Liebe Leserinnen und Leser!
Wie Ihr wisst, mache ich mir manchmal Gedanken über das 3D Web.
OK, schon wieder ein neues Schlagwort.
Müssen wir uns vor dem 3D Web fürchten, so wie wir uns vor der Internetblase im 2000er Jahr gefürchtet haben?
Worum geht es da eigentlich?
Geht es einfach nur darum, 3D-Graphiken auf Web Pages zu applizieren?
Oder geht es um das Holodeck? Geht es darum, die Phrase „ins Internet einsteigen“ wortwörtlich zu nehmen?
Oder geht es darum, die Welt – nein, das Universum – abzuspeichern – zu sichern?
Tatsächlich geht es um all das, und es geht um mehr.
Aber beginnen wir mit den Grundlagen
. Beginnen wir mit der Modellierung des Universums.
Streng genommen lassen sich alle Phänomene auf drei Dinge zurückführen: auf Raum, auf Zeit und auf Materie/Energie.
Die Theorie von Raum und Zeit ist die Relativitätstheorie und die Quantentheorie beschäftigt sich mit Materie/Energie.
Eigentlich haben wir damit alles, was wir brauchen und es hört sich verlockend an, das gesamte Universum durch ein Wechselspiel von Raum, Zeit und Materie/Energie zu modellieren.
Doch wir stoßen auf schier unlösbare numerische Probleme, wenn wir das versuchen.
Und so hat es sich bewährt, die Materie in kleinere Häppchen zu zerlegen, in „Objekte“.
Dadurch machen wir das Universum zu einem „Universum der Objekte“ und wir modellieren es durch vier Dinge: Raum, Zeit, Objekte und Interaktionen.
Dadurch, dass wir die Materie in Objekte zerteilen, kommen wir schließlich zum Begriff der „Identität“. Identität bedeutet, dass ein Objekt immer dasselbe Objekt bleibt, von seiner Entstehung bis zu seiner Zerstörung.
Und damit hätten wir eigentlich die Grundlagen, um „das Universum zu sichern“.
Ich hatte einmal vorgeschlagen, die Welt in einer verteilten Datenbank zu speichern
, auf die man über die folgenden Schlüssel zugreifen kann:
- virtual roaming area
- level of detail
- reality
Die virtual roaming area (ein Polygon) und der level of detail (ein enumerierter Typ) sind einfach zu verstehen. Es geht darum, „wo“ ich mich virtuell bewegen möchte und „wie schnell“ ich mich virtuell bewegen möchte.
Die VRA wäre also ein Ausschnitt aus der Erdoberfläche und der LoD wäre einer der Werte
- Fußgänger indoor
- Fußgänger outdoor
- langsames Fahrzeug
- schnelles Fahrzeug
- langsames Flugzeug
- schnelles Flugzeug
Warum ich noch einen dritten Schlüssel vorgeschlagen hatte, nämlich die reality, liegt an einer philosophisch/psychologischen Erkenntnis, daß nämlich jeder Mensch in mindestens einer eigenen Realität lebt.
Danach müßte es möglich sein, einzelne Objekte je nach Realität unterschiedlich zu modellieren (Stichwort: mehrsprachige Ortstafeln) oder gar ganze Welten zu ersetzen.
Damit hätten wir nun die Möglichkeit, Modelle der Welt in einer verteilten Datenbank zu sichern.
Im Lichte der Relativitätstheorie
– und in anbetracht der Tatsache, dass man das gesamte Universum modellieren möchte und nicht nur die Welt – würde ich heute die VRA eher durch ein STS (space time slice) ersetzen, also durch einen Ausschnitt aus der Raumzeit.
Auch den LoD würde ich um weitere Werte ergänzen.
So würde man durch eine Abfrage der verteilten Datenbank ein „gemeinsames Hier und Jetzt“ definieren, das man dann in einem „Multiuser Holodeck“ gemeinsam betreten könnte.
Meint
Euer Christoph
@Yeti:
nicht ganz klar erfolgt aus deinem Artikel, was nun neu ist, und was es schon gibt! Für mich, als Laien, ist das mitunter verwirrend.
Ich sage (frage) einmal, wie ich das sehe:
VRAs und LODs gibts schon in diversen Internet-Games. (Spieler in einer virtuellen Welt, die mit anderen Spielern interagieren.)
VRA bezogen auf die Wirklichkeit: Google earth
VRA und LOD bezogen auf die Wirklichkeit: Wahrscheinlich ein riesiges Datenschutzproblem!!!
Einbezug auf die RT wäre neu, aber (in Kombination mit Multiuser) unfassbar kompliziert. Wahrscheinlich schon im single-user mode kaum bewältigbar….
Eine Anmerkung zum Thema Weltall:
eine Galaxie – 100 000 000 000 Sterne. Weltall: 1000 000 000 000 Galaxien. Das kann man nicht speichern.
Zweite Anmerkung: Man könnte vielleicht die RT schon die geistige Vorarbeit einfließen lassen, und nicht erst in das Programm:
Jeder Mensch lebt ja in seiner eigenen, auch metaphysischen Raumzeit, die gefüllt ist mit je eigenen Bedürfnissen und Willensbildungen. Alle diese Raumzeiten weisen den Bedürfnissen der anderen relative Bedeutungen zu.
Also kann ein Projekt, das, sagen wir, meiner Person, das allerwichtigste ist, für eine andere Person gänzlich unwichtig sein. Und umgekehrt.
Die Kunst, die RT universell und wahrhaftig einzusetzen, liegt also in der Fähigkeit, ein Projekt, Ding, Programm…zu ersinnen, welches in den Raumzeiten möglichst vieler Menschen eine möglichst hohe Bedeutung hat.
Mit anderen Worten: Wenn man an die Entwicklung eines Dinges geht, das auch benützt werden soll, so muss man sich VORHER den use-case überlegen.
Das kann bedeuten, dass das zu entwickelte Ding am Ende der Vorplanung eine ganz andere Gestalt haben kann, als ursprünglich geglaubt: da wird dann aus einem Holodeck ein, wer weiß, vielleicht ein Übersetzungsprogramm, ein Philosophiegenerator oder ganz was anderes?
So ungefähr lautet also mein Gedanke: Um dem „Absoluten“ gerecht werden zu können, muss sich das „Relative“ ändern dürfen!
Wenn ich meine eigenen, zutiefst relativen Bedürfnisse „absolut“ setzen und den anderen menschlich-metaphysischen Raumzeiten – ohne (Lorentz)-Transformation „aufstülpen“ und aufzwingen würde – folgte ich schon im geistigen Vorfeld der RT nicht.
Das berücksichtigend, stelle ich bei meinen Projekten folgende Fragen:
Wer braucht es?
Nur ich? Wenn ja, reicht mir das?
Kann oder will ich es verallgemeinern? Wenn ja, welche Konsequenzen (pos u neg) hätte das für mich?
meint KNI
Gut gesprochen, aber zuallererst, noch bevor man sich um den use case kümmert, muss man sich um die Klarheit der Gedanken, um die Wahrhaftigkeit kümmern.
Ich muss zuerst einmal philosophieren, um diese gesamte Ideenlandschaft in mein Weltbild einzuordnen, sonst kann ich nicht darüber sprechen.
Und wenn ich nicht darüber sprechen kann, dann kann ich nicht darüber denken.
Und dann ist auch der use case Schall und Rauch.
Hmjaa, stimmt! Dass man im Vorfeld (was für eines eigentlich?) ein wenig die Gedanken ordnen sollte, kann ich gut nachvollziehen.
Aber eigentlich erinnere ich mich nicht, dagegen jemals etwas eingewendet zu haben…. so gesehen argumentierst du gegen die „Luft“.
Weil ich ja mit der Aussage, dass man VOR einer Umsetzungsphase den use-case bedenken sollte, in keiner Weise impliziert habe, dass etwaige andere Prädispositionen unnötig wären!
Da wäre meinerseits noch was zu ergänzen! Vor dem Philosophieren muss ich Essen! Ohne Essen ist Philosophie- Schall und Rauch.
Die Liste lässt sich beliebig nach unten erweitern…..
Es ist also nicht hinreichend, den use case zur rechten Zeit zu diskutieren, wohl aber notwendig. Und mit der „rechten Zeit“ meine ich VOR der Ausführung eines Projektes und nicht hinterher, wo man schon fast fertig ist.
LG KNI
Hmmmm.
Welches Projekt meinst Du?
Meinst Du SrrTrains? Da ist der Use Case ganz klar die „do-it-yourself-virtual-multiuser-model-railroad“. Also gegessen.
Oder SMUOS? Da waren wir uns doch immer einig, dass es sich um „Grundlagenwissenschaften“ handelt, wo der Use Case noch nicht so klar zu Tage treten muss.
Oder N.I.L.? Das sind wir noch viel weiter am Anfang und von einem Use Case besteht nicht einmal der Hauch einer Ahnung. Schlimm? Ich finde nicht.
MrGc? Das ist eine hidden agenda und kann nicht öffentlich diskutiert werden.
Lg
Christoph
Ich habe überhaupt kein kronkretes Projekt gemeint!
Auch keines von den oben genannten. Vielmehr wollte ich schon ein wenig in die Weite schauen, und allgemein einige Dinge über Neuprojekte sagen, die mir beachtenswert scheinen.
Und da dein Beitrag „Gedankensplitter….“ heisst, also anscheinend kein kronketes Projekt meint, schienen mir solche prinzipiellen Überlegungen angebracht zu sein.
Ein Wort noch zum „use case“: Meiner Ansicht nach geht es nicht nur um eine klare Definition des use cases, sondern auch um die Frage: Wie viele Menschen erreiche ich damit? Und welche? Bleiben wir be beim Beispiel „SSR trains“: Der use-case lautet: “do-it-yourself-virtual-multiuser-model-railroad”
Ich glaube durchaus, dass do-it-yourself-spiele lustig sein können, ich selber habe zb. bei „Duke Nukem“ eigene Levels gebastelt! Allerdings hat dieser Level Editor keine profunden Programmierkenntnisse vorausgesetzt und daher sehr viele Menschen angesprochen. Anderenfalls hätte ich ihn nie verwendet.
Das war denn auch das Besondere dieses Editors.
Allgemein formuliert, muss wohl jedes erfolgreiche Projekt etwas Besonderes aufweisen können, und dieses Besondere muss auch eine Relevanz haben. Das ist wohl ein Teil einer auf den use-case bezogenen Diskussion.
Damit zum letzten Punkt- was ist „Relevanz“?
Dazu die Geschichte eines Filmprojektes, an dem eine weitläufige Bekannte von mir involviert war:
Es ging um Science-Fiction und um Aliens, und auf meine Frage, was denn das Besondere an dieser Geschichte sei, kam die Antwort: „Dass der Film in Österreich spielt!“ Das Besondere sei also: Aliens in Österreich. „Und sonst?“ fragte ich – „nichts sonst“ war die Antwort.
Natürlich war der Film dann ein Mega-Flop. Weil nämlich Aliens auch dann ideenlos und langweilig sind, wenn sie in Österreich ideenlos und langweilig sind.
Kurzum, dieser Film hatte etwas „Besonderes“, sozusagen einen „view case“, nur leider war das Besondere nicht relevant genug….
….waren denn diese Filmemache beschränkt oder dumm? Mitnichten! Sie haben nur den Überblick verloren!
Sie haben sich derartig in ihren Film derartig hineingesteigert, dass sie tatsächlich dachten, die Kombination von „Science Fiction“ und „Österreich“ sei das wichtigste, was je in der Kunstgeschichte gab!
Sie waren von der fixen Idee besessen (wir könnten auch sagen: von der „religiösen Idee selbstindoktriniert“), dass Aliens ganz einfach urspannend sein müssen, wenn sie ihr Alien-Getue nicht in den USA und nicht in England usw, sondern in Österreich tun.
Na ja……
……nachem das Unvermeidlichen geschehen ist und der Film gräßlich floppte, haben mir diese lieben Leute sehr leid getan…
……und ich hab mir so im Stillen gedacht, dass eine „view case“-Diskussion viel Leid erspart hätte!!
….Und da denke ich mir eben, wenn ich hier von „Gedankensplittern“ lese, also von neu aufgestossenen Türen, möglicherweise neuen Projekten: „Den Überblick bewahren!“
„Bedeutungen abwägen!“ -und möglicherweise ganz neue, tatsächlich unerwartete Wege einbringen – das alles verstehe ich unter use case.
LG KNI