[…]Als sie nun in den Weg der Siedlung einbogen, waren Walters Gedanken angespannt. Würden die Kinder einander mögen? Heute waren die beiden Halbgeschwister Carl-Friedrich und Lieserl ebenfalls anwesend, da sie das neue Familienmitglied kennenlernen wollten.
Zuallererst gab es eine Stärkung, die Veronika bereits vorbereitet hatte, dabei stellte Walter das neue Kind vor: „Das ist Conrad Peter. Er wird ab jetzt bei uns wohnen“.
Stille.
Ein schlechtes Zeichen.
„Also, wie wäre es, wenn ihr zur Begrüßung einmal das ‚My Reality‘-Spiel mit Conrad Peter spielt?“
„My Reality?“, fragte Conrad Peter. „Hört sich interessant an, aber ich habe immer gedacht, es gibt nur eine Realität“, fügte er hinzu, und: „Monsignore Kaminsky sagt immer: Es kann nur eine Wahrheit geben.“
Na gut, wir hatten ja bereits erwähnt, daß Conrad Peter noch viel zu lernen hatte.
Jedenfalls hatte Walter in diesem Haus einen Raum eingerichtet, in dem mehrere Computer standen und den Kindern eine Installation boten, die man als „Multiplayer-Holodeck“ bezeichnen konnte, wenngleich die Technologie dafür noch sehr in den Kinderschuhen steckte.
Man konnte dort eigene virtuelle Welten basteln, quasi wie mit einem Lego-Baukasten aus kleinen Steinchen zusammensetzen.
Und man konnte diese Welten dann mehr oder weniger „betreten“ beziehungsweise „bewohnen“.
Man konnte diese virtuellen Welten einzeln oder in Gruppen von bis zu fünf Personen betreten.
Am einfachsten war es natürlich, sitzende Positionen zu simulieren, also Autorennen und Luftkämpfe, aber Walter hatte bereits Pläne, die Motion Capture Technik zu verwenden, um in diesen Welten auch „herumgehen“ und sogar „herumlaufen“ zu können.
Dieses „Ich zeig‘ dir meine Welt, zeig‘ du mir deine“ – Prinzip war bei den Kindern sehr beliebt, und so darf es nicht verwundern, daß sie auf Walters Vorschlag begeistert aufsprangen und Conrad Peter sofort in den Computerraum mitnahmen.
Carl-Friedrich sagte: „Ich schlage vor, wir nehmen das Anfänger Level mit der Eisenbahn, da kann sich Conrad Peter erst einmal daran gewöhnen, wie das System auf seine Bewegungen reagiert“.[…]
Dieses „Ich zeig‘ dir meine Welt, zeig‘ du mir deine“ – Prinzip war bei den Kindern sehr beliebt, und so darf es nicht verwundern, daß sie auf Walters Vorschlag begeistert aufsprangen und Conrad Peter sofort in den Computerraum mitnahmen.
„Ich zeig‘ dir meine Welt zeig‘ du mir deine“
Ist das nicht auch der Ursprung der Sprache?
Kind: „Was ist das?“
Mutter: „ein Bananenfrappé“
Kind: „Mhhhhhh“
Und ist die Sprache nicht der Versuch, die Welt abzubilden, so wie wir sie sehen?
Als ich zum ersten Mal lernte, was objektorientiertes Programmieren bedeutet, sagte unser Lehrer: „Jedes Computerprogramm bildet einen Teil der Welt als Modell ab“.
Mir kam das zu eng vor.
Gibt es nicht auch Programme, Apps, die sich mit purer Mathematik oder mit anderen Phantasiegebilden beschäftigen?
Schon, aber als Inhalt des Kopfes des Programmierers sind sie ja auch ein Teil der Welt.
Diesmal möchte ich mir ein paar unfrisierte Gedanken machen, wobei ich von dem Gedanken ausgehen möchte, dass der Mensch offensichtlich nichts so schlecht aushält, wie Sinnlosigkeit.
Nicht umsonst neigen wir dazu, im Falle einer Lebenskrise in Wahnvorstellungen und andere Erklärungen abzurutschen, die unser Gehirn erfindet, um der „großen Sinnlosigkeit“ zu entkommen.
Ist es für uns nicht einfacher zu akzeptieren, dass hinter der Regierung eine große Verschwörung stecke, die mit Hinterlist und Tücke, aber mit großer Intelligenz, darauf abziele, uns zu unterjochen, als zu akzeptieren, dass jeder dieser Hampelmänner einfach nur den eigenen Trieben folgt und dass das Gesamtergebnis eigentlich ein großer, sinnloser Zufall ist?
Das Muster Gottes
Und trotzdem, obwohl die Wissenschaft als letzte Antwort nur den Zufall anbieten kann, haben die Menschen, und es handelt sich hier nicht nur um verrückte oder kranke Menschen, in all diesen Zufällen ein Muster erkannt, das sie letzten Endes zum Glauben und zur Religion geführt hat.
Dieses „Muster Gottes“ lässt sich nicht wissenschaftlich beweisen, es erschließt sich nur dem Glaubenden und letzten Endes ist es ein Geschenk Gottes, wenn jemand glauben darf. Glauben lässt sich nicht beweisen, auch nicht erzwingen.
Aber, bevor wir uns näher mit dem „Muster Gottes“ beschäftigen, wollen wir klarstellen.
Auch die Wissenschaft läßt uns erkennen,
dass wir etwas Besonderes sind.
Schon die Evolutionstheorie, aber auch die Astronomie, zeigen uns die Besonderheit unseres Lebens.
Auch, wenn es im Laufe der Jahrmilliarden in unserem unglaublich großen Universum mehr als einen Planeten gegeben haben mag, der für kurze Zeit Leben trug, so gibt es doch für jeden bewohnten Planeten viele Millionen oder Milliarden Planeten, die niemals Leben getragen haben und niemals Leben tragen werden.
Und, was die Entwicklung der Arten betrifft, so gehen weit über 99% aller Mutationen wieder zugrunde, weil sie der strengen Selektion durch die Naturgesetze ausgesetzt sind.
Du, persönlich, bist das absolut unwahrscheinliche Ergebnis einer Reihe von hunderten, tausenden, Vorfahren, die es alle(!) geschafft haben, zu überleben und sich zu vermehren. Das schaffen nicht viele Lebewesen.
Also, ein Grund mehr, stolz zu sein und Selbstbewusstsein zu zeigen.
Das Beten, das „Reden mit Gott“, ist es auch, das offensichtlich ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen gegenüber der anderen Kreatur ist (ich weiß, man kann das bezweifeln).
Und viele Gebete, zum Beispiel der Rosenkranz, sprechen im Menschen eher das Gefühlsbetonte, das Meditative an.
Ich selbst bin eher ein Mensch der Vernunft, der Ratio – auch wenn ich bekanntlich eine Schwäche für Metaphern und Allegorien habe – doch auch für mich gibt es zumindest ein Gebet, welches eher die Ratio anspricht.
Das „Vater Unser“ ist aber auch „das“ Gebet, das uns laut Überlieferung Christus selbst gelehrt hat.
Ich möchte also drei Beiträge über das Vater Unser schreiben, das ich wie folgt in drei Abschnitte einteile:
Tatsächlich feiern wir morgen Christi Himmelfahrt und tatsächlich beschert uns das ein „langes Wochenende“.
Was spricht also dagegen, meinen lange gehegten Vorsatz einzulösen und die Fragen meines treuen Lesers KNI zu beantworten?
Ich hatte nämlich HIER die erste Version meines neuen „kleinen religiösen Büchleins“ über den Sinn und Unsinn des Gewissens in Kopie abgedruckt.
Es fehlt aber ein letztes Kapitel, sozusagen ein „Resumee“, in dem ich die verschiedenen angesprochenen Arten des Gewissens (das ICH-Gewissen, das ES-Gewissen, das WIR-, IHR- und DU-Gewissen) noch einmal Revue passieren lasse und gleichsam „wissenschaftlich definiere“.
Weiters hat KNI vorgeschlagen, einige positive Beispiele für das WIR-Gewissen zu nennen, das in meinem bisherigen Text nicht so positiv davongekommen ist. Denn eine Gemeinschaft kann mein Gewissen auch in positiver Hinsicht formen, nicht nur vergewaltigen.
Nun, das möchte ich an diesem langen Wochenende erledigen, und mit diesem Vorsatz gehe ich heute zu Bett.
Weiters hatte ich wieder – aus wirtschaftlicher Sicht – über den Begriff der „Werte“ nachgedacht, und hier ist es tatsächlich so, dass wir Werte im Alltagsgebrauch nach ihrer NÜTZLICHKEIT reihen. Alles, was nützlicher ist, betrachten wir als wertvoll, die unnützen Sachen hingegen betrachten wir als wertlos.
Aber, was IST Nützlichkeit? Kann nicht etwas, das ICH als nutzlos betrachte, in den Augen Gottes unendlich WERTVOLL sein? Das wird zu ventilieren sein.
Allerorten hört man Klagen, dass in unserer Gesellschaft ein sogenannter „Werterelativismus“ einreiße.
Alles sei richtig, alles sei wahr und man könne sich auf nichts mehr verlassen (am wenigsten auf die Jugend), liest man allenthalben in traditionsreichen Medien.
Wir müssen uns wieder auf die „Europäischen Werte“ rückbesinnen, heißt es da meistens, und die guten alten Traditionen würden uns den Weg in die Zukunft zeigen.
Nun.
Auch ich selbst würde mich aus Sicht meines „Wertekorsetts“ als „guten alten katholischen Christen“ bezeichnen und ich fühle mich den zehn Geboten verpflichtet (auch wenn ich kein „vorbildlicher“ Christ bin, der wirklich jeden Sonntag in die Kirche geht).
Aber werde ich deswegen in den Chor der Ewiggestrigen einstimmen, die ihr Heil immer in der Vergangenheit suchen?
Haben wir das Recht, über unser Gewissen zu urteilen?
Sinn und Unsinn des Gewissens festzustellen?
Ist es nicht das Gewissen, das über uns urteilt, statt umgekehrt?
Ist nicht das Gewissen die allerletzte Instanz, die über Gut und Böse entscheidet?
Nun, diesen Fragen sollten wir auf den Grund gehen.
Beginnen wir mit der Definition, die wir in der Schule gelernt haben:
Das Gewissen ist jene Fähigkeit der Vernunft, die es dem Menschen ermöglicht zu erkennen, was recht ist, und es ist der Antrieb nach dieser Erkenntnis zu handeln.
Und da haben wir schon den Schlamassel:
Die Vernunft des Menschen ist irrtumsfähig.
Das heißt also, dass auch das Gewissen irrtumsfähig ist.
Wenn wir uns jetzt also in unseren moralischen und ethischen Bewertungen irren können, was ist nun der Maßstab, den wir anlegen können?
Wonach sollen wir uns richten?
Wo ist unser Leuchtturm, unser Kompass, unser Navi?
Was ist die Wahrheit, der wir folgen sollen?
Ich möchte versuchen, diese Fragen in diesem „kleinen religiösen Büchlein“ ein wenig zu ventilieren.
Lieber Leser, liebe Leserin, Du mußt mir nicht glauben, trotzdem wünsche ich Dir, daß Dich das Büchlein anrege und begleite.
Das ES-Gewissen
Wenn ein Kind geboren wird, dann lernt es die Leiden des Lebens am eigenen Leib kennen:
ICH habe Hunger
ICH fühle mich kalt
ICH fühle mich einsam
Am Anfang sind es diese ICH-bezogenen unangenehmen Gefühle, die uns sagen, was gut und was böse ist.
Und in den meisten Fällen müssen wir nur ein bisschen weinen – eventuell schreien –, damit unsere unangenehmen Gefühle beseitigt werden. Wir werden ge“stillt“, damit wir eben still sind.
Irgendwann dann beginnen wir zu denken, wir lernen, dass die Mutter, der Vater auch Menschen sind, und dass wir von ihnen abhängig sind.
Der Mensch fürchtet eigentlich nur zwei Dinge:
den physischen Tod,
den sozialen Tod.
Diese Furcht vor dem sozialen Tod, dass die, von denen wir abhängig sind, uns nicht mehr mögen, diese Furcht führt zum ES-Gewissen.
ES wäre gut, wenn mich meine Eltern mögen
ES wäre gut, wenn meine Eltern reich und angesehen sind
ES wäre gut, wenn auf der Welt Frieden ist
Und so wird unser Gewissen von der Umwelt geformt, durch die Menschen, von denen wir abhängig und auf die wir angewiesen sind.
Das ist die Basis für den Unsinn des Gewissens.
Die Liebesfalle
Wie ich bereits im siebenten Büchlein erörtert habe, wollen wir Menschen geliebt werden.
Die Liebe ist die größte Stärke des Menschen, aber auch seine größte Schwäche.
Weil wir Angst vor dem sozialen Tod haben, haben wir Angst davor nicht geliebt zu werden.
In unserer Angst tun wir dann die verrücktesten Sachen – das ist der Unsinn des Gewissens.
Und eigentlich ist es auch der Ursprung des Bösen.
Wie meine ich das?
Nun, man sagt das grundlegendste, das ursprünglichste und das erste Bedürfnis jedes Menschen sei es, angenommen zu sein, wie man ist. Also geliebt zu werden, ohne sich anbiedern zu müssen.
Wenn dieses Bedürfnis nicht befriedigt wird, zuallererst von den Eltern, aber auch von anderen Autoritäten, von denen wir abhängig sind, dann reiten wir in unserer Verzweiflung von einer Trotzphase in die nächste.
Wir machen verrückte Purzelbäume, schneiden uns nicht die Haare, waschen uns nicht und fangen an zu stinken, nehmen Drogen, schwänzen die Schule und drohen damit unser Leben wegzuwerfen, solange, bis dieses grundlegendste aller Bedürfnisse erfüllt wird.
Aber ich darf nicht ungerecht sein. Die Strategie, die ich soeben beschrieben habe, die „Strategie des Trotzes“, wird nicht von jedem Kind oder Jugendlichen verfolgt.
Manche, vor allem schwache Charaktere, wählen zum Beispiel1 auch den „Weg der Anpassung“. Sie erkaufen sich die Anerkennung, indem sie sich selbst verbiegen. Und bringen sich selbst um die Befriedigung des grundlegendsten aller Bedürfnisse.
Das sind die wirklich unglücklichen, manchmal auch bösen Charaktere.
Die Mitläufer, die Denunzianten, die mit den Wölfen heulen und die das „Fahrradfahren“2 beherrschen.
Das ist der „Unsinn des Gewissens“ in Reinkultur.
Das ist die Grundlage aller Neurosen und Psychosen und davon leben die Psychiater und Beichtväter seit Generationen.
Meint
Euer Christoph
Zurück zum ICH-Gewissen
Aber dieses ES-Gewissen, das ich in den letzten Kapiteln beschrieben habe, es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Denn ist es nicht unsere Aufgabe, das Leben zu nützen und vom ständigen REA-gieren loszukommen, hin zu einer agileren Lebensweise des A-gierens?
Wir alle kennen das, wenn wir bereits beim Frühstück uns vor all dem INPUT fürchten, der in der Mailbox auf uns lauert.
Und vor all dem Streß, den es uns bereiten wird, im Laufe des Tages auf diesen INPUT zu REA-gieren?
Wäre es nicht schön, wenn wir aus der Ruhe heraus A-gierten? Wenn wir in uns hineinhörten, bevor wir Aktionen setzten?
Wäre es nicht schön, wenn unser Antrieb in die Welt hinaus zu gehen wieder unsere ureigenste NEUGIER wäre? Der Wunsch, neues kennenzulernen und nicht andauernd von Außen zu leben, sondern wieder von Innen?
Wäre es nicht schön, vom ES-Gewissen zum ICH-Gewissen zu kommen?
Meint
Euer Christoph
Das DU-Gewissen
Aber eigentlich ist auch das ICH-Gewissen nur ein Schritt in die richtige Richtung und noch nicht das Ziel.
Denn wie war es im Mutterleib?
Hatten wir dort nicht das ewige DU verspürt?
Haben wir im Mutterleib nicht den ersten unserer Sinne erlernt, das MITGEFÜHL?
Und hatten wir dort nicht noch eine enge Beziehung zum EWIGEN DU, zu Gott?
Fühlten wir uns dort nicht noch geborgen und zuhause und ist es nicht der Mutterleib, in den wir uns ein ganzes Leben lang zurücksehnen?
Viele Fragen werden hier aufgemacht, und eigentlich sollten wir ein Leben lang versuchen, zu diesem Gott ZURÜCK zu finden, von dem wir durch die Umstände des Lebens ja nur getrennt worden sind.
Und wir sind auf dieser Suche nach diesem Gott nicht alleine.
Viele Menschen vor uns haben schon tragbare Literatur geschrieben und Lehre verbreitet – in der Bibel und in der Kirche – in der gute Vorschläge gemacht worden sind, darüber was denn dieser Gott eigentlich von uns will:
Die Richtschnur für unser Gewissen sind immer noch die zehn Gebote Mose, die Jesus dann in zwei Gebote zusammengefasst hat.
Das ist das eingangs erwähnte Navi, unser Leuchtturm und unser Kompass.
Meint
Euer Christoph
WIR und SIE
Boshafte Menschen behaupten, der Mensch hätte den Schritt vom „homo sapiens“ zum „homo connectus“ bereits hinter sich.
Aber das ist gar nicht mal so unrichtig, denn das alte Erkenntnis, wonach der Mensch ein „ens sociale“ sei, ein „soziales Wesen“, das nicht für sich allein sein könne und die Gemeinschaft brauche, hat etwas durchaus Richtiges.
Aus dem ICH-Gewissen und dem DU-Gewissen wächst also auch so etwas wie ein WIR-Gewissen.
„Wir sind die Guten“, das ist ein Satz, den wohl keine Gemeinschaft der Welt verneinen wird.
Und es hat schon seine Berechtigung, dass man seine eigene Familie, seine Klassengemeinschaft, sein eigenes Land, seinen eigenen Ort und auch seinen eigenen Kontinent gegenüber anderen bevorzugt.
Die Gemeinschaft hilft uns – durch die sogenannte „soziale Kontrolle“ – auf dass wir die guten Vorsätze auch tatsächlich einhalten können. Das ist durchaus etwas Gutes.
Dieses Gewissen, das WIR-Gewissen, ist aber auch die gefährlichste Form des Gewissens, weil sie im Laufe der Geschichte immer wieder in die „gemeinsame Gewissenlosigkeit“ umgeschlagen ist.
Die unrühmlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts, die sich zum Beispiel im Stalinismus und im Nationalsozialismus manifestiert haben, waren solche „Ausformungen des gewissenlosen WIR-Gewissens“, und wir müssen sehr gut aufpassen, dass uns das nicht wieder passiert.
Meint
Euer Christoph
Die kontinuierliche Entwicklung
Wie gesagt, meiner Meinung beginnt alles gleich nach der Geburt mit dem ES-Gewissen.
Aber sobald der Mensch zu denken beginnt, ist es sein Intellekt, der das Gewissen stetig formt.
Formt, indem man sich Vorbilder sucht.
Formt, indem man über die früheren Erfahrungen der Menschheit lernt.
Formt, indem man gute und schlechte Erfahrungen macht.
Und formt, indem man die Erfahrungen in die Zukunft extrapoliert – sei es durch Nachdenken oder durch Meditation und Versenkung.
Und so kommt man von einer rein bewussten Einhaltung der Gebote Gottes hin zu einer guten Gewohnheit, einer Tugend.
Die Tugend ist bekanntlich die erworbene – geübte – Leichtigkeit in der Ausübung des Guten.
Meint
Euer Christoph
1Außer dem Revoltieren und dem sich Anpassen gibt es zum Beispiel auch noch das sich Vertschüssen, so man dazu in der Lage ist. Eigentlich sind wir wieder bei den drei Möglichkeiten „leave it“, „love it“ or „change it“, die immer dann zutreffen, wenn man „mit der Gesamtsituation unzufrieden ist“, wenn man also „im Mangel lebt“, wenn also „die Bedürfnisse nicht erfüllt sind“
2Fahrradfahren = nach oben buckeln und nach unten treten
In meinem letzten Beitrag hatte ich behauptet, dass unser Umgang mit geistigem Eigentum der entscheidende Faktor in diesem Jahrtausend sein wird.
Dieser Umgang mit dem Urheberrecht und mit den kreativen Köpfen unserer Welt wird entscheiden, ob die Digitalisierung uns zum Vorteil gereichen wird, oder ob sie nur ein weiterer Schritt in den Untergang ist.
Denn im Anfang war geistiges Eigentum ein gemeinsames Gut, und das Pflegen von Ideen und Innovationen war eine Aufgabe der Führungsschicht, die dafür keinen Sold einfordern brauchte, sondern höchstens einen „Ehrenlohn“, ein sogenanntes Honorar bekam, je nach Qualität der Idee.
Dann später, so etwa in den Zeiten der Industrialisierung Europas, vielleicht auch verursacht durch die Erfindung der Druckerpresse zum Beginn der Neuzeit, wurden die Ideen knapp und man begann ein verbrieftes Urheberrecht für geistige (literarische) Werke zu definieren. Das Urheberrecht ist die Grundlage dessen, was wir als „geistiges Eigentum“ bezeichnen.
Ideen sind ein knappes Gut?
Schaut nicht so aus.
Denn seit Web2.0 kann jeder Möchtegern einen Blog anlegen und seine Ideen in die Welt hinausposaunen – ich nehme mich da gar nicht aus.
Und ich meine auch nicht die Menge der Ideen, Ideen gibt’s eigentlich zum Saufüttern.
Ich meine die Qualität der Ideen und den Umgang mit den Ideen.
Eine Idee hat eigentlich nur dann einen Wert für mich, wenn ich sie geheim halte. In der Schule lernen wir: „Wer die Antwort als erster heraussagt, der hat gewonnen“. Das ist grundverkehrt und im echten Leben unbrauchbar. Auch ich muss das immer noch lernen.
Eine Idee hinauszuposaunen, kann ein legitimes Mittel des Marketing sein, wenn ich die Welt davon überzeugen möchte, wie gut ich bin, aber nur, um NACH dieser Idee noch Folgeaufträge für andere – geheimgehaltene – Ideen zu bekommen.
Um hier einen Kompromiss zwischen Hinausposaunen und Ausfruchten einer Idee zu ermöglichen, gibt es das staatlich sanktionierte Patentwesen. In einer Patentschrift muss ich ein Verfahren offenlegen, bekomme dafür aber vom Staat ein Exklusivitätsrecht für die Umsetzung des Verfahrens auf die nächsten etwa zwanzig Jahre.
Die Digitaltechnik
Mit dem Urheberrecht, dem Patentrecht und dem Markenrecht konnte man die vorhandenen Ideen trefflich bewirtschaften, was dringend notwenig war, da die Menschen immer mehr wurden und man dauernd neue Ideen benötigte, damit diesen Massen nicht fad wurde*). Satz 2
*) das ist ein Euphemismus für Arbeitslosigkeit
Nun wurde aber die Digitaltechnik erfunden, die für das Urheberrecht eine neue Herausforderung brachte.
Denn bei einem digitalen Werk ist es so, dass man erstens das Weiterkopieren nicht sinnvoll unterbinden kann*), und dass Kopie und Original nicht voneinander unterschieden werden können.
*) Alle Versuche, digitale Raubkopien technisch zu unterbinden, enden letzten Endes im Überwachungsstaat.
Wenn man aber Kopie und Original nicht voneinander unterscheiden kann, wie soll ich dann beweisen, dass ich der Urheber bin?
Ich müsste beweisen, dass ich der erste war, der eine Kopie in seinem Besitz hatte. Früher hatten sich Buchautoren weitergeholfen, indem sie sich ein eingeschriebenes Paket mit der ersten – ausgedruckten – Kopie selber zusendeten und dann ungeöffnet aufhoben.
In einem Zeitalter, in dem man Papierausdrucke vermeiden möchte – die Bäume wollen ja auch leben – hilft uns hier
der digitale Katechismus?
Was meine ich damit?
Nun, die Kirche ist – da es sich um eine Glaubensgemeinschaft handelt – darauf bedacht, ihre Wahrheit – ihre Sicht der Welt – in Buchform festzuhalten. Damit wird der Glaube, zumindest der Buchglaube, objektivierbar. Dazu entwickelt sie über die Jahrhunderte und Jahrtausende den sogenannten Katechismus.
Auch Unternehmen müssen eine Wahrheit mit sich herumschleppen, nämlich die Buchhaltung.
Seit Beginn der Computertechnik hat man auch Technologien entwickelt, um die Buchhaltung papierlos durchführen zu können, das heisst:
die Buchungen werden linear, eine nach der anderen abgespeichert
bei jeder Buchung ist eindeutig beweisbar, wer sie durchgeführt hat
ältere Buchungen können weder gelöscht noch geändert werden, man kann sie nur durch neuere Buchungen ergänzen
Genau das leistet die moderne Technologie der Blockchains auch: Das digitale Kerbholz
Inwiefern kann uns die Blockchain helfen? Dazu später mehr, hier auf diesem Blog.
Diese Woche möchte ich über ein Gebet schreiben, das neben dem Vater Unser wohl das Gebet ist, das im katholischen Raum am öftesten gesprochen wird.
Das „Gegrüßet seist Du Maria“ ist aber doch, mit Verlaub gesagt, insgesamt ein wenig seltsam.
Es beginnt mit zwei Zitaten aus der Bibel:
Zitat 1: „Gegrüßet seist Du, Maria voll der Gnade, der Herr ist mit Dir“
Bei diesem Satz habe ich immer ein seltsames Gefühl. Es ist dies die Begrüßung, die der Engel laut Überlieferung zu Maria gesprochen hat, bevor er ihr die gute Botschaft überbrachte.
Wenn ich diesen Satz zitiere, stelle ich mich dann nicht ein wenig auf die Stufe des Engels?
Und tatsächlich ist dieser Satz das größte, was Gott, was ein Engel einem Menschen sagen kann: „Der Herr ist mit Dir“
So etwas kann nur Gott – bzw. ein Engel – feststellen.
Wir Menschen sind nicht in der Lage, eine Aussage darüber zu treffen, ob mit jemandem Gott tatsächlich ist – ob dieser Mensch also im Zustand der Gnade lebt – oder ob mit jemandem Gott eben nicht ist – ob er also im Zustand der Dunkelheit lebt.
Wie oft fällen wir Urteile gut/böse über andere Menschen, ohne zu diesem Urteil eigentlich fähig zu sein.
Wir können nur die Worte des Engels nachstammeln und darauf bauen, dass nach der Tradition unserer Hl. Kirche Maria tatsächlich die Gnadenvolle war, mit der der Herr weilte.
Zitat 2: „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus“
Anmerkung: „gebenedeit“ ist ein altes Wort für „gesegnet“
Das sind nun die Worte, mit denen die Schwangere Elisabeth die schwangere Gottesmutter begrüßt hat, als sie von ihr besucht worden ist.
Und das sind nun wieder die schönsten Worte, die eine Mutter zu einer anderen Mutter sagen kann: „Mein Kind ist nicht der Nabel der Welt, Du und Dein Kind, Ihr seid der Nabel der Welt“.
Trotzdem habe ich auch hier ein bißchen ein ungutes Gefühl, denn Elisabeth war doch unter allen Heiligen sicher eine der größten, und indem ich sie zitiere, setze ich mich auch ein bißchen an ihre Stelle.
Der dritte Teil ist nun ein Bittgebet, also die eigentlich einzige Form, wie wir der Gottesmutter begegnen können:
Dritter Teil: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Da kann ich eigentlich nicht viel dazu schreiben, weil das so simpel ist.
Vielleicht ein Gedanke: Jetzt und die Todesstunde, das sind eigentlich die beiden wichtigsten Momente in unserem Leben.
Wenn wir uns umsehen – in unserem Leben, in der Familie, in der Wirtschaft, usw. – dann kommen wir meistens auf folgendes Ergebnis:
Es ist NICHT GUT so, wie es ist.
Es könnte BESSER sein.
Und oft haben wir auch so ein unbestimmtes Gefühl, dass FRÜHER ALLES BESSER GEWESEN SEI.
Auch die Autoren des Buches Genesis, des ersten Buches der Bibel, haben das erkannt und haben eine weltbekannte Geschichte daraus gemacht: Die Erzählung vom Paradies, welches Gott als SEHR GUT erschaffen hatte, und von der Vertreibung des Menschen aus ebendiesem Paradies, weil er die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hat, obwohl Gott genau das verboten hatte.
Und so sind die Bücher der Bibel voll von Aufbrüchen.
Immer wieder sind Menschen aufgebrochen, um das HIER UND JETZT zu verlassen und dem Willen Gottes zu folgen, um an ein BESSERES ZIEL zu gelangen.
Bei Noah ging es um das NACKTE ÜBERLEBEN, da er eine große Flut herankommen sah.
Bei Abraham ging es UM MACHT, da ihm Nachfahren versprochen worden waren, zahlreich wie der Sand am Meer und wie die Sterne am Himmel.
Moses kämpfte um die FREIHEIT DES VOLKES von Sklaverei, um das GELOBTE LAND.
Jesus macht im Gleichnis vom verlorenen Sohn klar, um welche Art von Aufbruch es IHM geht:
Der verlorene Sohn macht sich auf den Weg nach Hause, weil er MIT DER GESAMTSITUATION UNZUFRIEDEN IST und sich MIT DEM VATER VERSÖHNEN möchte.
Aber interessanter weise spricht Jesus nicht davon, dass WIR in ein gelobtes Land aufbrechen müssten, sozusagen in ein neues Paradies, sondern im Vater unser lehrt er uns zu beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auch auf Erden,
usw.
Das Reich Gottes, der Himmel, ist also bei Jesus schon etwas, das sich AUSSERHALB befindet, dort wo der VATER wohnt.
Aber wir sollen nicht versuchen, zum Vater – in den Himmel – zu kommen, sondern wir sollen bitten, dass sein Reich ZU UNS KOMME.
Wir brauchen also nicht wie die Israeliten und andere Asylanten physisch aufzubrechen und ins gelobte Land zu wandern. Jesus geht es in erster Linie um einen INNEREN AUFBRUCH.
Am deutlichsten sieht man das im Dialog mit Pontius Pilatus, knapp bevor Jesus hingerichtet wurde:
Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.
Aber eigentlich hatte ich ja vorgehabt, die Weisheiten des christlichen Glaubens aus der Sicht der Wirtschaftstheorie zu betrachten.
Was können wir aus Jesu Lehre vom Reich Gottes lernen? Vom Ziel des Menschen?
Welche Ziele verfolgen wir denn mit unserer Arbeit?
Was ist das Ziel unserer wirtschaftlichen Tätigkeit?
Eigentlich, wenn man es von der Definition her betrachtet, ist Wirtschaft nichts anderes als „die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse dienen“.
Und wann bedarf es eines „Aufbruchs“? Sei es nun ein „innerer“ Aufbruch oder ein „äußerer“?
Nun, wenn wir im Mangel leben, wenn HIER UND JETZT nicht mehr alle unsere Bedürfnisse adäquat erfüllt werden können, dann bedarf es einer Änderung, eines Aufbruchs.
Genau genommen lassen sich alle Möglichkeiten eines Aufbruchs, die wir dann haben, nur nach den drei Buchstaben L-L-C aufzählen:
Love it,
Leave it or
Change it.
Wir können erkennen, dass unsere Bedürfnisse nicht gerechtfertigt waren, und (in engen Grenzen) UNSERE BEDÜRFNISSE REDUZIEREN (Love it), damit wir wieder zufrieden sind. Kurzfristig ist das oft die einzige Möglichkeit und auch die einfachste Möglichkeit, die wir haben, trotzdem würde ich sie als „Plan C“ bezeichnen, weil sie eigentlich immer zu langfristiger Unzufriedenheit führt.
Sodann haben wir die Möglichkeit, das HIER UND JETZT ZU VERLASSEN (Leave it), uns also physisch oder geistig an einen anderen Ort zu versetzen. Wenn ein besseres DRÜBEN für mich (physisch oder geistig) erreichbar ist, zum Beispiel bei einer Flucht in die Literatur oder in den Konsum von Kulturgütern (Musik, Ausstellungen, ……), ist das ein einigermaßen gangbarer Weg, er ist aber auf jeden Fall mit Kosten und Mühen verbunden. Ich würde diese Möglichkeit als „Plan B“ bezeichnen.
Alle Helden von heute folgen dem „Plan A“. Sie bleiben TEILE DES SYSTEMS und sorgen für einen AUFBRUCH DES SYSTEMS. So, wie Moses das ganze Volk mitgenommen hat ins gelobte Land, so nehmen diese Helden ihre Familien, alle ihre Kollegen und sogar ganze Völker mit in eine bessere Zukunft. Auch dieser Aufbruch muss kein physischer Aufbruch sein. Es kann sich auch hier um einen „inneren Aufbruch“ handeln.
[…]Mit August 2022 wurde mir bewußt, dass die reine Philosophie mit volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Gedankengängen mich nicht mehr befriedigt.
Ich entschied mich, aus Sicht der gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme (Klimawandel, Umweltzerstörung, ……) auch ein wenig im Traditionsschatz des Christentums zu graben, und begann mit folgendem Beitrag: