Es kann nicht der Normalfall sein

Jetzt wurde der Song Contest Sieg von Conchita Wurst groß gefeiert als ein Sieg der Toleranz.

Und tatsächlich ist es so, dass die Toleranz einen wichtigen Wert darstellt.

Ich kenne einen Software Entwickler, der ist ein sogenannter Nachtmensch. Das heißt, es fällt ihm von Natur aus schwer vor 1 oder 2 Uhr schlafen zu gehen und vor 11 Uhr im Büro zu sein.

Ich glaube, wir alle kennen solche Menschen und ich will jetzt keine Namen nennen.

Und dieser Mensch ist von Herzen dankbar für die Toleranz, die ihm seine Kollegen und Vorgesetzten entgegenbringen, seine Arbeit erledigt er ja zuverlässig und das gar nicht einmal so schlecht.

Darum verstehe ich auch Bundeskanzler Faymann, der in einer ersten Reaktion davon gesprochen hat, dass sich bei Conchita Wurst die Qualität der Musik gegenüber den Anfeindungen durchgesetzt hat.

Wobei ich aber schon eher glaube, dass der eine oder andere Juror einfach „Russland eins auswischen“ wollte, na gut, so ist das eben.

Und eigentlich geht es ja um die Freiheit. Um die Freiheit von Angst, „durch den Rost zu fallen“, nur weil man „ein bisschen anders“ ist.

Und um die Freiheit dafür, nach dem eigenen Gewissen leben zu dürfen. Nein, es ist nicht alles gut, was die Mehrheit tut, auch Mehrheiten können irren.

Und so könnte man noch viele Gedanken hinzufügen, warum es gut ist, dass hin und wieder auch ein „spezieller“, „exzentrischer“ oder sonstwie „anderer“ Mensch große Erfolge feiern darf.

Eins jedoch möchte ich „last but not least“ erwähnen. Toleranz gegenüber „speziellen“ Menschen bedeutet eben NICHT, dass man ihr Lebenskonzept als das „normale“, das „erstrebenswerte“, das „gottgefällige“ hinstellt, sondern es bedeutet EBEN, die Besonderheit zu akzeptieren als etwas Erlaubtes und auch Gutes.

Einheit in Vielfalt, sage ich nur.

Conchita Wurst will nicht Erfolg haben, WEIL sie Probleme mit der Geschlechtsidentität hat, sondern TROTZDEM.

Somit ist es eigentlich auch gar nicht notwendig, irgendwelche „Extrawürschte“ im Gesetz und im Kirchenrecht vorzusehen, die sich ja eigentlich nur mit dem Normalfall beschäftigen sollten.

Überspitzt formuliert: Wenn wir für jeden Spezialfall ein eigenes Gesetz machen, dann haben wir in Österreich bald 8 Millionen Gesetze. 1 Gesetz Herbert Maier, 1 Gesetz Adelheid Moser, 1 Gesetz Franz Forstinger usw.

Wenn wir also auch ein kleines „Wehwehchen“, eine kleine „Besonderheit“ haben, wenn wir Angst haben, aus der Masse herauszuragen, dann sollten wir voll Vertrauen darauf hoffen, dass es immer wieder Ausnahmeregelungen geben wird, es muss nicht alles und jeder Strichpunkt im Gesetz erlaubt sein.

Ein besseres Gewissen und viel Weisheit

wünscht sich und Euch
Euer Christoph

4 Responses to Es kann nicht der Normalfall sein

  1. Kardinal Novize Igor sagt:

    Ein Gesetz ist ja sowas wie eine äußere Form; und wenn man nun davon ausgeht, dass unser Leben überreglementiert ist, dass man also versucht, mit Hilfe dieser äußeren Form innere Gültigkeit über wirklich alle Aspekte des Lebens zu erlangen, muss man über alles, was nicht in hilflose Paragraphen gefasst ist, froh sein. Zumal der Versuch, das ganze Leben in „gültig“ und „ungültig“, „richtig“ und „falsch“ zu fassen, und das noch dazu mit Hilfe des Juristischen, zwangsläufig scheitern muss.

    Das habe ich in meinen Texten über die „Abklärung“ thematisiert.

    Andererseits ergeben sich aber dort Probleme, wo zwar die eine Seite Rechtsschutz genießt, die andere aber überhaupt nicht.

    So ist zum Beispiel der Beziehungsstatus eines Menschen zb. im Fall eines Krankenhausbesuchs, bei Erbschaften etc. bedeutsam: Hier bedarf es dann sehr wohl einer Regelung für zb. homosexuelle Lebenspartner. Sonst gerät nämlich die scheinbare Kulanz, nicht alles paragraphieren zu wollen, schlicht zur extremen Übervorteilung einer Seite.
    Spielt, wenn da auf einmal diese Kulanz ins Spiel kommt, nicht etwas Unbewusstes mit? Dass dieses Lockere nicht eher das Gegenteil meint?

    Oder anders gesagt: Unlogischer als Unlogik ist nur noch die selektive Logik……die Logik nämlich, die nur dann eingesetzt wird, wenn es einem gewissen Wunsch- oder Nichtwunschdenken entspricht……

    …nebenbei gesagt, scheint mir gerade das ein Indiz für die Gefährlichkeit selektiver Logik zu sein: Dass logisch talentierte Menschen (ich nenne sie jetzt mal die „Homosexualität-ist-heilber-Tekkies“) auf einmal von der „Heilbarkeit der Homosexualität“ sprechen, von der „Homosexualität als Krankheit“ wo doch hinlänglich geklärt ist, dass diese sexuelle Orientierung auch zb. bei den Bonobo-Affen existiert, den nächsten Verwandten des Menschen! Hier lässt sich wohl nur schwer von einer „zivilisatorischen Degeneration“ sprechen.
    Das selektive dieser Logik liegt nun darin, dass solche Tekkies zwar ihre eigenen, leicht eigentümlichen Ansichten frei heraus postulieren, ohne auch nur irgend einen Beweis erbringen zu können.
    Wenn nun jemand gegen diese ihren Theorien das Wort erhebt, und vom Offensichtlichen spricht: die Massenselbstmorde der von ihrer Homosexualität „Geheilten“ in den USA, das Verhalten der Bonobo-Affen, psychotherapeutische Erkenntnisse, die Legion sind…, dann fordern Sie aber geradezu abstruse Beweise: Studien mit Millionen von Teilnehmern, durchgeführt von Wissenschaftlern mit gottähnlichem Status etc – während sie selber ihre Theorien unbedarft in den diskursiven Raum schleudern.

    Das können sie auch ohne weiters tun, da jene „Beweise“, die sie von der Gegenseite fordern, doch von ihnen, den Tekkies, nie anerkannt werden würden: Entweder würden Sie dann den Wissenschaftlern Korruption vorwerfen, oder 10 Millionen Probanden wären ihnen immer noch nicht genug, etc.
    Selbst wenn man unsere Homosexualität-ist-heilbar-Tekkies unter einer Tonne perfekt durchgeführter wissenschaftlicher Studien begraben würde, die das Gegenteil beweisen – sie würden es ja doch nicht glauben. Weil sie es nicht glauben wollen.

    Sie nutzen ihre gut ausgefeilte Logik, um sich samt ihren Emotionen hinter ersterer zu verstecken. Sie stehen zwar über ihrer Logik, aber unter ihren Emotionen. Die Logik wird teils ge- und teils missbraucht. Das meine ich mit selektiver Logik.

    Es scheint also ein Gebot der -nichtselekiven- Logik, sich erst einmal zu überlegen, was „normal“ überhaupt heissen soll. Man frage mich auch nicht dazu, ich habe noch nie einen normalen Menschen getroffen.

    Und träfe ich einen normalen Menschen, wäre das so sensationell, dass alle Zeitungen voll sein müssten davon, über Rundfunk und Internet und Fernsehen müsste man es verkünden!

    LG KNI

  2. Yeti sagt:

    Hallo KNI

    Ja, da hast Du natürlich einen wunden Punkt meiner Argumentation getroffen.

    Wenn homosexuellen Paaren zum Beispiel im Krankenhaus untersagt wird, sich gegenseitig zu besuchen, weil nur „Angehörige“ vorgelassen werden, dann hört sich der Spaß natürlich auf.

    Insoferne muss man wohl wirklich jeden Punkt und jeden Beistrich per Gesetz regeln, weil die Administratoren der Krankenhäuser ja die Stimme der Vernunft nicht kennen, sondern sich blind an das Gesetz halten (seufz).

    Aber Deine Argumentation führt auch zu einem weiteren Problem:

    Wenn es um gesetzliche Regelungen geht, dann geht es ja nicht nur um so „selbstverständliche“ Sachen wie das Besuchsrecht im Krankenhaus, sonder es geht auch um „handfeste“ finanzielle Interessen.

    Wie ist das jetzt mit Erbschaft, Witwenpension, usw.

    Hier möchte ich doch noch erwähnen, dass die Gemeinschaft von Mann und Frau gewisse Vorrechte genießt, und zwar mit gutem Grund.

    Denn es wird hier an der Gesellschaft ein wertvoller Dienst geleistet – die Erziehung und Obsorge über Kinder, solange bis sie erwachsen sind. Dieser Dienst wird durch diese Vorrechte, zwar nicht vollständig, aber immerhin ein bisschen abgegolten.

    Und ob homosexuelle Paare Kinder (insbesondere Kleinkinder) aufziehen sollten, darüber muss man meiner Meinung schon einmal ehrlich diskutieren.

    Meint
    Euer Christoph

  3. hansarandt sagt:

    Ich habe zwei Fragen und einen Hinweis: Die erste Frage bezieht sich auf deine „Drehbücher“, ich habe gedacht, das sind so kleine aufgeschriebene Theatherstücke die du aus deinen Gedanken gemacht hast, finde da aber nur kryptische Comuterhandbücher, habe ich da was falsch verstanden? Ich habe mich dafür interessiert, weil ich selber sowas mache. http://hansarandt.wordpress.com/georg-die-sitcom/
    Die zweite Frage ist ganz privater Natur. Ich fliege morgen mit meiner Frau nach Wien und bleibe da bis nächsten Mittwoch. Gibt es irgendwas in dieser wunderbaren Stadt, das ich mir unbedingt anschauen sollte? Ein Geheimtipp vielleicht?

  4. Yeti sagt:

    Sorry für die späte Antwort.

    Was Wien betrifft, folgende Hinweise:

    Die „typischen“ Heurigen-Gegenden in Wien sind eher von Touristen überlaufen, auch der Prater und die anderen kulturellen Attraktionen (Ringstraße, Museen, etc.).

    Wenn ich gut essen gehen will gehe ich ins Restaurant Alt Sievering in der Sieveringer Straße im 19. Bezirk (Döbling), als Heurigengegend würde ich nicht so sehr Grinzing oder Neustift empfehlen (obwohl es da gute Heurige gibt), da diese Gegenden eher überlaufen sind, sondern eher Stammersdorf im 21. Bezirk (sogenanntes Trans-Danubien, weil jenseits der Donau gelegen).

    Ein typisches Cafe-Haus (mit netter Bedienung, W-Lan und Kleinigkeiten zum Essen) ist das Cafe Garage bei der Bus Garage in Grinzing (Strasser Gasse), ebenfalls im 19. Bezirk.

    Gut spazieren gehen kann man am ehesten im Wienerwald (am Cobenzl gibts eine gute Aussicht auf Wien und man kann auch im Wald spazieren gehen, z.B. vom Cobenzl auf den Kahlenberg über die Jägerwiese, beides mit dem 38 A Autobus erreichbar).

    Was die Drehbücher betrifft, findet sich alles auf der „Drehbuchseite“: https://letztersein.wordpress.com/drehbuchseite/, allerdings sind es noch keine fertigen Drehbücher sondern eine Erzählung bzw. einige Fragmente: direkter Link = https://letztersein.files.wordpress.com/2012/07/ddk_1-3_20131122.pdf

    Lg

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