Zu meinem siebenten „kleinen religiösen Büchlein“ ist jetzt das vierte Kapitel in Entstehung.
Nach
- Keine Angst, Du wirst geliebt
- Lass‘ Dich nicht ausnützen
- Das Gericht und die Gnade
folgt jetzt das vierte Kapitel:
Do ut des – Das Geschäft mit der Liebe
Eine Hand wäscht die andere.
Ich gebe, damit Du gibst.
Jetzt haben wir erkannt, dass wir geliebt werden möchten.
Und um dieses Ziel zu erreichen, um um unser selbst willen geliebt zu werden – ohne etwas zu leisten –, dafür tun wir gar manche Kopfstände.
Es fängt mit den diversen Trotzphasen an, wo Kinder ausloten, wie weit sie gehen können, und trotzdem immer noch geliebt werden.
Irgendwann dann werden wir vernünftig.
Wir erkennen, dass wir etwas geben müssen, damit wir etwas bekommen – do ut des.
Und wir sehen die Gleichgewichte, die im menschlichen Leben herrschen – quid pro quo.
Aber da bleibt eine innere Flamme. Ein Unvernunftsquentchen in unserem Herzen, das uns unzufrieden sein lässt.
Unzufrieden mit den täglichen Geschäften, die wir mit unseren Mitmenschen abschließen, um geliebt zu werden.
Unzufrieden mit der Erkenntnis, dass wir etwas geben müssen, damit wir etwas bekommen.
Eine Zeit lang kann man sich durch die Geschäftigkeit des Alltags davon fernhalten, aber irgendwann bricht dieses Unvernunftsquentchen dann wieder durch. Oft bezeichnet man das als Midlife Crisis.
Wir selbst kommen dahinter, dass diese „Geschäfte mit der Liebe“, dieses „ich liebe, damit ich geliebt werde“ nicht im Sinne des Schöpfers ist.
Aber was will Gott? Was sagt Jesus zu diesem Thema?
Mt 6,3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.
Wir sollen geben, ohne dafür etwas zu erwarten.
Wir sollen vergessen, dass wir geliebt werden möchten.
Wenn wir dann nichts mehr erwarten, wenn wir losgelassen haben, dann sind wir reif für Gottes Liebe.
Wir sollen gut sein, weil wir gut sein sollen.
Wir sollen an einen Gott glauben, weil wir an einen Gott glauben sollen.
Wir sollen den Namen Gottes nicht missbrauchen, weil wir den Namen Gottes nicht missbrauchen sollen.
Wir sollen den Tag des Herrn heiligen, weil wir den Tag des Herrn heiligen sollen.
Wir sollen Vater und Mutter ehren, weil wir Vater und Mutter ehren sollen.
Wir sollen nicht töten, weil wir nicht töten sollen.
Wir sollen nicht unkeusch sein, weil wir nicht unkeusch sein sollen.
Wir sollen nicht lügen, weil wir nicht lügen sollen.
Wir sollen nicht stehlen, weil wir nicht stehlen sollen.
Wir sollen nicht begehren unseres Nächsten Ehegatten, weil wir nicht unseres Nächsten Ehegatten begehren sollen.
Wir sollen nicht begehren unseres Nächsten Hab und Gut, weil wir nicht unseres Nächsten Hab und Gut begehren sollen.
jetzt bin mal ich in der Position, dass ich nichts schreiben kann, weil es so rund ist! Also, hab ich mir gedacht, schreib ich einfach das!
Naja, eines fiele mir schon ein: dieses in-sich-Geschlossene, das Ausbrechen aus dem „do ut des“ -Zyklus, lässt sich auch in der Kontemplation erahnen: Nicht „für“ irgendein konkretes Ereignis beten, nicht beten, um in „Stimmung“ zu kommen, nicht beten, um diesen oder jenen Gedanken zu vertiefen,…… sondern Gott in Gott beten zu lassen; Gott in Gott wirken zu lassen und einfach nur daneben zu sitzen.
Und dieser Erwartungshaltung (eine neuzeitliche Erscheinung?), dass immer etwas „geschehen“ müsse, dass man was tun müsse, entfliehen.
Wir können nichts tun. Und das ist für mich nichts schlechtes, eher im Gegenteil, etwas beruhigendes…..
LG KNI
Danke für dieses „Nichts“ 🙂 Du hast eine ganze Menge geschrieben.