Wie ich bereits im siebenten Büchlein erörtert habe, wollen wir Menschen geliebt werden.
Die Liebe ist die größte Stärke des Menschen, aber auch seine größte Schwäche.
Weil wir Angst vor dem sozialen Tod haben, haben wir auch Angst davor nicht geliebt zu werden.
In unserer Angst tun wir dann die verrücktesten Sachen – das ist der „Unsinn des Gewissens“. Und eigentlich ist es auch der Ursprung des Bösen.
Wie meine ich das?
Nun, man sagt das grundlegendste, das ursprünglichste und das erste Bedürfnis jedes Menschen sei es, angenommen zu sein, wie man ist. Also geliebt zu werden, ohne sich anbiedern zu müssen.
Wenn dieses Bedürfnis nicht befriedigt wird, vor allem nicht von den Eltern, dann reiten wir in unserer Verzweiflung von einer Trotzphase in die nächste.
Wir machen verrückte Purzelbäume, schneiden uns nicht die Haare, waschen uns nicht und fangen an zu stinken, nehmen Drogen, schwänzen die Schule und drohen damit unser Leben wegzuwerfen, solange, bis dieses grundlegendste aller Bedürfnisse erfüllt wird.
Aber ich darf nicht ungerecht sein. Die Strategie, die ich soeben beschrieben habe, die „Strategie des Trotzes“, wird nicht von jedem Kind oder Jugendlichen verfolgt.
Manche, vor allem schwache Charaktere, wählen auch den „Weg der Anpassung“. Sie erkaufen sich die Anerkennung, indem sie sich selbst verbiegen. Und bringen sich selbst um die Befriedigung des grundlegendsten aller Bedürfnisse.
Das sind die wirklich unglücklichen, also bösen Charaktere.
Die Mitläufer, die Denunzianten, die mit den Wölfen heulen und die das „Fahrradfahren“1 beherrschen.
Das ist der „Unsinn des Gewissens“ in Reinkultur. Das ist die Grundlage aller Neurosen und Psychosen und davon leben die Psychiater und Beichtväter seit Generationen.
Meint
Euer Christoph
1Fahrradfahren = nach oben buckeln und nach unten treten