Letzte Woche habe ich mich plötzlich gefragt, was eigentlich der wesentliche Unterschied ist, zwischen den beiden Aussagen (A) „Ich habe einen Arbeitsplatz“ und (B) „Ich habe ein Geschäft“.
„Nun gut“, wirst Du sagen: „der Unterschied könnte nicht größer sein, als er ist zwischen selbständig und angestellt“.
Und: „Wo noch könnte es einen größeren Unterschied geben?“
„Trotzdem“, werde ich sagen: „wenn man es auf den allerletzten Grundbegriff der Betriebswirtschaft herunterbricht, auf die Begriffe von Produktionsergebnis (Bruttoumsatz) sowie Vorleistungen und persönlicher Wertschöpfung (Nettoeinkommen), dann kann in folgendem Diagramm kein prinzipieller Unterschied zwischen der Arbeit eines Selbständigen und der Arbeit eines Angestellten festgestellt werden:“
Erklärung – Bruttoumsatz
Angenommen, der Angestellte (A) arbeite für eine bestimmte Geschäftseinheit, dann meine ich mit Bruttoumsatz den Anteil des Bruttoumsatzes der Geschäftseinheit, für den er selbst „verantwortlich“ *) ist.
*) in vielen Fällen sind Angestellte z.B. „verantwortlich“ für ihren persönlichen Zeitaufwand, der in Form von internen Stundensätzen an andere Geschäftseinheiten im Unternehmen verrechnet wird.
Im Fall (B) ist es der gesamte Bruttoumsatz des Geschäftes, für den der Eigentümer ja insgesamt „verantwortlich“ ist.
Im Falle eines Einpersonenunternehmens (EPU) ist hier also gar kein Unterschied zum Angestellten zu entdecken, je größer das Geschäft aber wird – je mehr Personen im Geschäft mitarbeiten – desto stärker wiegt natürlich die Verantwortung der Eigentümer, wie wir zugeben.
Verantwortung hat jedoch in obigem Diagramm keinen Platz
(da geht es nur ums Geld, um Umsätze, Kosten und Gewinne).Ausgenommen man modelliert das „Verantwortungsproblem“ mit den Gesetzen von Angebot und Nachfrage:
Je mehr Verantwortung man an einem Arbeitsplatz tragen muss, desto weniger Leute werden sich dafür melden, sodass man mit der Bezahlung in die Höhe gehen muss.
Erklärung – Wertschöpfung
Wenn ich alle Vorleistungen – und ich meine wirklich ALLE Vorleistungen – vom Produktionsergebnis subtrahiert habe, dann bleibt mir ein Nettoeinkommen, von dem ich (und meine Familie) leben muss.
Mein allererstes Problem ist also, dass meine persönliche Wertschöpfung, mein „added value“ (mein Nettoeinkommen) so groß sein muss, dass ich (wir) davon leben kann (können).
(A) Zuallererst muss sich mein Arbeitsplatz für mich und meine Familie RENTIEREN, sonst wäre es besser, etwas Anderes zu machen
(B) Zuallererst muss sich mein Geschäft für mich und meine Familie RENTIEREN, sonst wäre es besser, etwas Anderes zu machen
Alles andere wäre dann eine Frage der Sozialgesetzgebung.
Im Fall (A) ist das für den Angestellten kein Problem, weil er mit dem Unternehmen einen fixen Lohn (bzw. ein Gehalt) vereinbart hat und die Kosten für die Vorleistungen sind eigentlich das Problem des Arbeitgebers.
Wirklich?
Na ja: Wenn ich mich an diesem Arbeitsplatz für den Arbeitgeber nicht rentiere, oder wenn sich der Arbeitsplatz generell für den Arbeitgeber nicht rentiert, dann gibt es eigentlich nur folgende Möglichkeiten:
- Es gibt MICH bald nicht mehr an diesem Arbeitsplatz
- Es gibt DIESEN ARBEITSPLATZ bald nicht mehr (hier)
- Es gibt DIESEN ARBEITGEBER bald nicht mehr (hier)
Wir sehen, dass sich der Unternehmer (B) um die Effektivität und Effizienz aller seiner Arbeitsplätze kümmern muss, aber auch der Angestellte (A) trägt Verantwortung für sich selbst (für seine Weiterbildung und Weiterentwicklung) und für Effektivität und Effizienz seines Arbeitsplatzes.
Vom Kümmern……
……kommen Schlafstörungen, sagt man.
Aber, es hilft nichts, die Kosten für die Vorleistungen müssen uns kümmern.
Wenn wir uns weiterbilden, weiterentwickeln, dann können wir unseren Teil beitragen, dass der Gesamtumsatz steigt – da ist eigentlich kein Unterschied zwischen Fall (A) und Fall (B), aber die ganze Weiterbildung und -entwicklung, all die schöne Innovation, nützt überhaupt nichts, wenn der Umsatz von den Vorleistungen aufgefressen wird.
Und, was das Kümmern um die Vorleistungen betrifft, genau da sehe ich den wesentlichen Unterschied zwischen Angestelltem (A) und Geschäftsinhaber (B). Hier kann sich der Angestellte ein wenig zurücknehmen (ganz vergessen kann auch er diese Sache nicht) und graue Haare einsparen.
Der Geschäftsinhaber muss sich darum kümmern, dass Druckerpapier da ist, wenn man es braucht, er hat aber dafür den Vorteil, dass er nicht die ganze Arbeit selber machen muss, die er ja an seine Angestellten delegieren kann.
Arme EPUs. Die müssen machen UND organisieren (dafür ist ihr Geschäft aber zum Glück überschaubar 🙂 ).
Meint
Euer Christoph
[…] Abb. 1 Gedanken machen, wer sich um die Vorleistungen kümmert (wir haben das eigentlich bereits HIER […]
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