (oder er erteilt Haushalt A den Befehl, Haushalt B für die Umsatzsteigerung zu belohnen).
Produktion (PROD-E) / Import (IMP-E) / Auslagerung (LAG-E) für den Export (E)
Wir modellieren das so, dass dem Konsum an sich kein Ressourcenumsatz zugeordnet wird.
Sollte z.B. aus Nahrungsmitteln wieder Dung erzeugt werden, so ist das ein dem Konsum nachgelagerter, anderer Prozess: „Produktion für den Export“ (PROD-E).
Wegen Consumere (lat.) = „vollständig vernichten, zerstören“ passt das ganz gut, dass Konsum eben nichts mit der Umwelt zu tun hat, weil das Gut dabei komplett im Nichts aufgeht (und evtl. in einem nachgelagerten Prozess in andere Güter transformiert wird).
Wenn man nun alle relevanten Haushalte einzeichnet, die mit dem Haushalt H zu tun haben, also
die Erwerbsstätte(n) des Haushalts H,
die Konsumstätte(n) des Haushalts H und
den Haushalt H selbst,
dann kommt man auf folgende Ressourcenumsätze, die mit Haushalt H zu tun haben:
Indirekter Ressourcenumsatz an den Konsumstätten („RU“ K) z.B.:
Transport der Güter vom Großhändler zur Konsumstätte
Verpackungsmüll
usw.
Direkter Ressourcenumsatz des Haushalts H („RU“ H) z.B.:
Abgase des privaten PKW bei Spazierfahrten
Abgase des privaten Rasenmähers
Kühlmittel aus dem Kühlschrank des Lagers
„Gerüche“ beim Lüften der Schlafzimmer
Sonneneinstrahlung im Wohnzimmer
Personen- und Güterverkehr für den Export
Personen- und Güterverkehr für den Import
Fahrten zum privaten Obstgarten
usw.
Indirekter Ressourcenumsatz an den Erwerbsstätten („RU“ E) z.B.:
Transporte der Erzeugnisse zum Markt
Transporte der externen Vorleistungen zur Erwerbsstätte
Sonnenschein ins Büro
Dienstreisen
usw.
Abb. 5-1-3: Alle relevanten Haushalte (Überblick)
Eine Bemerkung zur Verortung der Transporte:
Der Umweltschaden, der durch Personen- und Gütertransporte verursacht wird, wird das entlang des Transportweges. Daraus – aus der Route – ergibt sich, welcher Souverän den Schaden in den Transportkosten einpreisen sollte.
Dafür aufkommen muss derjenige, in dessen Interesse / Auftrag der Transport erfolgt.
Z.B.: Ich habe mir die Erwerbsstätte ausgesucht -> ich muss für den Transport meiner selbst zur und von der Erwerbsstätte aufkommen Mein Arbeitgeber hat sich das Ziel der Dienstreise ausgesucht -> er muss für die Dienstreise aufkommen Der Lebensmittelhändler hat sich das Ursprungsland ausgesucht -> er muss für den Transport aufkommen Ich habe mir den Supermarkt ausgesucht -> ich muss für den Transport nach Hause aufkommen
=>
für „RU“ H muss der Haushalt H aufkommen
für „RU“ K muss die Konsumstätte aufkommen, kann und soll diese Kosten aber auf den Import des Haushalts H abwälzen
für „RU“ E muss die Erwerbsstätte aufkommen, sie kann und soll diese Kosten – die nichts mit dem Haushalt H zu tun haben – aber auf ihre Kunden abwälzen
Da die Produkte heutzutage aus einer Reihe von Vorleistungen zusammengesetzt werden, habe ich in Abbildung 5-1-4 nochmal den Markt weiter aufgeschlüsselt, wieder aus Sicht des Haushalts H.
Abb. 5-1-4: Alle relevanten Haushalte (Aufschlüsselung)
GO = gesamter Overhead
GO = anteiliges Nettoeinkommen aller Vorleister
NE = R = Nettoeinkommen des Haushalts H
R = Umsatz (Revenue) des Haushalts H
NE = Nettoeinkommen der Produzenten 1., 2., 3., .:. Ordnung
C = Gesamtkosten für den Import
C = Bruttoumsatz der Produktionsstätte 0. Ordnung
Produktionsstätte 0. Ordnung = Konsumstätte
GO = gesamter Overhead der Produktionsstätte N.ter Ordnung = Bruttoumsatz der Produktionsstätten (N+1)ter Ordnung
Die Verortung der Ressourcenumsätze in Abb. 5-1-4 ist die Hausaufgabe für den werten Leser 😛 (vielleicht komme ich später nochmal darauf zurück)
Meint
Euer Christoph
Sind Umweltschäden einfach Umsatzeinbußen woanders?
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen.
Dafür wollen wir folgende Themen streifen:
Das Verursacherprinzip (Replik)
derjenige, der durch seinen – unausgeglichenen – Ressourcenumsatz – bei jemand anderem eine Umsatzeinbuße (oder eine Umsatzsteigerung) bewirkt, hat dafür gerade zu stehen (belohnt zu werden)
Kann man Umweltschäden mit Umsatzeinbußen wirklich gleichsetzen?
Andere Formen der Bewertung von „RU“: betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche und geowirtschaftliche Bewertung von externen Effekten / Ressourcenumsätzen
Detaillierte Verortung des Ressourcenumsatzes
was ist „meine“ Produktion? was ist „mein“ Import? was ist „mein“ Konsum und „meine“ Lagerung? für welche „RU“ bin ich dabei „verantwortlich“? für welche „RU“ muß ich dabei bezahlen/bezahlt werden? was ist eine „Umweltsünde“? die zehn Gebote Mose!
Der erste Beitrag in dieser Schriftenreihe ( siehe (1) Begriffe ) war mir ja ziemlich „daneben gegangen“, da ich versucht hatte das gesamte Thema „Nachhaltigkeit und Regionalität“ in einen einzigen Beitrag zu quetschen.
Aus Schaden wird man klug, und so habe ich dann im zweiten Beitrag ( siehe (2) Ich+Wir+Umwelt+Markt ) den Umfang reduziert und nur
anhand des Haushalts H einige Grundbegriffe geklärt,
versucht alle Prozesse zu kategorisieren, die mit Ressourcenumsatz „RU“ zusammenhängen könnten und
versucht, die Ressourcenumsätze zu „verorten“
Diese „Verortug des Ressourcenumsatzes“ ist kritisch, weil es da eben um
die Fragen der Nachhaltigkeit,
die Fragen der Regionalität und der Globalisierung, aber auch um
Fragen der Gerechtigkeit
und der Stabilität geht.
Trotzdem möchte ich vorher noch auf den – sehr kurzen – dritten Beitrag eingehen ( siehe (3) Begriffe ).
Dort hatten wir eine
Theologische Interpretation des Begriffes der Nachhaltigkeit
eingeführt.
Wir waren von einer grundlegenden Erkenntnis des Menschen ausgegangen, nämlich
Ich will LEBEN => => ich MUSS konsumieren => => ich MUSS produzieren => => ich MUSS Ressourcen umsetzen => => ich MUSS der Umwelt zur Last fallen (Satz 3-1a) = (Satz 4-1),
der manche Menschen im Umkehrschluß dazu bringt, sich zu kasteien, um nur ja keinem anderen Lebewesen etwas zu Leide zu tun.
Das sind dann die irregeleiteten Religionen des Vegetarismus, des Veganismus und andere Eßstörungen.
Wie aber müßte die Rechnung wirklich aussehen?
Wir dürfen die Rechnung nicht ohne den Wirt machen (also nicht ohne Gott).
Ich will NACHHALTIG LEBEN => => ich muss so konsumieren und produzieren, dass ich dabei die GESETZE DES LEBENS einhalte (Satz 3-1b) = (Satz 4-2)
Gott hat das Leben erfunden, er hat auch die Freiheit erfunden und für all das hat er uns auch noch eine Bedienungsanleitung mitgegeben.
Wenn wir ewig (also nachhaltig) leben wollen, wenn wir dereinst ans Ziel gelangen wollen, ins ewige Glück, dann müssen wir unseren Kompass nach den GESETZEN DES LEBENS ausrichten.
Ein Kompass, der immer nur auf sich selber zeigt: ICH bin vegan, ICH mache es besser, ICH bin besser als Du, ICH, ICH, ICH, der dreht sich immer nur im Kreis und kommt nie ans Ziel.
Unser Kompass soll auf den Berg Horeb zeigen, auf die Gebote Gottes.
Wenn man betrachtet, wie Gott die Schöpfung Schicht für Schicht, Stockwerk für Stockwerk errichtet hat – und immer noch errichtet – wie der langatmigste, geduldigste Architekt, dann muss einem schon klar werden, dass das Leben die Ursache und das Ziel der Evolution ist und im Menschen gipfelt. Zumindest was das uns bekannte Universum betrifft.
Und so, wie das Erdgeschoß gut auf dem Keller steht, der erste Stock auf dem Erdgeschoß und so weiter, so DÜRFEN wir von den Diensten des Universums DANKBAR Gebrauch machen.
Nichts spricht dagegen, hie und da einen köstlichen Schweinsbraten zu genießen, wenn uns Gott schon die Möglichkeit dazu gegeben hat. Es wäre auch ein ziemlich sinnloses Dasein für ein Schwein, wenn man es nicht zum Schluß dankbar genösse.
Das, was die Umwelt zerstört, ist der Mißbrauch. (Satz 4-3)
Wenn die OBERSCHICHT IN IHRER GIER der Unterschicht NICHT MEHR DANKBAR IST FÜR IHRE – LEBENSNOTWENDIGEN – DIENSTE (Dankbarkeit und Wertschätzung äußern sich in gerechter Entlohnung),
wenn die UNTERSCHICHT IN IHREM NEID der Oberschicht NICHT MEHR DIENEN WILL oder IN IHREM AUSGEHUNGERTEN ZUSTAND NICHT MEHR DIENEN KANN,
dann kann auch die OBERSCHICHT AN DER UNTERSCHICHT DEN DIENST DER FÜHRUNG nicht mehr leisten – denn Führung IST eine Dienstleistung!!!!!!!!!!! – und die Gesellschaft wird zerbrechen.
Metaphorisch gesprochen gilt das für alle Schichten, die es im Universum gibt.
Dabei ist Gott sowohl der Allherrscher – die oberste aller Instanzen – als auch in Christo und seiner Kirche der Diener aller Diener – die letzte aller Instanzen (für Nerds: man kann dieses Prinzip auch erkennen, wenn man betrachtet, wie die verschiedenen Schichten in einer Cloud funktionieren).