In meinem letzten Beitrag über das Gewissen und die Menschenrechte (siehe HIER) hatte ich wie folgt geendet:
Dieses Gefühl „WIR SIND DIE GUTEN“ kann man nun in den Kampf mitnehmen, in den Konkurrenzkampf der „Wertekreise“, den wir ja alle gewinnen wollen.
Doch wollen wir das wirklich?
Gewissen und Gerechtigkeit
Im letzten Kapitel war die Rede vom Selbstwertgefühl und vom guten Gewissen, die hand in hand gehen.
Und es war die Rede von einem „Konkurrenzkampf der Wertekreise“, in dem es offensichtlich darum gehe, den eigenen Leuten möglichst ein gutes Gewissen zu machen, damit diese sich im Kampf leichter tuen.
Wenn man nun im Römerbrief liest
Röm 3,23 Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
Röm 3,24 Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.
dann bekommt man so ein komisches Gefühl, als ob dem Apostel Paulus diese Gesetzmäßigkeiten nicht bekannt gewesen wären.
Wollte er seinen Leuten „ein schlechtes Gewissen machen“? Das wäre doch klar kontaproduktiv.
Auch wenn der Papst Franziskus immer wieder darauf drängt, dass die Missbrauchsfälle in der Kirche ehrlich und wahrheitsgemäß aufgearbeitet werden müssen, dann denkt man sich unwillkürlich: „Will er die Kirche vernichten?“.
Wie geht das zusammen?
Nun, erst einmal müssen wir uns im Klaren sein, was Gott eigentlich von uns will:
Hos 6,6 Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, / Gotteserkenntnis statt Brandopfer.
Natürlich ist es schön, wenn die Kirche viele große und stattliche Gebäude hat, in denen man das Opfer feiern kann, und natürlich ist es beeindruckend, wenn sich hunderttausend Menschen bei einer Papstmesse versammeln, keine Frage,
aber primär hat das mit dem Willen Gottes nichts zu tun.
Den Willen Gottes erfüllen wir, wenn wir jeden Tag in unseren kleinen alltäglichen Begebenheiten der Liebe den Vortritt lassen.
„Put a little love in your heart“.
Dann ist unser gutes Gewissen nicht nur ein „gesellschaftlich aufgepfropftes Gefühl“, sondern hat tatsächlich etwas mit Gerechtigkeit zu tun.
Meint
Euer Christoph
Dieser Text besteht aus einem Anfang, der kein Ende hat und aus einem Ende ohne Anfang.
Wir sind also bei dem Gewissen bei Röm 3,24.
Dann sind wir auf einmal bei den Missbrauchsfällen und den großen Kirchengebäuden, und sehr diffus, bei der Liebe.
Letzteres anscheinend als Gegenkonzept, wobei aber doch auffällt, dass das eben erstere beide, die Pfuigack-Priester und die ach so bösen Kirchen (die aber die Touristen bringen) die abgelutschten Themen der Taufscheinchristen und der Kampfatheisten sind, um sich nicht mit Christus konfrontieren zu müssen. Also: Jo, eh.
Jo, eh, die Liebe ist für die Gewissensbildung wichtig, aber, das muss ich jetzt schon sagen, diese Antwort ist fast schon tautologisch und bringt daher sehr wenig.
Die Missbrauchsfälle und die Kirchengebäude wiederum sind schon fertige Gewissensentscheidungen und sagen nicht, WIE sie denn zu dieser Entscheidung kamen. Darum geht das wieder am Thema vorbei.
WARUM wird ein Missbrauchstäter ein solcher? DAS wäre eine interessante Frage, wenn es tatsächlich ums Gewissen geht. Und selbst diese Frage ist dann wieder nur ein Spezialfall.
LG KNI
Ja natürlich.
Als ich diesen Beitrag geschrieben habe, war ich ein bisschen „in a hurry“, weil ich den vorhergehenden Beitrag nicht so stehen lassen konnte.
Nächstes Wochenende mehr dazu.
Lg
Beim Schreiben zu hudeln, bringt selten was. Außer vielleicht bei der Poesie.
Gutes Schreiben hat sich Zeit verdient.
Um das Thema für nächste Woche (oder wann auch immer) wieder auf Schiene zu bringen: Wir waren bei der Frage: WAS ist das Gewissen (und noch nicht: WIE gebrauche ich es?)
LG KNI
Aktennotiz:
Seitendiskussion:
1) Was ist ein „gutes“ Gewissen
2) Was hat das Gewissen mit Heiligkeit zu tun?
3) Der Heilige weiss, dass er sündigt, solange er lebt
Der Gauner weiss, dass er lebt, solange er sündigt
4) Das Büchlein ist noch nicht abgeschlossen -> viele offene Fragen
5) Gewissensbildung -> Gefühle und Vernunftserkenntnis in Einklang bringen / Ein Mensch „aus einem Guß“
6) Das „gute“ Gewissen ist in erster Linie das „gute Gefühl“, hat aber nichts mit „tatsächlicher Heiligkeit“ zu tun