Ich möchte also drei Beiträge über das Vater Unser schreiben, das ich wie folgt in drei Abschnitte einteile:
1. Wie man Gott anspricht
Vater unser im Himmel,
2. Die himmlischen Dinge
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
3. Die irdischen Dinge
Unser tägliches Brot gib‘ uns heute,
und vergib‘ uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Und beginne hiermit mit dem ersten Abschnitt:
Wie man Gott anspricht
Kann man / soll man Gott direkt ansprechen?
Da fallen mir zwei Punkte ein.
Erstens: soll man Gott überhaupt ansprechen? Werden uns die Atheisten dann nicht vorwerfen, dass wir als Erwachsene immer noch mit unserem imaginären Freund reden? Ist das nicht ein Zeichen eines schlecht entwickelten Selbstbewußtseins?
Zweitens: soll man Gott direkt ansprechen?
Ich meine, wir sprechen Gott doch sehr of indirekt an, meinen aber eigentlich jemand anderen.
Wie viele Fürbitten in der Messe strotzen nur so vor Pädagogik, die eigentlich an das Auditorium gerichtet ist?
Und wie oft erleben wir Priester, die bei der Ausformulierung bzw. Betonung ihrer Gebete in der Liturgie eher an das „Publikum“ denken, und nicht so sehr an den Herrn?
Ist das OK?
Ich denke nicht, denn Gott hat es sich durchaus verdient, dass wir ihn direkt ansprechen und nicht nur „von der Seit’n“.
Und wie sollen wir ihn jetzt direkt ansprechen?
Nun, Jesus verwendet das Wort „Vater“, also ist Gott sozusagen unser „Pappi“.
Und zweitens: er ist nicht „mein“ Vater, sondern er ist „unser“ Vater.
Jemand, der das Vater „unser“ betet, kann zu seinem Mitmenschen nichts mehr anderes sagen, ausser „Lieber Bruder“ und „Liebe Schwester“ (und „Liebes Diverses“, natürlich 🙂 ).
Trotz aller Nähe und Vertrautheit, er ist der Vater „im Himmel“, also gibt es schon eine gewisse Distanz. Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken, und wir sind nicht in der Lage, die Dinge „aus seiner Sicht“ zu sehen.
Meint
Euer Christoph
Veröffentlicht von Yeti