Nun habe ich versprochen, noch ein wenig über den Widerspruch zwischen Gefühlen und Vernunft zu schreiben, wenn es um das Gewissen geht.
Denn „in erster Linie“ ist ein schlechtes Gewissen ein Gefühl. Wir fühlen uns schlecht, wenn wir der Autorität durch unsere Taten widersprochen haben. Das ist letzten Endes eine Angst.
Aber das Gewissen hat auch viel mit Vernunft zu tun………..
Christliche Entscheidungsfindung
Jetzt haben wir uns also viele Gedanken über das Gewissen gemacht, und wir haben uns sogar zu der Aussage verstiegen, das Gewissen sei „in erster Linie“ ein Gefühl.
Ganz zu Beginn des Büchleins hatten wir aber eine Definition des Gewissens aufgeschrieben, wonach das Gewissen eine „Eigenschaft der Vernunft“ sei.
Haben wir uns hier nicht in einen Widerspruch verstrickt?
Na ja, überlegen wir uns einmal, wie wir normalerweise Entscheidungen treffen.
Da sind einerseits die einfachen, kurzfristigen Entscheidungen, die fast instinktiv – eben entsprechend unserer Gefühle und Triebe – getroffen werden.
Wenn ich aufs Klo muss, dann muss ich aufs Klo. Da ist nicht viel zu überlegen.
Und bevor ich verhungere, werde ich mich auf den Weg in den Supermarkt machen, vielleicht auch die Küche putzen, jedenfalls ist auch hier ziemlich klar, was getan werden muss und man kann hier ruhig seinen Gefühlen vertrauen.
Aber was ist mit den langfristigen Entscheidungen? Mit den Lebensentscheidungen?
Soll ich in diese Schule gehen? Soll ich dieses Studium beginnen?
Soll ich mit dieser Frau / diesem Mann eine Partnerschaft eingehen?
Soll ich in dieses Kloster gehen?
Soll ich aus der Kirche austreten?
Alle diese langfristigen Entscheidungen, die sozusagen mein gesamtes Lebenskonzept betreffen, wie wage ich mich an diese?
Nun, wir werden versuchen, das Pro und das Contra abzuwägen, wir werden uns wahrscheinlich sogar beraten lassen und wir werden ziemlich lange „über dieser Entscheidung brüten“.
Wenn wir Gläubige sind, dann werden wir sogar Gott um Erleuchtung bitten, eventuell in den Stephansdom gehen und ein Kerzerl anzünden, und wir werden also mit unserem Gewissen in Beratung gehen.
Trotzdem werden wir nicht genau wissen, warum und wieso wir diese Entscheidung getroffen haben. Eines Tages, wenn wir gerade nicht sehr angespannt sind, wenn unser Gewissen ein wenig zur Ruhe gekommen ist, werden wir „einfach wissen, was wir wollen“.
Diese „vernünftige“ Vorgehensweise ist also eine Mischung zwischen Intellekt – wenn wir unserer Intelligenz die Pros und Contras vorlegen – und unserer „Erkenntnisfähigkeit“.
Eine Erkenntnis ist ein Geschenk des Hl. Geistes, das wir nicht verdient haben, und ich würde folgende Gleichung aufstellen:
Vernunft = Intelligenz + Erkenntnisfähigkeit
Die Gefühle, die auch zum Gewissen gehören, könnte man mit einer gewissen Berechtigung auch als eine „niedrigere“ Stufe der Intelligenz bezeichnen, da Gefühle näher an der Materie, am Sinnlichen liegen, und Intelligenz eher schon in Richtung Geist geht (wenn wir das Universum in Materie + Geist zerlegen wollen).
Meint
Euer Christoph
Gefällt mir gut;
einige Sachen, die mir dazu noch einfallen:
ich habe ja selbst einmal über das Gewissen geschrieben:
Vielleicht findest du da etwas, das deinen Untersuchungen weiter hilft.
Eine generelle Überlegung: Viele Atheisten glauben nicht an das Gewissen. Sie sagen, es sei eine Illusion, und jede Entscheidung sei ohnedies durch Biologie und Soziales (die Woke-Sekte sagt: NUR durch Soziales (Patriarchat etc)) determiniert.
Als Christen können wir das zwangsläufig nicht so stehen lassen.
Meine Definition für das Gewissen (siehe meine diversen Postings) ist: Eine Schnittstelle zu Gott. Wobei es freilich mehrere Schnittstellen zu Gott gibt, diese also verläuft über Seine Gebote.
WENN nun aber das Gewissen eine Schnittstelle zu Gott ist, kann sie nicht vollständig mit unseren Worten beschreibbar sein, siehe auch link oben; da habe ich in Gleichnissen gesprochen.
Über den „irdischen“ Anteil jedenfalls ist das Gewissen mit dem Verstand verknüpft. Im himmlischen Anteil würde ich hingegen (siehe auch link) die fundamentale Erkenntnis von Gott und Böse einordnen, irgendwo dazwischen die von Paulus genannte „Unterscheidung der Geister“.
Gesegnete Pfingsten!
LG KNI
Die „Erkenntnisfähigkeit“ ist so gesehen nicht NUR eine Fähigkeit unsererseits, über die wir frei verfügen, sondern auch eine Gabe von oben, vielleicht sollte man sie „Erkenntnisgnade“ nennen.
LG KNI