Liebe Leser!
Im letzten Artikel (Walter, das Werkzeug Gottes) hatte ich mir Gedanken gemacht über die Funktion eines „Werkzeuges Gottes“ und habe dafür auch eine sehr menschliche Metapher verwendet, nämlich die Metapher vom Manager, der ja eigentlich auch nur ein Werkzeug des Direktors ist.
Einer meiner treuesten Stammleser, Kardinal Novize Igor, hat dann darauf hingewiesen, dass es aber zwischen Gott und einem „Werkzeug Gottes“ sozusagen eine „innere Verbindung“ gebe, die man zwischen Manager und Direktor nicht unbedingt voraussetzen kann.
Und auch ich habe mir weitere Gedanken gemacht, sodass ich diesmal folgenden Fragen nachgehen möchte:
- Die „innere Verbindung“ zwischen Gott und dem Menschen
- Was hat diese innere Verbindung mit Freiheit zu tun?
- Inwieferne ist die Kirche eigentlich ein „Werkzeug Gottes“?
Die innere Verbindung mit Gott
Folgendes Zitat wird Meister Eckhart zugeschrieben, dem bekannten Mystiker:
Gott ist allezeit bereit –
aber wir sind sehr unbereit.
Gott ist uns nahe,
aber wir sind ihm ferne.
Gott ist drinnen,
wir sind draußen.
Gott ist in uns heimisch,
wir sind Fremde.
Wenn wir also Meister Eckhart folgen, dann sollen wir Gott nicht in Äußerlichkeiten suchen, also in der Macht, im Geld, im Ansehen, nicht einmal im Geliebtwerden, sondern man muß ruhig werden, gelassen, und nach innen gehen.
Das hört sich jetzt schwer an, und ist es wohl auch. Darum kann man nur immer wieder den Rat geben, ruhig zu werden und sein „Radio auf Empfang zu schalten“.
Oft verstecken sich die Zuneigungen Gottes in Kleinigkeiten. Das kann ein liebes Wort sein, ein Vogelgezwitscher, oder – man verzeihe mir – ein ordentlicher Stuhlgang.
Wir selbst sind es, unsere Seele ist es, die den äußeren Dingen eine Bedeutung zumisst. Also, wenn wir in äußeren Dingen Spuren Gottes entdecken, dann ist das eigentlich ein innerer Vorgang.
Menschen, die nicht an Gott glauben, werden in denselben äußeren Dingen eine andere Bedeutung entdecken als wir.
Konstante, unveränderliche Bedeutungslosigkeit, um nicht zu sagen Sinnlosigkeit, hält kein Mensch aus.
Wenn wir nicht nach Innen gehen, werden wir unseren Sinn verfehlen.
Die Freiheit, das seltsame Ding
In meiner Zifferngeschichte (https://erstersein.files.wordpress.com/2007/02/zifferngeschichte2.pdf) hatte ich im Jahre 2005 folgendes über die Freiheit geschrieben:
[…]Insgesamt waren alle vom ersten Augenblick an auf der Suche nach einer „Exit“ Strategie, und das war gut so. Denn im Laufe der Zeit zeigte sich, daß die blauen Zimmer auf seltsame Weise immer leerer wurden und die grünen immer voller. Das lag wohl daran, daß die Grünen ein seltsames Ding bei sich hatten: Wenn Du ankommst, leuchtet sie Dir von weitem entgegen, wenn Du dann da bist, mußt Du ihre Gesetze befolgen.[…]
Damit meinte ich die beiden Arme der Freiheitsstatue in New York City. Mit einem Arm streckt sie eine Fackel hoch, mit der „sie dir heimleuchtet“, im anderen hält sie ein Gesetzesbuch.
Und ist es nicht so, dass die Gesetzlosigkeit in die Unfreiheit führt? Wo der Starke den Schwachen unterdrückt und ausnützt?
Was hat nun Freiheit zu tun mit dem Wunsch ein Werkzeug Gottes zu werden?
Nun, ich würde sagen: „Sehr viel!“
Wenn wir nur den Äußerlichkeiten nachlaufen, dann sind wir eigentlich ein Blatt im Wind, ein reines Segelflugzeug.
Wir wünschen uns diesen inneren Motor, der uns auch ermöglicht gegen den Strom zu schwimmen, wir wollen uns auf Gott einlassen und vom Heiligen Geist treiben lassen, damit wir aktiv diese Welt verbessern.
„Werkzeug Gottes“ zu sein heißt also nicht „frei von“, sondern „frei für“, nämlich „frei sein für Gott“.
Und Gottes Gesetz macht uns nicht unfrei, sondern es dient unserer „Freiheit von der Welt für Gott“.
Und da macht es auch keinen Unterschied, ob man verheiratet ist, ob (noch) ledig, oder ob man zölibatär lebt. Die „Freiheit für Gott“ ist in jeder Lebenslage machbar.
Die Kirche
Was hat denn Kirche mit Freiheit zu tun? magst Du fragen.
Und mit unserer inneren Verbindung zu Gott?
Beginnen wir mit einem Merksatz aus der Schule: „Die Kirche ist das auf dem Weg zur ewigen Heimat pilgernde neutestamentliche Gottesvolk“.
Na ja, Pilgern hat eigentlich schon sehr viel mit Freiheit von Äußerlichkeiten zu tun.
Auf einer Pilgerreise läßt man vieles hinter sich – Termine, Freunde, Verwandte, Bequemlichkeiten.
Alles, um frei zu werden für Gott.
Insoferne sollte die Kirche ein Vehikel sein, das unserer Freiheit auf die Sprünge hilft, solange wir unterwegs sind.
Im Himmel wird die Kirche, werden wir, dann nicht mehr pilgern müssen. Da ist sie dann – nach einem anderen Bild – die geheimnisvolle Braut Christi.
Meint
Euer Christoph
Sehr guter Text!
Ich wüsste nicht, was ich da auszusetzen habe!
Nur ein paar Gedanken: Interessant, dass ja auch der Satan zuweilen „der Gesetzlose“ genannt wird.
Und noch ein Gedanke: Warum haben so viele Angst vor dem Glauben? In dem Sinne, dass sie Angst haben, gläubig zu werden? Darüber denke ich zz. nach.
Und noch eine Frage (ganz was anderes): Viele der sehr frommen Christen (also Menschen, deren Glauben ich sehr ernst nehme) sind auch sehr marianisch.
Die katholische Theologie sagt: Maria sei ganz rein gewesen. Manche sagen auch: „Maria, Miterlöserin“.
Und da habe ich mich gefragt, was nun eigentlich der Unterschied zwischen Maria und Jesus ist. Denn wenn schon Maria ohne Sünde war, wozu dann überhaupt noch Jesus? Übertreiben die Marianisten da nicht??
Weil: Wenn Maria schon ganz rein wäre, wäre sie ja schon die Inkarnation Gottes gewesen! Ich sehe nämlich die Sündenlosigkeit als das eigentliche Göttliche, das im Menschen Platz greifen kann.
Es heisst ja: „in allem uns gleich, außer der Sünde“.
Irgendwas ist da seltsam. Was sagst du dazu?
LG KNI
Ich glaube, dass Maria nie in Versuchung geführt wurde. Gott hat ihr das erspart, darum konnte sie, obwohl ganz Mensch, doch ohne Sünde sein.
Jesus hingegen war ganz Mensch UND ganz Gott. Insoferne wurde auch Maria von Jesus erlöst, denke ich. Nur wurde sie schon „im vorhinein“ erlöst, damit sie Ihm eine würdige Mutter sein konnte.
Das ist interessant, darüber müssen wir noch diskutieren, aber jetzt geh ich schlafen! 🙂
LG KNI