Liebe Leser,
Und wieder einmal bin ich darauf hereingefallen, und habe mich über das leistungslose Einkommen echauffiert (siehe den vorletzten Artikel https://letztersein.com/2023/10/31/was-ist-leistung/) und ich habe mir dann vorgenommen, ernsthaft meine Einstellung zu Vermögenssteuern zu überdenken (siehe https://letztersein.com/2023/11/07/vermogenssteuern-eine-naherung/).
Aber warum regt es mich so auf, dass manche Menschen ohne (offensichtliche) Leistung Gutes erfahren, andere hingegen ein Leben lang „ruacheln“ und offenbar nix erreichen?
Mache ich mir selbst so viel Mühe, dass ich auf die Ruhe anderer Menschen neidisch bin?
Habe ich selbst so wenig im Leben, dass ich anderen Menschen um das Erreichte neidisch bin?
Oder regt mich die Ungerechtigkeit an sich auf? Wie kann Gott das zulassen? Bin ich Gott böse?
Vielleicht hilft es, wenn wir uns einmal klar werden,
Wozu wir eigentlich Arbeit und Mühe auf uns nehmen.
Nun könnte ich dogmatisch werden, und aus dem Buch Genesis zitieren, wo es heißt:
- Gen 3,17 Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. / Unter Mühsal wirst du von ihm essen / alle Tage deines Lebens.
- Gen 3,18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen / und die Pflanzen des Feldes musst du essen.
- Gen 3,19 Im Schweiße deines Angesichts / sollst du dein Brot essen, / bis du zurückkehrst zum Ackerboden; / von ihm bist du ja genommen. / Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.
In diesem Wort ist eigentlich alles enthalten: „In Mühsal wirst Du vom Ackerboden essen“.
Einerseits ist in diesem Wort der Ackerboden erwähnt, also das Eigentum, das Vermögen.
Andererseits ist die Mühsal erwähnt, denn es ist nicht so, dass uns die Früchte unseres Vermögens einfach so „in den Mund wachsen“, sondern
- wir müssen den Acker pflegen (das lateinische Wort für Bauer ist bekanntlich agricola, was wörtlich der „Ackerpfleger“ ist)
- wir müssen düngen
- wir müssen säen, unter Umständen auch bewässern, damit die Früchte wachsen können
- und schließlich die schönste aller Arbeiten, die Erntearbeit
(ich will hier nicht schon wieder darauf hinweisen, dass sich die moderne Privatwirtschaft hauptsächlich auf das Ernten konzentriert, das Pflegen, Düngen, Säen und Bewässern überlassen wir gerne dem Staat)
Aber:
Was ist DEIN Acker, von dem DU lebst?
Wenn wir vom Vermögen reden, dann denken wir gerne an die Äcker, Wiesen und Wälder der Bauern, Klöster und anderen Grundeigentümer, wir denken auch an Zinshäuser und andere Immobilien und vielleicht auch an den Besitz großer Unternehmen (an den Aktienmarkt).
Aber denken wir auch an die unzähligen kleinen Gewerbetreibenden mit Ihren Gewerbebetrieben?
Und letzten Endes hatte sogar der letzte Sklave im römischen Reich ein gewisses Vermögen, er hatte nämlich sich selbst und seine Arbeitsleistung – seine Fähigkeiten – die er einsetzen konnte, um sich damit ein Leben zu verdienen.
Es scheint also ein Grundgesetz zu sein, dass ich, um mein Leben zu „verdienen“, folgende Faktoren benötige
- mein Vermögen (und wenn es nur mein persönliches Arbeitsvermögen und meine Fähigkeiten sind)
- meine Mühe (man kann auch sagen, mein Zeitaufwand und meine Willigkeit)
- Ressourcen, die gratis und im Übermaß zur Verfügung stehen (Luft, Sonne, Wetter, …….)
- Ressourcen, die ich von anderen Menschen geschenkt bekomme
- Ressourcen, die ich von anderen Menschen erwirtschafte
Nun sehen wir oft bewundernd, oder auch neidisch, auf die Philanthropen, von der eine xxx Milliarden Dollar Vermögen besitzt, und der andere yyy Milliarden.
Und wir fallen auf den alten Trick herein: immer wenn wir zwei Zahlen sehen, fragen wir intuitiv: „Welche Zahl ist die größere“ und welche ist die „kleinere“?
So beWERTEN wir die Vermögen der anderen und dabei ist uns nicht bewußt, dass der WERT eines Vermögens in den allermeisten Fällen etwas ZIEMLICH RELATIVES ist:
Was ist (Dir) Dein Eigentum wert?
der Wert eines Vermögens ist relativ
früher: 10 Ziegen, 100 Schafe, usw. Wechselkurse
heute: Aktien für 500 Milliarden Dollar, aber WELCHE Aktien sind es?
Zu diesen Stichworten werde ich demnächst schreiben.
Aber nocheinmal – Wozu das Ganze?
Bedürfnispyramide
Zu diesen Stichworten werde ich demnächst schreiben.