Manchmal frage ich mich, was mich am Kabarett so fasziniert.
Oder am Villacher Fasching (in seinen besseren Zeiten).
Ist es nicht so, dass uns der Komödiant einen Spiegel vorhält, in dem wir uns selbst erkennen? Und ist nicht dieses Lachen eigentlich ein Lachen über mich selbst, über meine Fehler, meine Abgründe und meine Ungereimtheiten?
Und erfüllen die Komödianten, diese modernen Till Eulenspiegels nicht eine geradezu göttliche Mission?
Ich habe mich schon einmal gefragt, was diese Aussage aus dem Glauben bedeutet, dass wir Menschen ja als Ebenbild Gottes erschaffen werden. Ist es nicht so, dass wir durch die Vertreibung aus dem Paradies unser Ebenbild verloren haben, unseren Spiegel, unser Gewissen? Wir haben nicht nur Gott verloren, sondern eben dadurch uns selber.
Und wenn man kein Gewissen mehr hat, dann braucht man diese Vorurteile – eben diese „Erkenntnis von Gut und Böse“ -, die uns die gesamte Buntheit und alle Schattierungen des menschlichen Lebens „vom Halse schafft“ und uns hilft, schnell und simpel Entscheidungen zu treffen.
Aber ob das dann gute Entscheidungen sind?
Ich wünsche uns allen viel mehr Humor und ein ausgeprägtes Gewissen
meint
Euer Christoph
Sensationeller Text.
Lasse mich noch ein wenig darüber sinnen, ehe ich was antworte…
LG KNI
Also nochmals: super Text!
Die Frage ist: Ob wir das Gewissen nicht überhaupt erst durch den Sündenfall erlangt haben.
Was mir sehr gut gefällt, ist: Wenn nun wir quasi im Spiegel Gottes sind, und uns die kabarettisten einen Spiegel vorhalten, wie natürlich auch die Künstler, Philosophen, Schriftsteller: dann wäre das alles eine Parallele zum göttlichen Tun.
Und tatsächlich habe ich „Reflexion“ immer als etwas göttliches empfunden……
…danke für die Verbildlichung!
LG KNI
Danke, auch ich habe soeben Deinen Text
http://novizeigor.wordpress.com/2013/01/02/zeitalter-der-abklarung-5/
gelesen und war begeistert von der klaren Analyse.
Vielleicht denkt nicht jeder so, wie Du es dort geschildert hast, aber ich glaube auch, dass es einen Trend in jene Richtung gibt, dem man entgegenwirken sollte.
Ob wir das Gewissen erst durch den Sündenfall erlangt haben?
Hmmmmm, wenn wir die Genesis nicht so sehr als Geschichtsbuch auffassen, sondern eher als eine Beschreibung von einzelnen Episoden der psychologischen Entwicklung eines Menschen (in seiner Beziehung zu Gott).
Ja, kann ich mir gut vorstellen, wenn man das Gewissen als eine Art Instanz betrachtet, die die Güte von Handlungen beurteilt.
Allerdings stelle ich mir unter dem Gewissen nicht so sehr eine Art „inneren Richter“ vor, der mich sich schlecht fühlen läßt, wenn ich etwas Böses getan habe, sondern eher als eine Art „inneren Antrieb“, der mich erst motiviert, das Gute zu tun.
meint
Euer Christoph
ich hab jetzt auch KNIs Abklärung Nr.5 gelesen und hab eine Anmerkung zu Yetis Kommenatr dazu – darum hier und nicht dort:
„dass es einen Trend in jene Richtung gibt“ – mein Lieblingsphysiker Richard P. Feynman klagte in den 1960ern provozierend über das herrschende „unwissenschaftliche Zeitalter“, weil die gerade so verherrlichten Erkenntnisse keinen Eingang in die Gesellschaft fanden. Feynman mokierte sich z.B. über die Lügen in der Werbung, wo doch offensichtlich ist, dass dort Vieles nicht stimmt. Aber auch damals war vermeintliche SIcherheit für die Prodkutentscheidung wichtiger als Wahrheit oder Vernunft. Wie wüßte ich ohne Werbung, welcher Softdrink jetzt wirklich gesünder ist ;- ?) Jener oder ein ähnlicher Trend ist also nicht ganz neu.
Ha, ich hatte gerade eine grammatikalische Erleuchtung: DIE Erkenntnis vs. DAS Erkenntnis. im Gerichtswesen wird ja meist die sächliche Form verwendet. Ob das ewtas zu bedeuten hat, einen Bedeutungsunterschied markiert? Fehlt mir das jetzt die oder das Erkenntnis? Ist das jetzt gut oder böse 🙂
Du meinst jetzt bezogen auf den „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“, den man vielleicht besser nennen sollte den „Baum des Erkenntnisses von Gut und Böse“ ?
Hört sich interessant an 🙂
da liegt eben der Unterschied: das Gericht bzw. die Geschworenen befinden ja nur schuldig oder nicht schuldig (im Sinne der Gesetzeseinhaltung). Gut oder böse steht dort nicht zur Debatte.
Ja, das ist ja der Knackpunkt.
Wenn wir sozusagen „im Angesicht Gottes“ leben, dann ergibt sich gut und böse automatisch, sozusagen als „in Eintracht mit Gott“ bzw. „in seiner Gegenwart“ oder eben „in Abwesenheit Gottes“ bzw. „gegen ihn“. Mit einer Einhaltung oder Nichteinhaltung von Regeln hat das eigentlich nichts zu tun.
Wenn nun Gott – der die Liebe ist – abwesend ist, dann bleibt das Gesetz, also die Regeln.
Und dann sitzen Menschen über andere Menschen zu Gericht und es kommt zu einem Erkenntnis von gut und böse (bzw. schuldig oder unschuldig), was ja eigentlich schon in sich das Böse ist.
Wenn wir hingegen alle im Angesicht Gottes – der die Liebe ist – lebten, dann bräuchte niemand den anderen zu bewerten. Ein vorsichtiger Hinweis „so, wie Du das jetzt gemacht hast, war das für mich nicht optimal“, würde zur Selbsteinsicht, Läuterung und Besserung führen. Strafen wären dann nicht mehr nötig.
Meint
Euer Christoph
Wenn… meine Oma Radln hätt, wärs a Omnibus.
Eine gewisse Realitätsnähe kann man selbst als Konstruktivist (der ja die Existenz einer absoluten Realität stets anzweifelt) verlangen 🙂
Dass Strafe an sich nichts (im Sinne unserer
Diskussion Erstrebenswertes) bringt, scheint psychologisch evident. Dass aber ein vorsichtiger Hinweis zur Selbtseinsicht und Läuterung führt, ist Illusion – abgesehen von der Frage, warum gerade „unser“ Gott vorgibt, was „besser“ ist.
Regeln werden immer zusätzlich benötigt werden, schon allein weil auch das Handeln aus „göttlicher Liebe“ heraus nicht immer für alle Beteiligten gleich „optimal“ sein kann.
[…] in einem meiner letzten Artikel (“Der Spiegel und das Ebenbild”) habe ich mir erlaubt auf folgenden religiösen Umstand […]
[…] zwei meiner letzten Artikel (“Der Spiegel und das Ebenbild” und “Weißt Du, wer Du bist?”) habe ich nach langer Zeit wieder einmal ein bißchen ein […]