Ich habe die ersten beiden Kapitel des neuen Büchleins „Vom Leben“ jetzt nocheinmal überarbeitet, da ich den in der Überschrift genannten Begriffen auf der Spur bin. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass der Unterschied zwischen „realer Realität“ und „Virtueller Realität“ (Realität ist letztlich alles) sich einfach durch die beiden Worte „GEfunden“ und „ERfunden“ darstellen lässt. Den Unterschied zwischen Geist und Materie könnte man klarmachen durch: „von der Physik erfasst“ und „von der Physik nicht erfasst“. Das ist aber nur ein erster, sehr simpler Ansatz.
Hier der Auszug:
Warum vom Leben
Nun habe ich neun „kleine religiöse Büchlein“ geschrieben und es wird Zeit, den Kreis zu schließen mit einem zehnten.
Manchem Leser waren einige der Büchlein zu wenig katholisch, überhaupt zu wenig religiös – vielleicht zu philosophisch.
Das ist schade, denn ich bin durchaus ein Katholik, wenngleich ich das „r“ in „r.-k.“ nicht so sehr als „römisch“ interpretiere, sondern eher als „richtig“.
Sozusagen „ortho-katholisch“ 🙂
Nun gut, aber lass mich Dir mich kurz vorstellen.
Ich bin Programmierer.
Als solcher bin ich gewohnt, dass Computer nicht immer das tun, was ich von ihnen will, sondern sie tun immer das, was ich ihnen auftrage – wenn nicht ein Fehler vorliegt, der tiefer sitzt.
Man muss sich bei einem Computer also sehr gut überlegen, was man ihm aufträgt, damit er dann das macht, was man wirklich will.
Bei Lebewesen ist das anders, den sie denken mit (meistens).
Insoferne agiert der liebe Gott gegenüber der Schöpfung nicht so sehr wie ein Programmierer, sondern eher wie ein Administrator.
Der Administrator, ein ewiges Thema philosophischer Kontemplation in der Computertechnik.
Aber warum beschäftigen wir uns mit dem Leben?
Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen, im zehnten Büchlein dann eben über das gesamte Universum zu philosophieren, sozusagen, mein Weltbild darzulegen.
Ich hoffe, dass ich diesmal bereits einen größeren Überblick habe als im Jahr 2005, als ich die Zifferngeschichte geschrieben hatte.
Wenn man es sehr simpel betrachtet, dann hat das Leben im Universum eine Sonderstellung.
Wenn man alle Wesen und Dinge – also alle Objekte unserer Erkenntnis – in die Kategorien „Geist“ und „Materie“ einteilt, dann merkt man sehr schnell, dass es vier Kombinationsmöglichkeiten gibt:
- alles, was Materie ist, also zum Beispiel, Steine, Himmelskörper und Betonklötze
- alles, was Geist UND Materie ist, also zum Beispiel uns Lebewesen
- alles, was NUR Geist ist. Hier werden wir diskutieren müssen, ob es so etwas überhaupt gibt
- alles, was weder Geist noch Materie ist, also z.B. (das) Nichts
Die Lebewesen – das Leben – hat also eine Sonderstellung im Universum, weil es an der Schnittstelle zwischen Geist und Materie sitzt.
Trotzdem – zu diesem Schluss sind wir in den anderen Büchlein gekommen – sind alle vier Arten von Objekten ein Teil der Realität, denn (das ist jetzt aber eine Nullaussage):
Anything is real.
There is not anything that does not exist.
Beschäftigen wir uns also mit dem Universum, dem Leben und dem ganzen Rest. Das ist eine schöne Sisiphusarbeit.
Geist oder Materie, Real oder Virtuell
Gibt es den Weihnachtsmann?
Na ja, gute Frage. Das ist so ähnlich wie die Frage an Radio Eriwan: „Was ist der Unterschied zwischen der sowjetischen Gewerkschaft und Radio Eriwan?“
„Radio Eriwan existiert nicht offiziell, aber man spürt seine Auswirkungen“.
Wieviel ist schon anders gelaufen in der Welt, weil es eben die Geschichten vom Weihnachtsmann gibt. Weil wir – mindestens zur Weihnachtszeit – daran erinnert werden, dass es da gute Mächte gibt, Mächte der Liebe und der Kindlichkeit, die uns an die Notwendigkeit erinnern, dass wir als Menschen auch Spielzeug brauchen und nett zueinander sein sollen.
Also – weil er Auswirkungen hat – gibt es ihn doch „irgendwie“, den Weihnachtsmann. Er ist also real – „tatsächlich“ – existent.
Allerdings ist er eine „virtuelle Realität“, da er zwar in vielen vom Menschen gemachten Medien – Büchern, Filmen, Kalendern und ähnlichen Dingen – einen „materiellen Niederschlag“ gefunden hat, „an sich“ aber als Phänomen nichts Materielles ist.
Er lebt eben durch das und in dem Bewusstsein der Menschen.
Das heisst, er ist
- ein geistiges Phänomen, weil er „an sich“ nicht materiell ist
- eine virtuelle Realität, weil er vom Menschen erfunden ist
Nehmen wir im Gegensatz ein Haus. Ein Haus hat meistens als Idee im Gehirn eines Architekten begonnen, existiert dann aber – nachdem es tatsächlich gebaut worden ist – auch als „an sich“ materielles Objekt.
Das Haus ist also
- ein „an sich“ materielles Phänomen, das aber
- sowohl virtuell – weil vom Menschen „erfunden“ – als auch real – weil von anderen Menschen „vorgefunden“ – wird.
Ein Stein
- ist nun sicher ein „an sich“ materielles Phänomen.
- Und er kann „vorgefunden“ werden, ist also „real“.
Wie ist es denn nun mit Lebewesen?
Von uns selbst wissen wir, dass wir Phantasie haben und Bewußtsein – leider viel zu wenig Selbstbewußtsein – und dass wir die Welt durch unseren Willen verändern können.
Wir sind also
- ein „an sich“ geistig/materielles Phänomen
- und wir sind real, weil wir „vorgefunden“ werden können.
Aber hat uns auch wer „er“funden? Sind wir auch „virtuelle“ Wesen? Haben mich meine Eltern „er“funden?
Gute Frage.
Hat auch jemand den Stein „er“funden? Oder ist dieser einfach zufällig hier und so und jetzt? Gibt es überhaupt Zufälle?
Zuletzt die Frage, ob es Objekte gibt, die „an sich“ nur geistig sind, und nicht materiell, trotzdem „real“ und nicht „er“funden.
Nach dieser Bestandsaufnahme bleiben also zwei Fragen offen:
- Alle Objekte sind real. Aber sind sie auch virtuell? Hat sie also jemand „er“funden? „Geschaffen“? „Ins Leben gerufen“?
- Gibt es „an sich“ geistige Objekte oder Wesen, die auch „real“ sind, obwohl sie „an sich“ nicht materiell sind?
Meint
Euer Christoph
Ist etwas schon ein geistiges Phänomen, nur weil es „an sich“ nicht materiell ist? -Ich glaube nein.
Was ist überhaupt geistig? „Virtuell“ und „geistig“ würde ich nicht ohne weiteres gleichsetzen.
„Von uns selbst wissen wir, dass wir Phantasie haben und Bewußtsein – leider viel zu wenig Selbstbewußtsein – und dass wir die Welt durch unseren Willen verändern können.“
Hier ist wohl Philosophie und Psychologie miteinander verwechselt…
„….und dass wir die Welt durch unseren Willen verändern können.“ – Hier wäre eine präzisere Definition des tatsächlich Änderbaren wünschenswert
LG KNI
>>Ist etwas schon ein geistiges Phänomen, nur weil es „an sich“ nicht materiell ist?
A: Wenn wir alle Phänomene in die genannten vier Kategorien einteilen, dann ist das nur für das Nichts falsch. Da gebe ich Dir recht.
Wenn ein Phänomen an sich nicht materiell ist, dann könnte es a) Gott b) das Nichts c) ein rein geistiges Phänomen sein.
Viel mehr Möglichkeiten sehe ich aber nicht mehr.
>>Was ist überhaupt geistig? „Virtuell“ und „geistig“ würde ich nicht ohne weiteres gleichsetzen.
A: Habe ich auch nicht gemacht.
>>„….und dass wir die Welt durch unseren Willen verändern können.“ – Hier wäre eine präzisere Definition des tatsächlich Änderbaren wünschenswert
A: Durch unseren Willen können wir – in gewissen Grenzen – unseren Körper bewegen und dadurch können wir die Welt verändern
Zu A3:
Hier müsste man noch einen quantitativen Aspekt betrachten. Wie sehr können wir die Welt ändern?
Und: Ist unser Tun tatsächlich auf körperliche Tätigkeiten beschränkt?
LG KNI
Tatsächlich könnte man über diese Frage, die letzten Endes in der Frage mündet, wie sehr wir etwas verändern können und wie sehr alles ein vorgegebener ABlauf ist, ein eigenes Büchlein schreiben.
Alle guten Dinge sind drei! Das ist eine Behauptung und eine Tatsache.
Solange wir nur zwei Voraussetzungen haben, bleiben wir im Dualismus stecken.
Dann kommt Thomas von Aquin ins Spiel, der soll mal gesagt oder geschrieben haben: „Es kann wohl Gutes ohne Böses geben, aber niemals Böses ohne Gutes!“
Als Programmierer, Ehemann, Vater von Kindern und hier Deine Gedanken äußernden Person spielst Du unterschiedliche Rollen in Deinem Leben. Gehst also damit in die Kommunikation mit anderen Personen. Dabei bist Du auf die Antworten anderer angewiesen, wenn Du Du eine Entwicklung anstrebst.
Katholisch heißt allumfassend. Wer Dir also das Katholische abspricht, hat von dem allumfassenden keine Ahnung und urteilt, wie ern selber schon beurteilt worden ist.
Ich bezog mich bei der Gleichsetzung von „geistig“ und „virtuell“ auf deinen sehr interessanten Begriff des Weihnachtsmannes.
Du schriebst: „Er lebt eben durch das und in dem Bewusstsein der Menschen.
Das heisst, er ist
ein geistiges Phänomen, weil er „an sich“ nicht materiell ist
eine virtuelle Realität, weil er vom Menschen erfunden ist
“
Zweiteres würde ich nicht Abrede stellen, ersteres scheint mir aber nicht sicher. Daher kommt es mir wie eine Gleichsetzung vor.
LG KNI
PS.: Immanuel Kant hat sich mit diesem Thema sehr profund befasst, er nimmt allerdings seine Kategorisierung ohne den Begriff „virtuell“ vor und hat dadurch einige Differenzierungsgrade gewonnen. Näheres in Kürze
Stimmt. Das war nicht gut formuliert. Ich werde es bei Gelegenheit abändern.
Letzten Endes ist mein Begriff „virtuell“ vs. „real“ ohnehin abgedriftet in den Begriff „er“funden vs. „ge“funden bzw. „Kunst“ vs. „Natur“.
Ich bin mittlerweile auch der Meinung, dass der Begriff des Virtuellen nichts Neues ist.
„Tatsächlich könnte man über diese Frage, die letzten Endes in der Frage mündet, wie sehr wir etwas verändern können und wie sehr alles ein vorgegebener ABlauf ist, ein eigenes Büchlein schreiben.“
— vor allem, und damit möchte ich zum eigentlichen Thema “ vom Leben“ zurückkommen, ist ja das Leben, auch und vor allem in seiner Würde, nicht von dem, was es physisch ändert, abhängig.
Man denke hierbei an einen völlig bewegungsunfähigen Krüppel oder etwa einen Eremiten, der -allein- auf dem Mond lebt. Ist sein Wert wirklich nur daran bemessen, ob er etwas ändert?
Lesen wir die Mystiker: Das einzige, was uns nicht genommen werden kann, ist der gute Wille. Hier wird es interessant, und erst hier geht es um „Leben“. Denn erst dieser gute (oder auch böse Willen) wird durch Leben möglich.
Ein Atheist hätte vermutlich meistens mit einem Lebensbegriff, der nichts ändert, Probleme. Für einen Christenmenschen ist die Sache jedoch so gelagert, dass er den Wert des Lebens nicht an irgend eine Leistung (also Weltänderung) knüpfen muss, sondern auch an geistigen/geistlichen Aspekten müssen kann.
Woraus sich die Frage ergibt, was das Geistige ist.
LG KNI