In letzter Zeit hört man wieder öfter den Slogan „Österreich zuerst“, vor allem bei H.C. Strache und Konsorten.
Aber was kommt denn wirklich zuerst? Die Freiheit? Der Frieden? Der Wohlstand? Das Selbstbewusstsein? Die Arbeit? Das Glück?
Na gut, nähern wir uns dem Thema vorsichtig.
Angenommen, ich sage: „ich zuerst“. Dann bin ich doch nur ein böser Neoliberaler.
Wenn ich hingegen sage: „Die anderen zuerst“? Dann bin ich doch ein blödes Herdenvieh, oder?
Nein, das alles bringt uns nicht weiter. Oder sollte man sich gar nicht so sehr fragen, wer zuerst kommt, sondern eher, was man selbst ist?
Was bin ich denn? Bzw. Wer bin ich denn?
Na gut ich versuche mal, zu überlegen, was ich bin, das kann jetzt natürlich sehr persönlich werden und muss nicht unbedingt auf jeden anderen Menschen in genau der selben Weise zutreffen.
(1) Zuerst einmal bin ich sicherlich ein Kind meiner Eltern, das stimmt unbedingt.
(2) Meine Eltern haben mich gelehrt, dass ich ein Kind Gottes bin, das glaube ich ihnen.
(3) Also bin ich weiters katholisch, und somit ein Weltbürger.
(4) Gleich darauf bin ich mit ganzem Herzen Wiener.
(5) Sodann Österreicher.
(6) nicht zu vergessen, deutschsprachig.
(7) ja, Europäer bin ich ja auch
(8) hellhäutig
(9) Erdenbewohner
(10) Mensch
(11) Tier
(12) Lebewesen
(13) Ein Arrangement von Information und Materie
(14) Ein Teil des Universums
Na gut, und für all diese Gruppierungen, denen ich angehöre, muss ich mich (mit-)verantwortlich fühlen, denn laut katholischer Moral ist die allererste Pflicht gegenüber dem Staat das „Mitdenken“ und das „Mitfühlen“. Alles andere kommt später.
All das ist natürlich nur der „Versuch einer Antwort“, nicht mehr und nicht weniger.
meint
Euer Christoph
Mir scheint, jetzt kann man wieder kommentare schreiben…..
„ich zuerst“- ist aus der perspektive eines „Gutmenschen“ böse,
„die anderen zuerst“ aus der Perspektive eines Neoliberalen Herdentier-Verhalten.
Also kommt es auf die Perspektive an.
Welche wählen wir?
Da gibt es wohl Entscheidungsfreiheit! Und nicht jede Perspektive ist gleich gut.
Es stimmt zwar: Andere Lebensentwürfe als der eigene können gerechtfertigt sein.
Aber: Nicht alles ist immer gleich gut……..
lg KNI
@ KNI, @“Nicht alles ist immer gleich gut“
Diese Aussage greift meiner Meinung nach nicht tief genug.
Denn bevor wir etwas als „gut“ oder „böse“ bezeichnen, müssen wir zuerst einmal definieren, „Was ist gut?“ „Was ist böse?“ „Was ist der Unterschied zwischen gut und böse“?
Und ich meine damit nicht eine taxative Aufzählung von guten und bösen Taten (so eine Art Strafgesetzbuch), denn dadurch würde sich ja wieder die Frage stellen: „Wer schreibt diese Liste? Wer legt sie fest und mit welchem Recht?“
Sondern ich meine eine qualitative Beschreibung: „Welche Eigenschaften muss ein Lebensentwurf / eine Tat / ein Gedanke haben, damit wir ihn/sie als „gut“ bezeichnen, bzw. als „böse“ ?“.
Kann man „gut“ und „böse“ objektiv und für alle Menschen gültig qualitativ beschreiben. Sozusagen in einer Meta-Moral?
Oder läßt sich das nur im Rahmen einer Religion/Theologie bewerkstelligen, in der wir uns natürlich auf eine „höhere“ Wahrheit ganz einfach „berufen“ können, ohne sie näher zu diskutieren.
Lg und schönes neues Jahr
Christoph
Alles nicht so einfach, da gehts ja um verschiedene Themen.
Das eine: wie kann man priorisieren, reihen, nach Wichtigkeit oder Richtigkeit, und was heisst das, entspricht es dem eindimensionalen Denken, ist die Wirklichkeit nicht immer gleichzeitig, siehe Henne-Ei, ein schönes Evolutionsbeispiel.
Die andere Frage : was ist gut und böse, wenn denn etwas so ist ?
Und noch was anderes: Wie sehe ich mich selbst und wer bin ich ?
Um zu entscheiden, welcher Frage wir uns zuwenden:
-> Müssen wir schon wieder entscheiden, was zuerst kommt?
lg nik
@Nik
Danke für diese Analyse.
Ich denke ja auch, dass der Slogan „Österreich zuerst“ nichts anderes ist als einfach ein Slogan (eben!).
Dieser Slogan soll an die tiefste Angst in uns appellieren, nämlich an die Angst, übergangen zu werden und zu kurz zu kommen.
Ich glaube auch nicht, dass man sich da tiefgründige Gedanken gemacht hat, wie das denn philosophisch zu interpretieren sei.
Dem kann man entgegenwirken, indem man nicht an den Mangel appelliert, sondern an die Fülle, an das positive, das bereits vorhanden ist („wer bin ich denn“, „was habe ich zu bieten“).
Das philosophische Problem der Priorisierung verschwindet im Alltag meist gänzlich, übrigens, denn da heißt es ganz einfach: „Wer am lautesten schreit, wird zuerst bedient“ (ausgenommen sind da vielleicht Rettungssanitäter, die genau wissen: wer nicht mehr schreit, braucht am meisten Hilfe).
meint
Christoph