Liebe Leser!
Bei den großen Streitfragen, um die es heutzutage geht, sind wir oft in Versuchung, das Geld und die Arbeit gegeneinander auszuspielen.
Wie meine ich das?
Von der Arbeit
Ein gutes Gewerkschaftsmitglied – das ich ja bin – müsste lauthals einstimmen in den Chor derer, die mit Inbrunst verkünden:
Und tatsächlich, wenn wir unser Privatleben betrachten, dann ist es bei den meisten Menschen wirklich so, dass die Arbeit und das Geschick, also die Fähigkeiten und die Mühe, die man investiert, eine Grundvoraussetzung dafür sind, um das Vermögen zu vergrößern.
Faule Menschen sind noch nie reich geworden – es sei denn, sie haben geerbt oder im Lotto gewonnen – aber natürlich: Fleiß alleine ist noch kein Garant für einen schönen Lebensabend.
Vom Geld
Auf der anderen Seite sind da diejenigen, die schon etwas zu bieten haben.
Also, die Grundeigentümer, Haus- und Wohnungsbesitzer, und nicht zu vergessen die Kapitalisten, denen große Geldvermögen gehören.
Sie haben soo viel, dass sie selbst gar nicht alles brauchen, und Teile ihres Vermögens gegen Entgelt verborgen können.
Diese Leute posaunen vor sich her, auch nicht ganz ohne Recht:
Von MEINEM Beitrag
Nun gut, im ersten Kapitel hatten wir die Sichtweise der arbeitenden Schicht – da zähle ich auch mich dazu – wieder einmal ein wenig ventiliert.
Dieser egozentrische Arbeiter geht also davon aus, dass alles von ihm ausgeht. ER ist die Ursache allen Wohlstands.
Nicht besser ist der egozentrische Vermögende, dessen Sichtweise wir im zweiten Kapitel kennengelernt haben. Und zwar war dort die Rede von den Vermögenden, die so viel besitzen, dass sie fast gar kein Risiko mehr tragen – kein unternehmerisches Risiko -, denn ihr Vermögen vermehrt sich fast „ganz von selbst“.
Es hat mehr als die „kritische Masse“.
Aber was ist mit der Mittelschicht?
Mit den unzähligen Unternehmern und unternehmerischen Menschen. Kleinstunternehmer, Klein-, Mittel- und Großbetrieb, die alle ein unternehmerisches Risiko auf sich nehmen, um ihr Vermögen zu vergrößern und es durch die Generationen hindurch über die „kritische Masse“ zu bringen?
Die erst dafür sorgen, dass die arbeitende Klasse ihre Leistung so richtig „auf die Straße bringen“ und den Wohlstand schaffen kann? Denn DAS können die Superreichen nicht, dazu sind sie zu träge und zu satt (sagt man).
Wenn wir also wieder einmal – ich weiss, ich wiederhole mich – auf den Begriff der Wertschöpfung blicken, auf den „added value“, dann sehen wir die bescheidenere Sichtweise des Unternehmers.
Natürlich wird jeder Unternehmer trachten, die Wertschöpfung – also den eigenen Beitrag – möglichst groß zu gestalten, damit ihm nicht die Kosten für die Vorleistungen „die Haare vom Kopf fressen“. Trotzdem ist dieser Ansatz, dass die eigene Leistung nicht ALLES ist, sondern nur sozusagen der „Schlussstein“, den man auf eine gemeinsame Anstrengung setzt, sehr viel bescheidener als der Ansatz, dass die eigene Leistung alles sei.
Und natürlich ist der Begriff der Wertschöpfung eine Sache des Blickwinkels.
Der Eigentümer eines Unternehmens wird den Gewinn als die eigentliche Wertschöpfung betrachten, denn der Gewinn ist die Rendite für seinen Kapitaleinsatz.
Andererseits wird der Arbeitnehmer sein Nettogehalt als Wertschöpfung empfinden, denn das ist das „Ergebnis, mit dem er nach Hause geht“.
Ich habe mir erlaubt, dies in einem Diagramm beispielhaft darzustellen:
Abbildung 1: Vorleistungen und Wertschöpfung – Übersicht
In Abbildung 1 sieht man symbolisch eine Arbeitsstunde, die ich leiste. Mein Chef bekommt von seinem Kunden dafür einen Preis – einen Umsatz – von 100%.
Der Nettogehalt, der mir übrig bleibt, beträgt 20% – das Grüne ist also meine persönliche Wertschöpfung.
Der Eigentümer bekommt von meinem Chef das Gelbe – hier ebenfalls 20% – das nennt sich Gewinn. Damit bezahlt mein Chef das Kapital, das ihm der Eigentümer geborgt hat. Für den Laien mag es sich seltsam anhören, aber Geld kostet etwas – Geld ist nicht gratis.
Aus Sicht des Eigentümers ist natürlich der Gewinn gleichzusetzen mit der Wertschöpfung des Unternehmens, alles andere – die Gehälter und die Vorleistungen – sind natürlich „nur“ Kosten.
Wertschöpfung ist also für jeden Menschen etwas sehr persönliches, nämlich „der Gegenwert seines eigenen Beitrags“.
Vom Konsum
Aber WARUM tun wir das alles? Warum investiert der Eigentümer sein Kapital in ein Unternehmen? Warum investiert ein Arbeiter seine Arbeitskraft in ein Unternehmen? Kurz gesagt: WARUM leben wir?
Nun Abbildung 1 hat uns schon gezeigt, dass weder die Arbeit noch das Kapital ein Selbstzweck sind, denn beide – Kapital und Arbeit – sind nur gleichberechtigte Produktionsfaktoren bei der Produktion von Gütern.
Das generelle Ziel ist also eigentlich weder der Gewinn noch der Lohn – diese Ziele sind die egozentrischen Ziele der an der Produktion beteiligten Personen, die miteinander in Konkurrenz stehen – sondern die Produktion und der Konsum von Gütern, also der Umsatz.
Und nun sind wir schon knapp an der volkswirtschaftlichen Sichtweise.
Der ganze Rest
Tatsächlich wird der gesamte in einer Volkswirtschaft erwirtschaftete Umsatz – das Bruttonationaleinkommen BNE – oft als Kenngröße herangezogen, wenn man darstellen möchte, ob es einem Volk „gut geht“.
Aber ist nicht auch das noch viel zu kurz gegriffen?
Was ist MIT DEM GANZEN REST?
Glück? Sinn? Glaube? Hoffnung? Liebe?
Nun, darüber könnte man nun wirklich viiiiiieeeeeeel schreiben, aber für heute reicht’s mir.
Meint
Euer Christoph