Der Weg vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – I (Nomaden)

Einleitung

Wie im letzten Beitrag https://letztersein.com/2021/05/07/die-familie-als-keimzelle-des-staates/ *) angedeutet, beschäftige ich mich zurzeit ein wenig mit den Themen

  • Klimakrise
  • Nachhaltigkeit
  • Regionalität
  • Total Reset
  • usw.

Dort habe ich begonnen, mir Gedanken zu machen, indem ich mein eigenes Berufsleben ein wenig nach Kennzahlen gedeutet habe (Bruttoumsatz, Nettoeinkommen, effektive Erwerbsquote innerhalb meiner Familie), und kam zu dem sogenannten

Heuristischen Gleichgewichtskriterium

Effektive Erwerbsquote = Nettoeinkommen / Bruttoumsatz (Gl. I.1)

alles bezogen auf eine bestimmte Wirtschaft, sei es eine Sippe, ein Hof oder eine Familie, ein Staatshaushalt oder die Weltwirtschaft an sich.

Da Österreich einen Gesamtumsatz von gegoogleten ~450 Milliarden Euros und ein gegoogletes Nettoeinkommen von ~90 Milliarden Euro hat (90 / 450 = 20%) und eine Erwerbsquote von 50%, heisst das auf einen ersten heuristischen Blick, dass wir um den Faktor 50% / 20% = 2,5 zuviel arbeiten bzw. zuwenig verdienen !!!

Dabei bin ich davon ausgegangen, dass sich Produktion und Konsum die Waage halten sollten („Gleichgewicht“), habe aber noch einiges offen gelassen, zum Beispiel bin ich noch nicht sicher, wie der Begriff der „Wertschöpfung“ in diese Überlegungen hineinspielt.

Es ist eben ein heuristischer Ansatz und wir wollen nicht den Vorwurf auf uns sitzen lassen, dass wir nicht nach der Wahrheit geforscht hätten, dass wir die Regeln der Wissenschaft ignorierten.

Beginnen wir also ganz von vorne, beginnen wir beim

Nomadentum

Abbildung 1: Erzeugung, Verbrauch und Transport bei einer nomadisierenden Sippe

Erzeugung und Verbrauch im Nomadentum

Der Nomade hat als Produktionsmittel unter anderem Ziegen und Schafe und entnimmt damit dem Gebiet G, in dem er sich aufhält die nötigen Ressourcen, um damit seinen Eigenbedarf zu decken.

Solange es keinen Markt gibt (in unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass es weder Markt noch Geld gibt), gibt es auch keine Erwerbstätigkeit, dennoch gibt es eine Mannigfaltigkeit von Arbeiten zu erledigen.

Es gilt nicht nur die Rohstoffe zu produzieren (Milch, Fleisch), sondern die Nahrung muss auch zubereitet und gemeinsam verzehrt werden. Weiters sind die Zelte und sonstigen Produktionsmittel instand zu halten und von Zeit zu Zeit zu erneuern.

Man muß Neuigkeiten austauschen, zum Beispiel am Lagerfeuer, spielen, trainieren und sich die Zeit vertreiben, sodass alle hübsch motiviert bleiben.

Zusätzlich kann man auch jagen und sammeln gehen, wenn das Gebiet es hergibt.

Ausserdem gibt es auch Mitglieder, die am Produktionsprozess definitiv nicht teilnehmen, weil sie noch in Ausbildug sind (Kinder) oder krank.

Die Alten nehmen durchaus am Produktionsprozeß teil, da sie meist gute Geschichten zu erzählen haben und somit für die Ausbildung der Kinder zuständig sind.

Bei den Israeliten waren die Alten durch das 4. Gebot des Mose (nach den ersten drei Geboten, die sich auf Gott bezogen, war es das erste und wichtigste Gebot, das sich auf Menschen bezieht) „Du sollst Mutter und Vater ehren“, auch wenn sie – ganz am Schluß – an der Kindererziehung nicht mehr produktiv teilnehmen konnten.

Daraus ergibt sich eine „Konsumzahl K“:

Konsumzahl K = Gesamtzahl konsumierende Personenäquivalente / produktive Personenäquivalente“.

Natürlich kann der Mensch nicht nur produzieren und konsumieren, sondern er muss auch trainieren, sich weiterbilden und träumen. Deshalb kann es nicht das Ziel der Menschheit sein, immer mehr und mehr zu produzieren und zu konsumieren – Konsum strengt ja auch an und kann sogar krank machen – sondern die „richtige Balance“ zu finden.

Dazu gab es zum Beispiel die Sabbath-Regel des Judentums oder die 8:8:8 Regel des Hl. Benedikt (später mehr dazu).

Transport im Nomadentum

Wenn ein Gebiet nicht mehr die nötigen Ressourcen hat, merkt der Nomade das daran, dass die Erzeugung hinter dem Verbrauch zurückbleibt, indem er sieht, dass seine Reserven schwinden.

Er verlässt dann das Gebiet G um in ein fruchtbareres Gebiet zu wechseln. Durch das Nomadisieren werden also, da während der Reise weniger produziert wird, die Vorräte weiter schwinden (Transport-Aufwand = N), sodass die Entscheidung zum Aufbruch schon eine kritische Entscheidung ist. Auf keinen Fall darf man zu spät aufbrechen.

Wie ist das heute? Schaffen wir es, mit den Ressourcen des Planeten auszukommen? Wenn nein, dann muss es immer wieder Katastrophen geben, die uns dezimieren, oder wir müssen auswandern.

Diese drei möglichen Stoßrichtungen gibt es heute:

  • Wir akzeptieren, dass es immer wieder Katastrophen (Kriege, Hungersnöte, ……) gibt
  • Wir beginnen, den Mond und die anderen Planeten und ihre Monde zu bewirtschaften
  • Wir lernen, mit den Ressourcen des Planeten auszukommen

Es erinnert mich an die drei „Möglichkeiten, die Du hast, wenn Du im Mangel lebst“:

  • love it,
  • leave it or
  • change it.

Wahrscheinlich wird es eine Mischung von allen dreien.

Meint

Euer Christoph

*) Alle Artikel dieser Reihe

6 Responses to Der Weg vom freien Nomaden zum Sklaven des Marktes – I (Nomaden)

  1. Kardinal Novize Igor sagt:

    Kleiner Gedanke meinerseits: Unsere Energie ist die Sonne. Eigentlich machen wir Sonnenlicht zu Geld. Das haben wir noch ca 800 Millionen Jahre….

    LG KNI

  2. Yeti sagt:

    Nein, wir machen Rohstoffe + Sonnenlicht + Geothermie zu menschlichem Leben (= Zufriedenheit und Gesundheit * 8 Milliarden).

    Das Geld ist eine nötige Randerscheinung. Man kann es nicht essen.

    • Yeti sagt:

      so ähnlich wie der Applaus. Den kann man auch nicht essen

      • Kardinal Novize Igor sagt:

        Die Rohstoffe sind schon da. Die Arbeit, die wir in die Rohstoffe investieren, ist Energie aus der Sonne, und die lassen wir uns in Geld vergüten (seit ca 4000 Jahren, früher mag es anders gewesen sein).

        Es ist ein Henne-Ei-Problem.

        LG KNI

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