Seit Anfang Mai hatte ich auf diesem Blog Beiträge geschrieben, Beiträge zu den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Regionalität“
– und zwar unter dem Titel „Vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes“ –
und bin mir ziemlich sicher, dass ich eine ziemlich komplette Rundschau um das Thema gehalten habe.
Die Zusammenfassung und die entsprechenden Links findet man hier:
ZUSAMMENFASSUNG
https://letztersein.com/2021/07/25/vom-freien-nomaden-zum-sklaven-des-marktes-x-zusammenschau/
Aber ich muss doch zugeben, dass ich sehr wenig recherchiert hatte und mir – insbesondere zur Mathematik der 4 heuristischen Kriterien – so allerhand „aus den Fingern gesogen“ habe.
So schwebt über dieser ganzen Aktion ein unangenehmes Gefühl von Pioniertum und gleichzeitiger Befürchtung das Rad neu zu erfinden.
Nun gut, wer mich kennt, der weiß mittlerweile, dass ich eigentlich kein Problem damit habe, diverse Räder immer wieder neu zu erfinden – aber es wäre halt schon toll, wenn ich zumindest das eine oder andere Wikipedia Zitat unter meine Beiträge mischen könnte.
So versuche ich, das Thema – insbesondere die Details – nocheinmal aufzurollen, und muss also einmal beginnen, die Begriffe, die ich verwende, zu definieren (mit oder ohne Zitate).
Da ist einmal die wirtschaftliche Grundmenge, mit der wir uns in unseren Beispielen beschäftigen wollen, nämlich
Das Habitat, der Hof und der Haushalt
Unsere Modellannahme für den Jäger und Sammler, bzw. den Nomaden war ein Abschnitt der Erdoberfläche, das Habitat H, welches für die Sippe von Menschen von Natur aus – also gratis – bestimmte Ressourcen zur Verfügung stellte und bestimmte Mengen von Abfallstoffen aufnehmen konnte.
Mit Hilfe dieser Ressourcen und dem unserer Spezies anhaftenden Ingenieursgeist war es möglich, Güter aller Art zu produzieren, zu konsumieren, und zwischendurch auch einzulagern.
Bei dieser Modellbildung hatten wir Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Habitaten und Sippen vernachlässigt, die Sippe mochte eine Art „interne Währung“ haben, aber eine „externe Währung“ zum Austausch zwischen verschiedenen Sippen hatte diesem Modell gefehlt.
Die Sippe besteht aus
- N Mitgliedern,
- den Produktionsmitteln PM und
- dem Lager.
Die Größen Produktion, Konsum, Einlagerung und Auslagerung werden entweder als vektorielle Stromgrößen angegeben (jedes Element des Vektors ist der Momentanwert eines Güterstromes, gemessen als „Gütermenge pro Zeiteinheit“) oder als vektorielle Gütermengen (Zeitintegrale der Güterströme), bezogen auf einen Durchrechnungszeitraum.
Unabhängig davon gilt für das Modell aus Abbildung 1-1 immer folgende Gleichung:
Konsum = Produktion – Einlagerung + Auslagerung *)
*) Verluste, die beim Umlagern, Einlagern, Auslagern oder bei der Übergabe der Güter entstehen, sowie Verluste, die im Lager durch Zeitablauf bewirkt werden (z.B. wegen Fäulnis), kommen in dieser Gleichung noch nicht zum Tragen.
Ich würde alle diese Verluste unter dem Begriff „Schwund“ bzw. – wenn wir moralisieren wollen – „Verschwendung“ zusammenfassen, würde diese dem Lager zuordnen, und schließlich schreiben:
Produktion – Konsum =
= Einlagerung – Auslagerung
(Gl 1.1a gilt für Momentanwerte und Integrale,
aber nur bei autarken Sippen)
Einlagerung – Auslagerung – Schwund =
= d/dt Lagerstand
(Gl 1.2 gilt für Momentanwerte bei allen behandelten Modellen)
Einlagerung – Auslagerung – Schwund =
= Lagerstand(t1) – Lagerstand(t0)
(Gl. 1.3 gilt für Integrale bei allen behandelten Modellen)
Beispiel: Nomade mit 7 Gütern, Bezugszeitraum April – Oktober
- 7 Güter
- Milch, Butter, Pökelfleisch, Wolle
- Gegenseitig-Entlausen, Geschichten-Erzählen
- Pullover-Stricken
- Bezugszeitraum
- April (t0) bis Oktober (t1)
Produktion
500 l Milch
80 kg Butter
50 kg Pökelfleisch
30 kg Wolle
40 x Entlausen
600 h Erzählen
0h Stricken
Konsum
500 l Milch
80 kg Butter
0 kg Pökelfleisch
0 kg Wolle
40 x Entlausen
600 h Erzählen
0h Stricken
Einlagerung
–
–
50 kg Pökelfleisch
30 kg Wolle
–
–
–
Auslagerung
–
–
0 kg Pökelfleisch
0 kg Wolle
–
–
–
Schwund = (-, -, 2 kg Pökelfleisch, 1 kg Wolle, -, -, -).
Lagerstand(t1) – Lagerstand(t0) = (-, -, 48 kg Pökelfleisch, 29 kg Wolle, -, -, -)
Die ersten 4 Elemente des Vektors sind klassische Waren, wobei man Milch und Butter wegen fehlender Kühlungstechnologie aber nicht lagern konnte, die letzten drei Elemente sind Dienstleistungen (die per se nicht lagerfähig sind).
Da die Kopfzahl der Menschheit immer größer wurde, stieß man mit dieser Lebensweise an Grenzen, an die Grenzen des Wachstums. Die vorherrschende Technologie reichte nicht mehr aus, um mit Hilfe der natürlichen Ressourcen friedlich und leidlich existieren zu können.
Man konnte nicht einfach den Planeten verlassen (und auch wir sollten uns nicht täuschen, so schnell werden wir das nicht schaffen, dass wir der Klimakatastrophe entkommen; ein paar Milliardäre werden es vielleicht schaffen).
Also benötigte es Innovation.
Man mußte Mittel und Wege finden, um das Land intensiver zu bewirtschaften.
So wurden wir zu Ackerbauern und Viehzüchtern. Dabei war es wesentlich, einen modernen Begriff von Grundeigentum zu entwickeln.
Wir parzellierten das Land und jeder Bauer war auf Gedeih und Verderb „seiner Scholle“ ausgeliefert, ohne großen Spielraum für strategische Manöver zu haben *).
Stimmt das? Nicht ganz!
Denn es entwickelte sich auch der Markt und der Austausch von Gütern (Waren, Dienstleistungen und Daten), wodurch man die Möglichkeit erhielt, auch Güter zu erwerben, zu „importieren“, die man auf dem eigenen Hof nicht oder nur unwirtschaftlich herstellen konnte.
Das Zauberwort hieß Spezialisierung (jeder Bauer spezialisierte sich auf „seine“ Scholle), das zweite und das dritte Zauberwort waren Währungsunion und freier Güterverkehr.
Dass zweite und das dritte Zauberwort machten es notwendig, dass Machtzentren entstanden, in denen sich Fürsten um die Ermöglichung des Handels (also um die Währungspolitik und den Bau öffentlicher Wege) kümmerten.
*) Der gegenteilige Effekt ist bei modernen Unternehmen zu konstatieren, die das Eigentum fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Dem Eigentum werden wir – weiter unten in diesem Beitrag – noch ein eigenes Kapitel widmen.

Hier gilt die Gleichung
(Produktion – Konsum) – (Export – Import)=
= Einlagerung – Auslagerung
(Gl 1.1b gilt für Momentanwerte und Integrale,
wenn Außenhandel vorliegt)
Was Europäische Geschichte betrifft, befinden wir uns jetzt in dieser kleinen Erzählung mitten in der Renaissance, bzw. auch schon im Barock. Die Machtzentren sind mächtiger als je zuvor, die schönen Künste blühen und wir befinden uns am Höhepunkt, knapp vor dem Niedergang der Universitäten. Die Idee der Universitas, dass man also eine umfassende Bildung anstrebte, um ein ganzheitliches Leben in der Wissenschaft zu führen, trifft zum Schluß angeblich nur mehr auf einen einzigen Menschen zu, auf den sogenannten „letzten Universalgelehrten“, Gottfried Wilhelm Leibniz **).
**) Dieser gesamte Absatz kann hinterfragt werden, da es Spezialisierung auch schon im Mittelalter gab – auch Universitäten – siehe die Kommentare unten von Kardinal Novize Igor
Damals stieß die Menschheit an die Grenzen des wissenschaftlichen Wachstums von Einzelkämpfern.
Wir wissen aber auch, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die Druckerpresse erfunden war und dass somit nichts dagegen sprach, in der Wissenschaft kollaborativ zu arbeiten. D.h., man war sich einig, dass internationale Zusammenarbeit und Austausch der Forschungsergebisse der richtige Weg waren, um die Grenzen des wissenschaftlichen Wachstums zu sprengen.
Bis heute sind Wissenschaftler ein sehr mobiles Völkchen geblieben 🙂
Im Gegensatz zur Wissenschaft – die immer ein fürstliches Anliegen und somit gut dotiert war – mußte man im Gewerbe andere Wege gehen, um die Grenzen des menschlichen Gehirns zu sprengen.
Einerseits mußte man die besten Fachleute einer Disziplin agglomerieren, sodass sie sich gegenseitig befruchteten und noch bessere Ergebnisse lieferten – die Menschheit wuchs ja gnadenlos – andererseits mußte man mit diesen Ergebnissen unternehmensweite Standards ausarbeiten, sodass auch weniger talentierte – billigere – Fachleute mit Hilfe dieser Standards fast genau so gute Ergebnisse liefern konnten.
Die Kunden sollten nicht mehr einem
bestimmten „Guru“ oder „Meister“ vertrauen,
sondern der Marke des Unternehmens.
Der „Meister“, der „Guru“ hingegen verschenkte seine „Skills“, sein „Know How“, sein „geistiges Eigentum“ an den Unternehmer und war danach von dessen Gnade abhängig. Er musste ständig weiterlernen und immer neue Wissensgebiete beackern, um „immer am Ball zu bleiben“ und so weiterhin von Interesse für den Unternehmer zu sein.
Und jetzt – mit diesen Standards – kommen wir zu den interessanten Themen Unternehmensgeheimnisse, geistiges Eigentum, Patentrecht, Markenrecht und Daten / Information im Allgemeinen.
Auch darüber wollen wir – weiter unten – noch ein paar Worte verlieren.
Ich wage also zu behaupten:
So wie die Menschheit bei der Sesshaftwerdung
die land- und forstwirtschaftlichen Flächen parzelliert hat,
um das Land intensiver zu bewirtschaften,
so hat sie bei der Industrialisierung,
(aber eigentlich auch schon beim technischen
Fortschritt im Mittelalter **)
die Know How Landschaft parzelliert,
um das Know How intensiver zu nützen.
Die Firmen haben schließlich von den Universitäten gelernt, dass globale Kooperation die Effizienz steigert und die Standardisierung wurde outgesourced in nationale, kontinentale und internationale Gremien, die seitdem versuchen, sich mit literarischen Werken über Wasser zu halten, indem sie die „Meister“, die „Gurus“ an sich ziehen und immer weitere Know How Gebiete zu besetzen.
Die Universitäten hingegen müssen aufpassen, dass sie nicht zur staatlich geförderten „verlängerten Werkbank“ der Firmen werden.
Denn es ist die heilige Aufgabe der Wissenschaft, neue Know How Gebiete „der himmlischen Sphäre zu entreißen“ und „den Sterblichen zu bringen“.
War es nicht der Halbgott Prometheus, der den
Göttern das Feuer stahl und es den Menschen
brachte?
Und brauchte es nicht eine ganze Menge James Watts
und George Stephensons, die mit ihren Ingenieurleistungen
das Feuer zähmten, sodass es letzten Endes in einer
Dampfmaschine den Menschen diente?
Die realen Gebiete, in denen der Mensch Land-, Forst- und Fischwirtschaft betreibt, sind beschränkt und man kann diese Formen der Wirtschaft nicht unendlich intensivieren (ohne an Lebensqualität einzubüßen) ***). Das ist die natürliche Grenze, die der Kopfzahl N der Menschheit hier auf Erden gesetzt ist (der Mensch muss sich nur zu einem großen Teil in Städte – Mega-Cities – zurückziehen, damit Platz für die Lebensmittelherstellung bleibt).
***) das ist eine unbewiesene Behauptung „aus dem Bauch heraus“
Aber die virtuellen – die neu erschaffenen – Know How Gebiete, die die Wissenschaft kreiert hat, können von der Wirtschaft beliebig beackert werden, hier ist die einzige Grenze nur die Phantasie der Menschen – und die ist fast grenzenlos. Im Bereich der virtuellen Welten, die wir füreinander entwerfen, könnten wir Milliarden von Menschen sinnvoll beschäftigen.
Es wäre der Menschheit auch zu raten, soziale Leistungen, die bisher nicht nach Euronen bewertet werden – Krankenbesuche, mit Kindern am Spielplatz zu spielen, Jugendarbeit in der Pfarre, Kinderbetreuung usw. – oder auch Sozialberufe oder Gesundheitsberufe aufzuwerten durch monetäres Danke sagen.
Hier hat die Wirtschaft auch noch Wachstumschancen.
Jetzt aber zum Diagramm mit allen Wirtschaftsbeziehungen eines Haushalts H:
Da Konsum, Leben und Produktion heutzutage voneinander meistens getrennt sind (daran könnte vermehrter Einsatz von Home Office etwas ändern), habe ich hier Konsumstätte(n), Produktionsstätte(n) und den Haushalt H getrennt gezeichnet.
Der Haushalt H hat ein privates Lager und private Produktionsmittel, die aber meistens in der Erwerbstätigkeit der erwerbstätigen Haushaltsmitglieder keine oder nur eine geringe Rolle spielen werden.
Aus privater Sicht habe ich ein Nettoeinkommen NE von NE = 17 Einheiten. Mit jeder meiner Arbeitsstunden kann der Chef der Produktionsstätte – das ist eine R&D Abteilung in irgendeinem Unternehmen – einen Umsatz von z.B. 80 Einheiten lukrieren (das ist z.B. der interne Stundensatz). Die fehlenden 63 Einheiten sind der gesamte Overhead GO.
Der gesamte Overhead, das sind alle, aber auch wirklich alle externen und internen Vorleistungen, die durch „meine Produkte“ (die 100% Erwerbs-Produktion), also durch die 63 Einheiten finanziert werden, inklusive Steuern und Sozialabgaben, so sie bereits vom Unternehmer abgeführt werden.
Wenn man meine Private Wertschöpfung = NE / GO = 17 / 63 ~ 27% berechnet, dann wird klar, dass die drei eingezeichneten Produkte nicht „meine Produkte“ sind, sondern dass ich auf die Vorleistungen der anderen Kollegen sozusagen nur „den Schlußstein draufsetze“ (27%), dieser Ehre darf ich mich nicht entziehen.
Und „meine Produkte“ sind ja auch wieder nur Vorleistungen, auf die jemand anderer – intern oder extern – den Schlußstein setzt, und so fort, bis letzten Endes ein Endprodukt ausgeliefert wird, und die letzte Produktionsstätte in der Wertschöpfungskette einen Umsatz erzielt sowie Umsatzsteuer abführt.
Betriebswirtschaftlich hat natürlich jedes Produkt – und jeder Mitarbeiter – verschiedene Werte der Wertschöpfung, nur für mich privat kann ich das am Nettoeinkommen und am erzielten Bruttoumsatz ablesen.
Alle drei – Konsumstätte(n), Haushalt H und Produktionsstätte(n) *) – sind an sich geographisch verortet, was notwendig ist, um den Ressourcenumsatz den entsprechenden politischen Gebietskörperschaften zuzuordnen – wenn meine Firma im Nachbarort steht, dann ist auch der Bürgermeister des Nachbarortes zuständig, den Ressourcenumsatz der Firma zu besteuern.
*) Die Produktionsstätte(n), in der/denen ich mein Geld verdiene (erwerbe), nenne ich deswegen auch Erwerbsstätte(n), um klar zu machen, dass für mich nicht die dortige Produktion im Mittelpunkt steht, sondern der Gelderwerb**).
**) Hier kratze ich an alteingesessenen Mythen, ich weiß 😉
„RU“ steht also für den – geographisch verorteten – Ressourcenumsatz, der je nach Umweltgesetzgebung entsprechend subventioniert und/oder besteuert wird.
Auch der Markt hat einen Ressourcenumsatz, welcher entlang der Transportrouten und in den Zwischenlagern zu verorten ist.
Die Vorleistungen, die Güter der externen Vorleister, müssen erst zur Produktionsstätte transportiert werden, ausserdem gibt es sicher die eine oder andere Dienstreise vom Vorleister zur Produktionsstätte. All das ist der Vorleistungsverkehr „VLV“.
Berufsverkehr „BV“ = ich muss mich ja – zumindest zwei-, dreimal die Woche, körperlich zur Produktionsstätte begeben.
Konsumverkehr „KV“ – Konsum findet ja nicht immer in den eigenen vier Wänden statt.
Wer für welchen dieser Ressourcenumsätze verantwortlich ist – dafür aufzukommen hat – damit möchte ich mich später in dieser Serie noch beschäftigen.
Jetzt aber zu meinem Lieblingsthema:
Alles dreht sich heute um geistiges Eigentum
Zum Vermögen (eines Individuums, einer Familie, einer Firma, einer staatlichen Einrichtung, einer NGO/NPO), zählen nicht nur die drei Arten von Gütern, die wir bereits kennen, also
- Waren,
- Dienstleistungen und
- Daten.
Nein, zum Vermögen zählen auch Rechte.
Ich würde sagen, Rechte sind – so wie auch Geld – eine spezielle Form einer Ware:
- sie lassen sich nicht kopieren (zumindest nicht unautorisiert),
- sie sind gut lagerbar,
- aber es ist manchmal schwer, ihren Wert in Euronen anzugeben.
So, wie Geldscheine eigentlich nur ein „Recht auf Güter“ sind (ein Schuldschein der Zentralbank), so sind Aktien verbriefte Anteile am Eigentumsrecht über eine Firma*).
Patentrechte und Markenrechte sind Rechte, bestimmte Verfahren zur Lösung eines technischen Problems gewerblich zu nutzen (Patentrecht) und andere Marktteilnehmer daran zu hindern, bzw. gewisse einprägsame Merkmale im Zusammenhang mit einer Marke zu verwenden (Markenrecht) und andere Marktteilnehmer daran zu hindern.
*) Eigentum ist das Recht, über eine Sache zu verfügen, einschließlich dem Recht, diese Sache zu zerstören. Dieses Recht ist nur eingeschränkt durch einen „sozialen Vorbehalt“, wonach sich der Eigentümer bezüglich dieser Sache nicht so benehmen darf, als wäre er der einzige, der mit dieser Sache zu tun habe. Sogenannte Stakeholder (die aufgrund irgendeiner Tatsache ein natürliches Interesse haben, bei dieser Sache mitzureden) haben also so etwas wie ein „natürliches Mitspracherecht“. Das letzte Wort hat aber der juristische Eigentümer.
Wir haben davon gesprochen, dass der „Guru“ bzw. der „Meister“ sein „geistiges Eigentum“ dem Unternehmer abgetreten hat, welcher dann daraus Patentrechte bzw. Markenrechte lukrierte.
Aber worin fußt eigentlich das „Recht“ eines „Gurus“ oder eines „Meisters“, über „seine Werke“ zu „herrschen“?
Das wollen wir im nächsten Kapitel ventilieren.
Urheberschaft ist gottgegeben, Eigentum ist nur geborgt
Jeder Urheber eines Kunstwerkes oder eines literarischen Werkes (also auch einer Software) hat von selbst – ohne Zutun – das Urheberrecht, einzig und allein durch die Tatsache, dass er/sie dieses Werk erschaffen – geschöpft – hat.
Das erinnert ein wenig an das Recht Geld zu schöpfen, welches nur der Zentralbank zukommt.
So wie Geldscheine vom Zentralbankgouverneur unterschrieben werden, so werden Kunstwerke und literarische Werke (und Software) oft vom Schöpfer signiert. Diese Unterschrift garantiert für den Wert des Werkes – bzw. des Geldes.
Das Urheberrecht kann weder verkauft noch sonst irgendwie weitergegeben werden, es ist und bleibt ein Recht des Urhebers und ist bis 70 Jahre nach dessen Tod wirksam.
Erst 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers kann man seine Werke bedenkenlos nutzen.
Ein bisschen schwieriger wird die tatsächliche Durchsetzung des Urheberrechts, insbesondere bei digitalen Daten, welche schwer vor dem Kopieren geschützt werden können.
Was den Umgang mit Daten und Software betrifft, herrscht heutzutage noch ein heilloses Chaos von verschiedensten Ansätzen (DRM, Upload-Filter, usw.) und ich kann einem geldgierigen Jüngling keinesfalls empfehlen, in das Metier der IT einzusteigen. Das rechnet sich nicht. In der IT brauchst Du ein gerüttelt Maß an Altruismus, insbesondere gegenüber Deinem Arbeitgeber, der Dich beim Jammern immer noch haushoch schlägt 🙂
Ich bevorzuge die Begriffe vom Erstling und von der Kopie.
Das Erstellen des Erstlings einer Software ist eine Dienstleistung und es ist immens teuer.
Das Erstellen einer Kopie des Erstlings ist saubillig – und es ist ebenfalls eine Dienstleistung.
Beide Programme – Erstling und Kopie – leisten aber dasselbe. Wie soll man das monetär bewerten?
Wenn man eine Herangehensweise wählt, mit der man a) den Erstling „im Griff behält“ (sog. „geschlossener“ Erstling) und b) das unkontrollierte Weiterkopieren der Software technisch unterbindet, dann kann man die Kosten des Erstlings in den Lizenzen für die Kopien einpreisen. Das ist aber tendenziell unzuverlässig und es neigt dazu, aus offenen Gesellschaften geschlossene zu machen.
Bei einem „offenen“ Erstling tendiere ich dazu, dessen Erstellung als einen „Dienst an der Gesellschaft“ zu interpretieren, der auch von der Öffentlichkeit entsprechend abgegolten wird. Das Modell wäre ähnlich wie die Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft – öffentlich finanzierte Dickbrettbohrer – und privatem Sektor – privat finanzierte Dünnbrettbohrer.
Die Öffentlichkeit kümmert sich um die Erstellung des offenen Erstlings und die Infrastruktur für das Kopieren (mit „Öffentlichkeit“ kann auch eine NPO/NGO gemeint sein), die Privatwirtschaft kümmert sich um die Hardware, die zum Ablauf der Kopie benötigt wird.
3D Drucker – Druckerpresse Next Generation
Bis jetzt war es so, dass die Hardware eines Computers fix vorgegeben ist.
Der Computer steht einmal so herum, und ist „an sich“ ein Generalist. Er ist a priori in der Lage, Daten zu verarbeiten und durch die Verarbeitung der Daten durch eine bestimmte Software wird aus diesen Daten dann nützliche Information.
In der Computer-Hardware und in der Firmware sind alle möglichen S/R-Schemata „angelegt“, die dann durch die konkrete Software erst konkret durchgeführt werden.
Die Diskette mit dem Label „MS Flight Simulator“ IST kein Flugsimulator, aber sie MACHT einen Flugsimulator aus dem PC.
Einige wenige Spezialisten haben viele Stunden investiert, um den „MS Flight Simulator“ zu erstellen, aber jetzt ist er 1-2-3 kopiert und kann von jedem mathematischen Laien verwendet werden, um komplexe flugdynamische Berechnungen anzustellen, die einem das Gefühl geben „ich fliege“.
Und mit dem 3D Drucker gehen wir jetzt einen Schritt weiter. Mit Hilfe dieses Geräts bin ich nicht auf die generalisierte Hardware eines PC oder einer Konsole angewiesen, nein ich kann spezifische Hardware selbst erstellen, wieder aufgrund der harten Arbeit einiger Spezialisten, die den Bauplan erarbeitet haben, den ich dann in den 3D Drucker füttere.
Wie Ihr wisst, halte ich den
Begriff der Digitalisierung für fehlgeleitet.
Schon in den 90er Jahren war die allermeiste Hardware,
die wir benutzten, digital.
Analoge Hardware gibt es jetzt kaum noch.
Ich denke, dass der Begriff „Virtualisierung“,
bzw. „Computerisierung“
den Sachverhalt besser treffen würde.
Meint
Euer Christoph