Nun habe ich mir also tatsächlich vorgenommen, ein 14. „Kleines religiöses Büchlein“ zu schreiben, ein Büchlein über „Sinn und Unsinn des Gewissens“.
Was meine ich damit?
Nun, Gewissen „bewertet“. Vor allem bewertet es uns selbst.
Das heißt, es vollführt eine Transformation, die aus komplexen Lebenssituationen einen binären skalaren Ausdruck extrahiert, der nur zwei Werte annehmen kann: „gut“ oder „böse“ bzw. „ich fühl‘ mich gut“ oder „ich fühl‘ mich schlecht“.
Also ein Bit, ein binary digit.
Manche Menschen denken auch in Graustufen und kennen die Werte „sehr böse“, „ziemlich böse“, „einigermaßen böse“, „ein bißchen böse“, „kaum böse“, „neutral“, „kaum gut“, „ein bißchen gut“, „einigermaßen gut“, „ziemlich gut“ und „sehr gut“.
Anmerkung: von Regenbogenfarben reden wir (noch) nicht, obwohl es gerade hier angebracht wäre 😉
Und zuletzt hatten wir uns mit einem skalaren Zahlenwert beschäftigt, mit dem der Markt einen Haushalt bewertet, nämlich mit der sogenannten „Wertschöpfung“.
Aber dann sind wir dahintergekommen, dass Wertschöpfung im üblichen Sinn eigentlich nur im Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette der Produktionseinheiten einen Sinn ergibt. Eine „gesamtmenschliche Wertschöpfung“ oder eine „weltwirtschaftliche Wertschöpfung“ ergibt beim besten Willen keinen Sinn (siehe Beispiele 1: Wertschöpfung), wenn man die übliche Definition der Wertschöpfung zugrunde legt:
Wir werten das als Hinweis, dass der Sinn des Lebens sicher nicht in der Produktion und im Konsum begraben liegt. Sinnlose Produktion oder sinnloser Konsum mag zu gewissen lokalen Wertschöpfungen beitragen, aber sie „bringen die Menschheit insgesamt nicht weiter“.
All das wird im 14. Büchlein zu ventilieren sein, doch möchte ich diesmal noch ein wenig den Begriff der Wertschöpfung aus Sicht des beliebten alleinerziehenden Softwareentwicklers in einer Großstadt detaillierter betrachten.
Unser Softwareentwickler ist also in der R&D Abteilung irgend eines Unternehmens angestellt, diese Abteilung verkauft eine Arbeitsstunde unseres Softwareentwicklers um 80 € an andere Abteilungen (die 80 € sind also ein „interner Stundensatz“).
D.h. also, unser Softwareentwickler verursacht durch seine Arbeit (genau genommen durch seine Anwesenheit 🙂 ) bei seinem Chef einen Umsatz von 80 Einheiten.
Anmerkung: hier gilt Bruttoumsatz (BU) = Nettoumsatz = 80 Einheiten, weil ja für die interne Weitergabe meiner Arbeitsleistung im Unternehmen keine Umsatzsteuer verrechnet wird. Das ist auch gerechtfertigt, weil ja (fast) kein Transport der Leistung nötig ist. Die Umsatzsteuer dient ja im Allgemeinen dazu, die externen Kosten des landesinternen Gütertransports (Umweltschäden u. dgl.) abzudecken.
Nach Abzug des „gesamten Overhead“ (GO) bleibt für unseren Softwareentwickler ein Nettogehalt (NG) von 17 Einheiten.
Abb. B1a-1: Sicht des Programmierers (oben) / Sicht des Arbeitgebers (unten)
Was dieser gesamte Overhead (GO=63) bedeutet, das wollen wir jetzt ventilieren.
GO aus Sicht des Softwareentwicklers
Aus Sicht des Softwareentwicklers ist der Nettogehalt (NG = 17 Einheiten) der Gegenwert für seinen persönlichen Beitrag zur Gesamtproduktion (ich würde ihn als „persönliche Wertschöpfung (PWS)“ bezeichnen).
Das, was ich als gesamten Overhead (GO = 63 Einheiten) bezeichne, ist aus seiner Sicht ein Maß dafür, wieviel äquivalente Dienstleistung durch seine Arbeit „ermöglicht“ *) wird.
Seine Arbeit „ermöglicht“ *) also die Finanzierung von insgesamt (NG + GO) / NG = 1 + GO/NG = 1 + 63/17 = 1 + 3.7 „äquivalenten Dienstleistern“ (inkl. seiner selbst).
Damit ist es also eigentlich eine „gemeinsame Anstrengung“, auf die er „den Schlußstein setzt“.
*) Eigentlich werden die Vorleistungen durch das Vertrauen darauf ermöglicht, dass sein Chef die Vorleistungen bezahlen wird. Dieses Vertrauen ist aber eng verknüpft mit dem Vertrauen, dass der Chef „jemanden hat“, der den Schlußstein auf die Vorleistungen setzen wird.
Der Erwerbstätige fühlt also umso mehr Stolz in seiner Brust, je kleiner die persönliche Wertschöpfung (PWS), bezogen auf den Bruttoumsatz (BU), ist, und er selbst und seine Familie trotzdem noch leben können (m.a.W. je mehr Umsatz er verursacht, und deswegen immer noch genug verdient, obwohl er möglichst wenig leistet).
Sollen wir uns vom Stolz leiten lassen? Das wäre noch zu ventilieren.
Recht auf Arbeit vs. Recht auf Arbeitsplatz
Im Artikel „Verortung des Ressourcenumsatzes“ (siehe HIER) hatte ich eine – etwas launige – Abhandlung gehalten, die versuchte die Begriffe „Arbeitgeber“ und „Arbeitsplatzgeber“ gegeneinander abzuwägen:
[…]In der allgemeinen Deklaration der Menschenrechte kann man im Artikel 23 lesen:
Artikel 23 (Recht auf Arbeit, gleichen Lohn)
Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.[…]
Nun, dem ist nichts hinzuzufügen. Außer…… Ja, ich weiß ich bin ein i-Tüpferlreiter, aber eigentlich will ich kein „Recht auf Arbeit“, sondern ein „Recht auf einen Arbeitsplatz“.
Warum?
Der Arbeitgeber ist eigentlich kein Arbeitgeber, sondern ein ArbeitsPLATZgeber. Der ARBEITgeber bin schon ich, weil ich ja meine Arbeit hergebe – und dafür einen Gehalt bekomme.
Den ArbeitsPLATZ gibt aber der Unternehmer, und ich muss dafür bezahlen!
Warum muss ich für meinen ArbeitsPLATZ bezahlen?
Nun, aus meiner Sicht ist der Bruttoumsatz (BU) der Wert meiner Arbeit, unter der Voraussetzung, dass ich sie auf diesem Arbeitsplatz verrichte.
Ich kann den Wert GO (gesamter Overhead) also mit gutem Gewissen als die „Miete für meinen Arbeitsplatz“ interpretieren.
Der Chef meiner Abteilung stellt mir diesen Arbeitsplatz zur Verfügung, ich stelle meine Fähigkeiten und meine Arbeit zur Verfügung, gemeinsam erwirtschaften wir damit den Bruttoumsatz (BU).
Mein Anteil am Bruttoumsatz (BU) – nachdem die Kosten für den Arbeitsplatz abgezogen worden sind – ist der Nettogehalt NG (übers Jahr gerechnet, nach Steuerausgleich).
Darum ist es in meinem Interesse, dass der Arbeitgeber den Arbeitsplatz – auch mit meiner Hilfe – möglichst effizient gestaltet, was die Kosten für die Vorleistungen betrifft, damit mehr für mich übrig bleibt.
Man müßte also die Menschenrechte umformulieren:
Nicht das „Recht auf Arbeit“ sollte vom Staat gesichert werden, sondern das „Recht auf leistbare Arbeitsplätze“, dieses „abgestimmt auf die Lebenssituation der Einwohner und Einwohnerinnen“.
GO aus Sicht des Arbeitgebers / aus Sicht des Marktes
Für meinen Chef steht die Gesamtwertschöpfung der R&D Abteilung im Vordergrund, das sind in unserem Beispiel *) die gesamten Personalkosten:
PK = LK + IPVL
LK = Lohnkosten der internen Produzenten (inkl. Steuern und Sozialabgaben)
IPVL = Lohnkosten der internen Vorleister (inkl. Steuern und Sozialabgaben)
Unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten inkl. des Staates kostenoptimal arbeiten, sollte diese Gesamtwertschöpfung möglichst groß sein im Vergleich zu den externen Vorleistungen EPVL, um die Abhängigkeiten von externen Vorleistern klein zu halten.
Ausgenommen von dieser Regel sind Vorleistungen, die der Arbeitgeber selbst nicht so effizient (also kostengünstig) verrichten KANN, wie andere Wirtschaftseinheiten.
Solche Vorleistungen SOLLTE man – unter Berücksichtigung des Verursacherprinzips und unter Berücksichtigung des Prinzips von der gerechten Entlohnung – an unternehmensinterne, andere private oder öffentliche Dienstleister auslagern.
*) Wir gehen davon aus, dass unsere R&D Abteilung kein nennenswertes Vermögen besitzt. Damit hat sie auch keinen Anteil am Eigenkapital und muss keinen Reingewinn an die Eigentümer abliefern (als Rendite für das Kapital). Sie muss auch keine Abschreibungen für Sachvermögen finanzieren und um die Rechte kümmert sich die – zentrale – Patentabteilung. Im Gegenzug ist dafür der „interne Stundensatz“ ziemlich „mager“ ausgefallen.
Für unseren Softwareentwickler heißt das also
Im folgenden die Vorleistungen, die für unseren Software-Entwickler sichtbar sind. Alles, was ich hier vergessen / übersehen habe, bitte mir nachzusehen.
Öffentliche Vorleistungen (ÖVL) Anmerkung: wenn man die Länge der folgenden Liste mit der Größe des Balkens ÖVL in Abbildung B1a-1 vergleicht, sieht man die Effizienz, mit der die öffentlichen Dienstleister hier arbeiten
Arbeitnehmerbeiträge (ANB)
Pensionsversicherung
Arbeitslosenversicherung
Krankenversicherung
Arbeitsgesetz – Rechtssicherheit
Arbeiterkammer
gratis Bildung und Ausbildung bis zum Eintritt
Straßen für die Fahrt zur Dienststelle
Öffentlicher Verkehr zur Dienststelle
etc.
Arbeitgeberbeiträge (AGB)
gut gebildete/ausgebildete Jobanfänger und Quereinsteiger
Verschiedene Infrastruktur
für Dienstreisen
Straßen
Öffentlicher Verkehr
für Telekommunikation
Telekom Control (Rechtssicherheit)
Rechtssicherheit
Arbeitsverträge
Patente
Markenrechte
Wirtschaftskammer
Öffentliche Sicherheit
Sicherung des sozialen Friedens
etc.
Externe private Vorleistungen (EPVL)
Raummiete für das Büro
Strom, Hausmeister, Empfang etc.
Geleasedter Laptop
Geleasedte Monitore
IT Infrastruktur
Externe Vorleistungen im selben Unternehmen Anmerkung: diese sind „durch die Niedrigkeit des internen Stundensatzes“ bereits berücksichtigt
Reingewinn für die Eigentümer (inkl. Gewinnsteuer)
Wenn man die gesamte Menschheit, bzw. sogar das gesamte Leben der Welt als einen „Haushalt“ modelliert, dann ergeben sich im Zusammenhang mit unserem „Standardmodell eines Haushalts H“ folgende Aussagen:
Standardmodell eines Haushalts H
Unsere „Umwelt“ ist der Weltraum mit den Himmelskörpern (Sterne, Planeten, Kometen, Asteroiden, …..)
Es gibt (noch) keinen „Äußeren Markt“ und weder Exporte noch Importe.
Es gibt also auch keine „globale Wertschöpfung“ (im herkömmlichen Sinn)
Die weltinterne Geldwirtschaft ist für unsere externen Beziehungen also (noch) egal
Der „Ressourcenumsatz“ mit der Umwelt (mit dem Weltraum) besteht aus
Sonnen- und Sternenlicht, Sternenstaub und kleineren Himmelskörpern (die eingeschlagen sind),
einigen Flügen zum Mond, der einen oder anderen Raumstation und einigen unbemannten „Botschaftern“ und „Pionieren“, die wir vorgeschickt haben.
Dieser Ressourcenumsatz besteht bisher nur aus sog. „freien“ Gütern*), weil wir dem Weltraum außer den Dingen, die er „von selber“ hergibt,
(bisher) beliebige Proben „entnehmen“ können, ohne Schaden anzurichten
und weil der Weltraum unsere „Botschafter und Pioniere“ (noch) in beliebiger Zahl aufnehmen kann
religiös: Wir sind uns schon ziemlich sicher, dass wir die „Krone des Sonnensystems“ sind, aber ob wir auch die „Krone der Schöpfung“ sind, wissen wir noch nicht (siehe auch Joh 10,16).
*) Im „erdnahen“ Weltraum stimmt das bekanntlich nicht mehr, Weltraummüll ist ja dort schon ein Problem
Fazit: die Weltwirtschaft als einen einzigen Haushalt zu modellieren, macht momentan noch selten Sinn (außer beim Weltraummüll, bei der Atmosphäre und bei den Weltmeeren, zum Beispiel).
In letzter Zeit schreibe ich hin und wieder einige meiner unmaßgeblichen Gedanken zur Wirtschaftstheorie in dieses Blog (siehe vor allem die Einleitung/Zusammenfassung Alles in allem (Beitrag „A“)), bin mir aber selber nicht sicher, warum ich das tue, vielleicht, weil es halt Spaß macht.
Zuallererst mußte ich natürlich definieren, dass sich in meiner Begriffswelt alles um den „Haushalt“ dreht. Laßt mich diese Definition hier ausnahmsweise wiederholen, weil sie mir so wichtig ist:
Ein „Haushalt“ ist eine Gemeinschaft von Personen, die die gemeinsame „Bewirtschaftung“ von „Gütern“ und „Ressourcen“ betrifft. (Satz A-1 = Satz B1-1)
Ein Haushalt kann also eine Familie sein (was dem ursprünglichen Begriff am nächsten kommt, und die Familie sei ja auch die „Keimzelle der Gesellschaft“, sagt man), es kann sich aber auch zum Beispiel um einen Staatshaushalt handeln oder um ein Unternehmen, einen Verein, eine Glaubensgemeinschaft oder sogar die Weltwirtschaft an sich (da sind dann halt die Exporte und die Importe gleich Null – solange der Kontakt zu den Außerirdischen noch nicht hergestellt ist 🙂 ).
Den Begriff „Güter“ verwende ich in Einklang mit der üblichen Wirtschaftstheorie als „materielle oder immaterielle Mittel, die der Bedürfnisbefriedigung dienen“.
Den Begriff „Ressource“ verwende ich jedoch nicht genau so, wie ihn die übliche Wirtschaftstheorie (vor allem die Betriebswirtschaftslehre) verwendet, weil ich Menschen nicht als Ressourcen bezeichnen möchte (HR möge mir verzeihen 🙂 ).
Mit dem Begriff Ressource meine ich die Güter und die Aufnahmefähigkeit für Ungüter, die von/in der Umwelt gratis zur Verfügung gestellt werden. (Satz B1-2)
„Ressourcen“ sind also in meinem Sprachgebrauch einerseits „freie Güter“ bzw. „freie Aufnahmefähigkeiten für Ungüter“, die die durch den Haushalt erreichbare Umwelt im Überfluß bereitstellt, sodass man dafür keinen Preis definieren kann, andererseits sind es „Gemeingüter“ bzw. „gemeinsam zur Verfügung gestellte Aufnahmefähigkeiten für Ungüter“, deren Bereitstellung zwar „externe Kosten“ in der Umwelt verursacht, für den fraglichen Haushalt aber gratis ist.
Anmerkung: die „vom fraglichen Haushalt erreichbare Umwelt“ ist nicht nur Natur. Auch andere Haushalte können Teil dieser Umwelt sein, wenn sie Ressourcen „in dieser Umwelt bereitstellen“.
Ich bezeichne also zum Beispiel auch freie Software (Open Source Software – ein freies Gut) als Ressource.
Man muß aber aufpassen, aus freien Gütern werden manchmal – oft rascher, als man denkt – knappe Güter, was wir aktuell an der Überfischung der Weltmeere oder bei der Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Treibhausgase merken.
Unter dem Begriff „Bewirtschaftung“ verstehe ich – wieder im Einklang mit der üblichen Wirtschaftstheorie – die „planvolle Befriedigung von Bedürfnissen“.
Um was geht es also?
Diesmal möchte ich anhand der oben angeführten Begriffe das eine oder andere Beispiel ausarbeiten, um den Begriff der „Wertschöpfung“ (engl. „added value“) näher zu beleuchten.
Weiters möchte ich auf die beiden Arten der Wertschöpfung eingehen, die mit den Einkunftsarten zu tun haben (siehe auch den Beitrag Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu):
Wertschöpfung durch Überlassung von Vermögen gegen Miete/Pacht/Zins und
Wertschöpfung durch Erwerbstätigkeit (selbständig, unselbständig, gewerblich, Land- und Forstwirtschaft)
Wenn wir nach Karl Marx gehen, dann ist 1. eine „böse“, weil „arbeitslose“ Wertschöpfung, und 2. ist die „gute“, weil „durch ehrliche Arbeit verdiente“ Wertschöpfung. Das wird zu hinterfragen sein.
Beginnen wir mit einem allgemeinen Exkurs, in dem der Begriff der Wertschöpfung noch keine zentrale Rolle spielt:
Beispiel 1-1: Alles ist Dienstleistung
Wie meine ich das?
Nun, wenn für ein Gut bezahlt wird (also genau genommen für ein „knappes“ Gut, „freie“ Güter wären ja gratis), dann wird das Geld immer einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen in die Hand gegeben. Es ist meiner Meinung noch nie vorgekommen, dass wir der Natur (oder irgendeinem Naturgott) Geld geopfert hätten, als Dank für eine Ressource, die wir der Natur entnommen haben.
Wenn wir für ein Gut einen Geldpreis bezahlen, dann kommt das Geld immer Menschen zu gute.
Entsprechend der üblichen Wirtschaftstheorie gibt es folgende Arten von Realgütern (im Gegensatz zu Nominalgütern, also Geld und geldwerten Zahlungsmitteln):
Sachgüter
Dienstleistungen
Rechte
Ich behaupte nun, dass hinter allen Realgütern in Wirklichkeit menschliche Dienstleistungen stecken, also auch hinter Sachgütern und Rechten, die ja bereits an sich einen Nutzen und einen Wert haben, auch wenn wir den „menschlichen Aufwand dahinter“ nicht kennen:
Auch Realgüter außer Dienstleistungen (also auch Sachgüter und Rechte) sind letzten Endes immer gleichbedeutend mit einer Akkumulation von Dienstleistungen. (Satz B1-3)
Um diesen Sachverhalt zu ventilieren, denken wir uns die Endmontage eines Autos. Sehr simpel betrachtet nehmen wir
ein Chassis,
einen Motor und
eine Karosserie
und stecken diese zusammen zu einem fertigen Auto (zumindest bei einem Auto von IKEA *) wäre das so einfach 🙂 ).
Abb. B1-1: Endmontage eines IKEA *) Autos
Was in Abbildung B1-1 sofort auffällt, ist die geringe Wertschöpfung bei der Endmontage des Autos.
Weil eine qualitativ hochwertige Montageanleitung als freies Gut (im World Wide Web) verfügbar ist und weil die Werkzeuge mit den Einzelteilen mitgeliefert werden, kann jeder mittelbegabte Otto Normalverbraucher solch ein Auto montieren.
Deshalb ist die Wertschöpfung bei der Endmontage auch so gering und deswegen wird sich kein Unternehmen finden, das die Montage durchführt.
Jeder Käufer muss das Auto in der eigenen Garage selbst zusammenbasteln. Der Brutto-Umsatz (BU) ist nur ein fiktiver Umsatz für den Fall, dass der Käufer des Bausatzes das Auto gleich nach der Montage doch noch weiterverkauft.
Jedenfalls ist klar, dass es sich zumindest bei der Endmontage um eine reine Dienstleistung handelt.
Die Vorleistungen sind nun alle Leistungen, die als Voraussetzung für die Endmontage erbracht worden sind:
Die Einzelteile (also Chassis, Motor und Karosserie) müssen hergestellt und geliefert werden:
Dahinter stecken unzählige Dienstleistungen, z.B. von der Montage des Motors bis hin zur Schürfung der Erze, die für die Rohstoffe des Motors das Ausgangsprodukt waren, nicht zu vergessen den Transport der jeweils halbfertigen Produkte zum nächsten Glied der Wertschöpfungskette. Zu diesen Dienstleistungen zählen anteilig auch die Mannstunden, die für benötigte Investitionsgüter aufgewendet worden sind (z.B. für eine Fabrikshalle, die sich im Eigentum einer der beteiligten Wirtschaftseinheiten befindet)
Dazu kommen anteilig auch Dienstleistungen, die in den beteiligten Wirtschaftseinheiten als unterstützende Leistungen erbracht werden (diverse Formen von Management, Führung und Kontrolle, verschiedene Formen von Infrastruktur wie zum Beispiel Wartung der Produktionsmittel und dergleichen)
Überlassungen von Produktionsmitteln, Finanzdienstleistungen und dergleichen, z.B.
die Vermietung (Überlassung) einer Immobilie für einen Produktionsstandort (das ist zweifelsfrei eine Dienstleistung)
die Eigentümer der beteiligten Wirtschaftseinheiten haben Kapital investiert, auch das ist zweifellos eine Dienstleistung (nämlich eine Finanzdienstleistung)
Für all das müssen nun auch Steuern und Sozialabgaben entrichtet werden
Dass der Staat und die Sozialversicherungsträger Dienstleister sind, ist allgemein bekannt, und dass diese Dienstleistungen guten Gewissens als Vorleistungen gezählt werden können, die unsere Art des Wirtschaftens erst ermöglichen, ist auch leicht einsehbar.
Selbst wenn der Staat Teile der Steuern verwendet, um Sozialhilfe auszuschütten oder (andere) marode Firmen als Staatsunternehmen wieder aufzupäppeln, bevor er sie verkaufen kann, ist das eine Dienstleistung an den beteiligten Wirtschaftseinheiten: nämlich die Sicherstellung des sozialen Friedens.
Wir nehmen an, dass IKEA *) ein Patent auf eine besondere Art von Motor hat. Deswegen kann IKEA *) für diese Art von Motor eine künstliche Verknappung inszenieren, wodurch die Wertschöpfung für den Motorproduzenten steigt. Der Motorproduzent zahlt eine angemessene Lizenzgebühr, sodaß sich das Patent für IKEA rechnet. Die künstliche Verknappung durch das Patentrecht ist letzten Endes eine Dienstleistung des Rechtsstaats.
Bleibt noch die Frage, wie wir die Erstellung der eingangs erwähnten „qualitativ hochwertigen“ Montageanleitung verbuchen. Diese ist als „freies Gut“ in unbegrenzter Stückzahl für jeden Menschen mit Internetanschluß gratis kopierbar, kann also, weil gratis, nicht direkt als Vorleistung verrechnet werden. Irgendwann einmal mußte der „Erstling“ jedoch mühsam erarbeitet werden. Da IKEA *) sicher nicht auf diesen Kosten sitzenbleiben will, müssen diese durch eine „Umwegrentabilität“ gedeckt werden (wie bei allen „freien Gütern“, die marktwirtschaftlich produziert werden). Man könnte diese Montageanleitung zum Beispiel als Marketinginstrument verbuchen, das erst die Nachfrage nach derartigen Autos so richtig steigen läßt. Gepaart mit der oben genannten künstlichen Verknappung des Motors (dieser ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Autos), kann sich das rechnen. Auch die Erstellung des „Erstlings“ der Montageanleitung ist natürlich eine Dienstleistung.
*) Der Markenname IKEA wird in diesem Artikel zu satirischen Zwecken verwendet, um durch die satirische Überhöhung klar zu machen, dass man Möbel nicht mit Autos vergleichen kann
Wir sehen also:
Alles, wofür wir Geld ausgeben, läuft letzten Endes auf menschliche Dienstleistungen **) hinaus.
**) Andersherum ist nicht gesagt, dass für jede menschliche Dienstleistung Geld verlangt werden muss, wenn es sich zum Beispiel nicht um eine Dienstleistung im Sinne der üblichen Wirtschaftstheorie handelt
Nun gehen wir medias in res, und werden uns dem Thema der Wertschöpfung nähern:
In Beispiel 1-1 ist uns bereits eine Wertschöpfung begegnet, die so jämmerlich klein war, dass sich kein Unternehmen ihrer angenommen hätte (weil die Vorleistungen fast den gesamten Produktionswert, also Umsatz, „aufgefressen“ hatten).
Und tatsächlich wird die Wertschöpfung als das Ziel der Produktion in jeder Geldwirtschaft bezeichnet. Immerhin entspricht sie dem Bruttogewinn, mit dem man sinnvolle Sachen machen kann (zum Beispiel das Eigenkapital aufstocken, um krisenfester zu werden, oder auch in Produktionsmittel oder Innovationen investieren), nachdem man den – leider notwendigen – Reingewinn an die Eigentümer ausbezahlt hat.
Definition der Wertschöpfung:
Wertschöpfung = Produktionswert – Vorleistungen
Ob das wirklich immer gilt – dass die Wertschöpfung unser oberstes Ziel sei – möchte ich anhand einiger Beispiele ventilieren. Dazu bediene ich mich wieder – siehe Abbildung B1-2 – unseres Modells von einem beliebigen Haushalt.
Der Haushalt H ist – zu einem bestimmten Zeitpunkt – eine Gemeinschaft von N bestimmten Personen, die ihr produktives Vermögen und ihr gebunkertes Vermögen (inklusive ihrer persönlichen Fähigkeiten) bewirtschaften, um ihre Bedürfnisse möglichst effizient zu befriedigen.
Abb. B1-2: Wirtschaftsuniversum aus Sicht des Haushalts H
Dazu produzieren sie unter Verwendung ihres produktiven Vermögens (inkl. ihrer persönlichen Fähigkeiten) bestimmte Güter, um diese
zu konsumieren (Nutzen sofort) bzw. zu investieren (Nutzen später),
für schlechte Zeiten einzulagern oder
den Überschuß zu exportieren.
Wenn die Produktion hinter dem Bedarf herhinkt, können sie in Ausnahme- (Krisen-)fällen
die Produktion aus dem gebunkerten Vermögen (Lager) auffetten.
Für den Export von Realgütern (also Sachgütern, Dienstleistungen und Rechten) erzielt man – zumindest in der Geldwirtschaft – einen Gegenwert an Nominalgütern (Geld und geldwerten Zahlungsmitteln) in Höhe des Umsatzes (Revenue R).
Vom Umsatz R kann man nun
Haushaltsmitgliedern einen gerechten Anteil am Exporterfolg zukommen lassen
das Geldvermögen vergrößern
Importe finanzieren – Kosten (Costs C)
um den Konsum aufzufetten
um das Lager für Krisenzeiten aufzufüllen
um in das produktive Vermögen zu investieren (Produktionsmittel, Innovation, Schulungen, …)
Die Wertschöpfung („added value“ AV) ergibt sich mit diesem Modell also zu
AV = R – C Wertschöpfung = Umsatz – Kosten(Vorleistungen) (Satz B1-4)
Wie sieht das nun aus, wenn wir einige konkrete Haushalte durchexerzieren?
Beispiel 1-2-1: der beliebte Jäger und Sammler
Wir wollen den Haushalt H hier als eine Sippe von Jägern und Sammlern interpretieren, der wir unterstellen, dass sie keine externen Kontakte zu anderen Sippen und also auch keine externe Währung habe (eigentlich eine gewagte Unterstellung).
Da wir es also nicht mit einer Geldwirtschaft zu tun haben, ist die Frage nach der Wertschöpfung eigentlich müßig, aber wir könnten zumindest versuchen, eine äquivalente Wertschöpfung nach der Formel
Wertschöpfung = Output – Input
zu beschreiben.
Da die Sippe keinen externen Markt als „menschlichen Widerpart“ hat, aus dessen Sicht diese Differenz bewertet werden könnte, versuchen wir die Sippe eben aus der „Sicht der Natur“ zu bewerten. Welchen Mehrwert könnte eine Sippe von Menschen für den Urwald haben? Was ist der Input? Was ist der Output?
Der Input ist natürlich der Verbrauch natürlicher Ressourcen, der dem Menschen zu eigen ist.
Aber was ist der Output des Menschen? Einfach nur Scheiße? Wos woar mei Leistung?
Was kann der Mensch besonders gut?
Der Mensch hat Hände, er kann „Handlungen setzen“ und damit seine Umwelt „begreifen“
Der Mensch hat ein großes Gehirn, um seine Umwelt zu „verstehen“
Mit diesen beiden Voraussetzungen und mit seiner Vernunft, mit der Fähigkeit zum Zuhören könnte er ein „weiser Landschaftsarchitekt“ sein, durch den auf der Erde vieles schöner, eleganter, vollkommener, man könnte sogar sagen besser würde. Das würde den Ressourcenverbrauch der Menschheit rechtfertigen.
Könnte, würde.
Beispiel 1-2-2: der beliebte Bauernhof
Jetzt wollen wir den Haushalt H als Bauernhof interpretieren, der nach wie vor „ziemlich autark“ agiert, aber aufgrund der effizienteren Produktionsmethoden des sesshaften Menschen einen Überschuß seiner Produkte zum Markt bringen kann.
Vom Umsatz R werden dann Luxusprodukte gekauft, also Produkte, die er selber nicht produzieren kann.
Man könnte eine Wertschöpfung berechnen, aber sie ist Null, weil R = C. Der gesamte Erlös der Überschüsse wird für Luxusprodukte ausgegeben, da der Bauernhof durch eine auf langer Erfahrung basierende Lagerhaltung auch in Krisenzeiten mit Geld eigentlich sonst nichts anfangen kann.
Natürlich könnte der Bauer eine Expansionsstrategie fahren, möglichst viel Geld sparen, und dann weitere Grundstücke dazu kaufen, aber unser Bauer ist eigentlich mit der Gesamtsituation zufrieden.
Beispiel 1-2-3: der beliebte alleinerziehende Software Entwickler
Dieser Angestellte und seine Rumpffamilie leben von seinem Nettogehalt und der Familienbeihilfe, das ist ihr Umsatz R.
Sie hätten gerne eine hohe Wertschöpfung, um sich mehr Manövrierspielraum zu verschaffen, aber sie haben nun mal kein Vermögen und müssen alle Produktionsmittel mieten, leasen oder ähnliches, was ihnen teuer zu stehen kommt.
Auch hier gilt R = C, Wertschöpfung gleich Null, obwohl er durch seine Arbeit bleibende Werte schafft.
Schön langsam zweifeln wir an der Aussagekraft der Maßzahl Wertschöpfung.
Beispiel 1-2-4: endlich der Produktionsbetrieb
Der Produktionsbetrieb hat, wie unser Software Entwickler, eigentlich keine nennenswerten Vermögenswerte vorzuweisen (außer ein paar Patenten und Markenrechten und einem bemerkenswerten Cash Flow). Aber die meisten Produktionsmittel, Gebäude, IT usw. muss er mieten bzw. leasen.
Dadurch behält er sich zwar seine Flexibilität – die er nicht hätte, wenn das alles sein Eigentum wäre – aber es kostet eben zusätzlich eine Lawine.
Er ist jedoch in der glücklichen Lage, dass er diese Kosten an seine Kunden weitergeben kann, weil er dank seiner gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter seinen Kunden eben einen richtigen Mehrwert (einen „added value“, eine „Wertschöpfung“) bieten kann.
Dadurch kommt der Kunde auch nicht in Versuchung diesen Zwischenschritt selber zu machen und direkt zu den Vorleistern zu gehen (so wie es der Endkunde des IKEA *) Autos getan hat, bzw. tun mußte).
Wir sehen, dass der Begriff des Mehrwertes – des „added value“ – insbesondere in der Wertschöpfungskette der Produktionsbetriebe eine wichtige Rolle spielt.
Beispiel 1-2-5: Na ja, der Staatshaushalt
Auch Staaten stehen, ähnlich den Produktionsbetrieben, in einem Wettbewerb zueinander. Große Wertschöpfung heißt, dass man teuer (bzw. wertvoll) exportiert, aber billig (bzw. preisgünstig) importiert. Reine Agrarländer – wenn es sie gäbe – hätten de facto eine Wertschöpfung von 100% (die Vorleistung heißt Wetter, ist gratis, und kommt vom lieben Gott), allerdings sollte man nicht die Abhängigkeit von Saatgut- und Düngerproduzenten unterschätzen, die sehr unangenehm werden könnte.
Je „höherwertig“ die Güter sind, die in einem Staat produziert werden, desto schwieriger wird es, die Kosten für all die Vorleistungen niedrig zu halten und noch eine verträgliche Wertschöpfung „hinzukriegen“. Gut wäre halt in jedem Land ein Mix aus niedrig- und hochwertigen Gütern, sodass man unabhängig bleibt, verteilt auf unterschiedlich fortschrittliche Regionen innerhalb des Staates, sodass die Produzenten mit ihren Lebenshaltungskosten und ihrem Lebensstandard klarkommen.
Ein alter Witz: unsere Regierung hat den Lebensstandard so hoch getrieben, dass ihn niemand mehr erreichen kann.
Beispiel 1-2-6: Ach ja, die Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft hat weder Exporte noch Importe – wie gesagt, solange wir keinen Kontakt mit den kleinen grünen Männchen haben -, sodaß es eine globale Wertschöpfung de facto nicht geben kann. Hier gilt wieder der Versuch einer äquivalenten Wertschöpfung, den wir im Beispiel 1-2-1 im Zusammenhang mit den Jägern und Sammlern bereits gemacht haben.
Nun haben wir – glaube ich – einigermaßen ventiliert, was Wertschöpfung an sich ist. Nun wollen wir noch versuchen, den Unterschied zwischen „guter“ und „böser“ Wertschöpfung (nach Karl Marx) zu behirnen.
Beispiel 1-3: Der „gute“ und der „böse“ Hauseigentümer
Wenn man ein sehr vereinfachtes Weltbild anstrebt, könnte man also die Menschen in 2 Klassen teilen:
Die vermögende Klasse, die hauptsächlich von Einkünften nach 5., 6. und 7. lebt
Die erwerbstätige Klasse, die hauptsächlich von Einkünften 1. – 4. lebt
Ich habe Karl Marx nie gelesen, aber man erzählt, er habe die Einkünfte durch Überlassung von Vermögen als „arbeitslose Einkünfte“ gebrandmarkt, die eben deswegen moralisch minderwertig seien, während er die Erwerbsarbeit wegen ihrer „ehrlichen Anstrengung“ als moralisch höherwertig lobte.
Aber wie ist es nun wirklich?
Können wir für diese Untersuchung wieder unser „Modell vom Haushalt H“ verwenden? Ich denke, ja.
Beginnen wir mit der von mir vorgeschlagenen Klassifizierung von Vermögen in „produktives Vermögen“ und „gebunkertes Vermögen“.
Gebunkertes Vermögen:
Der Begriff läßt vermuten, dass man dieses Vermögen in einen Bunker legt, weil man es nicht braucht.
Das stimmt nicht, bzw. nur teilweise.
Gebunkertes Vermögen hat die Eigenschaft, dass man es zur Zeit(!) nicht benötigt, dass man aber mit dem Eintritt von Risiken (Krisen, Produktionsausfällen und dergleichen) rechnet, deren Folgewirkungen mit Hilfe dieser Vermögenswerte gelindert oder gänzlich gut gemacht werden können.
Da die Risiken ja jederzeit eintreten können, kann man dieses „gebunkerte“ Vermögen auch niemandem überlassen (zum Beispiel herborgen oder es anlegen).
Produktives Vermögen:
Produktives Vermögen besteht einerseits aus Produktionsmitteln, die man in der Produktion direkt benötigt – auch diese Vermögensanteile wird man niemandem ohne Not überlassen -, und andererseits aus Werten, die man eigentlich nicht benötigt und deswegen anderen Menschen zeitweise oder dauerhaft überlassen kann.
Einerseits erwartet man sich für diese Überlassung natürlich Pacht, Miete oder Zinsen, die zumindest die Abschreibungen bzw. die Inflation decken, andererseits kann man sich nicht (viel) mehr erwarten, denn Geld ist „institutionalisiertes Dankeschön“, und welches Dankeschön bitte kann man erwarten, wenn man etwas herborgt, was man eh nicht braucht?
Dieser Gedankengang scheint Karl Marx zu unterstützen, aber wir werden noch ein Beispiel ventilieren, das uns näher an die Wahrheit heranführt.
Zuerst ein alter Witz: Ein Kreditinstitut ist wie ein Regenschirmgeschäft, das Regenschirme bei Sonnenschein verleiht, und bei Regen sofort wieder zurückfordert.
Wir stellen uns nun einen – den ersten – Hauseigentümer vor, der die Wohnungen seines Hauses nicht selber braucht (er hat ja eine Villa in Hietzing) und somit an Wohnungssuchende vermieten kann.
Er hat das Haus eben erst von einem entfernten Verwandten geerbt, kennt sich mit diesen Dingen eigentlich gar nicht aus und hat auch kein Interesse daran.
Um Kosten zu sparen, lädt er sich einen Mustervertrag aus dem Internet und fragt einfach im Nachbarhaus, was die Mieter dort an Miete zahlen. Diese Werte setzt er in den Mustervertrag ein und ist eigentlich recht glücklich mit der kosteneffizienten Lösung (er hat keine Beratung gebraucht und auch keinen Verwalter beauftragen müssen). Irgendwelche Mieter haben sich dann eh gefunden.
Beim ersten auftretenden Problem (einem Problem mit einer Eingangstür) stellt er sich taub und wartet, bis der Mieter klagt. Vor Gericht willigt er dann sofort in einen Vergleich ein. Auch wenn das etwas kostet, die Mühen, die er sich erspart hat, machen das alles wieder wett.
Letzten Endes wird er mit dieser Methode nicht so viel „herausquetschen“ wie andere Hauseigentümer, aber er hat ein sorgenfreies Leben, zumindest, was das Haus betrifft.
Ob die Mieter damit glücklich sind, sei dahingestellt.
Der zweite Hauseigentümer ist das aus Leidenschaft. Schon sein Vater und sein Großvater haben Wohnungen in ihren Zinshäusern vermietet.
Natürlich achtet er darauf, dass sich die Mietverhältnisse auch rechnen, aber er kennt die einschlägigen Gesetze aus dem ff. – auch die neuesten Änderungen und Entwicklungen – und hat das alles „ziemlich im Griff“.
Er braucht keinen Hausverwalter, um zu erkennen, wann eine Beschwerde gerechtfertigt ist, und wann es sich um eine Lappalie handelt, der man nicht nachgeben muss. Er kalkuliert „hart, aber gerecht“. Wenn ein Subunternehmer Mist gebaut hat, braucht er keinen Sachverständigen, sondern überzeugt den Handwerker mit fachspezifischen Argumenten, dass hier eine Korrektur angebracht wäre.
Er investiert viel seiner kostbaren Zeit in diese Angelegenheiten, muss aber nur sehr selten „seinen Rechtsanwalt mit juristischen Fragen belästigen“, weil er praktisch alles selber weiß – jahrelange Erfahrung.
Die Mieter haben durchwegs „ein gutes Gefühl“ und zahlen gerne eine leicht erhöhte Miete, weil sie die zusätzliche Dienstleistung, den „added value“, den „Mehrwert“ durch die Person des Vermieters schätzen.
Ist nun der erste Hausbesitzer „böse“ und der zweite „gut“?
So einfach kann man das nicht sagen. Es gibt Mieter, die schätzen die hohe „Lieferqualität“ des zweiten Hausbesitzers und den „Mehrwert“, andere Mieter hätten lieber einen Vermieter, der sich um nichts kümmert, weil sie eh alles selber im Griff haben und lieber im Gegenzug die Miete drücken.
Aber generell möchte ich schon sagen:
Wenn jemandem gewisse Teile seines Vermögens keinen Spaß mehr machen, dann wäre es besser sich davon zu trennen und vom Erlös etwas Spaßiges zu kaufen.
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen.
Das Verursacherprinzip
Derjenige, der durch seinen – unausgeglichenen – Ressourcenumsatz – bei jemand anderem eine Umsatzeinbuße (oder eine Umsatzsteigerung) bewirkt, hat dafür gerade zu stehen (oder belohnt zu werden).
Wie war das mit dem Lenkungseffekt und der Internalisierung externer Effekte (siehe HIER)? Wenn man die Ausgleichszahlung dem Haushalt aufbrummt, der den Umweltschaden VERURSACHT hat, dann wird, kann und darf er sich entscheiden, statt der Ausgleichszahlung ein umweltfreundlicheres Verhalten an den Tag zu legen.
Dieser sogenannte Lenkungseffekt hat nur einen Fehler: gerade die Menschen, die einen besonders großen ökologischen Fußabdruck haben (die Reichen und Mächtigen), können sich diese Ausgleichszahlungen sozusagen „aus der Portokassa leisten“, ohne ihr Verhalten ändern zu müssen.
Wir werden also sehen, ob die CO2-Steuer wirklich etwas bewirkt, außer dass die Armen wieder ärmer und die Reichen wieder reicher werden.
Die Machbarkeit unserer Umweltgelüste ist also – so sehr ich das Engagement der Greta Thunberg und der Fridays for Future und aller anderen Umweltaktivisten schätze – trotzdem fraglich.
Solange unsere Pläne und Hoffnungen nicht im Einklang sind mit dem, der der wirkliche Souverän ist, werden wir keinen Erfolg haben (und wer das ist, das hatte ich HIER geschrieben).
Meint
Euer Christoph
Nachwehen
Nachdem wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende geführt haben, wollen wir noch ein paar Details aus der Serie VOM FREIEN NOMADEN ZUM SKLAVEN DES MARKTES (ZUSAMMENFASSUNG HIER) nachbessern, die sich im Prinzip mit demselben Thema beschäftigt hatte wie DER WALDMENSCH RUFT, jedoch sozusagen der VORLÄUFER ist, bei dem ich mir der Dinge noch nicht so recht bewußt war.
Hier also jetzt eine Liste von Themen, die in Zukunft evtl. noch bearbeitet werden.
Allerdings möchte ich meine Leser nicht langweilen und werde es wahrscheinlich von Eurem Feed Back abhängig machen, ob ich auf diese Themen noch einmal zurück komme.
Hier also die Liste:
1.) Kopfzahl:
möglichst viele Kinder haben / die Welt verändern,
Wachstum aus Geselligkeit,
N vergrößern wegen Macht des Fürsten,
sich ausbreiten „wie ein Ölfleck“.
—> die Grenzen des Wachstums
Was genau ist Wachstum? Angebot und Nachfrage? Die drei Arten, zu einem Preis zu kommen?
Sollen wir N reduzieren? Wie könnte das gehen? Verschiedene verrückte Ansätze. Stadt versus Land. Die Schlacht wird am Land geschlagen.
Nachhaltigkeit – Sustainability – Größe der Menschheit (wachsen oder schrumpfen) – einschneidende Ereignisse (notwendig oder nicht?)
2.) Erstes Kriterium: die Geheimnisse der Wertschöpfung. Erstes Kriterium. Möglichst wenig Transport? Unendliche Wertschöpfung.
Nun haben wir gewisse Grundbegriffe besprochen, damit wir wissen, worüber wir in der Serie „Der Waldmensch ruft“ sprechen (Was ist ein Haushalt? Was sind Ressourcen? Welche Prozesse gibt es in einem Haushalt?)
wollen wir nun unseren Ressourcenbegriff zu Ende führen:
Das Verursacherprinzip
Solange sich alles im Haushalt H oder am Markt abspielt, ist das Prinzip „Quid pro Quo“ üblicherweise garantiert.
Natürlich kann man das Prinzip „Quid pro Quo“ hinterfragen – Jesus Christus hat das zum Beispiel getan -, und auch Mutterliebe wird nie fragen, ob sie „etwas zurückbekommt“, bevor sie dem Kind alles gibt.
Dieses Prinzip, dass also jede Leistung entweder direkt oder auf Umwegen wieder durch eine Gegenleistung „begründet“ bzw. „bedankt“ werden sollte, ist also eine der Grundsäulen des menschlichen Wirtschaftslebens.
Darauf baut die Tauschwirtschaft und – später – die Wirtschaft mit Geld als universellem Tauschmittel.
Trotzdem gibt es einen Player, dem gegenüber wir dieses Prinzip meist nicht anwenden, nämlich die Umwelt.
Wer bedankt sich bei dem Schwein, das er ißt? Wer bedankt sich für die Luft, die er atmet? Wer bedankt sich für den Tag und die Nacht, den Wechsel von Licht und Dunkelheit, die uns erst den richtigen Rhythmus geben? Wer bedankt sich für den Ozean, der uns Nahrung gibt und das Festland, das uns Heimat gibt?
Wer bedankt sich für das Leben?
Und so habe auch ich in Abbildung 5-1-1 die Umwelt als „allumfassenden Hintergrund“ eingezeichnet, lasse aber die konkreten Beziehungen zwischen Haushalt H und Umwelt sowie zwischen Markt und Umwelt offen.
Abb. 5-1-1: Güterströme im Haushalt und zwischen Haushalt und Markt
Das, was mit der Umwelt ausgetauscht wird, – das sind natürlich auch Güter*) – bezeichne ich als Ressourcen. (Satz 5-1-1)
*) Als Güter bezeichnen wir nach dem derzeitigen Erkenntnisstand Waren, Dienstleistungen und Daten
Leider ist der „Austausch“ von Ressourcen mit der Umwelt meist eben KEIN Tausch, sondern eine Einbahnstraße – eine Ausbeutung.
Kann sich die Natur wehren? Wir werden sehen. (Satz 5-1-2)
Wie können wir die Ausbeutung der Umwelt in Worte fassen, feststellen, dingfest machen?
Einen allerersten Ansatz hatten wir HIER (XII – Externe Effekte) gemacht, indem wir den Schaden, den die Ressourcenumsätze verursachen, an der Umsatzeinbuße der anderen Haushalte messen wollten.
Abb. 5-1-2: Internalisierung externer Effekte nach dem VERURSACHERPRINZIP
In Abb. 5-1-2 sehen wir (in den braunen Pfeilen) den „direkten“ Ressourcenumsatz eines Haushaltes B und seinen „indirekten“ Ressourcenumsatz durch die Importe und Exporte vom/zum Markt.
Diese Ressourcenumsätze – die an sich kostenlos sind – verursachen im Haushalt A einen „externen Effekt“ und damit eine Umsatzeinbuße (oder auch -steigerung).
Der Souverän des Systems verurteilt Haushalt B zu einer Ausgleichszahlung genau in Höhe der verursachten Umsatzeinbuße (oder er erteilt Haushalt A den Befehl, Haushalt B für die Umsatzsteigerung zu belohnen).
Produktion (PROD-E) / Import (IMP-E) / Auslagerung (LAG-E) für den Export (E)
Wir modellieren das so, dass dem Konsum an sich kein Ressourcenumsatz zugeordnet wird.
Sollte z.B. aus Nahrungsmitteln wieder Dung erzeugt werden, so ist das ein dem Konsum nachgelagerter, anderer Prozess: „Produktion für den Export“ (PROD-E).
Wegen Consumere (lat.) = „vollständig vernichten, zerstören“ passt das ganz gut, dass Konsum eben nichts mit der Umwelt zu tun hat, weil das Gut dabei komplett im Nichts aufgeht (und evtl. in einem nachgelagerten Prozess in andere Güter transformiert wird).
Wenn man nun alle relevanten Haushalte einzeichnet, die mit dem Haushalt H zu tun haben, also
die Erwerbsstätte(n) des Haushalts H,
die Konsumstätte(n) des Haushalts H und
den Haushalt H selbst,
dann kommt man auf folgende Ressourcenumsätze, die mit Haushalt H zu tun haben:
Indirekter Ressourcenumsatz an den Konsumstätten („RU“ K) z.B.:
Transport der Güter vom Großhändler zur Konsumstätte
Verpackungsmüll
usw.
Direkter Ressourcenumsatz des Haushalts H („RU“ H) z.B.:
Abgase des privaten PKW bei Spazierfahrten
Abgase des privaten Rasenmähers
Kühlmittel aus dem Kühlschrank des Lagers
„Gerüche“ beim Lüften der Schlafzimmer
Sonneneinstrahlung im Wohnzimmer
Personen- und Güterverkehr für den Export
Personen- und Güterverkehr für den Import
Fahrten zum privaten Obstgarten
usw.
Indirekter Ressourcenumsatz an den Erwerbsstätten („RU“ E) z.B.:
Transporte der Erzeugnisse zum Markt
Transporte der externen Vorleistungen zur Erwerbsstätte
Sonnenschein ins Büro
Dienstreisen
usw.
Abb. 5-1-3: Alle relevanten Haushalte (Überblick)
Eine Bemerkung zur Verortung der Transporte:
Der Umweltschaden, der durch Personen- und Gütertransporte verursacht wird, wird das entlang des Transportweges. Daraus – aus der Route – ergibt sich, welcher Souverän den Schaden in den Transportkosten einpreisen sollte.
Dafür aufkommen muss derjenige, in dessen Interesse / Auftrag der Transport erfolgt.
Z.B.: Ich habe mir die Erwerbsstätte ausgesucht -> ich muss für den Transport meiner selbst zur und von der Erwerbsstätte aufkommen Mein Arbeitgeber hat sich das Ziel der Dienstreise ausgesucht -> er muss für die Dienstreise aufkommen Der Lebensmittelhändler hat sich das Ursprungsland ausgesucht -> er muss für den Transport aufkommen Ich habe mir den Supermarkt ausgesucht -> ich muss für den Transport nach Hause aufkommen
=>
für „RU“ H muss der Haushalt H aufkommen
für „RU“ K muss die Konsumstätte aufkommen, kann und soll diese Kosten aber auf den Import des Haushalts H abwälzen
für „RU“ E muss die Erwerbsstätte aufkommen, sie kann und soll diese Kosten – die nichts mit dem Haushalt H zu tun haben – aber auf ihre Kunden abwälzen
Da die Produkte heutzutage aus einer Reihe von Vorleistungen zusammengesetzt werden, habe ich in Abbildung 5-1-4 nochmal den Markt weiter aufgeschlüsselt, wieder aus Sicht des Haushalts H.
Abb. 5-1-4: Alle relevanten Haushalte (Aufschlüsselung)
GO = gesamter Overhead
GO = anteiliges Nettoeinkommen aller Vorleister
NE = R = Nettoeinkommen des Haushalts H
R = Umsatz (Revenue) des Haushalts H
NE = Nettoeinkommen der Produzenten 1., 2., 3., .:. Ordnung
C = Gesamtkosten für den Import
C = Bruttoumsatz der Produktionsstätte 0. Ordnung
Produktionsstätte 0. Ordnung = Konsumstätte
GO = gesamter Overhead der Produktionsstätte N.ter Ordnung = Bruttoumsatz der Produktionsstätten (N+1)ter Ordnung
Die Verortung der Ressourcenumsätze in Abb. 5-1-4 ist die Hausaufgabe für den werten Leser 😛 (vielleicht komme ich später nochmal darauf zurück)
Meint
Euer Christoph
Sind Umweltschäden einfach Umsatzeinbußen woanders?
Das Wachstum der Menschheit (betr. Kopfzahl) ist die eigentliche Ursache dafür, dass wir im Laufe der Geschichte immer wieder Änderungen vornehmen mußten, um effizienter zu wirtschaften (effizienter betr. Ressourceneinsatz). Man nennt das Innovation
Parzellierung des Know How (auf die Parzellierung der Produktionsmittel hatte ich vergessen)
Rolle der Wissenschaft
Vom geistigen Eigentum über die Digitalisierung bis zum 3D Drucker
Im zweiten Beitrag (siehe hier: (2)Ich+Wir+Umwelt+Markt) habe ich nun die Geschwindigkeit reduziert.
Dort habe ich versucht,
die grundlegendsten Begriffe anhand des Haushalts H zu erklären und zu definieren,
die Prozesse zu klassifizieren, die bei Produktion, Import und im Zusammenhang mit dem Lager auftreten und jeweils „RU“ verursachen (Ressourcenumsätze) und schließlich
die „RU“ geographisch und was die Verantwortlichkeit betrifft zu „verorten“.
Was die Verantwortlichkeit für die „RU“ betrifft, haben wir ganz primitiv, beim Höhlenmenschen, begonnen:
Ich will LEBEN => => ich MUSS konsumieren => => ich MUSS produzieren (Satz 3-1a)
Das Leben war und ist also Ursprung und Ziel allen Wirtschaftens und eigentlich der gesamten Schöpfung und wird es immer sein.
Wenn wir nun nachhaltig leben wollen, also so, dass wir zum Schluß glücklich und zufrieden in die Ewigkeit gehen und nicht hadernd und unzufrieden in die Hölle, dann muss man diesen Satz ergänzen
Ich will NACHHALTIG LEBEN => => ich muss so konsumieren und produzieren, dass ich dabei die GESETZE DES LEBENS einhalte (Satz 3-1b)
Im letzten Beitrag ((1) Begriffe) hatte ich mich im Eilzugtempo durchgehangelt – und zwar vom Beginn der Menschheit als Jäger und Sammler über den Nomaden und dann die Hofwirtschaft – bis hin zur modernen arbeitsteiligen Industriegesellschaft, die nun den Weg aus der Klimakrise sucht und hofft, nicht vom Planeten abgeschüttelt zu werden.
Dabei hatte ich eine Zeichnung angefertigt – die ich gleich nochmal wiederholen werde – in der die Konsumstätten und die Produktionsstätten vom Haushalt H getrennt eingezeichnet waren.
Das war gerechtfertigt, da diese zwar in der ehemaligen Hofwirtschaft noch in den Hof integriert waren (ausgenommen vielleicht das Dorfwirtshaus für externen Konsum),
jetzt aber definitiv getrennte geographische Verortungen hatten, die sich von den Verortungen des Haushalts (Hauptwohnsitze und Nebenwohnsitze der Haushaltsmitglieder) unterschieden.
Aber WARUM beschäftige ich mich mit all diesen Begriffen?
Ist es reine Hirnw*****rei, weil ich nicht ausgelastet bin? Nein, da würde ich mich lieber an den Strand legen.
Will ich mein Metier wechseln? Kann ich damit jemandem in den Ar*** kriechen? Eigentlich nicht (außer dem Stift Göttweig vielleicht, das sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt).
Möchte ich die Welt vor dem Klimawandel retten? Wäre das nicht ein wenig überheblich? Eben.
Brauche ich mehr Aufmerksamkeit für mein Ego? Vielleicht.
Wahrscheinlich ärgert mich aber nur der schier undurchdringliche Wust von widersprüchlichen Interessen (cui bono?), die offensichtliche Anwendung von Nebelgranaten (was sonst war die Plandemie, frage ich?) und generell die Wüste, die wir alle durchwandern, dürstend nach einem Tropfen Wahrheit.
Ja, es ist die Suche nach Wahrheit, die mich antreibt. Ich muss es zugeben.
Wer liebt noch die Wahrheit? Wer freut sich noch über einen Übeltäter, der beichtet? Wer will das Sein, nicht den Schein?
Wer hält das unangenehme Gefühl von Ent-Täuschung aus, das mit der Ent-deckung der Wahrheit einhergeht?
Das Märchen von der Machbarkeit muss als solches enttarnt werden.
Das Kind muss angesichts des Kaisers neuer Kleider ausrufen: „Aber, der Mann ist ja nackt!!!“
Man verzeihe mir. Dieses Kind bin ich.
2. Ressourcenrelevante Vorgänge
Die oben genannte Zeichnung, die ich nun in Abbildung 2-1 wiederhole, ist ganz praktisch, weil man die ressourcenrelevanten Vorgänge, die mit dem Haushalt H zusammenhängen, schön überblickt (blau eingezeichnet).
Abbildung 2-1: Getrennte Konsum- und Produktionsstätten, Ressourcenrelevante Vorgänge
Eigentlich möchte ich das Bild ja reduzieren, sodass man nur mehr folgende Elemente sieht:
Mich und meine Rumpffamilie (ICH + WIR = Haushalt H)
Die UMWELT (das, wo ICH, WIR und DER MARKT die RESSOURCEN umsetzen)
Den MARKT (dort, wo man für Geld alles bekommt, aber nicht für alles Geld)
Abbildung 2-2: das endgültige Modell für einen modernen Haushalt
In Abbildung 2-2 habe ich das gemacht, das ist jetzt ein sehr übersichtliches Modell.
Dennoch ist das Modell aus Abbildung 2-1 leichter verständlich, wenn man die Ressourcenumsätze verorten möchte (was wir ja wollen).
2.1. Aber laßt uns mal alle Vorgänge (Prozesse) beschreiben
Da sind einmal die auf den Haushalt H bezogenen Güterströme (Vektorgrößen): Produktion, Konsum, Export, Import, Einlagerung und Auslagerung.
In einem Haushalt H mit 15 verschiedenen Gütern wären das also zum Beispiel 15-dimensionale Vektoren.
Da gilt jetzt die Vektorgleichung (zu jedem Zeitpunkt, aber auch als Integral über einen Zeitraum)
Das ist die Knotengleichung für den schwarz eingezeichneten Knoten in Abbildung 2-2, an dem die Güterströme zusammenkommen bzw. abzweigen.
Mit Hilfe dieser Begriffe kann man nun versuchen Prozesse (Vorgänge) zu benennen. Ich nehme wieder einen beliebigen modernen Haushalt, der – beispielsweise – ein erwerbstätiges Mitglied hat, das in einer Firma als Angestellter arbeitet.
Durch gründliches Nachdenken findet man folgende Prozesse (Vorgänge), zuerst einmal die
2.1.1. Prozesse innerhalb des Hauhalts H
Die Produktionsprozesse innerhalb des Haushalts H
(PROD) Produktion des Haushalts (aller seiner Mitglieder)
(PROD-A) Herstellung und Pflege der Produktionsmittel durch eigene Leistung z.B. autodidakte Aus- und Weiterbildung (z.B. Wikipedia lesen), Hausarbeit, Gartenarbeit, Geschirr spülen, Betten machen usw.
(PROD-B) Produktion direkt aus den Produktionsmitteln z.B. Schlafen, Naschen von den Küchenvorräten, Chillen im Garten, alleine im Familienauto spazieren fahren usw.
(PROD-C) Erzeugung für den Direktkonsum z.B. Grillen im Garten, für Familie und Gäste kochen, als Chauffeur Personenkilometer mit dem Privatwagen generieren usw.
(PROD-D) Erzeugung fürs Lager z.B. Marmelade einkochen usw.
(PROD-E) Erzeugung für den Export z.B. Mannstunden für den Arbeitgeber, Abfälle*), Fäkalien*) usw.
*) Abfälle, Fäkalien und dergleichen haben einen „negativen Preis“, sodaß man für ihre Entsorgung zahlen muß. Sogar bei wiederverwendbaren Wertstoffen ist das teilweise so, was aber eigentlich ungerecht ist.
Dann die Importprozesse für den Haushalt H:
(IMP) Importieren für den Haushalt (für alle seine Mitglieder)
(IMP-A) Kauf von / Miete von / importierte Pflege für Produktionsmittel z.B. Studium, Aus- und Weiterbildung, neues Auto, Automechaniker, neues Bettzeug, neue Möbel, geleasedtes Auto usw.
(IMP-B) n/a
(IMP-C) Importe für den Direktkonsum z.B. Essen im Wirtshaus, Transport mit Öffis, Wasser, Fernwärme, Strom usw.
(IMP-D) Importe fürs Lager z.B. Küchenvorräte, Knabberzeug, Batterien, Lämpchen (Reserve PM) usw. aber auch Wertgegenstände als Anlagevermögen (Kunstwerke, Aktien, …)
(IMP-E) Importe für den Export z.B. wenn ich einen Teil meiner Mannstunden outsource (ist aber eher ein unrealistisches Beispiel)
Zum Schluß noch die Auslagerung aus dem/den Lager(n) des Haushalts H
(LAG) Auslagerung im Rahmen des Haushalts H
(LAG-A) Auslagerung für die Produktionsmittel z.B. Ersatzzündkerze fürs Auto (Eigenreparatur)
(LAG-B) n/a
(LAG-C) Auslagerung für den Konsum z.B. Konsum der Marmelade oder der Knabbersachen aus dem Lager usw.
(LAG-D) Umlagerung
(LAG-E) Export aus dem Lager
Wir wollen alle Ressourcenumsätze „RU“ des Haushalts H den Güterströmen Produktion, Import und Auslagerung zuordnen, die Güterströme Konsum, Export und Einlagerung wollen wir nicht mit Ressourcenumsätzen belasten.
Warum?
Man kann sich das so vorstellen, dass am schwarzen Punkt in Abb. 2-2, am Knoten der Güterströme, der Controller der Familie sitzt, der die hereinkommenden Güterströme – nach ihrem Personal- und Ressourceneinsatz – bewertet und dann den Nutzen bzw. Gewinn bewertet, den sie an einem der drei Ziele bringen werden.
So entscheidet er, wohin er welches Gut leitet.
In einer normalen Familie gibt es solch einen Controller natürlich nicht, er ist in dem Fall eine fiktive Vorstellung.
2.1.2. Geographische Verortung des Ressourcenumsatzes „RU“ mit der Umwelt
Der Controller am Güterknoten bewertet folgende Ressourcen
Produktion / Import / Lagerung für die Produktionsmittel(PROD-A)/(IMP-A)/(LAG-A):
„RU“ für die Produktion, „RU“ für die Produktion im Markt (indirekt über den Kauf-/Mietpreis), „RU“ für den Lagerzeitraum des Gutes,
Transport des Gutes von der Produktionsstätte oder vom Lager zu Betriebsmittel(n)
Direkte Produktion aus den/dem Betriebsmittel(n) (PROD-B)
„RU“ für die Produktion
[kein Transport (Produzent = Konsument)]
Produktion / Import / Lagerung für den direkten Konsum (PROD-C)/(IMP-C)/(LAG-C)
„RU“ für die Produktion, „RU“ für die Produktion im Markt (indirekt über den Kauf-/Mietpreis), „RU“ für den Lagerzeitraum des Gutes,
Transport des Gutes von der Produktionsstätte oder vom Lager zum / zu den Konsumenten
siehe auch das nächste Kapitel
Produktion / Import / Lagerung für das Lager(PROD-D)/(IMP-D)/(LAG-D)
„RU“ für die Produktion, „RU“ für die Produktion im Markt (indirekt über den Kauf-/Mietpreis), „RU“ für den bisherigen Lagerzeitraum des Gutes,
Transport des Gutes von der Produktionsstätte oder vom Lager zum (neuen) Lager
Produktion / Import / Lagerung für den Export(PROD-E)/(IMP-E)/(LAG-E)
„RU“ für die Produktion, „RU“ für die Produktion im Markt (indirekt über den Kauf-/Mietpreis), „RU“ für den Lagerzeitraum des Gutes,
Transport des Gutes von der Produktionsstätte oder vom Lager zur Erwerbsstätte*)
*) Als Erwerbsstätte bezeichne ich die Produktionsstätte, an der ich meinen Umsatz mache. Im Falle eines unselbständig angestellten ist das eine Produktionsstätte meines Arbeitgebers – oder auch mein Home Office. Im Falle eines freien Bauern, der seine Güter am Wochenmarkt verkauft, ist das der Markt, der gleichzeitig eine Konsumstätte für die Kunden ist.
2.1.3. Ressourcenumsatz für den Import
Warum produzieren wir eigentlich?
Nun gut, wir MÜSSEN es tun, damit wir konsumieren können.
Und warum konsumieren wir?
Es lässt sich nicht leugnen, wir wollen LEBEN. Und das glücklich und zufrieden.
Ursprung und Ziel alles Wirtschaftens muss sein, dass wir dereinst zufrieden und glücklich in die Ewigkeit eingehen, daran beißt die Maus keinen Faden ab. (Satz 2-2)
Sollen wir also den Ressourcenumsatz bei der Produktion und beim Import durch eine Umsatzsteuer dem Konsumenten anlasten?
Eigentlich nicht, denn dann stimmt die Verortung nicht.
„RU“ bei der Produktion muss man den Produktionsstätte(n) anlasten,
„RU“ beim Transport dem Markt und alles
muss im Endpreis des Produktes „eingepreist“ sein.
Ressourcensparende Produkte sollen günstiger sein als verschwenderische Produkte und dieses Geld soll dort abgeführt werden, wo der Schaden entstanden ist, nicht dort, wo das Produkt konsumiert wird. (Satz 2-3)
2.1.4. Ressourcenumsatz an der Erwerbsstätte
Den Ressourcenumsatz an der Erwerbsstätte darf man in unserem Beispiel nicht dem Haushalt H anlasten, denn dieser exportiert ja nicht, weil er diese Exporte konsumieren möchte, sondern weil er sich vom Erlös seine Importe leisten möchte (siehe Kapitel 2.1.3.).
Die Produktionsstätte produziert das Produkt ja, weil ANDERE Haushalte diese Produkte konsumieren wollen. Diese „RU“ müssen also dem Preis des Produktes angerechnet werden.
Den Transport meiner Wenigkeit zur Erwerbsstätte muss ich aber selber verantworten, denn ICH habe mir ja die Erwerbsstätte ausgesucht.
Aber ich muss doch zugeben, dass ich sehr wenig recherchiert hatte und mir – insbesondere zur Mathematik der 4 heuristischen Kriterien – so allerhand „aus den Fingern gesogen“ habe.
So schwebt über dieser ganzen Aktion ein unangenehmes Gefühl von Pioniertum und gleichzeitiger Befürchtung das Rad neu zu erfinden.
Nun gut, wer mich kennt, der weiß mittlerweile, dass ich eigentlich kein Problem damit habe, diverse Räder immer wieder neu zu erfinden – aber es wäre halt schon toll, wenn ich zumindest das eine oder andere Wikipedia Zitat unter meine Beiträge mischen könnte.
So versuche ich, das Thema – insbesondere die Details – nocheinmal aufzurollen, und muss also einmal beginnen, die Begriffe, die ich verwende, zu definieren (mit oder ohne Zitate).
Da ist einmal die wirtschaftliche Grundmenge, mit der wir uns in unseren Beispielen beschäftigen wollen, nämlich
Das Habitat, der Hof und der Haushalt
Unsere Modellannahme für den Jäger und Sammler, bzw. den Nomaden war ein Abschnitt der Erdoberfläche, das Habitat H, welches für die Sippe von Menschen von Natur aus – also gratis – bestimmte Ressourcen zur Verfügung stellte und bestimmte Mengen von Abfallstoffen aufnehmen konnte.
Mit Hilfe dieser Ressourcen und dem unserer Spezies anhaftenden Ingenieursgeist war es möglich, Güter aller Art zu produzieren, zu konsumieren, und zwischendurch auch einzulagern.
Bei dieser Modellbildung hatten wir Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Habitaten und Sippen vernachlässigt, die Sippe mochte eine Art „interne Währung“ haben, aber eine „externe Währung“ zum Austausch zwischen verschiedenen Sippen hatte diesem Modell gefehlt.
Abbildung 1-1: Wirtschaftliche Vorgänge in einer autarken Sippe
Die Sippe besteht aus
N Mitgliedern,
den Produktionsmitteln PM und
dem Lager.
Die Größen Produktion, Konsum, Einlagerung und Auslagerung werden entweder als vektorielle Stromgrößen angegeben (jedes Element des Vektors ist der Momentanwert eines Güterstromes, gemessen als „Gütermenge pro Zeiteinheit“) oder als vektorielle Gütermengen (Zeitintegrale der Güterströme), bezogen auf einen Durchrechnungszeitraum.
Unabhängig davon gilt für das Modell aus Abbildung 1-1 immer folgende Gleichung:
*) Verluste, die beim Umlagern, Einlagern, Auslagern oder bei der Übergabe der Güter entstehen, sowie Verluste, die im Lager durch Zeitablauf bewirkt werden (z.B. wegen Fäulnis), kommen in dieser Gleichung noch nicht zum Tragen.
Ich würde alle diese Verluste unter dem Begriff „Schwund“ bzw. – wenn wir moralisieren wollen – „Verschwendung“ zusammenfassen, würde diese dem Lager zuordnen, und schließlich schreiben:
Produktion – Konsum = = Einlagerung – Auslagerung (Gl 1.1a gilt für Momentanwerte und Integrale, aber nur bei autarken Sippen)
Einlagerung – Auslagerung – Schwund = = d/dt Lagerstand (Gl 1.2 gilt für Momentanwerte bei allen behandelten Modellen)
Einlagerung – Auslagerung – Schwund = = Lagerstand(t1) – Lagerstand(t0) (Gl. 1.3 gilt für Integrale bei allen behandelten Modellen)
Beispiel: Nomade mit 7 Gütern, Bezugszeitraum April – Oktober
7 Güter
Milch, Butter, Pökelfleisch, Wolle
Gegenseitig-Entlausen, Geschichten-Erzählen
Pullover-Stricken
Bezugszeitraum
April (t0) bis Oktober (t1)
Produktion 500 l Milch 80 kg Butter 50 kg Pökelfleisch 30 kg Wolle 40 x Entlausen 600 h Erzählen 0h Stricken
Konsum 500 l Milch 80 kg Butter 0 kg Pökelfleisch 0 kg Wolle 40 x Entlausen 600 h Erzählen 0h Stricken
Einlagerung – – 50 kg Pökelfleisch 30 kg Wolle – – –
Auslagerung – – 0 kg Pökelfleisch 0 kg Wolle – – –
Schwund = (-, -, 2 kg Pökelfleisch, 1 kg Wolle, -, -, -).
Lagerstand(t1) – Lagerstand(t0) = (-, -, 48 kg Pökelfleisch, 29 kg Wolle, -, -, -)
Die ersten 4 Elemente des Vektors sind klassische Waren, wobei man Milch und Butter wegen fehlender Kühlungstechnologie aber nicht lagern konnte, die letzten drei Elemente sind Dienstleistungen (die per se nicht lagerfähig sind).
Da die Kopfzahl der Menschheit immer größer wurde, stieß man mit dieser Lebensweise an Grenzen, an die Grenzen des Wachstums. Die vorherrschende Technologie reichte nicht mehr aus, um mit Hilfe der natürlichen Ressourcen friedlich und leidlich existieren zu können.
Man konnte nicht einfach den Planeten verlassen (und auch wir sollten uns nicht täuschen, so schnell werden wir das nicht schaffen, dass wir der Klimakatastrophe entkommen; ein paar Milliardäre werden es vielleicht schaffen).
Also benötigte es Innovation.
Man mußte Mittel und Wege finden, um das Land intensiver zu bewirtschaften.
So wurden wir zu Ackerbauern und Viehzüchtern. Dabei war es wesentlich, einen modernen Begriff von Grundeigentum zu entwickeln.
Wir parzellierten das Land und jeder Bauer war auf Gedeih und Verderb „seiner Scholle“ ausgeliefert, ohne großen Spielraum für strategische Manöver zu haben *).
Stimmt das? Nicht ganz!
Denn es entwickelte sich auch der Markt und der Austausch von Gütern (Waren, Dienstleistungen und Daten), wodurch man die Möglichkeit erhielt, auch Güter zu erwerben, zu „importieren“, die man auf dem eigenen Hof nicht oder nur unwirtschaftlich herstellen konnte.
Das Zauberwort hieß Spezialisierung (jeder Bauer spezialisierte sich auf „seine“ Scholle), das zweite und das dritte Zauberwort waren Währungsunion und freier Güterverkehr.
Dass zweite und das dritte Zauberwort machten es notwendig, dass Machtzentren entstanden, in denen sich Fürsten um die Ermöglichung des Handels (also um die Währungspolitik und den Bau öffentlicher Wege) kümmerten.
*) Der gegenteilige Effekt ist bei modernen Unternehmen zu konstatieren, die das Eigentum fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Dem Eigentum werden wir – weiter unten in diesem Beitrag – noch ein eigenes Kapitel widmen.
Abbildung 1-2: Wirtschaftliche Vorgänge in einem Hof mit Außenhandel
Hier gilt die Gleichung
(Produktion – Konsum) – (Export – Import)= = Einlagerung – Auslagerung (Gl 1.1b gilt für Momentanwerte und Integrale, wenn Außenhandel vorliegt)
Was Europäische Geschichte betrifft, befinden wir uns jetzt in dieser kleinen Erzählung mitten in der Renaissance, bzw. auch schon im Barock. Die Machtzentren sind mächtiger als je zuvor, die schönen Künste blühen und wir befinden uns am Höhepunkt, knapp vor dem Niedergang der Universitäten. Die Idee der Universitas, dass man also eine umfassende Bildung anstrebte, um ein ganzheitliches Leben in der Wissenschaft zu führen, trifft zum Schluß angeblich nur mehr auf einen einzigen Menschen zu, auf den sogenannten „letzten Universalgelehrten“, Gottfried Wilhelm Leibniz **).
**) Dieser gesamte Absatz kann hinterfragt werden, da es Spezialisierung auch schon im Mittelalter gab – auch Universitäten – siehe die Kommentare unten von Kardinal Novize Igor
Damals stieß die Menschheit an die Grenzen des wissenschaftlichen Wachstums von Einzelkämpfern.
Wir wissen aber auch, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die Druckerpresse erfunden war und dass somit nichts dagegen sprach, in der Wissenschaft kollaborativ zu arbeiten. D.h., man war sich einig, dass internationale Zusammenarbeit und Austausch der Forschungsergebisse der richtige Weg waren, um die Grenzen des wissenschaftlichen Wachstums zu sprengen.
Bis heute sind Wissenschaftler ein sehr mobiles Völkchen geblieben 🙂
Im Gegensatz zur Wissenschaft – die immer ein fürstliches Anliegen und somit gut dotiert war – mußte man im Gewerbe andere Wege gehen, um die Grenzen des menschlichen Gehirns zu sprengen.
Einerseits mußte man die besten Fachleute einer Disziplin agglomerieren, sodass sie sich gegenseitig befruchteten und noch bessere Ergebnisse lieferten – die Menschheit wuchs ja gnadenlos – andererseits mußte man mit diesen Ergebnissen unternehmensweite Standards ausarbeiten, sodass auch weniger talentierte – billigere – Fachleute mit Hilfe dieser Standards fast genau so gute Ergebnisse liefern konnten.
Die Kunden sollten nicht mehr einem bestimmten „Guru“ oder „Meister“ vertrauen, sondern der Marke des Unternehmens.
Der „Meister“, der „Guru“ hingegen verschenkte seine „Skills“, sein „Know How“, sein „geistiges Eigentum“ an den Unternehmer und war danach von dessen Gnade abhängig. Er musste ständig weiterlernen und immer neue Wissensgebiete beackern, um „immer am Ball zu bleiben“ und so weiterhin von Interesse für den Unternehmer zu sein.
Und jetzt – mit diesen Standards – kommen wir zu den interessanten Themen Unternehmensgeheimnisse, geistiges Eigentum, Patentrecht, Markenrecht und Daten / Information im Allgemeinen.
Auch darüber wollen wir – weiter unten – noch ein paar Worte verlieren.
Ich wage also zu behaupten:
So wie die Menschheit bei der Sesshaftwerdung die land- und forstwirtschaftlichen Flächen parzelliert hat, um das Land intensiver zu bewirtschaften,
so hat sie bei der Industrialisierung, (aber eigentlich auch schon beim technischen Fortschritt im Mittelalter **) die Know How Landschaft parzelliert, um das Know How intensiver zu nützen.
Die Firmen haben schließlich von den Universitäten gelernt, dass globale Kooperation die Effizienz steigert und die Standardisierung wurde outgesourced in nationale, kontinentale und internationale Gremien, die seitdem versuchen, sich mit literarischen Werken über Wasser zu halten, indem sie die „Meister“, die „Gurus“ an sich ziehen und immer weitere Know How Gebiete zu besetzen.
Die Universitäten hingegen müssen aufpassen, dass sie nicht zur staatlich geförderten „verlängerten Werkbank“ der Firmen werden.
Denn es ist die heilige Aufgabe der Wissenschaft, neue Know How Gebiete „der himmlischen Sphäre zu entreißen“ und „den Sterblichen zu bringen“.
War es nicht der Halbgott Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und es den Menschen brachte?
Und brauchte es nicht eine ganze Menge James Watts und George Stephensons, die mit ihren Ingenieurleistungen das Feuer zähmten, sodass es letzten Endes in einer Dampfmaschine den Menschen diente?
Die realen Gebiete, in denen der Mensch Land-, Forst- und Fischwirtschaft betreibt, sind beschränkt und man kann diese Formen der Wirtschaft nicht unendlich intensivieren (ohne an Lebensqualität einzubüßen) ***). Das ist die natürliche Grenze, die der Kopfzahl N der Menschheit hier auf Erden gesetzt ist (der Mensch muss sich nur zu einem großen Teil in Städte – Mega-Cities – zurückziehen, damit Platz für die Lebensmittelherstellung bleibt).
***) das ist eine unbewiesene Behauptung „aus dem Bauch heraus“
Aber die virtuellen – die neu erschaffenen – Know How Gebiete, die die Wissenschaft kreiert hat, können von der Wirtschaft beliebig beackert werden, hier ist die einzige Grenze nur die Phantasie der Menschen – und die ist fast grenzenlos. Im Bereich der virtuellen Welten, die wir füreinander entwerfen, könnten wir Milliarden von Menschen sinnvoll beschäftigen.
Es wäre der Menschheit auch zu raten, soziale Leistungen, die bisher nicht nach Euronen bewertet werden – Krankenbesuche, mit Kindern am Spielplatz zu spielen, Jugendarbeit in der Pfarre, Kinderbetreuung usw. – oder auch Sozialberufe oder Gesundheitsberufe aufzuwerten durch monetäres Danke sagen.
Hier hat die Wirtschaft auch noch Wachstumschancen.
Jetzt aber zum Diagramm mit allen Wirtschaftsbeziehungen eines Haushalts H:
Abbildung 1-3: Wirtschaftliche Vorgänge rund um den Haushalt H blau: ressourcenrelevante Vorgänge
Da Konsum, Leben und Produktion heutzutage voneinander meistens getrennt sind (daran könnte vermehrter Einsatz von Home Office etwas ändern), habe ich hier Konsumstätte(n), Produktionsstätte(n) und den Haushalt H getrennt gezeichnet.
Der Haushalt H hat ein privates Lager und private Produktionsmittel, die aber meistens in der Erwerbstätigkeit der erwerbstätigen Haushaltsmitglieder keine oder nur eine geringe Rolle spielen werden.
Aus privater Sicht habe ich ein Nettoeinkommen NE von NE = 17 Einheiten. Mit jeder meiner Arbeitsstunden kann der Chef der Produktionsstätte – das ist eine R&D Abteilung in irgendeinem Unternehmen – einen Umsatz von z.B. 80 Einheiten lukrieren (das ist z.B. der interne Stundensatz). Die fehlenden 63 Einheiten sind der gesamte Overhead GO.
Der gesamte Overhead, das sind alle, aber auch wirklich alle externen und internen Vorleistungen, die durch „meine Produkte“ (die 100% Erwerbs-Produktion), also durch die 63 Einheiten finanziert werden, inklusive Steuern und Sozialabgaben, so sie bereits vom Unternehmer abgeführt werden.
Wenn man meine Private Wertschöpfung = NE / GO = 17 / 63 ~ 27% berechnet, dann wird klar, dass die drei eingezeichneten Produkte nicht „meine Produkte“ sind, sondern dass ich auf die Vorleistungen der anderen Kollegen sozusagen nur „den Schlußstein draufsetze“ (27%), dieser Ehre darf ich mich nicht entziehen.
Und „meine Produkte“ sind ja auch wieder nur Vorleistungen, auf die jemand anderer – intern oder extern – den Schlußstein setzt, und so fort, bis letzten Endes ein Endprodukt ausgeliefert wird, und die letzte Produktionsstätte in der Wertschöpfungskette einen Umsatz erzielt sowie Umsatzsteuer abführt.
Betriebswirtschaftlich hat natürlich jedes Produkt – und jeder Mitarbeiter – verschiedene Werte der Wertschöpfung, nur für mich privat kann ich das am Nettoeinkommen und am erzielten Bruttoumsatz ablesen.
Alle drei – Konsumstätte(n), Haushalt H und Produktionsstätte(n) *) – sind an sich geographisch verortet, was notwendig ist, um den Ressourcenumsatz den entsprechenden politischen Gebietskörperschaften zuzuordnen – wenn meine Firma im Nachbarort steht, dann ist auch der Bürgermeister des Nachbarortes zuständig, den Ressourcenumsatz der Firma zu besteuern.
*) Die Produktionsstätte(n), in der/denen ich mein Geld verdiene (erwerbe), nenne ich deswegen auch Erwerbsstätte(n), um klar zu machen, dass für mich nicht die dortige Produktion im Mittelpunkt steht, sondern der Gelderwerb**).
**) Hier kratze ich an alteingesessenen Mythen, ich weiß 😉
„RU“ steht also für den – geographisch verorteten – Ressourcenumsatz, der je nach Umweltgesetzgebung entsprechend subventioniert und/oder besteuert wird.
Auch der Markt hat einen Ressourcenumsatz, welcher entlang der Transportrouten und in den Zwischenlagern zu verorten ist.
Die Vorleistungen, die Güter der externen Vorleister, müssen erst zur Produktionsstätte transportiert werden, ausserdem gibt es sicher die eine oder andere Dienstreise vom Vorleister zur Produktionsstätte. All das ist der Vorleistungsverkehr „VLV“.
Berufsverkehr „BV“ = ich muss mich ja – zumindest zwei-, dreimal die Woche, körperlich zur Produktionsstätte begeben.
Konsumverkehr „KV“ – Konsum findet ja nicht immer in den eigenen vier Wänden statt.
Wer für welchen dieser Ressourcenumsätze verantwortlich ist – dafür aufzukommen hat – damit möchte ich mich später in dieser Serie noch beschäftigen.
Jetzt aber zu meinem Lieblingsthema:
Alles dreht sich heute um geistiges Eigentum
Zum Vermögen (eines Individuums, einer Familie, einer Firma, einer staatlichen Einrichtung, einer NGO/NPO), zählen nicht nur die drei Arten von Gütern, die wir bereits kennen, also
Waren,
Dienstleistungen und
Daten.
Nein, zum Vermögen zählen auch Rechte.
Ich würde sagen, Rechte sind – so wie auch Geld – eine spezielle Form einer Ware:
sie lassen sich nicht kopieren (zumindest nicht unautorisiert),
sie sind gut lagerbar,
aber es ist manchmal schwer, ihren Wert in Euronen anzugeben.
So, wie Geldscheine eigentlich nur ein „Recht auf Güter“ sind (ein Schuldschein der Zentralbank), so sind Aktien verbriefte Anteile am Eigentumsrecht über eine Firma*).
Patentrechte und Markenrechte sind Rechte, bestimmte Verfahren zur Lösung eines technischen Problems gewerblich zu nutzen (Patentrecht) und andere Marktteilnehmer daran zu hindern, bzw. gewisse einprägsame Merkmale im Zusammenhang mit einer Marke zu verwenden (Markenrecht) und andere Marktteilnehmer daran zu hindern.
*) Eigentum ist das Recht, über eine Sache zu verfügen, einschließlich dem Recht, diese Sache zu zerstören. Dieses Recht ist nur eingeschränkt durch einen „sozialen Vorbehalt“, wonach sich der Eigentümer bezüglich dieser Sache nicht so benehmen darf, als wäre er der einzige, der mit dieser Sache zu tun habe. Sogenannte Stakeholder (die aufgrund irgendeiner Tatsache ein natürliches Interesse haben, bei dieser Sache mitzureden) haben also so etwas wie ein „natürliches Mitspracherecht“. Das letzte Wort hat aber der juristische Eigentümer.
Wir haben davon gesprochen, dass der „Guru“ bzw. der „Meister“ sein „geistiges Eigentum“ dem Unternehmer abgetreten hat, welcher dann daraus Patentrechte bzw. Markenrechte lukrierte.
Aber worin fußt eigentlich das „Recht“ eines „Gurus“ oder eines „Meisters“, über „seine Werke“ zu „herrschen“?
Das wollen wir im nächsten Kapitel ventilieren.
Urheberschaft ist gottgegeben, Eigentum ist nur geborgt
Jeder Urheber eines Kunstwerkes oder eines literarischen Werkes (also auch einer Software) hat von selbst – ohne Zutun – das Urheberrecht, einzig und allein durch die Tatsache, dass er/sie dieses Werk erschaffen – geschöpft – hat.
Das erinnert ein wenig an das Recht Geld zu schöpfen, welches nur der Zentralbank zukommt.
So wie Geldscheine vom Zentralbankgouverneur unterschrieben werden, so werden Kunstwerke und literarische Werke (und Software) oft vom Schöpfer signiert. Diese Unterschrift garantiert für den Wert des Werkes – bzw. des Geldes.
Das Urheberrecht kann weder verkauft noch sonst irgendwie weitergegeben werden, es ist und bleibt ein Recht des Urhebers und ist bis 70 Jahre nach dessen Tod wirksam.
Erst 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers kann man seine Werke bedenkenlos nutzen.
Ein bisschen schwieriger wird die tatsächliche Durchsetzung des Urheberrechts, insbesondere bei digitalen Daten, welche schwer vor dem Kopieren geschützt werden können.
Was den Umgang mit Daten und Software betrifft, herrscht heutzutage noch ein heilloses Chaos von verschiedensten Ansätzen (DRM, Upload-Filter, usw.) und ich kann einem geldgierigen Jüngling keinesfalls empfehlen, in das Metier der IT einzusteigen. Das rechnet sich nicht. In der IT brauchst Du ein gerüttelt Maß an Altruismus, insbesondere gegenüber Deinem Arbeitgeber, der Dich beim Jammern immer noch haushoch schlägt 🙂
Ich bevorzuge die Begriffe vom Erstling und von der Kopie.
Das Erstellen des Erstlings einer Software ist eine Dienstleistung und es ist immens teuer.
Das Erstellen einer Kopie des Erstlings ist saubillig – und es ist ebenfalls eine Dienstleistung.
Beide Programme – Erstling und Kopie – leisten aber dasselbe. Wie soll man das monetär bewerten?
Wenn man eine Herangehensweise wählt, mit der man a) den Erstling „im Griff behält“ (sog. „geschlossener“ Erstling) und b) das unkontrollierte Weiterkopieren der Software technisch unterbindet, dann kann man die Kosten des Erstlings in den Lizenzen für die Kopien einpreisen. Das ist aber tendenziell unzuverlässig und es neigt dazu, aus offenen Gesellschaften geschlossene zu machen.
Bei einem „offenen“ Erstling tendiere ich dazu, dessen Erstellung als einen „Dienst an der Gesellschaft“ zu interpretieren, der auch von der Öffentlichkeit entsprechend abgegolten wird. Das Modell wäre ähnlich wie die Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft – öffentlich finanzierte Dickbrettbohrer – und privatem Sektor – privat finanzierte Dünnbrettbohrer.
Die Öffentlichkeit kümmert sich um die Erstellung des offenen Erstlings und die Infrastruktur für das Kopieren (mit „Öffentlichkeit“ kann auch eine NPO/NGO gemeint sein), die Privatwirtschaft kümmert sich um die Hardware, die zum Ablauf der Kopie benötigt wird.
3D Drucker – Druckerpresse Next Generation
Bis jetzt war es so, dass die Hardware eines Computers fix vorgegeben ist.
Der Computer steht einmal so herum, und ist „an sich“ ein Generalist. Er ist a priori in der Lage, Daten zu verarbeiten und durch die Verarbeitung der Daten durch eine bestimmte Software wird aus diesen Daten dann nützliche Information.
In der Computer-Hardware und in der Firmware sind alle möglichen S/R-Schemata „angelegt“, die dann durch die konkrete Software erst konkret durchgeführt werden.
Die Diskette mit dem Label „MS Flight Simulator“ IST kein Flugsimulator, aber sie MACHT einen Flugsimulator aus dem PC.
Einige wenige Spezialisten haben viele Stunden investiert, um den „MS Flight Simulator“ zu erstellen, aber jetzt ist er 1-2-3 kopiert und kann von jedem mathematischen Laien verwendet werden, um komplexe flugdynamische Berechnungen anzustellen, die einem das Gefühl geben „ich fliege“.
Und mit dem 3D Drucker gehen wir jetzt einen Schritt weiter. Mit Hilfe dieses Geräts bin ich nicht auf die generalisierte Hardware eines PC oder einer Konsole angewiesen, nein ich kann spezifische Hardware selbst erstellen, wieder aufgrund der harten Arbeit einiger Spezialisten, die den Bauplan erarbeitet haben, den ich dann in den 3D Drucker füttere.
Wie Ihr wisst, halte ich den Begriff der Digitalisierung für fehlgeleitet. Schon in den 90er Jahren war die allermeiste Hardware, die wir benutzten, digital. Analoge Hardware gibt es jetzt kaum noch.
Ich denke, dass der Begriff „Virtualisierung“, bzw. „Computerisierung“ den Sachverhalt besser treffen würde.
Millionen von Müttern, Schwiegermüttern und Ehefrauen versuchen jedes Jahr, ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme „aus dem Hut zu zaubern“, das allerorten mit Liebe verwechselt wird.
Aber ist das nicht nur sentimentaler Neurosengatsch, mit dem wir versuchen, alle dazu zu bringen, zumindest einmal im Jahr nach unserer Pfeife zu tanzen?
Was ist das wirklich? Liebe?
Im Deutschen haben wir leider nur ein einziges Wort für „Liebe“.
In anderen Sprachen gibt es zumindest „Amor“ und „Caritas“, und dann noch die „Amicitia“, die man am besten mit „Freundschaft“ übersetzen kann.
Im Deutschen verwenden viele Frauen die Worte „mögen“ und „lieben“, damit sie eine Trennlinie ziehen zwischen „Kumpel“ und „Freund“.
Dabei meinen sie, das „Verliebtsein“ sei eine höhere Form von „mögen“, die nur einem Menschen vorbehalten bleibt.
Ich würde folgendes Wording vorschlagen: ich „mag“ einen Menschen, wenn ich ihn „gern habe“, wenn ich mir noch etwas „von ihm erwarte“. Wenn ich auf seine Zukunft und unsere Zukunft noch Hoffnungen setze. Das ist also „verliebt sein“ und hat sehr viel mit Egoismus zu tun – mit einem guten Egoismus, der die Gesellschaft innerhalb der Grenzen zusammenhält. Das ist also am ehesten mit „Freundschaft“ oder „amicitia“ zu übersetzen. „verliebt sein“ = „mögen“ = „gern haben“ = „guter Egoismus“.
Dann gibt es noch den „Eros“, also die erotische Liebe zwischen Mann und Frau, die einerseits ein „gemeinsames Spiel“ und ein „gemeinsames Erregtsein“ darstellt und als ebenfalls guter „gemeinsamer Egoismus“ der Fortpflanzung als Ziel dient. Diese Kräfte sind sehr starke Kräfte, die in jedem Menschen schlummern und deren Beherrschung ein hohes Maß an Verantwortung fordert. Wenn wir diese Kräfte nicht beherrschen, dann können ganze Gesellschaften zerbrechen.
Und – last but not least – gibt es die „caritas“, also die selbstlose Liebe, die für den Anderen immer nur das Gute will. Diese Form der Liebe hat viel mit Mitleid zu tun und ihre Grundlage ist die unvergängliche Würde eines jeden Menschen – eines jeden Lebewesens – die aus seiner Gotteskindschaft folgt, ob Freund oder Feind. Diese höchste Form der Liebe überwindet Grenzen und dient dem grenzüberschreitenden Frieden. Sie ist nur aus dem Glauben begründbar und ist der einzige Weg zu dauerhaftem Wohlstand und Frieden der gesamten Menschheit. Man kann auch Altruismus dazu sagen.
Hass ist nur ein Gefühl. Liebe ist mehr als ein Gefühl. Wir sollten zu Weihnachten nicht beim „sentimentalen Neurosengatsch“ hängen bleiben, sondern daran denken, dass die Geburt Jesu etwas durch und durch unsentimentales war. Ein schwangeres Flüchtlingspaar hat wegen des Mitleids eines Wirten einen allerletzten Platz in einem stinkenden Stall bekommen, und die Geburt Jesu weist bereits auf das Kreuz hin. Auf den Kalvarienberg.
Dort – am Kreuz – hat Jesus uns erlöst. Nicht in einem Palast, sondern mitten im Leben und mitten im Tod. Und in der Auferstehung, die uns Hoffnung gibt.
Es gibt „physische“ Schmetterlingskinder, über deren Krankheit wird immer wieder berichtet, davon will ich jetzt auch gar nicht so sehr schreiben.
Die haben eh ihre Beschützer.
Aber ist Euch schon einmal aufgefallen, dass es auch „psychische“ Schmetterlingskinder gibt?
Ich meine die psychischen Effekte, die auftreten, wenn jemand „eine dünne Haut“ hat.
Also: alle Ereignisse nimmt man sich wahnsinnig zu Herzen.
Man hat dauernd das Gefühl, sich an einem Bifurkationspunkt zu befinden und alles – wirklich alles – hängt davon ab, ob und wie ich mit dem Flügel schlage.
Wenn ich auch nur ein falsches Wort sage, wird mich das System ausspucken, mein Mann wird mich im Stich lassen und ich stehe allein da.
Wenn ich auch nur einen Fehler mache, werde ich meinen Job verlieren und nie mehr wieder arbeiten können.
Wenn ich mein Projekt falsch anlege, wird der dritte Weltkrieg ausbrechen.
Und schließlich: Wenn ich auch nur den kleinsten Fehler mache, dann werden sie mich umbringen.
Hmmmmmmm, jetzt kommt der Moment der Vernunft – die intellektuelle Niederkunft – ich werd‘ ja sowieso sterben.
Ahso.
Alles klar.
Ruhe kehrt ein.
Wenn uns der liebe Gott auf den letzten Metern zum Grab noch jeden Tag eine kleine Challenge schenkt – damit uns nicht gar so fad ist – dann ist das schon sehr viel.