……deswegen schon ein „großer“ Mann?
Keineswegs, möchte ich sagen.
Von einem „großen“ Mann spricht man frühestens dann, wenn er erstens seinen Job gut macht UND zweitens TROTZDEM etwas Bleibendes für die Menschheit hinterlässt.
Nikolaus von der Flüe hat sicher einen guten Job in seiner Familie getan. Aber als die Zeit reif war, hat er die Familie verlassen und ist Einsiedler geworden, um der Menschheit noch größere Güter zu hinterlassen.
Jesus war wohl ein guter Tischler, er hat das ja von seinem Vater gelernt, nimmt man an. Aber als die Zeit reif war, ging er hinaus um die Welt zu retten.
Viele technische Lösungen verrichten einen guten Job für die Menschheit. Aber wenn die Zeit reif ist, gehen sie hinaus und lassen sich von der Open Source Gemeinde nachbauen.
Meint
Euer Christoph
Dein Text oben ist, so scheint es mir, metaphorisch – das ist ja auch legitim!
Wenn ich nun die Analogieschlüsse ziehe: technische Lösungen -> weltliches Leben (Familienvater, Zimmermann…..) und open source -> geistliches Leben: Nun aber verfolgt jegliches informatisches Tun, zwangsläufig, primär weltliche Ziele.
So wäre freilich zu diskutieren, inwiefern wir diese Metapher nicht überstrapazieren: Jesus und die Heiligen haben sich ja zurückgezogen, um „weltliches“ Tun zu nicht mehr praktizieren zu müssen: „Mein Reich ist NICHT von dieser Welt!“.
Nun kann man sich freilich fragen, inwiefern nicht auch das „geistliche Tun“ – also die Eremtage von Nikolaus von der Flühe und die Kreuzigung Christi nicht auch einen weltlichen Aspekt haben und sie „für diese Welt“ geschenen sind.
Das könnte dann zum Rückschluss führen, dass ja eigentlich ein jegliches weltliches Werk wie zb. Aktienhandel (kurbelt die Wirtschaft an), Waffenproduktion (kurbelt die Wirtschaft an UND tötet die Bösen), Zuhälterei (schafft Lust und Vergnügen) etc etc prinzipiell gut ist.
Natürlich ist dieser Rückschluss falsch, weil, ganz offensichtlich, diese „hehren Ziele“ (Wirtschaft ankurbeln, Verteidigung…) nichts als Ausreden sind. Es geht darin nur um die eigene Macht, die eigene Ehre, den eigenen Ruhm, das eigene Geld.
Im tatsächlichen geistlichen Tun fällt ein weltlicher Nutzen nur als „Nebenprodukt“ an: Das Zentrum des geistlichen Tuns ist stets Gott. Geistliches Tun ist (s. Meister Eckehart, Theresa v Avila….) von der eigenen Leistung unabhängig. Das zu erkennen, IST das geistliche Tun.
Das bedeutet: open source-Programmieren ist nicht deshalb schon geistlicher Natur, weil es open-source-Programmieren ist.
Es gibt viele open-source-Programmierer, die ausschließlich weltliche Ziele verfolgen.
Wollte man die Metapher: open source -> geistliches Leben als „open source IST geistiges Leben“ interpretieren, so wäre es eine Überstrapazierung der Metapher.
Metapher heißt Vergleich, aber nicht Gleichsetzung.
Nun ist zu fragen, ob open-source-Programmieren (oder auch anderes Tun, wie Musizieren, Drachensteigen, Autos schweissen….), – nicht auch geistliche Aspekte haben können.
Aber dazu müssen wir freilich diese Metapher verlassen, denn Sätze wie: “ SO, WIE Johannes von der Flühe Eremit geworden ist, SO lassen sich auch technische Lösungen von der open-source-Gemeinde nachbauen….“ beschreiben ja für Menschen, die vom Leben Nikolaus von der Flües keine Ahnung haben, nicht, was dieses „SO, WIE“ nun bedeutet.
Also WIE hat nun Johannes von der Flüe die Gottesbeziehung in der Einsiedelei gefunden?
Dazu müssen wir erst einmal sagen: Genau wissen wir es nicht. Wir haben ja keine genauen Aufzeichnungen darüber.
Wir haben aber doch so eine Art Ahnung, und die deckt sich mit den Erkenntnissen anderer Heiliger – ich möchte da nur einige Aspekte herausgreifen: seine eigene Leistung nicht für wichtig halten, aber entspannt auf Gott vertrauen; Gott erkennen ohne eigene Leistung, aber trotzdem von seiner eigenen Würde und der Würde jedes Menschen wissen; ständig das Himmlische anzustreben; sich nicht durch Irdisches ablenken zu lassen; nicht die Anerkennung der Menschen zu suchen, sondern die Anerkennung Gottes, ……
…so irgendwie wird wohl Johannes von der Flüe die Seligkeit erlangt haben.
Wenn wir also herausfinden wollen, ob eine Beschäftigung, sei es Musizieren, Drachen steigen lassen oder open-source-Programmieren geistliche Aspekte haben, wäre es vielleicht eine Möglichkeit (so jedenfalls mein Vorschlag) – ob sie geistliche Wirkung haben.
Das muss natürlich jeder für sich selbst und sein Tun beantworten.
Nehmen wir also dein Beispiel: open-source-Programmieren her:
verhilft dir das open-source-Programmieren, deine Leistungen für nicht wichtig zu nehmen?
lässt dich open-source-Programmieren entspannt auf Gott vertrauen?
verhilft dir open-source-Programmieren, Gott zu erkennen ohne eigene Leistung?
verhilft dir open-source-Programmieren, deine eigene Würde, von jeder Leistung unabhägig, zu erkennen?
bewirkt open-source-Programmieren, dass du dich nicht vom Irdischen ablenken lässt?
….da lassen sich sicher noch mehr wichtige Fragen stellen, beantworten muss sie jedenfalls jeder für sein Tun, und jeder für sich.
Je mehr dieser Fragen man mit Ja beantworten kann, desto geistlicher wird das Tun wohl sein, und desto mehr hat es mit Jesus und Nikolaus von der Flüe zu tun.
Dass du dich aber mit dem geistlichen Leben beschäftigst, finde ich prinzipiell gut! Wie sagte Paulus: „…daher halte ich alles andere für Unrat!“
LG KNI
Stimmt, es ist eine Metapher.
Denn ich vergleiche ja nicht MICH mit Nikolaus von der Flüe etc., sondern ich vergleiche die IDEE einer technischen Lösung mit Nikolaus von der Flüe etc.
Somit vergleiche ich Ideen mit Personen, was eigentlich genau genommen eine Allegorie ist.
Meint
Dein Christoph
Hmmm. Dann bleibt aber die Frage, inwiefern du eine Idee mit Nikolaus v d Flüe (übr. nicht Johannes!!) vergleichen kannst?
d.h. was ist das SO, WIE, das die beiden verbindet?
Weil: Ideen können kein geistl. Leben führen, da sie kein Leben haben.
Es sei denn, die Idee lebt „in dir“.
Wenn du allerdings letzteres meinst, ist es gleichgültig, ob du von „dir“ oder „deiner Idee“ sprichst, die du vergleichst – das läuft dann auf dasselbe hinaus!
Dann wäre es doch wieder eine Metapher.
LG KNI
WIE Nikolaus von der Flüe Geld verdient hat, um seine Familie zu ernähren, SO hat die Idee, da sie patentiert war, Geld verdient für ihren Erfinder.
Aber da der Erfinder mittlerweile von etwas anderem lebt, kann er die Idee freilassen und sie kann dann FÜR GOTTESLOHN in anderen Produkten weiterexistieren.
Dazu braucht es meistens einen „Finder“, also keinen „Erfinder“, der die Idee „findet“ und nicht „erfindet“
Es gibt ja bekanntlich „ERfindungen“ und „FINdungen“.
Das ist der natürliche Lauf der Dinge
Kann man der Welt wirklich etwas größeres hinterlassen als ein Kind?
Hängt davon ab, ob das Kind „gut“ erzogen worden ist. Damit meine ich jetzt nicht ein „gehorsames“, „braves“ Kind, sondern ein Kind, das den Kern eines „vollendeten Geschöpfes“ in sich trägt.