Guten Morgen

Gestern am Abend durfte ich mit einem Simulationsexperten diskutieren.

Was mir an seiner Argumentation auffiel, war, dass er bei „Objekten des realen Universums“ zwei Arten unterschied, warum sich solch ein Objekt verändert:

  1. Evolution…die Natur verändert sich „automatisch“
  2. Induktion…ein User ändert etwas an der Natur.

Beim Schlafengehen musste ich darüber nachdenken.

Das Vorhandensein von „Induktion“ heißt ja eigentlich, dass der Mensch einen freien Willen hat, weil er an der Natur Änderungen vornehmen kann, die von selbst nicht entstanden wären.

Hier ist natürlich die Frage, ob man den Beobachter vom System trennt oder nicht.

Wenn man den Beobachter nämlich als Teil des Systems modelliert, dann entwickelt (Evolution!) er sich ja MIT dem System und die Sache mit dem freien Willen relativiert sich.

Überhaupt muss man als gläubiger Mensch ja feststellen, dass auch Gott einen freien Willen hat, und dass er seinen Willen – da er ja der Stärkere ist – sicher durchsetzen wird.

Ist also der freie Wille des Menschen für religiöse Menschen eine Illusion?

Nein. Denn Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken, und AUS UNSERER SICHT haben wir sehr wohl einen freien Willen.

Das impliziert aber, dass Gott seine Gedanken – und sich selbst – bis zu einem gewissen Grad vor uns versteckt.

Und nun stellte ich mir – wie gesagt, beim Schlafengehen – die Frage, WARUM sich Gott vor uns versteckt.

Ich konnte nur eine Antwort finden:

So wie es uns Menschen unangenehm ist, unsere Blöße zu zeigen, so ist es auch Gott unangenehm, wenn seine Blöße offenbar wird.

Wenn unsere Blöße endgültig offenbar wird, dann bricht nur das Wirtschaftssystem zusammen.

Aber wenn Gottes Blöße offenbar wird, dann ist das das Ende des Universums an sich.

Meint

Euer Christoph

7 Responses to Guten Morgen

  1. Kardinal Novize Igor sagt:

    Guter Artikel!

    Sehe ich im großen und ganzen auch so. Nur der Satz: „So wie es uns Menschen unangenehm ist, unsere Blöße zu zeigen, so ist es auch Gott unangenehm, wenn seine Blöße offenbar wird.“ scheint mir zu anthropozentrisch.

    Ich halte mich lieber an Joh und an Gen (frei zitiert) : „Niemand hat Gott je gesehen“, und: „…wer Gott von Angesicht zu Angesicht sieht, muss sterben“.

    Nur Elija (oder Mose?) war es erlaubt, Ihn von hinten zu sehen.

    LG KNI

    • Yeti sagt:

      Stimmt, diese Erklärung ist sehr anthropozentrisch. Aber wie sonst soll ich über Gott sprechen, wenn nicht anthropozentrisch?
      Ich bin ja ein Mensch.
      Natürlich sind ja auch SEINE Gedanken nicht unsere Gedanken und ER würde es vielleicht anders erklären, warum er uns nicht IN SEINE KARTEN BLICKEN LÄẞT.

      • Kardinal Novize Igor sagt:

        Natürlich sprechen wir immer zu einem gewissen Grad anthropozentrisch. Aber: wenn das dazu führt, dass man Gott Motivationen zuschreibt die Er nicht hat, so ist es ZU anthropozentrisch. Wie man eben bei Joh oder Gen sieht, kann man auch als Mensch über den eigenen Anthropozentrismus hinauswachsen. Darum bevorzuge ich diese Sicht auf Gott.

        LG KNI

      • Yeti sagt:

        Lieber KNI.

        Woher weißt Du, daß er diese Motivationen nicht hat.

        Ich mein ja nur
        LG
        CP

  2. Kardinal Novize Igor sagt:

    @Yeti

    Wessen schämt man sich denn? Schämt sich Gott? Man schämt sich 1) des Fleisches und 2) der Sünde. Beides ist nicht in Gott, daher ist deiner Sichtweise ZU anthropozentrisch, QED

    LG KNI

    • Yeti sagt:

      Jetzt verstehe ich erst, was Du meinst. Du stößt Dich am Wort „unangenehm“.
      Da gebe ich Dir Recht, dass das schlampig formuliert war.
      Heutzutage würde ich es in etwa so formulieren: so, wie wir es als unangenehm empfinden, wenn unsere Blößen und Schwächen offenbar werden – weil dies von anderen Menschen ausgenützt werden könnte – so vermeidet es Gott offensichtlich sich den Menschen zu offenbaren, denen „es einfach nicht gegeben ist“ – über die Gründe dafür können wir nur spekulieren, auch diese hält er geheim.

      Akzeptabel?

      • Kardinal Novize Igor sagt:

        Ja, das ist gut formuliert: Denn dass Gott (s)ein Geheimnis bewahrt, damit wir nicht in Versuchung geraten, dieses zu missbrauchen, ist offenbar. Wir sind keine Engel. Unser Fleisch gereicht also uns zur Scham, aber es ist zugleich auch Schutz. So mag sich in dieser Scham die Herrlichkeit des Vaters abzeichnen, wie sich das Licht im Schatten abzeichnet, zugleich aber ist im Vater nicht die Scham und nicht der Schatten, sondern der Geist und das Licht.
        LG KNI

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